Nimm ein das gute Land, das Gott dir gibt
Notes
Transcript
Nimm ein das gute Land, das Gott dir gibt
Nimm ein das gute Land, das Gott dir gibt
Liebe Gemeinde,
Montags ist wieder Demotag in Mitteldeutschland. Auch in Altenburg gehen über 1500 Menschen demonstrieren. Man geht wieder auf die Straße, weil die Menschen unzufrieden sind und nicht nur das. Ich denke auch, weil sie Angst haben. Es ist ja politisch gesehen keine gute Zeit, in der wir leben. Ja sie ist sogar noch schlimmer als die Zeit des Corona-Hochs vor 2 Jahren. Es ist nicht nur die Sorge um die persönliche Zukunft wegen der Inflation, der steigenden Preise und der galoppierenden Energiekosten, das die Menschen umtreibt. Und damit verbunden die Unzufriedenheit über die Regierung und ihre Politik, sondern überhaupt die Angst vor der Zukunft. Was ist, wenn der Krieg in der Ukraine zu einem Krieg in ganz Europa wird? Es ist die Angst vor einem Krieg. Alles ist unberechenbar geworden.
Und wir müssen die Ängste der Menschen ernst nehmen. Ja, es sind auch unsere Ängste. Ängste, die auch in uns aufkommen. Doch muss man dann sogar für Putin und seine Politik demonstrieren oder vielleicht für faule Kompromisse? Es gibt sogar Leute, die demonstrieren um des Demonstrierens willen, weil sie mit allem und über alles unzufrieden sind.
Und heute feiern wir hier in unserer Kirche Erntedank. Ich würde sagen, das ist eine Demonstration ganz anderer Art. Es ist eine Demonstration des Trotz allem, die Demonstration, dass uns das Leben geschenkt ist.
Wenn wir an das bisher verlaufene Jahr 2022 denken, fällt uns sicher viel negatives ein. Außer dem Krieg in der Ukraine auf jeden Fall die Dürre in diesem Jahr und damit verbunden die Waldbrände und die teilweise geringer ausfallende Ernte, dann der mit dem Krieg in der Ukraine verbundene wachsende Hunger in der Welt. Denn die Ukraine war und ist die Kornkammer Europas. Und dann die Teuerungen, die bisher waren und die die noch auf uns zukommen.
Dennoch haben wir heute hier und jetzt viel Grund auch in diesem Jahr wieder zu Danken. Und Zeichen dafür sind die Erntedankgaben, die Sie wieder in diesem Jahr hier in die Kirche gebracht haben.
Denn Essen und Trinken haben wir bisher immer reichlich und viel. Und wir sind dankbar für die große Solidarität in unserem Land gegenüber den Menschen in der Ukraine. Ich denke, da liegt viel Segen darauf.
Und Segen ist etwas, was wir in unserem Leben benötigen, egal ob wir in schwierigen oder in guten Zeiten leben. Und eine große Segenszusage Gottes an sein Volk Israel wollen wir heute am Erntedankfest hören. Ich wünsche, dass Ihr diese Segenszusage auch als Ermutigung für Euch gerade in dieser schweren Zeit hört: Wir lesen aus 5. Mose 8,7-18:
7 Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen,
8 ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt,
9 ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust.
10 Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
11 So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst.
12 Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst
13 und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt,
14 dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft,
15 und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen
16 und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte.
17 Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen.
18 Sondern gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.
Da war das Volk 40 Jahre lang in der Wüste unterwegs. Es war keine gute Zeit für die Leute. Sie hatten wenig Nahrung und sie mussten von einer Quelle zur nächsten wandern. Sicher sie hatten die Zusage der Versorgung durch Gott, mit dem Manna. Aber es reichte eben nur von einem Tag zum anderen. Also sie wurden ganz schön auf die Glaubensprobe gestellt.
Und so gut war das mit ihrem Vertrauen auf Gott nicht bestellt, denn sonst hätten sie nicht 40 Jahre durch die Wüste wandern müssen. Den meisten war bereits vorher klar, dass es vermutlich kein Nachmittagsausflug sein würde. Aber mit 40 Jahren, also 2 Generationen – damit hatte nun niemand gerechnet. Denn auch wenn man großzügig rechnet – die Wegstrecke zwischen der Provinz Gosen in Ägypten und dem Gelobten Land beträgt bestenfalls 550 Kilometer. Und dafür braucht man, selbst in einer großen Gruppe mit alten Menschen und kleinen Kindern einige Monate, ein halbes Jahr vielleicht. Pausen eingerechnet.
Doch irgendwann war es nun doch so weit. Sie stehen davor, um in das Land der Verheißung einzuziehen. Sie sollen jetzt das gute und schöne Land der Verheißung, das reichlich Erträge bringt, also ein reich bewässertes Land einnehmen. So hatte es ihnen Gott verheißen. Es ist das Geschenk Gottes an sie. Die Produkte dieses Landes kommen von Gott, und nicht von irgendwo her und nicht auch nicht von dem Fruchtbarkeitsgott Baal.
Bisher hatte fast niemand dieses Land mit eigenen Augen gesehen. Ein paar Kundschafter hatten dort Ausschau gehalten, sich unter die Einheimischen gemischt. Was sie bei ihrer Rückkehr zu erzählen hatten, klingt ziemlich phantastisch.
Ein „Land, das von Milch und Honig fließt“ – so schwärmen sie. Nach all den Jahren in der Wüste ein Schlaraffenland. Jetzt also sollen sie alle dieses sagenumwobene, verheißene Land selbst betreten können. Das Neue schafft eine gewisse Spannung. Wird es wirklich so sein wie erhofft, ersehnt, erwünscht? Oder wird es eine Enttäuschung? Eine von so vielen. Noch kann das niemand sagen.
Ist dieses Bild nun gegenüber der Realität von Palästina nicht überzogen? Wenn wir das heutige Israel sehen, wissen wir, um die Wasserknappheit mit der die Menschen zu kämpfen haben. Es wird sicher damals auch nicht viel anders gewesen sein. Wir wissen aber auch um die Früchte, die man heute in Israel mit einer klugen Bewässerungstechnik erntet.
Man muss wissen, das Land der Verheißung ist nicht menschenleer, sondern es gibt schon dort Kultur, aber nicht nur landwirtschaftliche Kultur, sondern auch Stadt- und Industriekultur. Und wir wissen, dass diese Landnahme nicht immer friedvoll war und ganz unterschiedlich erfolgte. Dennoch wird uns hier mit diesen Worten deutlich gemacht, dass alles dazu dient, dass Israel nach der Befreiung aus Ägypten auch im Land der Verheißung Grund genug hat, seinen Gott zu preisen. Gott ist nicht nur im Mangel zu fürchten und zu ehren, sondern auch im Überfluss zu lieben und zu ehren.
Da sind wir eigentlich schon wieder bei uns: Trotz aller Sorgen und Ängste, die uns in diesen Tagen umtreiben, leben die meisten von uns nach wie vor immer noch im Überfluss. Ich brauche nur mich selbst anzusehen. Ich bin kein Prepper, aber dennoch mein Keller ist voll voller Konserven, meine Gefriertruhe ist voll. Selbst mein Öltank ist gefüllt.
Aber schauen wir einmal auf die Tage in unser Leben, wo wir wirklich Tiefen erlebt haben. Das sind meistens nicht Tage, wo es um Essen und Trinken ging. Es sind Tage, wo es um unsere Gesundheit ging oder um Beziehungen zu anderen Menschen oder wo wir anderen gegenüber schuldig geworden sind, wo wir im Zusammenleben versagt haben. Eben wo wir ganz unten waren. Wo wir wirklich richtige Tiefs in unserem Leben erlebt und erfahren haben. Was hat uns da in diesem Moment, in dieser Zeit getragen? Was hat uns herausgeholfen?
Für mich ist es, dass ich mich gerade da in ganz besonderer Weise an Gott wenden kann. Ich kann zu ihm kommen mit meiner Not und mit meinen Ängsten, ja und heute mit meinen Zukunftsängsten.
Vielleicht wurde hier die Segensverheißung für Israel etwas überzeichnet, aber sie ermutigte das Volk zum Lobpreis, zur Anbetung und zum Dank und letztlich zum Neustart diesen Schritt aus der Wüste des Lebens heraus in das neue und unbekannte Land zu gehen. Auch in dem Wissen so schön und gesegnet alles sein wird, es ist gefährdet. Dabei sind es nicht vordergründig die Götzen der Völker von dem Land, das man einnimmt, oder die Güter, die man durch den Segen bekommt, sondern es ist das eigene menschliche Herz, das sich erhebt. Ich selbst bin es, der den Segen gefährdet. Ich bin es, der durch den erfahrenen Wohlstand Gott vergesse.
Ihr Lieben,
das ist also nicht nur eine Erkenntnis aus unserer Zeit, sondern schon damals zu Zeit des Moseswussten das die Menschen schon.
Wer von uns hätte bei der Wende 1989 gedacht, dass 32 Jahre später in Europa Krieg herrscht und die Fronten zwischen Ost und West so verhärtet sind, obwohl alles auf Reichtum und Wohlstand aus sind. Aber genau das ist das Ergebnis dessen, was hier passiert ist. Das Herz hat sich erhoben. Gott, der Herr wurde vergessen, und die Selbstverwirklichung, die heimliche Selbstzufriedenheit und Selbstbeweihräucherung und letztlich die Selbstverherrlichung stehen auf der Tagesordnung. So ist das eigentlich alles kein Wunder.
Erntedank 2022
Luther 2017 Kapitel 8
10 Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat.
Ihr Lieben,
genau das sollten wir heute tun. Egal, was wir denken oder meinen, egal, wie voll oder leer unsere Keller oder Speicher sind. Egal, ob wir unzufrieden sind mit dem Leben, mit der Politik oder ob wir Zukunftsängste haben.
Wir sollten nicht vergessen, was Gott uns alles in unserem Leben geschenkt hat und für uns das Beste bereithält. Darum sollten wir in den Lobpreis einstimmen und Gott loben für das gute Land, das er uns gegeben hat. Ich möchte euch ermutigen den Aussagen Gottes zu vertrauen und zu glauben, dass ihm auch für uns nur das Beste - sein Vaterhaus - gut genug ist.
Erntedank - wir haben auch heute viel Grund zum Danken.
Amen.