Abba
Notes
Transcript
Einleitung
Einleitung
Gott als Vater hat im NT eine besondere Bedeutung bekommen: Im AT wird Gott 15 mal als Vater bezeichnet, aber es wird nicht zu ihm als Vater gebetet, im NT 245 mal.
Der Herr Jesus lehrte seine Jünger zum Vater zu beten. Wahrscheinlich verwendete er das Wort Abba, im Griechischen NT steht dort pater, aber Griechisch war nicht die Sprache, in der Jesus kommunizierte.
NeÜ: Abba (aramäisch) bedeutet Vater. Der Ausdruck wurde als liebe- und respektvolle Anrede nur im Familienkreis gebraucht.
Obwohl das NT in Griechisch ist, kommt Abba 3 mal im NT vor. Warum? Ich denke, um die herzliche Beziehung zum Vater auszudrücken, die man nur in seiner Muttersprache ausdrücken kann. Es gab wohl keine 100%-ige Entsprechung auf Griechisch. Ich denke der Herr will uns mit diesen 3 Vorkommnissen etwas zeigen:
1. Jesus betet
1. Jesus betet
Markus 14,33–36 (SLT)
Und er nahm Petrus und Jakobus und Johannes mit sich; und er fing an, zu erschrecken, und ihm graute sehr. Und er sprach zu ihnen: Meine Seele ist tief betrübt bis zum Tod. Bleibt hier und wacht! Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge. Und er sprach: Abba, Vater! Alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!
Dieser Ruf kommt aus tiefster Bedrängnis und ist ein Hilfeschrei zum Vater. Gerade in dieser Situation ist die enge Beziehung, das Urvertrauen zum Vater so wichtig. Deshalb erzieht uns Gott mit dem Ziel unseren Glauben durch Prüfungen zu stärken, damit unser Vertrauen auf ihn unerschütterlich wird - selbst in größter Bedrängnis.
Nur an dieser Stelle wird in den Evangelien Abba ausdrücklich erwähnt. Es erinnert an die Worte Isaaks, die er an seinen Vater richtete:
Genesis 22,7–8 (SLT)
Da sprach Isaak zu seinem Vater Abraham: Mein Vater! Abraham antwortete: Hier bin ich, mein Sohn! Und er sprach: Siehe, hier ist Feuer und Holz; wo ist aber das Lamm zum Brandopfer? Und Abraham antwortete: Mein Sohn, Gott wird für ein Lamm zum Brandopfer sorgen! Und sie gingen beide miteinander.
Mein Vater ist hebräisch abi, was auf aramäisch mit Abba wiedergegeben wird. Isaak war ein Typus für Christus. An Isaak war der Kelch vorübergegangen. Vielleicht dachte Jesus an diesen seinen Vorläufer und betete: “Abba, mein Vater, muss ich wirklich das Lamm zum Brandopfer sein? Ich wünschte, dieser Kelch könnte an mir vorübergehen, wie er an Isaak vorübergegangen ist. Aber wenn ich das Brandopfer sein soll, für das du, mein Vater, gesorgt hast, so geschehe dein Wille.”
2. Wir beten
2. Wir beten
Römer 8,15 (SLT)
Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch wiederum fürchten müsstet, sondern ihr habt den Geist der Sohnschaft empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!
Auch hier geht es im Kontext (Röm 8,13-27) um Leiden. Der Geist hilft uns in unserer Schwachheit aus und tritt mit unaussprechlichen Seufzern für uns ein. Es hat mit den Leiden in der gefallenen Schöpfung zu tun.
3. Der Geist betet
3. Der Geist betet
Galater 4,6 (SLT)
Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt, der ruft: Abba, Vater!
Wir sehen, wie eng wir mit dem Geist verbunden sind: Einmal steht, dass wir im Geist rufen "Abba, Vater!" und hier steht, dass der Geist in unseren Herzen "Abba, Vater!" ruft. Wenn wir so beten, dann beten sowohl wir, als auch der Geist. Es ist nicht “entweder oder” sondern “sowohl als auch”.
1. Johannes 2,13 (SLT)
… Ich schreibe euch, ihr Kinder, weil ihr den Vater erkannt habt.
Jedes Gotteskind hat den Vater so weit erkannt, dass es weiß, wohin es sich in der Not wenden muss. Es ist der geistliche Urinstinkt eines Kindes Gottes, zu Gott, dem Vater zu beten und ihm zu danken.
Anwendung
Anwendung
J. C. Ryle (19. Jh.) in "Betest du?":
Ich frage abermals, ob du betest, weil die Gewohnheit des Betens eins der sichersten Kennzeichen eines wahren Christen ist.
Alle Kinder Gottes auf der Erde sind in dieser Beziehung gleich. Von dem Augenblick an, wo ihr Christentum Leben und Wahrheit wurde, beteten sie. Gerade wie das erste Lebenszeichen bei einem Kinde, welches in der Welt geboren wird, der Akt des Atmens ist, so ist der erste Akt der Männer und der Frauen, welche wiedergeboren werden, das Beten.
Es ist eins der allgemeinen Kennzeichen aller Auserwählten Gottes: "Sie rufen zu Ihm Tag und Nacht." Der heilige Geist, welcher sie zu neuen Menschen schafft, erweckt in ihnen das Gefühl der Kindschaft und läßt sie rufen: "Abba, lieber Vater!" (Röm. 8,16.) Der Herr Jesus, wenn Er sie erweckt, verleiht ihnen eine Stimme und eine Zunge, und sagt zu ihnen: Seid nicht mehr stumm. Gott hat keine stummen Kinder. Es gehört so gut zu ihrer neuen Natur, dass sie beten, wie es sich für ein Kind gehört, daß es schreit. Sie sehen, dass sie der Barmherzigkeit und Gnade bedürfen. Sie fühlen ihre Leere und Schwäche. Sie können nicht anders tun als sie tun. Sie müssen beten.
Leider sieht es oft nicht so in unserem Leben aus, wie das J. C. Ryle hier beschreibt. Es wäre zwar nur natürlich und gesund, wenn das Gebet unser Lebenselement wäre, aber was tun, wenn es nicht so ist?
Wenn jemand diesen Instinkt, zum Vater zu beten, völlig vermisst, dann ist es wahrscheinlich ein Zeichen, dass er das neue Leben aus Gott noch nicht hat. Dann ist es Zeit, umzukehren und durch das Vertrauen auf Jesus Christus, das Lamm, das die Sünde der Welt trägt, die Versöhnung mit Gott zu suchen.
Wenn wir den Instinkt zum Beten zwar kennen, aber spüren, dass er unterdrückt ist, dann müssen wir uns Zeit aus dem Alltag herausschneiden und ausreichend Zeit zum Gebet nehmen. Es dauert oft eine Weile, bis wir wirklich beten.
Das Nachdenken über Gottes Wort gibt uns Impulse zum Gebet. Wir können einen kurzen Abschnitt lesen und dann anfangen, in Bezug darauf zu beten - sei es Anbetung, Dank, Fürbitte, Bekenntnis, ...
Wenn wir in Not und Leid geraten, lasst uns nicht versuchen, uns selbst am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen, lasst uns auch nicht aufbegehren und murren, sondern “Abba, lieber Vater” rufen - der Geist wird uns zu Hilfe kommen. Das ist Gottes Gebets-Nachhilfe.