Jesus und Nikodemus - was lernen wir gesprächstechnisch?

Wie Jesus Menschen begegnet  •  Sermon  •  Submitted
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Einleitung

Wie Jesus Menschen begegnet?
Was denkt ihr? Wieso sollte diese Frage so wichtig sein, dass man gar eine Predigtreihe dafür einrichtet? Es gibt doch so viele gscheite Bücher, psychologische und philosophische Werke, Anschauungen, sogar christliche/kirchliche Anleitungen, wie man Menschen begegnet/begegnen soll. Alles für die heutige Zeit. Zu Jesu Zeiten lebten, handelten und dachten die Menschen völlig anders im Vergleich zu heute. Ist doch also sinnlos, in die Bibel zu schauen, bei so vielen aktuellen Meinungen?
Nun, was denkt ihr, sollte es einen Grund geben, diese Frage biblisch zu betrachten?
...
Vielleicht um zu lernen, wie eine vollständige und wahrhaftige Verkündigung/Bezeugung des Evangeliums aussieht? Geht das denn?
Na gut, dann schauen wir uns mal so eine biblisch überlieferte Begegnung an. Wir lesen zusammen Joh 3,1-21:

Das Gespräch mit Nikodemus

Wer war dieser Nikodemus/Nakdimon (hebr)? Pharisäer, Mitglied des Synedriums (Oberster), Schriftgelehrter (Meister in Israel) (V1;10). Wenn wir nun das Gespräch näher anschauen, dürfen wir das nicht vergessen.
“des Nachts”: versch. Auslegungen: Nikodemus hatte Menschenfurcht; theologische Gespräche wurden und werden in der Ruhe der Nacht geführt - was wohl wahrscheinlich ist, denn zu der Zeit konnte man sich noch gefahrlos auf Jesus einlassen
Ich will mit Euch drei Punkte dieses Gesprächs anschauen.

1. Punkt. Verse 2-3

Joh 3,2-3 “Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von Neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.”
Jesus empfängt nun diesen Pharisäer zur Unzeit. Dieser spricht für eine Gruppe von Pharisäern (“wir”). Jesus weder lobt ihn für diese Erkenntnis, noch kritisiert er ihn ob des Zeitpunkts. Er kommt hingegen direkt zum Punkt, was nottut: wiedergeboren werden.
Wir jedoch meinen manchmal, wir müssten um den brei herumreden, Schöpfung, Jungfrauengeburt, Theodizee etc. Dies sind zweifelsohne grosse Fragen, aber keine ist heilsnotwendig. Wiedergeboren werden aber schon! Das müssen wir uns merken für die Gespräche mit Ungläubigen.
Kleine Exkursion: Der christl. Begriff vom wiedergeborenen Christen fusst auf dieses Jesuswort. Die Vorstellung dahinter ist allerdings jüdisch. Wir gehen beim nächsten Punkt näher darauf ein.

2. Punkt: Verse 4-5

Joh 3,4-5 “Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.”
Das kommt uns bekannt vor. Die Menschen kapieren normalerweise nicht gleich von Anfang an, was gemeint ist. Hier aber nun spielt hinein, dass Nikodemus ein Pharisäer und Jude ist. Juden kennen sechs Arten von Wiedergeburt. Proselytentum, Salbung zum König, Bar Mizwah, Heirat, Ordination zum Rabbi und Einsetzung zum Leiter einer Rabbinerschule. Für Nikodemus galt nun Folgendes: Die ersten beiden Arten waren für ihn gar nicht möglich, die anderen vier hatte er schon hinter sich - wie kann man also wiedergeboren werden, wenn man schon alt ist/ alles erlebt hat?
In Liebe erklärt hier Jesus dem Gelehrten, was diese notwendige Wiedergeburt ist. Diese Worte von Wasser und Geist haben wir miteinander vor vier Wochen angeschaut. Was wir nicht vergessen dürfen: Genau hier wirkt der HG, bewegt Herzen, öffnet Augen, weckt Verständnis. Aber genau das können wir nicht steuern. 1. Kor 3,6-7 “Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. So ist nun weder der pflanzt noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.” In diesem Sinne…
Was wir mitnehmen können: Meistens braucht es mehrere Anläufe, mehrere Beleuchtungen des Themas, bis das Gegenüber versteht, um was es geht. Und Vertrauen auf den HG. Daher ist es wichtig, die Bibel und ihre Bilder zu kennen und zu verstehen, so haben wir gleich einen Schatz an Bildern, mit dem wir bezeugen können.
Wir haben nun eine Erweiterung des Themas: Wiedergeburt im Geist aus der Souveränität Gottes. Das neue Leben kann nur Gott schenken.

3. Punkt: Verse 16-20

Joh 3,16-20 “Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.”
Ja klar, mit 16 können wir uns identifizieren, das ist ein toller Vers, mit dem ecken wir auch bestimmt nicht an. Das Problem ist nur, er steht da nicht alleine, auch das andere, das unangenehme, steht im Wort Gottes.
Jesus redet da von dem einzigen Weg, der zur Rettung führt: Der Glaube an ihn. Alles andere führt ins Gericht! Selbst wenn die Menschen im Urteil dieser Welt gute Menschen sind und gute Taten tun - im Lichte Gottes ist das hinfällig und nur vergebene Müh.
Wenn wir in der Evangelisation nur die Liebe Gottes bezeugen, das andere aber verschweigen, ist das nicht das Evangelium, sondern eine Mogelpackung. Das fühlt sich für mich so an und nicht nur für mich. Aber da finde ich mich in guter Gesellschaft - Booth, Spurgeon, Wesley, Moody, McArthur, Comfort und viele andere grosse Evangelisten dachten und denken auch so. Und wie sollen die Verlorenen denn von Grund auf gerettet werden und das ganze Evangelium erkennen, wenn ihnen schon zu Anfang nur die Hälfte gesagt wird? Was passiert, wenn sie dahinter kommen? Und was passiert, wenn nicht?

Zusammenfassung:

Unser Herr hat es uns vorgemacht, nicht nur bei Nikodemus, auch bei der Frau am Brunnen (Joh 4), oder bei unzähligen anderen Gelegenheiten. Darin finden wir Mut , das ganze Evangelium zu bezeugen (wwjd - wenn wir es ernst meinen). Wie es in der frühen Kirche auch gewesen ist. Gegen die political correctness, die öffentlich Meinung, den aktuellen (Sub-)Kulturen (woke, lgbtq+). Auch wenn wir dann deswegen augegrenzt werden, ausgelacht, belächelt werden. Das ist nicht angenehm, aber unser Herr ging dafür ans Kreuz. Was sagt das uns?
Paulus sagt in Röm 1,16 “Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.”
Folgende Punkte möchte ich aus dem Text heraus nochmals zusammen fassen:
Sind auch wir, wie Jesus, bereit, zu Unzeiten das Evangelium voll und wahrhaftig zu bezeugen?
Im Gespräch mit Ungläubigen auf den Punkt kommen, der nottut.
Nicht verschweigen: Liebe Gottes, seine Souveränität, Rettung und Gericht, Verhalten des Menschen im Lichte Gottes, der einzige Weg zur Rettung: Jesus Christus
Und zum Schluss: Dieses ganze Evangelium, das, das aneckt, hat Nikodemus zum Glauben und zur Rettung geführt (vrgl. Joh 7,50ff; 19,39f: die Entwicklung des Nikodemus von Menschenfurcht zur offenen Bezeugung). Und nicht nur ihn, die Frau vom Brunnen wahrscheinlich auch und mit ihr viele andere (vrgl Joh 4,42).
Amen
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