Heilsgewissheit

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Einleitung

Der Theologe Jürgen Moltmann sagte einst: „Jesus hat nicht eine neue Religion in die Welt gebracht, sondern ein neues Leben.“
Wo ist der Unterschied?
Religion ist eine Institution, etwas Starres, eine fixe Installation mit ebenso starren und institutionalisierten Formen und Ausdrücken.
Leben geht jedoch nur von Gott aus. Dieses Leben ist daher für die Ewigkeit gemacht. Leben ist nicht starr, fix, und lässt sich auch nicht einsperren.
Wenn hier Moltmann Religion gegen Leben setzt, bedeutet dies, dass sie für ihn für den Tod steht. Auf unser Glaubensleben angewandt, können wir fragen, ist mein Glaube lebendig oder tot? Führt er in die Ewigkeit oder ist er nur in dieser Welt behaftet? Wie erkenne ich den Unterschied? Wie gewinne ich Gewissheit, dass ich einen lebendigen, und daher rettenden Glauben habe?
Johannes gibt uns in seinem ersten Brief viele Hinweise darauf. Sie sind nicht offensichtlich, bei schnellem Lesen meinen wir, der Brief sei nur eine Kampfschrift gegen Irrlehrer. Nein. Wie beim Evangelium verstecken sich auch hier viele tiefgründige Wahrheiten unter der Oberfläche. Aber genau dies war die Absicht des Apostels, der Grund seines Schreibens: 1.Joh 5,13 “Das habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst, dass ihr das ewige Leben habt, die ihr glaubt an den Namen des Sohnes Gottes.”
Denn Johannes beschreibt in seinem Brief die Kennzeichen eines geretteten Christenmenschen - im Gegensatz zu einem Namenschristen (Unbekehrten, Abgefallenen etc.). Und so können wir prüfen, wie es um unseren Glauben steht. Bin ich errettet? Darf/Kann ich dessen gewiss sein? Habe ich mich wieder (zum Teil) abgewandt? War meine Bekehrung echt?
Schauen wir mal, was Johannes sagt, wie die Prüffragen lauten.

Die Prüfungen

Sicht auf Christus

Wir müssen dran denken, dass der Apostel seine Anliegen nicht offen und klar formuliert, sondern im Vergleich zu heidnischen Ansichten, die damals vorherrschten. Sprich den Anfängen der Gnosis.
Exkursion: Gnosis (von altgriechisch γνῶσις gnō̂sis „[Er-]Kenntnis“ bzw. „Wissen“) bezeichnet verschiedene religiöse Ansichten, die zusammen eher eine Strömung gleichen, als einer handfesten Religion. “Die Gnostiker trieben die griechische Trennung von Geist und Materie auf die Spitze, indem sie die Materie generell für böse erklärten. Die Welt kann daher nicht vom obersten Gott geschaffen worden sein, sondern nur von einem von ihm abgefallenen untergeordneten Wesen, das meist Demiurg („Schöpfer") genannt wurde. Die Erschaffung der sichtbaren Welt wird dabei als Teil des Aufstands gegen den obersten Gott verstanden, denn mit ihr seien die göttlichen Lichtfunken als menschliche Seelen in der Materie eingefangen worden. Sich befreien und wieder zum obersten Gott aufsteigen können die Seelen nur, wenn sie die entsprechenden Rituale und Losungsworte kennen, die sie brauchen, um nach ihrem Tod die irdische Sphäre zu verlassen. Hier setzte die Geheimlehre der Erkenntnis (griech. gnosis) an, die vorgab, die nötigen Kenntnisse zu vermitteln. Da es sich bei der Gnosis um ein esoterisches bzw. okkultes Wissen handelte (je nachdem, ob man den griechischen oder den lateinischen Begriff für „Geheimlehre" verwenden möchte), spielte sich vieles im Verborgenen ab. Entsprechend uneinheitlich war das Bild, so dass man von der Gnosis genauso wenig sprechen kann wie heute von der Esoterik. Nicht unterschätzen sollte man freilich, dass jedes gnostische System auch weitreichende ethische Folgen hatte. Da die Materie und damit auch der Körper als böse angesehen wurden, verfielen nicht wenige Gnostiker in eines von zwei Extremen: Entweder wurde versucht, durch eine strenge Askese den Leib in gewisser Weise abzutöten, oder man lebte im Gegenteil gerade besonders sinnenfreudig, weil der Leib ja ohnehin zur irdischen Sphäre gehörte.” (Zitat aus Thomas Weissenborn, “Apostel, Lehrer und Propheten”)
Für die Gnostiker also ist Christus nicht echt gestorben, es gibt keine Erlösung im Sinne der Bibel. Am Anfang des Briefes schreibt nun Johannes genau gegen diese Ansicht:
1. Joh 1,1-4
Der Anfang des Briefes ähnelt dabei sehr dem Anfang des vierten Evangeliums. Und in seinen Worten sagt er, dass Jesus fassbar war, dass er beim Vater war und dann auf Erden offenbart, und in ihm haben wir Gemeinschaft miteinander.
Wer dies anders sieht, kann keine Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn und den Gläubigen haben.
Das ist also so eine Prüfung: Wer ist Jesus für DICH? Prophet, Geist, Wahrsager? Oder der Sohn Gottes, welcher für Deine Sünde gestorben ist, damit Du und wir alle Gemeinschaft in Gott haben können?
Wenn Deine Sicht von Jesus mit der Schrift übereinstimmt, dann gratuliere ich Dir! Erste Prüfung bestanden!

Sicht auf die Sünde

Was ist Sünde? Im heutigen Zusammenhang lasst uns das mal so definieren: Sünde ist das, was uns vom heiligen Gott trennt. Gott ist heilig und absolut gut. Alles, was nicht seinem Willen entspricht, ist Sünde. Und die trennt uns von Gott. Das ist die biblische Sicht.
1. Joh 1,5-2,2
Der Apostel schreibt hier nun, wenn wir meinen, es gäbe keine Sünde vor Gott, und wir uns als schuldlos bezeichnen, leben wir nicht mit Gott (im Licht), sondern fern von ihm (in der Finsternis). Da gibt es keine Grauzone. Das ist schwarz-weiss, sein oder nichtsein, on oder off. Kein aber, kein und, kein oder. Schaue auf Vers 8 und 10.
Wenn wir aber unserer Sünde bewusst werden (Sündenbewusstsein), unsere Schuld vor Gott bekennen, dann wird Gott Gnade walten lassen und uns seine Gerechtigkeit geben. Schaue Vers 9. Wie das ging? Weil Christus unsere Schuld auf sich genommen und sie getilgt hat. (nä Folie)
Das ist eine weitere Prüfung für unseren Glauben. Bestehe ich sie? Johannes ist hier ganz klar. Wie siehst Du das? Bist Du Dir Deiner Schuld bewusst, tust Du Busse und bekennst sie vor Gott? Wenn ja, gratuliere ich Dir! Zweite Prüfung bestanden!

Gehorsam

Das nächste Thema könnte auch von Paulus stammen, der ja sehr viel zur Lebensgestaltung geschrieben hat. Und tatsächlich sind Paulus, Joahnnes, und auch Petrus und Jakobus sich in diesem Punkt einig: Ein geheiligtes, errettetes Leben erkennt man an seinem Gehorsam gegenüber Gottes Geboten.
1. Joh 2,3-6
Während wir im Kp 5,10; Röm 8,14-16; 2. Kor 1,12 darüber lesen, wie der Heilige Geist uns eine innere, und damit subjektive, Gewissheit der Errettung (=des Heils) bezeugt, so ist der Gehorsam ein äusserer, objektiver Beweis.
Wer sich nicht auf die Gebote Gottes einlassen will und sein Leben gemäss der Welt oder anderer Ideologien gestaltet, gibt von sich ein Zeugnis der Verlorenheit ab. Solange Du Dein Leben nach den Werten der Welt gestaltest, bleibt es in der Welt. Paulus formulierte es so: Du unterstehst dann dem Gesetz.
Wer aber sein Leben unter den Geboten Gottes, seines Willens, gestaltet, zeigt somit seine Errettung. Das kann auch jedermann sehen. In Vers 6 wird das offenbar: “In Gott bleiben” ist der Ausdruck des Apostels für “Gerettet sein”. Wie steht es mit Dir? Was ist Dein Fundament für Deine Lebensgestaltung? Gottes Wort, seine Gebote? Erkennst Du Dein Heil anhand Deiner Handlungen? Wenn ja, gratuliere ich Dir! Die dritte Prüfung bestanden!

Liebe

Johannes schreibt hier von einem Gebot, das sowohl alt und neu ist. Was kann das wohl sein? In Vers 9 wird es offenbar: Es geht um das Gebot der Liebe. Sie ist die vierte Prüfung echter Gemeinschaft mit Gott. Der Schwerpunkt liegt auf dem Gehorsam gegenüber dem Liebesgebot, da die Liebe die Erfüllung des Gesetzes ist (Mt 22,34-40; Röm 13,8-10; Jak 2,8) und zudem Christus diesem Gebot neues Leben eingehaucht hat (Joh 13,34; 15,12,17).
1. Joh 2,7-11.24-25
Alt war das Gebot, weil es schon im AT geboten wurde, zu lieben (Lev 19,18; Deut 6,5) und die Leser es schon von den Aposteln gelehrt bekommen haben. Neu ist es, weil Jesus die Erfüllung dieses Gebotes (aller Gebote!) ist, seinen Nachfolgern die Nachahmung gebot (Joh 13,34) und sie Zeichen des Heiligen Geistes ist (Röm 5,5; Gal 5,22; 1. Thess 4,9) - und somit ein Zeichen des Heils.
Wie nun der Apostel in V9 und 11 schreibt, ist es unmöglich, zu Gott zu gehören und nicht zu lieben. Nicht zu lieben bedeutet, nicht errettet (Finsternis) zu sein.
Ist es einfach zu lieben? Nein. Kann ich alle Menschen gleich lieben? Nein, das Ziel wäre es aber. Würde ich in Nachahmung mein Leben für meine Geschwister geben? … Wie verhalte ich mich im Alltag? Verhalte ich mich wohlwollend anderen gegenüber, suche nur das Beste für sie, helfe ihnen gemäss meiner Begabung und meiner Befähigung? Wenn ja, gratuliere ich Dir! Vierte Prüfung bestanden!

Fazit

Nun, in diesem 2. Kapitel gäbe es noch einiges zu entdecken. Um alles abzudecken, ist die Zeit heute zu kurz. Vielleicht willst Du Dir dies zu einer Aufgabe machen, und den Rest des Kapitels nach weiteren Prüfungen durchforsten. Ein Tipp: Es sind nochmals drei oder vier.
Für die besprochenen Prüfungen (Sicht auf Christus und die Sünde, Gehorsam, Liebe) gilt nun, dass sie Dir Heilsgewissheit geben können, auch wenn Deine Gefühle dem widersprechen. Es heisst nämlich HeilsGEWISSHEIT - es geht um Wissen und Kenntnis. Das vermittelt Dir das Wort Gottes, im Speziellen hier Johannes, der sagt, halte Dich an diese Wahrheiten, lebe sie und handle danach und Du darfst es wissen.
Johannes wollte mit seinem Brief, dass “…unsere Freude immer grösser wird.” (1,4) Das behaltet im Auge. Durch die Treue zu Gott und seinem Wort werden wir Freude (1,4), Heiligkeit (2,1) und Gewissheit (5,13) finden. Denn schlussendlich bedeutet Treue zu Gott auch Gott lieben.
Was Johannes aber auch sagte, und das ist an diejenigen gerichtet, die merken, dass diese Prüfungen ihres Glaubens nicht zu 100% bestehen (wer denn schon?) steht im ersten Vers des zweiten Kapitels: “Meine Kinder, ich schreibe euch das, damit ihr nicht sündigt. Aber wenn es doch geschieht, dann gibt es jemanden, der vor dem Vater für euch eintritt: Jesus Christus, der vor Gott in allem gerecht ist.” Das ist die Liebe Gottes. Die Liebe, die wir nachahmen sollen.
Als Schlusswort noch ein Zitat von John MacArthur: “Wahrhaft im Licht zu sein, bedeutet zu lieben. Gottes Licht ist das Licht der Liebe, im Licht zu leben, heißt zu lieben.” Amen
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