Leuchte in das Leben anderer!
Notes
Transcript
Eph 5,15-20
15 Achtet sorgfältig darauf,
wie ihr euer Leben führt:
Nicht voller Dummheit, sondern voller Weisheit.
16 Macht das Beste aus eurer Zeit,
gerade weil es schlimme Tage sind.
17 Aus diesem Grund sollt ihr nicht unverständig sein,
sondern begreifen, was der Wille des Herrn ist!
18 Betrinkt euch nicht mit Wein,
denn das macht euch zügellos.
Lasst euch lieber vom Geist Gottes erfüllen.
19 Tragt euch gegenseitig Psalmen, Hymnen
und geistliche Lieder vor.
Singt für den Herrn
und preist ihn aus vollem Herzen!
20 Dankt Gott, dem Vater, zu jeder Zeit und für alles –
im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Ihr Lieben,
der Moment ist da! Der Moment, in dem das Licht endlich ausgeht. Im Saal ist es dunkel geworden. Die Spannung steigt. Und dann öffnet sich endlich der große dunkelrote Vorhang. Jetzt geht es los! Das grelle Licht der Scheinwerfer leuchtet plötzlich die Bühne aus und in wenigen Sekunden werden die Darsteller die Bühne betreten.
Für mich als Zuschauer sind sie wie auf einem Präsentierteller. Im Rampenlicht ist alles gut zu sehen. Wenn ich das möchte, kann ich die Bewegungen und die Gesichtsausdrücke der Darsteller studieren und mich von ihnen inspirieren lassen.
Schauspieler sind nicht die einzigen, die im Rampenlicht stehen. Auch wir stehen im Rampenlicht. Auch wir werden von einem kräftigen Scheinwerfer mit wunderschönem Licht angestrahlt. Wir reflektieren Gottes Glanz, wir reflektieren Sein Wesen. „Kinder des Lichts“ sind wir, schreibt uns Paulus einige Verse vor unserem Predigttext. — Ob uns das gefällt oder nicht: Als Christen stehen wir im Rampenlicht. Nicht um uns darin zu sonnen und allen zu zeigen, wie toll wir sind oder uns wie Stars und Promis fotografieren zu lassen, sondern um aller Welt, aber vor allem den Menschen, denen wir im Alltag begegnen, zu zeigen, wie Gott ist. Wie gut Er ist. Wie wunderbar es ist, mit Ihm zu leben.
Ist uns bewusst, dass wir im Rampenlicht stehen? Dass wir gesehen werden? Dass wir beäugt werden? Manchmal um Vorurteile bestätigt zu bekommen, manchmal weil Menschen es ernsthaft wissen wollen, wie wir mit Gott leben. Wie wir mit Rückschlägen umgehen. Wie wir uns im gewöhnlichen Alltag verhalten. Ob wir tatsächlich anders sind. Es ist für uns eine Chance und Gelegenheit. Aber manchmal vergessen wir das und brauchen die Erinnerung: „Achtet sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt.“ (V.15a) — Akribisch steht hier im griechischen Text: „Schaut doch einmal — und am besten immer wieder — ganz genau hin, was euer Leben eigentlich gerade ausstrahlt, was es anderen über Gott erzählt.“
Paulus musste in seinen Briefen immer wieder dazu aufrufen, das Leben so zu leben, dass daran ein Unterschied deutlich wird. So auch in unserem heutigen Briefabschnitt aus dem Epheserbrief. Er weist darauf hin, dass es ganz wesentlich ist, mit was wir unser Leben füllen! „Nicht voller Dummheit, sondern voller Weisheit“ (V.15b), lesen wir da.
„Klar“, mögen wir schnell denken, „wer füllt sein Leben schon mit Dummheit?“ — Doch ich befürchte, wenn wir ehrlich sind, merken wir, dass uns das gar nicht mal so selten passiert. Was für Bücher lesen wir? Welche Filme schauen wir uns an? Tut uns das gut, mit was wir unseren Geist da füllen? Oder für die etwas jüngeren: Welche Computer-Spiele spielen wir? Welche Instagram- oder TikTok-Videos lassen wir auf uns einprasseln? Oder auch ganz normal im Alltag: An welchen schlechten Gesprächen beteiligen wir uns? Welche Meinungen über uns lassen wir an unser heran?
Es geht mir nicht darum, dass wir uns jetzt alle ganz schlecht fühlen! Sondern es geht mir darum, einmal zu reflektieren, mit was wir unser Leben, unseren Geist so füllen.
Und gleichzeitig auch zu reflektieren, wie wir unseren Platz in dieser Welt ausfüllen, wie wir für andere Lichtbringer sind, Gottes Hoffnung in ihr Leben leuchten. Ob wir also die große Chance wahrnehmen, die wir als Kinder des Lichts, als Kinder des großen Gottes haben, oder ob wir sie verstreichen lassen.
„Macht das Beste aus eurer Zeit, gerade weil es schlimme Tage sind.“ (V.16), schreibt Paulus. „Kauft die Zeit aus!“, kennen vielleicht manche die Lutherübersetzung. Nutzt die Zeit, die euch jetzt gerade gegeben ist.
Im Griechischen gibt es zwei Worte für Zeit: Eins meint die stetige, die gesamte Zeit und eins meint den konkreten Zeitpunkt, oder einen konkreten Zeitraum, also eine Zeit, die auch wieder zu Ende geht. Eben diese Zeit ist es, von der Paulus schreibt, dass wir das Beste aus ihr machen sollen; eines Tages wird sie enden.
Verpasse sie nicht! Lebe nicht so dahin. Lebe nicht unbedacht in den Tag hinein. Denn es kann passieren, nein es wird passieren, dass sich in deinem Alltag eine wunderbare Gelegenheit ergibt, Gottes Licht scheinen zu lassen. Ein Moment, der für andere bedeutsam wird, vielleicht sogar ihr Leben für immer verändert. Ob es Worte sind, oder Taten, Gott hat es vorbereitet. Und Er möchte durch dich anderen die Augen für Seine große Welt öffnen. Mach das Beste aus deiner Zeit! Lass sie nicht einfach vorbeigehen und dahinfließen wie Wasser in einem Fluss, das ungenutzt bleibt und nie wieder zurückkehren wird.
Deshalb: „Seid nicht unverständig sein, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist!“ (V.17) Paulus wird hier sehr eindringlich. Er hätte auch aus dem Propheten Micha zitieren können: „Es wurde dir [doch] gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: das Rechte tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen.“ (Mi 6,8) — Oder mit anderen Worten: „Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Kraft, mit deinem ganzen Verstand und liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!“ (Mt 22,37-40)
Dazu hilft uns Gottes Geist, von dem wir uns erfüllen lassen sollen. Denn es liegt sehr wohl an uns, mit was wir unser Innerstes füllen. Wir sollen unsere Gedanken nicht in Alkohol ertränken, bis alles verschwimmt. Wir sollen unsere Herzen auch nicht mit den Vorzügen des Geldes füllen, bis wir immer mehr davon wollen. — Auch wenn beides — Alkohol und Geld — nicht per se schlecht ist, kann es uns aber taub und blind für Gott machen und uns die Kontrolle verlieren lassen. Sicherlich gibt es noch mehr, was man hier anführen könnte…
Wenn man verhindern will, dass das eigene Herz und der Verstand an dunkle Orte abdriften, dann füllt man sie am besten mit weisen und dankbaren Themen, sodass Worte des Trostes, der Orientierung und des guten Urteils unaufgefordert aus unserem Gedächtnis und unserem Unterbewusstsein heraufsprudeln.
Und am besten füllt man das eigene Herz und den eigenen Verstand direkt mit Gott selbst: „Lasst euch lieber vom Geist Gottes erfüllen.“ (V.18b) Lasst lieber Gott eure Sehnsüchte stillen. Er hat alles, was wir brauchen — und Er gibt gern! Wenn wir nach Ihm fragen, nach Ihm suchen, wird Er uns in unserem Alltag begegnen, wird uns Seine Gegenwart erfahren lassen: in der Stille vor Ihm, in Gesprächen, in Fragen, die mich umtreiben; und auch in Momenten, in denen ich am wenigsten damit rechne.
Und nun macht Paulus uns noch auf etwas ganz wesentliches aufmerksam. Bis hierher ging es um jeden einzelnen persönlich, jetzt lenkt er unseren Blick auf die Gemeinschaft, in der wir als Christen, als Gemeinde leben.
„Ermutigt euch gegenseitig. Kommt gemeinsam zu Gott.“ Als Christen müssen wir nicht allein durchs Leben gehen. Wir müssen Sorgen und Leid nicht allein mit uns herumtragen. Wir müssen Freude nicht bei uns behalten. Sondern wir dürfen all das teilen! Dürfen schwere Zeiten gemeinsam durchschreiten, im Wissen umeinander, können einander ermutigen, können Freude teilen, die wir erleben. … und gemeinsam können wir Gott loben und Ihm für all das Gute danken, für alles, was Er uns gibt.
(So ist es schön, dass wir miteinander eine Taufe feiern; feiern, dass ein neuer Mensch zu Gottes Familie gehört, feiern, dass es Menschen wichtig ist, sich bei Gott zu wissen.)
(Und so ist es schön, dass wir miteinander den Geburtstag dieses Hauses feiern; feiern, dass es hier seit vielen vielen Jahren Menschen gibt, die zu Jesus Christus gehören, die Kinder des Lichts sind, die durch ihr Leben Gottes Hoffnung haben scheinen lassen.)
Aus der persönlich-gemeinschaftlichen Versammlung entsteht eine neue gemeinschaftliche Basis. Wenn wir einander zuhören, zusprechen, zusingen — nicht irgendetwas, sondern geistliche Realitäten —, dann entsteht daraus erbaute Gemeinschaft, dann zeigt sich, wie Gottes Geist erbaut. Diese gemeinschaftliche Basis ist so ein großer Schatz, der genutzt werden will. (Ich habe das Gefühl, wir sind gerade dabei, ihn zu heben.)
Lasst uns gemeinsam als Kinder des Lichts leben, als Menschen, die Gottes Hoffnung, Seine Liebe, Seine Wahrheit, Seine Rettung in das Leben anderer Menschen scheinen lassen.
Amen.