Ein neues Outfit

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Notes
Transcript

Die große Überschrift

Kolosser 3,12–15 NLB
Da Gott euch erwählt hat, zu seinen Heiligen und Geliebten zu gehören, seid voll Mitleid und Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftheit und Geduld. Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst. Das Wichtigste aber ist die Liebe. Sie ist das Band, das uns alle in vollkommener Einheit verbindet. Euren Herzen wünschen wir den Frieden, der von Christus kommt. Denn als Glieder des einen Leibes seid ihr alle berufen, im Frieden miteinander zu leben. Und seid immer dankbar!
Liebe Mama, lieber Papa,
liebe Gäste,
Wenn wir euch besuchen kommen und unsere Taschen ins Schlafzimmer legen, dominiert ein großes Plakat die Wand neben der Tür. Eure Verse zur Hochzeit. Manches ist ganz vorsichtig mit Bleistift unterstrichen. Und ich habe mir gedacht: Ich schau mal nach, was sich hinter diesen Versen verbirgt und für wen die so geschrieben sind.
Die große Überschrift, für wen diese Worte sind, schreibt Paulus am Anfang dieser Verse: “Die Auserwählten Gottes, die Heiligen und Geliebten!” Das könnte jetzt jemand als Aufforderung verstehen: Große Aufgabe! Neue To-Do-Liste: Darum Kämpfen, dass Gott mich auserwählen kann! Heilig werden! Beweisen, dass ich Liebenswert bin! Oh Menschlein! - Wie willst du das den schaffen? Wenn ich mich anschaue, ich bin, wenn ich ich das erreichen muss, ein Kind der Verdammnis! Von mir aus ewig getrennt von Gott! Da bin ich nicht einmal auf der ersten Sprosse der Stufen der Heiligung!
Die Initiative, Ursprung davon, liegt allein bei Gott! Er will, dass ich zu den Heiligen und Geliebten gehöre! Und er sieht mich auch genau so an! In seinen Augen, durch die Brille Jesus, bin ich Heilig und geliebt! Weil Jesus sich selbst geopfert hat, kann ich mich im Vertrauen darauf, in die Reihe der Heiligen und Geliebten einreihen. Und dann sagt Paulus: Daraus folgt ein Verhalten. Menschen, die zur Familie Gottes gehören, kann man an einem besonderen Verhalten erkennen.

Die neuen Kleider

Wie ein neues Kleid kann ich ein neues Verhalten an den Tag legen. Wenn ich den deutschen Text so lese, auch in verschiedenen Übersetzungen, dann klingt das alles wie eine Aufforderung. Es ist aber eine Zustandsbeschreibung: Seid bekleidet mit … Was Paulus hier aufzählt erinnert mich in weiten Teilen an die Früchte des Geistes, die er in Galater 5,22
Galater 5,22 (BB)
Der Geist dagegen bringt als Ertrag:
Liebe, Freude und Frieden,
Geduld, Güte und Großzügigkeit, Treue,
aufzählt. Zum einen sind das also das neue Outfit für mich als Christ. Zum anderen ist das auch das, was in meinem Leben wachsen darf. Und das schöne dabei ist: Gott hat es bereit gelegt. Gott lässt es wachsen.

Herzliches Erbarmen

Die Not des nächsten lässt mich nicht kalt. Aus der Liebe zu Jesus gehe ich zu meinem Nächsten und helfe die Not tragen, wo ich es kann. Es bedeutet auch, dass ich Hilfe hole. Der Barmherzige Samariter hat “nur” den Krankentransport veranlasst und die Pflege des Überfallenen organisiert. Das war ausreichend. Das ist auch das Gebet für denjenigen, dessen Not mir gerade bewusst wird. Es ist das Gegenteil von Gefühlskälte und Gleichgültigkeit.

Freundlichkeit/Güte

Wenn ich Freundlichkeit von Freund her ableite, dann ist das die Fähigkeit, Freund zu sein. Eine Atmosphäre zu schaffen, in der es dem anderen gut geht. Güte ist das Gut-Sein, wohlwollend sein.

Demut

Demut ist nicht “Diene-Mut”! Demut sucht den anderen zu verstehen und mit ihm in seinen Mokkasins zu gehen. Es ist der Mut, sich auf den anderen einzulassen.

Sanftmut/Bescheidenheit

Ich weiß, wer ich bin und was ich kann, aber ich reibe es dem anderen nicht unter die Nase. Der andere darf bei mir einfach sein und ich bin einfach da. Aber wenn es nötig ist, weiß ich auch ganz genau, wo ich Halt! Stop! sagen muss

Geduld/Langmut

Jetzt kommt noch der Faktor Zeit dazu: Lerne es, zu warten. Veränderungen brauchen Zeit. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Und jetzt kommen noch ein paar Aufforderungen, wie das Miteinander als Christen gut funktionieren kann.

Ertrage einer den anderen

Ich habe keine Ahnung, woher auf eurem Plakat das “Streitet nicht miteinander” herkommt. Das steht da nämlich gar nicht. Da steht das mit dem Ertragen und dem gegenseitigen Vergeben.
Nach 50 Jahren habt ihr es sicher gemerkt: Das mit dem Abtrainieren von Schrulligkeiten und dem Umerziehen in mein Bild von Ehemann/Ehefrau. Das hat nicht funktioniert. Also, Anette hat es bei mir auch schon aufgegeben. Und manches das muss ich vom aneren halt ertragen, dass er ist wie er ist. Und manchmal kann ich das gut, und manchmal nicht so gut. Ertragen heißt aber nicht: Runterschlucken! Ich darf, soll, nein! muss es auch sagen, was mich gerade stört. Sonst wird eine bittere Wurzel daraus. “Ich habe Probleme damit, dass...” Die schönen Ich-Botschaften. “Mir geht es nicht gut damit, dass ...”, “Es ärgert mich, dass ...”
Auch das ist: Ertrage einer den anderen.

… und vergebt einander

Schenkt euch gegenseitig Gnade! Das ist Vergebung. Das, was der andere nicht verdient hat, schenke ich ihm. Ich erlasse seine Schulden bei mir. Und ich bitte darum, dass der andere meine Schulden bei sich erlässt. Jesus ist das mit dem gegenseitigen Vergeben so wichtig, dass er darüber ein Gleichnis erzählt hat von dem Schuldner, dem der König ein Vermögen erlassen hat und der es nicht schafft, ein Taschengeld loszulassen.
Ja, ich kann das mit dem Vergeben allein zwischen Jesus und mir ausmachen. Aber wenn der andere gar nicht weiß, dass er gerade vom Schuldenkonto abgebucht hat, kann er sein Verhalten nicht ändern. Und noch öfter ist es wichtig, dem anderen es zuzusprechen: Ich vergebe dir! Das ist für das gemeinsame Miteinander enorm wichtig.
Ja, oft können wir übereinander klagen. Oft funktioniert Ehe nicht so, wie wir es uns erträumt haben. Wir sind Menschen mit Ecken und Kanten. Aber weil uns vergeben worden ist, können wir vergeben.
Und dann ist da ja noch der Gürtel, der das neue Outfit zusammenhält:

Über alles die Liebe

Dieser Gürtel hält alles andere zusammen. Mir fällt dazu immer ein, dass genau diese Liebe das einzige Gebot ist, das wir als seine Gemeinde von Jesus bekommen haben:
Matthäus 22,37–40 LU
Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« . Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« . In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
So zu leben, führt zur Vollkommenheit. Dort macht sich der himmlische Friede breit. Der Friede, der es aushält, unterschiedlicher Meinung zu sein und doch eins sein zu können. Der Friede, der dort freigesetzt wird, wenn wir einander Vergebung zusprechen. Der Friede, der eine Frucht dessen ist, dass Menschen sich unter Gott in Liebe begegnen.
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