Nachfolge – Was ist mir der Glaube wert?

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Predigt zu Lukas 9,57–62 Okuli 2020

Nachfolge – Was ist mir der Glaube wert?

Gnade sei euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
heute morgen stehen mir Menschen vor Augen, die nicht mehr unter uns sind, die aber als Christen ihren Glauben ganz bewusst in der Nachfolge für ihren Herrn Jesus Christus gelebt haben. Bei mir sind es zum Beispiel meine Eltern, aber auch einige Leute aus der Gemeinde, in der ich groß geworden bin. Auch welche, die mich in der christlichen Jugendarbeit geprägt haben. Menschen, die ganz bewusst und bekennerhaft ihrem Herrn Jesus Christus nachgefolgt sind. Das war ja zu Zeiten der DDR auch manchmal nicht leicht. Mein Vater hat immer gedacht, dass er in seinem Dorf als Christ verlacht würde, doch dann hat ihn jemand einmal gesagt, als er das Dorf zu seiner Goldenen Hochzeit eingeladen hat: „Wir haben dich immer bewundert.“
Auch hier im Wieratal gab es Christen, die zu ihrem Glauben gestanden haben und in der Nachfolge ihres Herrn Jesus Christus folgten. Sie stehen sicher euch vor Augen. Und wenn wir auch weiter zurückdenken, schon in der Zeit der Deutschen Christen.
Dass die Nachfolge zu unserem Herrn Jesus Christus nicht einfach und leicht ist, dass haben wir ja gerade im Evangelium gehört. Ich lese die Worte noch einmal nach einer anderen Bibelübersetzung:
Lukas 9,57–62(NGÜ NT+PS)
57 Als sie weitergingen, wurde Jesus von einem Mann angesprochen. »Ich will dir folgen, wohin du auch gehst«, sagte er.
58 Jesus erwiderte: »Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.«
59 Zu einem anderen sagte Jesus: »Folge mir nach!« Er aber antwortete: »Herr, erlaube mir, zuerst noch nach Hause zu gehen und mich um das Begräbnis meines Vaters zu kümmern.«
60 Jesus erwiderte: »Lass die Toten ihre Toten begraben. Du aber geh und verkünde die Botschaft vom Reich Gottes!«
61 Wieder ein anderer sagte: »Ich will dir nachfolgen, Herr; doch erlaube mir, dass ich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehme.«
62 Jesus erwiderte: »Wer die Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht brauchbar für das Reich Gottes.«
Drei ganz unterschiedliche Typen begegnen hier Jesus und sind aufgefordert ihm nachzufolgen. Ich denke, sie meine es auch richtig ernst mit der Nachfolge. Es ist für sie nicht bloß ein Urlaubstripp durchs jüdische Land, so wie das Pilgern auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella, auf dem auch schon mancher gescheitert ist, oder das Pilgern von Kirche zu Kirche durch das Wieratal.
Nein, sie meinen es mit der Nachfolge wirklich richtig ernst. Und ihre Berufung zur Nachfolge ist ganz unterschiedlich. Zwei melden sich ganz freiwillig und einer wird dazu aufgefordert. Aber irgendwie haben sie noch immer irgendwelche Einwände so richtig 100% diesem Jesus nachzufolgen.
Da stellt sich schon die Frage, wie ist dass denn bei uns: Haben auch wir irgendwelche Einwände, als Christen diesem Jesus nachzufolgen?
Aber schauen wir erst einmal, welche Einwände so dies drei haben.
Nun beim ersten ist es ja nicht einmal er selber, der Einwände hat, sondern Jesus selbst stellt ihn da die Radikalität der Nachfolge vor Augen: „Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel ihre Nester; aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.“ Im Grunde fragt Jesus ihn jetzt: Weißt du was es bedeutet, mir nachzufolgen? Es bedeutet, die Bequemlichkeiten und die Vorzüge deines bisherigen Lebens aufzugeben. Ich selber habe keine Wohnung, die ich mein Eigen nennen kann. Die Erde bietet mir keinen Platz der Ruhe. Füchse und Vögeln geht es besser als mir. Bist du dennoch gewillt all diese Bequemlichkeiten deines Lebens aufzugeben, die Menschen als ihr unveräußerliches Recht halten, um mir nachzufolgen?
Gerade jetzt müssen wir in einer anderen Art und Weise lernen, durch den Corona-Virus Dinge, Beziehungen, Verhaltensweisen und Selbstverständlichkeiten aufzugeben, die wir bisher als unser unveräußerliches Recht verstanden. Unsere Gesellschaft wird sich verändern.
Aber wären wir bereit unsere Bequemlichkeiten in der Nachfolge für den Gottessohn aufzugeben?
Den zweiten fordert Jesus nun auf ihm nachzufolgen. So unterschiedlich kann der Ruf in die Nachfolge sein. Bei dem einen wird vielleicht das Herz bewegt, Jesus nachzufolgen. Bei dem anderen kann es ein direkter Ruf oder eine Aufforderung sein, wie hier.
Nun hat er einen Einwand es erst einmal nicht zu tun. Da gibt es doch ein Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ – Ich muss doch für meine Eltern da sein und auch den letzten Dienst muss ich noch tun, ich muss sie noch begraben. Aber sie leben ja noch, vielleicht noch 5, 10, 15 Jahre oder noch länger. So lange musst Du Jesus schon damit warten.
Welche Ausreden haben wir?
Wir kennen das doch mit den Ausreden! Vielleicht wollen auch wir Jesus nachfolgen und haben da unsere Ausreden und Entschuldigungen. Und heute zur Zeit des Corona-Virus gibt es ja wieder neue – Soziale Kontakte meiden. Das heißt aber nicht den Kontakt mit Gott meiden.
Ausreden zu machen, das ist ja nicht neu. Auch zu Jesu Zeiten entschuldigten sich die Menschen. Denken wir nur an die Geschichte vom großen Abendmahl, die Jesus erzählte, wo sich alle hintereinander entschuldigen ließen.
Jesus rief immer wieder diejenigen in die Nachfolge, die alles aufgeben würden - Familie, Freunde, ihren Job - und ihm folgen würden. Sehr oft bekam er Ausreden.
Vielleicht haben auch wir Ausreden gegenüber Jesus?
Ihr kennt das ja auch: Wenn die Mutter bittet, das Zimmer zu putzen, dann hört man oft tausend Gründe, warum man es nicht richtig machen kannst.
Oder der Müll soll rausgebracht werden, dann ist das aktuelle Fernsehprogramm, das man gerade ansieht, viel wichtiger als der stinkende Müll!
Vielleicht haben das auch schon mancher Lehrer gehört, wenn Schüler ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, dass der Hund das Hausaufgabenheft gefressen hat.
Aber auch wir haben Ausreden für Dinge, die wir nicht sofort tun wollen! Überlegt einmal welche Ausreden ihr so in der vergangenen Woche gehabt habt?
Darum denkt einmal darüber nach: Jesus ruft uns heute und sagt: "Folge mir nach!"
Und nun noch ein dritter, der Jesus nachfolgen will. Der will erst einmal Abschied nehmen, von seiner Familie, seinen Freunden, von seinem bisherigen Leben, so eine Art Junggesellenabschied, als ob er jetzt in ein Kloster geht. Die Nachfolge Jesu jetzt freudenlos und Selbstkasteiung? Klingt fast so. Darum noch einmal einen drauf machen!
Als ob das Christsein eine ganz andere Welt ist. Und ehrlich gesagt ist es auch. Denn die Beziehung zu Gott verändert uns auch. Wir werden zu anderen Menschen, wir werden von Gott her erneuert. Die Nachfolge Jesu Christi verändert uns.
Darum fordert uns der Kirchenvater Thomas von Kempen auf: „Wir müssen uns selbst verleugnen und Christus durch das Kreuz nachfolgen.“ Er hat über die Nachfolge ein ganzes Buch geschrieben.
Nun fordert uns Jesus auf in der Nachfolge radikal nach vorn zuschauen. Das vergleicht er mit dem Pflug. Beim Pflügen muss der Bauer nach vorn schauen. Er muss das Ende des Feldes anpeilen um die Furche gerade ziehen zu können um den im jüdischen Raum Ochsen das richtige Kommando zu geben.
Ich selbst habe es als Kind erlebt, wie so eine Furche schief und krumm wurde. Da hatte ich einen Pflug mit zwei Pferden an der Hand (vielleicht so 6 Jahre). Ich konnte den Pflug kaum halten, da ging alles krumm und schief.
So soll es auch in der Nachfolge mit Jesus sein. Das alte Leben hinter uns lassen. Manchmal kann das radikal sein. Man muss einen richtigen Schlussstrich ziehen und neu anfangen . Mit Jeus ein neues Leben beginnen und nach vorn schauen. Eine Zukunft mit Gott haben. Zu so einem Leben möchte ich sie ermutigen.
Ihr Pfarrer Jörg Bachmann
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