Friedvolles Leben Römer 5,1-11

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Friedvolles Leben

Romans 5:1–11 BB
1 Weil wir also aufgrund des Glaubens gerecht sind, haben wir Frieden, der auch bei Gott gilt. Das verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus. 2 Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund, auf dem wir stehen. Und wir dürfen stolz sein auf die sichere Hoffnung, zur Herrlichkeit Gottes zu gelangen. 3 Aber nicht nur das. Wir dürfen auch auf das stolz sein, was wir gegenwärtig erleiden müssen. Denn wir wissen: Das Leid lehrt, standhaft zu bleiben. 4 Die Standhaftigkeit lehrt, sich zu bewähren. Die Bewährung lehrt zu hoffen. 5 Aber die Hoffnung macht uns nicht zum Gespött. Denn Gott hat seine Liebe in unsere Herzen hineingegossen. Das ist durch den Heiligen Geist geschehen, den Gott uns geschenkt hat. 6 Christus ist für uns gestorben, als wir noch schwach waren. Das heißt: Er starb für Menschen, die zu diesem Zeitpunkt noch ohne Gott lebten! 7 Dabei wird sich kaum jemand finden, der für einen gerechten Menschen stirbt. Jemand ist vielleicht gerade noch bereit, sein Leben für einen Menschen herzugeben, der Gutes tut. 8 Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist. Damals waren wir noch Sünder. 9 Jetzt hat Gott uns als gerecht angenommen. Denn das Blut von Christus wurde für uns vergossen. Umso gewisser können wir sein, dass wir dann auch vor Gottes Zorn gerettet werden. 10 Als wir noch Feinde waren, wurden wir mit Gott versöhnt durch den Tod seines Sohnes. Wenn wir jetzt versöhnt sind, ist es umso gewisser: Wir werden dadurch gerettet werden, dass sein Sohn lebt. 11 Und nicht nur das. Wir dürfen regelrecht stolz darauf sein, dass wir zu Gott gehören. Das verdanken wir Jesus Christus, unserem Herrn. Durch ihn haben wir jetzt schon die Versöhnung erlangt.
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
sie kennen alle den Ausspruch von Friedrich Schiller aus seiner Tragödie „Willhelm Tell“: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.“
Wie recht er hatte, der große Friedrich Schiller. Zu bezweifeln allerdings bleibt, dass der Dichterfürst sich beim Verfassen dieser seiner berühmten Worte um die ganze Spannweite der Unwägbarkeiten zwischenmenschlichen Daseins innerhalb eines normierten, klar abgegrenzten Lebensraumes bewusst gewesen ist. Wohl eher nicht. Schließlich gab es zu seiner Zeit noch kaum Dachgrillpartys, keine Waschküchenschlüssel, weder reservierte Parkplätze noch laute Laubbläser. Die Platte auf dem Konfliktherd ist heiß, angefeuert je nach Saison von verteuerten Heizölpreisen, Nebenkostenabrechnungen und Mängellisten.
Doch es stellt sich für uns selbst die Frage: Wie friedvoll ist unser Leben?
Wenn wir in die Welt hineinschauen, dann ist sie schon einmal nicht sehr friedvoll. Auch wenn wir hier in Mitteleuropa über 75 Jahre keinen direkten Krieg hatten, gibt es genügend Kriege in der Welt, die mit uns zu tun haben oder die uns betreffen oder auch mancher Terror in der vergangenen Zeit in unserem Land oder auch jetzt die Flüchtlinge an der Griechisch-türkischen Grenze, wo Menschen mit ihrem Schicksal zur Erpressung bei der Politik benutzt werden.
Den persönlichen Unfrieden habe ich gerade angedeutet, den es auch gibt, zwischen der Nachbarschaft, in der Familie, aber auch zwischen Freunden kann es eskalieren. Aus Freunden können Feinde werden. Die Ursachen sind manchmal kleine nichtige Dinge.
Oft ist das auch abhängig vom eigenen Charakter. Die einen sind etwas geduldiger. Schlucken etwas mehr. Die anderen gehen gleich hoch, bei jeder kleinen Sache.
Ja, was passiert, wenn bei mir die Grenze überschritten ist? Wir reagieren vielleicht unterschiedlich z.B. 3 Möglichkeiten:
1. Ich werde wütend - Ich fresse den Ärger nicht rein, es kann langer Streit werden und wir können Schaden nehmen.
2. Ich lasse den Angriff abprallen Es ist kein langer Streit, vielleicht war das Gegenüber nur ungeschickt.
3. Mischung aus beidem - ich dosiere es entsprechend meiner Verteidigung es kommt auf mein Geschick an.
Was sagt die Bibel, was sollen wir als Christen in Bezug auf den Frieden tun? Ich lese die vorhin gehörte Epistel aus Römer 5,1-11 noch einmal nach der Neuen Genfer Übersetzung:
1 Nachdem wir nun aufgrund des Glaubens für gerecht erklärt worden sind, haben wir Frieden mit Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
2 Durch ihn haben wir freien Zugang zu der Gnade bekommen, die jetzt die Grundlage unseres Lebens ist, und im Glauben nehmen wir das auch in Anspruch. Darüber hinaus haben wir eine Hoffnung, die uns mit Freude und Stolz erfüllt: Wir werden einmal an Gottes Herrlichkeit teilhaben.
3 Doch nicht nur darüber freuen wir uns; wir freuen uns auch über die Nöte, die wir jetzt durchmachen. Denn wir wissen, dass Not uns lehrt durchzuhalten,
4 und wer gelernt hat durchzuhalten, ist bewährt, und bewährt zu sein festigt die Hoffnung.
5 Und in unserer Hoffnung werden wir nicht enttäuscht. Denn Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt.
6 Christus starb ja für uns zu einer Zeit, als wir noch ohnmächtig der Sünde ausgeliefert waren; er starb für Menschen, die Gott den Rücken gekehrt hatten.
7 Nun ist es ja schon unwahrscheinlich genug, dass jemand sein Leben für einen unschuldigen Menschen opfert; eher noch würde man es vielleicht für einen besonders edlen Menschen tun.
8 Gott hingegen beweist uns seine Liebe dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren.
9 Deshalb kann es jetzt, nachdem wir aufgrund seines Blutes für gerecht erklärt worden sind, keine Frage mehr sein, dass wir durch ihn vor dem kommenden Zorn Gottes gerettet werden.
10 Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren. Dann kann es doch gar nicht anders sein, als dass wir durch Christus jetzt auch Rettung finden werden – jetzt, wo wir versöhnt sind und wo Christus auferstanden ist und lebt.
11 Aber es ist nicht nur diese Hoffnung, die uns mit Freude erfüllt; nein, es ist auch die Tatsache, dass wir durch Christus schon jetzt die Versöhnung empfangen haben. Und dafür preisen wir Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Das Wort Friede ist ein großes Wort, welches buchstabiert werden will. In unserem Predigttext werden ihm große Worte zur Seite gestellt: Glaube Liebe und Hoffnung.
Glaube ist eine Vertrauenshaltung, die erst den Frieden spürbar werden lässt. Es ist der Urgrund des Friedens. Frieden ist nur möglich, wo man einander vertraut.
Das zweite ist die Liebe. Dabei geht es nicht um die menschliche Liebe sondern um die Gottes Liebe. Zeichen dafür ist die opfernde Liebe von Jesus Christus am Kreuz. Diese Liebe sollte durch Gottes Geist fest in unserm Herzen verankert sein.
Und das dritte ist die Hoffnung, sie hat eben gerade ihre Wurzel in dem Liebeshandeln Gottes und gibt uns einen Blick über unser heut hinaus.
Sogleich macht uns der Apostel Paulus hier deutlich, dass wahrer Friede nur möglich ist, durch Versöhnung:
Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren. Dann kann es doch gar nicht anders sein, als dass wir durch Christus jetzt auch Rettung finden werden – jetzt, wo wir versöhnt sind und wo Christus auferstanden ist und lebt.
Tamara und ich waren in der vergangenen Woche auf einen Kongress. Da gab die Autorin Immaculée Ilibagiza aus Ruanda einen Bericht, deren Familie während des Völkermords von 1994 fast vollständig vernichtet wurde – und die gerade in dieser Extremsituation die Kraft der Versöhnung erlebt hatte.
Der Hass der Volksstämme untereinander wurde damals gezielt geschürt und entlud sich in schrecklichen Brutalitäten. Aber: Die Mehrheit der Hutus wollte zwar die Vernichtung der Tutsi-Minderheit, aber nicht jeder Hutu hat auch die Menschen aus anderen Stämmen umgebracht. Es ist wichtig, die einzelnen Menschen zu sehen und die Güte in ihnen zu entdecken, sagt Ilibagiza. Sie hat aus den schlimmen Erfahrungen gelernt: Die Kraft der Liebe und Vergebung kann auch die furchtbare Gewalt eines Völkermords überwinden. „Wir sollten nicht dem Gift hasserfüllter Gedanken Raum geben“, ermutigt sie. Der abgeschlossene Prozess der Vergebung „fühlt sich an wie Freiheit: Ich kann so leben wie ich will und nicht so, wie meine Peiniger sich das vorstellen.“ sagte sie. Das kann wahre Versöhnung bewirken.
Als sie die wundersame Rettung vor den Killern erlebt hat, schämt sie sich für ihre Wut und den Wunsch, selbst andere Menschen umzubringen, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Sie studierte die Bibel und ist gepackt von den Texten zur Feindesliebe und permanenten Vergebungsbereitschaft.
Sie lernte tatsächlich die Kontrolle an Gott abzugeben und zur Vergebung bereit zu sein. Es gibt die Seite des Hasses und der Rache – und die Seite der Liebenden, beschreibt Ilibagiza. Und Jesus fragt uns, auf welcher Seite wir stehen wollen: zu hassen oder zu lieben und zu vergeben. Mit Jesus gibt es immer Hoffnung.
Darum gehört beides eng zusammen: Frieden und Versöhnung. Sie sind das Ziel bei der Frage: „Wie bekomme ich ein friedvolles Leben?
Nun gehen wir noch einmal zurück: Wie sind wir Menschen? Die Bibel kennt uns in unserem Menschsein. Sie ist voll von Negativerfahrungen. Geschichten mit Mord und Todschlag. Und komischer Weise hat Gott sogar noch mit Mördern Geschichte gemacht. Auch die Psalmen sprechen vom Zorn über Menschen, die mir böse sind, und wünschten sich die Rache. Manchmal haben wir dann Probleme solche Rachepsalmen zu beten.
Da finden wir uns irgendwie auch selbst in einem Kreislauf wieder? Natürlich ist es berechtigt, dass wir sauer sind, wenn der Handwerker mit uns für eine Leistung 300 € vereinbart und dann 500 € fordert. Ich könnte es ihm verweigern, aber das Problem ist, wenn der Handwerker ein guter Freund oder Familie ist. Dann leidet die Beziehung. Durch egoistisches Verhalten egal wie nimmt eine Gemeinschaft immer Schaden.
Es ist dann wie eine Abwärtsspirale der Verletzungen, des Zornes und der Kränkungen. Am Ende sind alle die Verlierer.
Dem stellt der Apostel Paulus einen anderen Kreislauf entgegen. Einen Kreislauf, der zum Frieden führt. Er schreibt:
Bedrängnis bringt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden;
Warum lässt uns die Hoffnung nicht zuschanden werden, weil sie uns die Liebe Gottes bringt.
Ich weiß, dass es manchmal nicht einfach und leicht ist in schwierigen Situationen ruhig zu bleiben. Manchmal vielleicht erst einmal den Ärger herunter zu schlucken und dann besonnen zu reagieren, vielleicht auch manchmal, um der Sache willen etwas zu erdulden. Vielleicht erst auch einmal mit jemand dritten über eine Angelegenheit zu reden, um Klarheit zu bekommen? Nicht immer ist es gut, gleiches mit gleichen zu vergelten.
Das zweite Wort unseres Predigttextes lautet ja Versöhnung und an der Biografie von Immaculée Ilibagiza habe ich euch schon gezeigt, dass das nicht einfach aber nötig ist.
Versöhnung ist nicht einfach nur Schadensbegrenzung, sondern es geht um viel mehr. Ich kann nicht einfach sagen, was solls? Da bezahle ich ein bisschen Lehrgeld im Leben? Das wäre ja noch einfach Aber oft geht es tiefer. Wenn es dann richtig tiefe Verletzungen sind, wie bei Immaculée Ilibagiza, kann ich mich dann dennoch mit dem anderen Versöhnen und richtig Frieden mit ihm schließen? So dass der Zorn nicht mein Leben gestaltet und meine Gefühle bestimmt. So dass ich der Liebe und ganz besonders der Liebe Gottes Raum geben. Dass die Liebe Gottes wieder durch uns beim anderen ihren Platz findet?
Manchmal wird sich dann auch Leid und Trübsal nicht vermeiden lassen. Aber nur so kann die Abwärtsspirale unterbrochen werden. Eines Tages traf auch Immaculée Ilibagiza die Mörder ihrer Familie. Sie konnte ihnen vergeben. Das half auch ihre und befreite sie. Es klingt verrückt, vor dem Mörder - genauer gesagt vor dem brutalsten Schlachter - seiner Familie zu stehen und ihm nichts mehr als ein „ich vergebe dir“ entgegenzuhalten. Das hat Immaculée getan. Genau das, weil die Vergebung das einzige war, was sie noch geben konnte.
Um noch einmal zu dem profanen Handwerker-Beispiel zurück zu kommen. Vielleicht ist es gut, wenn man erst einmal nach den Gründen fragt; Warum es jetzt so viel teurer ist, dass man sich dann vielleicht auf der Hälfte trifft, eben statt der vereinbarten 300 € und der geforderten 500 €, dann eben bei 450 €. Dass eben dem Ärger nicht die Macht gegeben wird. Manchmal ist Nachgeben die geschicktere Methode, denn man sollte dafür leben, was wichtig ist! Es gilt im Großen, wie im Kleinen.
Die Aufforderung Jesu die Feinde zu lieben ist von daher nicht unbegründet, denn sie verhilft zu einem besseren Leben.
Gerade heute werden wir in besonderer Weise durch den Apostel Paulus eingeladen, diesen Weg des Friedens und der Versöhnung zu gehen. Wieso können wir das tun? Wieso können wir den anderen annehmen und ihm verzeihen? Sicher können wir das nicht aus uns und unserer eigenen Kraft heraus. Da werden wir immer wieder versagen.
Wir können es, weil Gott es ist, der mit uns zuerst Frieden gemacht hat und weil er sich mit uns versöhnt hat durch seinen Sohn Jesus Christus
So schreibt es der Apostel Paulus:
Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus.
Und weiter
Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wie viel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.
Und weil das so ist können wir durch Jesus lernen, so friedvoll und versöhnlich zu leben. Auch wenn wir im Leben immer wieder scheitern, können wir doch wieder neu anfangen. An Jesus können wir lernen, wie er mit Menschen umgegangen ist, mit deren Verhalten er nicht einverstanden war. Einer davon war der Zöllner Zachäus.
Wir sind als Christen keine besseren Menschen als andere, aber wir haben erkannt, wie wir besser werden können, in dem wir uns in den Wirkkreis Gottes stellen, wo uns Gott liebevoll und gnädig ansieht, wo er uns mit sich versöhnt und uns auf den Weg des Friedens führt. So können wir das Böse mit Gutem überwinden.
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unseren Herrn. Amen.
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