Gott geht mit
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Gott geht mit
Gott geht mit
Predigt 6. Sonntag nach Trinitatis 2020
6 Du, Israel, bist ein besonderes Volk, du bist heilig für den Herrn, deinen Gott. Der Herr, dein Gott, hat dich erwählt: Als einziges Volk unter allen Völkern der Erde sollst du ihm gehören.
7 Nicht weil ihr zahlreicher seid als alle Völker, empfindet der Herr Zuneigung zu euch. Nicht deswegen hat er euch ausgewählt. Denn du bist ja das kleinste von allen Völkern.
8 Sondern aus Liebe zu euch hat der Herr es getan. Er hält sich an den Eid, den er euren Vorfahren geschworen hat. Darum hat euch der Herr herausgeführt. Mit starker Hand hat er euch aus der Sklaverei befreit – aus der Gewalt des Pharao, des Königs von Ägypten.
9 So erkenne nun: Der Herr, dein Gott, er ist Gott. Er ist ein treuer Gott und hält seinen Bund. Die ihn lieben und seine Gebote befolgen, erfahren seine Güte noch in tausend Generationen.
10 Doch die ihm untreu werden, zieht er zur Rechenschaft und vernichtet sie. Ohne zu zögern bestraft er jeden, der ihm untreu wird.
11 Befolge deshalb die Gebote, Gesetze und Bestimmungen, die ich dir heute weitergebe. Handle unbedingt danach!
12 Das wird geschehen, wenn du auf diese Bestimmungen hörst, sie befolgst und danach handelst: Dann bewahrt der Herr, dein Gott, den Bund und hält dir die Treue. So hat er es deinen Vorfahren geschworen.
Liebe Gemeinde,
mancher von Euch hat sicher die Bücher von Karl May gelesen oder die Filme gesehen. Das bekannteste Buch und auch der Film dazu ist ja der „Schatz im Silbersee“. Dort raucht Winnetou mit dem großen Wolf die Friedenspfeife. Das Kriegsbeil wird begraben und ein Friedensbund wird geschlossen. Als Kinder haben wir so etwas oft nachgespielt und unsere Pfeifen aus Holunder und Pfeil und Bogen aus Haselnuss gebastelt. Das machen Kinder heute leider kaum noch.
Aber Bünde werden auch heute noch geschlossen. Vielleicht nennt man sie nicht mehr so. Aber sie gibt es nach wie vor: der Ehebund, vielleicht manchmal ohne Trauschein, Staatenbund, Freundschaften und mancher andere Bund mehr. Manche halten ein Leben lang, andere nur auf Zeit.
Vorhin im Text hörten wir von einem Bund, den Gott mit seinem Volk Israel geschlossen hat. Doch welche Bedeutung hat dieser Bund heute noch für Israel und vielleicht auch für uns?
Das erste wichtig ist: Gott hat erwählt. Er hat dieses kleine und unbedeutende Volk erwählt. Nicht weil es etwas besonderes ist, sondern weil er es liebt. Er begegnet ihm als der wahre und treue Gott. Er nimmt es in Gnaden an und erwählt es als sein Eigentum. Er schließ mit ihm einen Bund. Die Zeichen des Bundes sind die Zehn Gebote, die Mose am Berg Sinai erhält. Dabei regeln die ersten drei Gebote die Beziehung zwischen Gott und Mensch und die anderen sieben die Beziehungen der Menschen untereinander. Und bis heute feiert man in Israel diese Bundeszusage Gottes. Das geschieht am Passafest, wo man auch dem Auszug aus Ägypten gedenkt. Da erinnert man sich daran, dass dieser Gott ein nachgehender Gott ist, der immer wieder aufhilft, wenn man versagt hat, bis heute. Diese Bundeszusage Gottes an sein Volk Israel ist sogleich die Segenszusage Gottes. Und das geschieht nicht aufgrund besonderer Leistungen des Volkes Israel, sondern aufgrund der Liebe Gottes zu seinem Volk.
Und damit kommen wir zum weiteren Handeln Gottes. Da diese Liebeszusage Gottes nicht nur allein seinem Volk Israel gilt, sondern allen die ihm vertrauen, darum hat Gott einen neuen Bund geschlossen. Einen Bund, der nun auch Dir und mir gilt. Das Zeichen dieses Bundes ist nun das Kreuz. An diesem Kreuz ist nun sein Sohn Jesus Christus gestorben. Er hat dieses Opfer für den Bund selbst gebracht. Und das äußere Zeichen für dieses Opfer ist nun unsere eigene Taufe. In ihr vollziehen wir es nach, dass wir mit Christus gestorben und auferstanden sind.
Und beim Abendmahl sitzen wir mit Gott an einem Tisch und feiern diesen Bundesschluss. Hier begegnet uns Gott nicht als der unbarmherzige Richter, sondern als der barmherzige Vater, der uns einlädt, so sehr wir auch belastet sind. Unser Leitspruch für die Gottesdienst to go - Reihe macht es uns deutlich. Jesus spricht:
28Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Matthäus 11,28 (LU)
Und weil Gott Israel damals in seiner Liebe erwählt hat, macht er ihm die Zusage seines Beistandes. Schon in der Zeit der Knechtschaft in Ägypten, in der Zeit der Wüstenwanderung, bei der Landnahme, auch später als es sesshaft war und selbst dann, als es Gott nicht vertraute. Er machte Israel die Zusage: Ich bin bei euch – ich begleite euch - ich gehe mit euch. So hat es diesen Gott erfahren bis heute – auch in der Zeit der Schoah, des Holocaust.
Unser Leben heute im Jahr 2020 ist auch geprägt durch Höhen und Tiefen, im Moment ganz besonders durch die Corona-Pandemie. Mancher will sie nicht wahrhaben. Andere haben sie existenziell erfahren. Nicht nur die Krankheit selbst, sondern auch alle gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen. Aber auch andere Krankheiten, Schicksalsschläge und Verluste treffen uns.
Welche Erfahrungen haben wir da gerade in dieser Situation mit Gott gemacht? Haben wir dennoch seinen Segenszusage gespürt? Haben wir ihn dennoch als den mitgehenden Gott erfahren? Es wäre gut, wenn wir darüber ins Gespräch kommen und uns austauschen könnten. Ich wünschte wir könnten das an einer Stelle tun. Wichtig ist es uns fest zu machen, dass die Segensverheißungen Gottes immer über unserer Not stehen.
Für Israel waren diese Segensverheißungen Gottes immer mit einer Aufforderung zu einer gottwohlgefälligen Lebensführung verbunden, dass sie nach Gottes Gebot und Weisung leben. Dabei steht aber nicht das Verbieten im Vordergrund, sondern das Vertrauen auf Gott. Denn hier geht es um die Liebeszusage Gottes an sein Volk.
Es ist wie bei dem Verhältnis zwischen Eltern und ihren Kindern. Hier ist ja nicht das Verbieten das Prinzip, sondern das Handeln der Eltern geschieht aus Liebe und da gehört auch das Verbieten dazu.
Durch Jesus gilt nun auch uns diese Liebeszusage Gottes. Auch für uns will er da sein, will er mit uns gehen. Und er will uns auch verändern. Wenn wir uns in eine Beziehung mit Gott einlassen, werden wir verändert.
Der Apostel Paulus schreibt an seinen Freund und Mitstreiter Titus dazu:
3Denn auch wir waren früher unverständig, ungehorsam, gingen in die Irre, waren mancherlei Begierden und Gelüsten dienstbar und lebten in Bosheit und Neid, waren verhasst und hassten uns untereinander.
4Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands,
5machte er uns selig – nicht um der Werke willen, die wir in Gerechtigkeit getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist.
Titus 3,3–5 (LU)
Wir werden erneuert zu neuen Menschen. Zeichen dafür ist unsere Taufe, da sie unser Bundesschluss mit Gott ist.
Darum lasst uns nun mit dieser Segenzusage Gottes leben, gerade auch im Alltag, gerade jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie, gerade jetzt wo wir nicht wissen, was die Zukunft bringen wird.
Wir haben einen Gott, der mit uns geht.
Amen.