Brüderliche Liebe

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Brüderliche Liebe

Hebrews 13:1–3 BB
1 Die Liebe zu den Brüdern und Schwestern soll bestehen bleiben. 2 Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen. 3 Denkt an die Gefangenen, als ob ihr mit ihnen im Gefängnis wärt. Denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt in einem verletztlichen Körper.
Liebe Gemeinde,
mitten in Amerika liegt sie die Stadt der Nächstenliebe, mitten in Amerika liegt Philadelphia.
Der Bundestaat Pennsylvania wurde 1681von Willlam Penn als Land der religiösen Toleranz gegründet, denn er selbst hatte, als er in seinen jungen Jahren Quäker wurde, religiöse Verfolgung erfahren. Philadelphia wurde 1681 als Stadt der Bruderliebe gegründet und die Hauptstadt dieses Bundeslandes. Ihr Name sollte Programm für die Glaubenstreue und des gegenseitigen Beistandes der Christen und sogleich auch der Toleranz gegenüber anderen sein. Für 10 Jahre war Philadelphia sogar einmal die Hauptstadt der USA.
Es sind wenige plakative Worte, die uns heute in unserem Predigttext recht pragmatisch für das Leben als Christen begegnen.
Das erste, was uns richtig plakativ begegnet, ist die Aufforderung zur brüderlichen Liebe. Das ist etwas, was nicht unbedingt etwas ureigen christliches war, sondern schon bei den Griechen und den Juden damals als Lebensmaxime gab, aber für die Christen wurde es durch Jesus in besonderer Weise zum Lebensprinzip: „Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.“ Mt 23,8
Da die Christen damals von außen und von innen in ihrem Glauben bedroht waren, war es für sie besonders wichtig, dass sie als Gemeinde und Menschen füreinander da waren und zusammenhielten. Da war damals die Verfolgung als Ketzer oder als Feind des Kaisers und sogleich waren sie als Gemeinde durch Irrlehrer bedroht.
Auch wir als Christen heute sind bedroht, wenn auch anders. Natürlich haben wir als erstes die Corona-Pandemie im Blick. Wir haben es ja erlebt, was es bedeutete, wenn wir uns als Gemeinde über 3 Monate nicht treffen konnten. Was hat uns da nicht alles gefehlt? Und auch jetzt ist das nur eingeschränkt möglich. Telefon und moderne Medien machen es möglich, dass wir uns nicht ganz aus den Augen verlieren.
Aber unser Christsein ist nicht nur dadurch bedroht, sondern durch vieles mehr. Selbst dadurch, dass wir nachlassen, vom Evangelium von Jesus Christus zu reden und es anderen weitersagen. Darum ist es heute umso wichtiger, dass wir für unseren Glauben und füreinander einstehen und von der Liebe Gottes zu uns Menschen Zeugnis geben. Wenn wir uns durch Gleichgültigkeit oder Ablehnung voneinander lösen, schaden wir uns selbst. Unsere Aufgabe ist es nicht Menschen zu verdammen und auszugrenzen, sondern sie zur Gemeinschaft und zum Miteinander einzuladen.
So kommen wir zum zweiten wichtigen Stichwort des Predigttextes heute: Gastfreundschaft.
Gastfreundschaft war damals für die Christen etwas sehr Wichtiges. Zum einen waren die meisten sehr arm und konnten sich keine Gasthäuser und Hotels leisten. Und zum anderen waren diese meistens sehr schmutzig, hatten einen schlechten Ruf und waren recht teuer. Es gab keine Ramada Inns, Motels oder Best Western.
Gastfreundschaft bedeutet "Liebe zu Fremden". Das Christentum war von Anfang an auf die Liebe zu Fremden ausgerichtet.
Schon bei den Griechen war die Gastfreundschaft gegen Bezahlung verhasst, erst recht bei den Juden. Wir kennen diese Gastfreundschaft ja noch heute in der berühmten orientalischen Gastfreundschaft.
Und so gab es auch diese Gastfreundschaft bei den Christen. Ja die Gastfreundschaft hat die frühchristliche Gemeinschaft geprägt. Interessant ist, dass die Gastfreundschaft der ersten Gemeinden dennoch nur begrenzt war und sie sich nicht ausnutzen ließen. So gewährte man diese ein bis zwei Tage, dann musste der Gast weiterziehen oder mitarbeiten. Das finde ich völlig in Ordnung. Gastfreundschaft heißt ja nicht, dass der andere mir auf der Tasche liegt und mich ausnutzt.
Hier in unserem Text wird an die biblischen Geschehnisse erinnert, wo durch die Gastfreundschaft Engel Gottes beherbergt werden, so zum Beispiel an 1. Mose 18, wo Abraham und Sara durch die Engel erfahren, dass sie noch im hohen Alter einen Sohn bekommen.
Heute werden wir gefragt, wie steht es um unsere Gastfreundschaft als Christen? Wie steht es um die Gastfreundschaft in unseren Gemeinden? Sicher Corona grenzt manches ein, aber unsere Fantasie und Kreativität macht auch manches wieder auf und schafft Neues. Doch sind wir überhaupt offen für andere Menschen? Wollen wir das überhaupt? Oder leben wir lieber im Kuschelclub der Erretten und sagen: „Hauptsache wir – was die anderen machen, geht uns nichts an.“
Leider erlebe ich letzteres immer wieder, auch bei ganz frommen Leuten. So eine Sache hat mich sogar vor kurzen ganz persönlich verletzt.
Für mich selbst ist im Christsein die Gastfreundschaft ein sehr hohes Gut. Offen zu sein für den anderen. Offen zu sein für andere Christen, aber auch für die Nichtchristen.
Ob wir bei unserer Gastfreundschaft dabei Engel beherbergen, wissen wir nicht. Aber dass wir einander den Himmel öffnen, weil Jesus ihn uns geöffnet hat, das können wir getrost erwarten und glauben. Deshalb gilt auch uns: »Gastfrei zu sein, vergesst nicht.«
Der dritte Punkt, worum es in unseren Predigttext geht, ist denen beizustehen, die um des Glaubens an Jesus Christus willen im Gefängnis sind. Das war damals keine einfache Sache, denn schnell gerät man da auch in den Verdacht der Komplizenschaft und wurde selbst in Gefängnis geworfen. Die Not der Brüder und Schwestern, die verhaftet worden waren, können wir uns kaum vorstellen. Verfolgt werden und ins Gefängnis kommen, um des Glaubens willen, gehörte zu den ureigensten Merkmalen christlichen Lebens damals, aber auch heute.
Die Organisation OpenDoors beobachtet und analysiert die Verfolgung der Christen in der ganzen Welt. Sie spricht davon, dass das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der größten Christenverfolgung in der Welt ist. Da können wir dankbar sein, dass wir hier in Deutschland und auch in unseren Dörfern unsern Glauben an Jesus Christus frei leben und gestalten können. Auch wenn es mal durch Corona etwas eingeschränkt war, aber dafür haben wir wieder neue und andere Möglichkeiten gefunden. Und wir sind immer noch dabei.
Dennoch dürfen wir unsere Schwestern und Brüder nicht vergessen, die um ihres Glaubens willen verfolgt und sogar getötet werden. Darum sollten wir uns auch für sie nach unseren Möglichkeiten einsetzen: Vom Gebet für sie, bis zur politischen Petition, vom Spenden bis zur Aufnahme im Land, im Ort und der Gemeinde.
Jesus selber hat es so gesagt: „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen.“ Mt 25,36
Diese wenigen Worte des Predigttextes machen deutlich, Christsein bedeutet, es geht nicht allein um mich, sondern wir leben in der Gemeinschaft im Miteinander. Wir sind füreinander da. Als Gemeinde sind wir miteinander auf dem Weg des Glaubens und wollen auch andere mitnehmen.
Amen.
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