Heilung des Blinden

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Heilung des Blinden

John 9:1–7 BB
1 Jesus ging an einem Mann vorbei und sah, dass der von Geburt an blind war. 2 Da fragten ihn seine Jünger: »Rabbi, wer war ein Sünder, sodass er blind geboren wurde – dieser Mann oder seine Eltern?« 3 Jesus antwortete: »Weder war er selbst ein Sünder, noch waren es seine Eltern. Vielmehr sollen die Taten Gottes an ihm sichtbar werden. 4 Wir müssen die Taten vollbringen, mit denen Gott mich beauftragt hat, solange es noch Tag ist. Es kommt eine Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann. 5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.« 6 Nachdem er das gesagt hatte, spuckte er auf den Boden. Aus der Erde und dem Speichel machte er eine Paste und strich sie dem Blinden auf die Augen. 7 Dann sagte er ihm: »Geh und wasch dich im Teich von Schiloach!« – Schiloach heißt übersetzt »der Gesandte«. – Der Mann ging dorthin und wusch sich. Als er zurückkam, konnte er sehen.
Liebe Gemeinde,
im alten Israel gab es das geflügelte Wort „Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden.“ (Jeremia 31,29)
Und wir wissen schon, dass auch dieses Wort sehr oft nicht von der Hand zu weisen ist. Dass die Gesundheit der Kinder oft abhängig ist von der Lebensweise der Eltern. Dabei gibt es immer zwei Extreme, die totale Vernachlässigung und die andere Seite die Überbehütung. Auch die kann Kinder krank machen. Und dass seelische und moralische Schuld sogar generationsübergreifend wirksam ist, auch das ist mittlerweile nachgewiesen.
Ja wir alle sind in unseren Familien in eine komplexe „Wenn … dann …“ - Kausalität eingebunden. Aber da darf man nicht nur das negative, sondern auch das positive sehen.
An der Segensverheißung Gottes zu seinen Geboten wird es am deutlichsten: „So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten“.
5.Mose 7,9
Und dennoch ist die Frage nach der „Wenn – dann – Kausalität“ meistens eine Frage nach der Schuld? Sie wird also meistens erst rückwärtsgewandt gestellt.
Wer ist Schuld?
Und da es in unserem Predigttext heute um Krankheit geht, um das Blindsein eines Menschen. Wer ist Schuld an seiner Krankheit?
Den Menschen damals war es in ihrer Wenn ... Dann ... Kausalität relativ schnell klar, wo sie die Schuldigen zu suchen und zu finden haben :
Entweder er war es selbst - ehe er überhaupt geboren wurde – oder es waren seine Eltern.
Vielleicht haben wir uns das auch schon selber gefragt: Wer ist Schuld an meiner Krankheit? Wer ist Schuld, dass ich so leiden muss? Es muss doch immer einen Schuldigen geben!
Das werden die Fragen sogar so gestellt: „ Wenn jemand leidet, dann muss er gesündigt haben" Aber ehrlich, was ist dann der Bibel nach mit Hiob gewesen? Wir leben nicht in einer einfachen Welt des Lebens, in der gute Menschen immer nur Gutes erfahren, und böse Menschen nur Böses. Manchmal hat man sogar den Eindruck das Gegenteil ist der Fall.
Oder es gibt auch die Phrase: "Wer krank ist und leidet, der glaubt nicht genug.“ Dann müsste der Apostel Paulus ein großer Zweifler gewesen sein: „Der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.“ 2. Kor 12,9
Ich bin froh, dass hier die Wenn … Dann … Kausalität nicht funktioniert.
Vielleicht schieben wir Leid und Krankheit nicht gleich den „lieben Gott“ in die Schuhe, aber ich denke schon, dass auch bei manchem Schicksalsschlag, den wir erfahren, schon Fragen und Zweifel kommen.
Wir fragen vielleicht jetzt auch, wer ist schuld an der Corona-Pandemie? Wer ist schuld an den vielen Kranken und Toten?
Und dann kommt Jesus und setzt das ganze Denken in der Wenn … Dann … Kausalität radikal außer Kraft. Er sieht nur den Menschen. Er sieht den Menschen, der zu ihm kommt in seiner Not und seine Hilfe braucht. Er sieht auch Dich und mich:
„Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude! In unser Dunkel kam er als ein Bruder. Wer ihm begegnet, der sieht auch den Vater.“
Damit durchbricht er alle menschliche Wenn … Dann … Kausalität.
Gott soll durch das Wirken Jesu verherrlicht werden und Jesus will als Licht in dieser Welt wirken. Er will Heiland und Arzt für alle sein, die ihn um seine Hilfe und um seinen Beistand bitten. Er will es auch in dieser Zeit sein.
Damals ging es dann bei Jesus recht pragmatisch weiter. Der Blinde bekam ein Erde-Speichel-Gemisch auf die Augen geschmiert und musste sich dann am Teich Schiloach waschen. Dann erst konnte er handeln. Er musste also mittun. Er war selbst gefragt.
Jesus spuckt auf den Boden. So ist auch sein Handeln generell. Er spuckt auf die Erwartungen der Leute, auf Konventionen, auf Regeln, auf Ordnungen. Er spuckt auf die vordefinierten Regeln des Verstandes und der Logik. Er spukt auch auf den menschlichen Anstand.
Der junge Mann wurde an einem Sabbat geheilt, wo man das ja als Jude nicht tun darf.
Und Jesus handelt immer anders. Einmal steckt er die Finger in die Ohren, ein anderes mal macht er eine Fernheilung und noch viele andere Weisen und hier ist es eine Schlammpackung.
Doch das wichtige daran: Obwohl Jesus handelt, bleibt der Kranke nicht passiv, sondern er muss aktiv mittun. Erst nachdem er selbst gehandelt hat, wird er sehen.
Krankheiten gehören zum Leben dazu. Und wie wir es jetzt ganz hautnah erfahren, auch die Corona-Pandemie. Doch wir erfahren sie als Störungen. Wir erfahren sie als Zeichen dessen, was sie sind. Zeichen der Welt, die sich von Gott abgewendet hat. Doch auch wir Christen erfahren sie genauso, wie jeder andere.
Krankheiten können auch Folgen von Schuld sein. Das bleibt unbestritten, aber nicht allein ursächlich. Krankheiten können auch ohne jeden psychologischen oder seelischen Grund entstehen. Wir müssen mit ihnen umgehen. Manchmal muss man das Leben radikal umstellen, eben wie wir jetzt in der Zeit der Corona-Pandemie tun müssen. Manchmal gibt es eine Chance zu einem Neuanfang. Manchmal ist es eine heilsame Unterbrechung.
Wie gehen wir mit ihnen um?
Natürlich können wir Gott deswegen anklagen? Und es wird auch Zeiten und Momente geben, wo wir das tun. Da stehen wir nicht allein. Auch die Psalmbeter oder Hiob haben es getan.
Und dann können wir nur auf Gott und sein Wirken vertrauen und uns mit aller unserer Not und Krankheit ihm anvertrauen. Uns ihm zuwenden, dass er uns führt und bewahrt und uns die Kraft gibt.
Dann können wir vertrauen, dass Jesus uns als der Arzt und Wundermann hilft und zum anderen, so weit es möglich ist, unseren eigenen Beitrag zur Gesundung leisten. So wie es der junge Mann im Predigttext getan hat.
Dazu gehört auch das Gebet um Heilung. Dass der Kranke gesegnet wird, dass man für ihn und über ihn betet, dass man ihn mit Öl salbt. Zeichen für das Heil Gottes. Ob und wie dann Heilung geschieht, ist einmal von dieser Seite gesehen Gottes Sache, aber wir haben in Jesus den Arzt und Heiland.
Dann gehört das andere dazu, der Arzt, das Krankenhaus, die Kur, die Medizin, mein eigenes Mittun. Beides gehört zusammen.
Jesus will uns heute wieder den Blick öffnen für die Größe und Güte Gottes, die unabhängig von aller menschlichen „Wenn … Dann … Kausalität wirkt. So finden wir Kraft und Stärke auf Gott und auf sein Wort in unserm alltäglichen Leben und besonders auch in Krankheit und Not zu vertrauen.
Amen.
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