Die Zeit ist kurz

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Die Zeit ist kurz

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus.
Liebe Gemeinde,
wie wohl fühlen Sie sich in ihrem Heim? Ich hoffe Sie haben es sich in Ihrem Haus oder in Ihrer Wohnung gemütlich eingerichtet. Und Sie haben da nicht nur ein paar Billy-Regale von IKEA stehen? Obwohl wenn man die richtig stellt, kann es mit denen auch ganz gemütlich sein!
Sind Sie gern zu Hause? Genießen Sie das Leben und sind Sie rundherum glücklich? Vielleicht nicht immer, aber im Großen und Ganzen schon. Gerade ist ja wieder ein Glücksatlas erstellt. Da wurde festgestellt, dass wir Deutschen eigentlich recht glückliche Menschen sind. Vielleicht würden Sie das sogar besingen. Vielleicht mit einem Schlager oder mit einem frommen Lied.
Ich habe Ihnen einmal ein Lied mitgebracht, in dem geht es um das Einrichten im Leben geht und das man sich recht wohlfühlt. Darum wollen wir etwas nicht:
„Wir haben es uns gut hier eingerichtet. der Tisch, das Bett, die Stühle stehn. Der Schrank mit guten Dinge vollgeschichtet, wir sitzen alles zu besehn. Dann legen wir uns ruhig nieder und löschen müd vom Tag das Licht und beten laut: „Herr, komm doch wieder!“ und denken leise: „Jetzt noch nicht!““
Manfred Siebald
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Nun mancher kennt dieses Lied. Eingerichtet sein in unserem Leben, sich wohlfühlen, glücklich sein. Ist das wirklich so gut, oder sollten wir nicht etwas anderes machen?
Der Apostel Paulus schreibt an die Christen in Korinth jedenfalls etwas anderes:
1. Kor 7,29-31
29 Eins ist sicher, Geschwister: Es geht immer schneller dem Ende zu. Deshalb darf es in der Zeit, die uns noch bleibt, beim Verheirateten nicht die Ehe sein, die sein Leben bestimmt;
30 beim Traurigen darf es nicht die Traurigkeit sein und beim Fröhlichen nicht die Freude. Wer etwas kauft, soll damit so umgehen, als würde es ihm nicht gehören,
31 und wer von den Dingen dieser Welt Gebrauch macht, darf sich nicht von ihnen gefangen nehmen lassen. Denn die Welt in ihrer jetzigen Gestalt ist dem Untergang geweiht.
Was nun? Was sollen wir tun? Wie sollen leben wir?
Natürlich haben wir oft das Gefühl, wir leben in einer schnelllebigen Zeit – kaum hat der Montag begonnen, ist der Sonntag schon wieder vorbei.
So ist oft unser Zeitgefühl. Die Zeit rast dahin. Sie fließt uns förmlich aus den Händen. Wir hecheln ihr hinterher.
Sollten wir nicht darum doch den Ratschlag des Paulus ernst nehmen?
Keine Zeit zum Heiraten, keine Zeit zur Trauer, keine Zeit zum Freuen, keine Zeit zum Geschäftemachen.
Da werde ich an einen Schlager von Tim Bendzko erinnert:
Ich hab keine Zeit Ich hab keine Zeit, dir weh zu tun Ich hab keine Zeit für ein Warum Ich hab keine Zeit für Vergangenheit Ich hab keine Zeit für keine Zeit Ich hab keine Zeit
Ich hab keine Zeit Ich hab keine Zeit für ein Versteck Ich hab keine Zeit für 'nen schmutzigen Trick Ich hab keine Zeit für 'ne Religion Ich hab keine Zeit für - Sie wissen schon Ich hab keine Zeit Ich hab keine Zeit Ich würde gern zu lieben lernen Niemals einen Spiegel scheu'n Ich wünscht' ich könnte zu dir sagen Zu lügen hatt' ich kein Zeit Ich hab keine Zeit Ich hab keine Zeit
TIM BENDZKO
Wir haben uns doch in unserem Leben recht gut eingerichtet. Wir fühlen uns recht wohl. Wir sind irgendwie glücklich, den alles ist stimmig. So mache ich die Erfahrung bei den meisten von uns.
Das einzige ist, dass wir oft den Glauben und vielleicht gerade auch das Wiederkommen von Jesus aus unserem Leben ausblenden. Wir leben und planen oft, als lebten wir ewig.
Müssten wir nicht eigentlich auch wie die ersten Christen beten: Maranatha – Komm Herr Jesus? Und wenn wir es beten – wie meinen wir denn das?
Vielleicht so wie in dem Lied von Manfred Siebald: „aber jetzt noch nicht“ und „Gut Ding will Weile haben“.
Aber mal ehrlich, sind diese Worte des Apostel Paulus überhaupt noch zeitgemäß. Trifft es denn unser Lebensgefühl. Oder spricht er nicht an uns vorbei. Wir wurden ja oft genug im Leben getäuscht, enttäuscht und verführt.
Aber können wir das wirklich tun? Die Hände in den Schoß legen. Dem Schicksal seinen Lauf lassen und warten bis Jesus wiederkommt? Jesus wird es dann irgendwie machen. Er wird’s schon richten.
Doch wir kennen auch andere Aussagen des Apostels Paulus:
Da sagt er in Epheser 5,16: Kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse.
Oder im Römerbrief 12:11: Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt.
Oder auch: Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils! 2.Kor 6,2
Was soll das bei Paulus – einmal Hüh und einmal Hott? Nun es ist sicher eine Spannung, in der wir als Christen leben.
Interessant ist, dass uns an den kommenden Sonntagen einige solche Bibeltexte zugemutet werden, die Spannungen in unserem Christsein aufbauen. Und manche dieser Spannungen können, ja dürfen wir nicht auflösen, sondern wir müssen genau in diesen Spannungen als Christen leben.
Ich möchte es mit einem Magnetfeld vergleichen. Das Magnetfeld hat ja auch zwei Pole, ein positiven und einen negativen Pol. Zwischen beiden wird ein Spannungsfeld aufgebaut. Darinnen bewegt sich das Atom hin und her. Und genau da heraus bekommt es seine Schwingungsenergie.
Genauso ist es mit unserem Christsein - auch wir bewegen uns zwischen diesem beiden Polen – „Ja, komm Herr Jesus“ und „Kaufet die Zeit aus“. So erhält auch unser Glauben und unser Leben als Christen die nötigen Schwingungen. Schwingung zu einem lebendigen Zeugnis für das Evangelium.
Einerseits in der Erwartung des Kommens Jesu leben, wie es uns Paulus heute bewusst macht. Und andererseits aber auch die Zeit, die uns gegeben ist, bis zum Kommen Jesu richtig ausnutzen.
Aber zum Zeit ausnutzen, gehört eben auch die Unterbrechung, die Pause, das Besinnen, dass sich Neuorientieren und nicht das immer so weiterwurschteln, wie der Mann in der folgenden Geschichte:
Keine Zeit!
Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der hastig und sehr angestrengt dabei ist, einen auf dem Boden liegenden Baumstamm zu zerteilen. Er stöhnt und schwitzt und scheint viel Mühe mit seiner Arbeit zu haben.
Der Spaziergänger geht etwas näher heran, um zu sehen, warum die Arbeit für den anderen so schwer ist. Schnell erkennt er den Grund und sagt zu dem Holzfäller: "Guten Tag. Ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit unnötig schwer machen. Ihre Säge ist ja ganz stumpf – warum schärfen Sie sie denn nicht?"
Der Holzfäller schaut nicht einmal hoch, sondern zischt durch die Zähne "Dazu habe ich keine Zeit, ich muss doch sägen!"
Ja manchmal tun wir uns schwer mit den Dingen, weil wir den Blick verloren haben, nicht mehr das Ziel kennen, nur noch die Sache um ihrer selbst tun, aber eigentlich nicht mehr wissen warum. Das nennt man Zielverfehlung.
Und im realen Leben ist es dann nicht mehr weit bis zu dem alten Wort Sünde, denn die hat mit Zielverfehlung zu tun.
Ihr Lieben, genau das gilt für den Glauben an Jesus Christus. Da spricht man davon, dass jemand aus der ersten Liebe gefallen ist.
Wenn das Bibellesen und das Beten nur noch Pflicht ist, der Gottesdienstbesuch nur noch Tradition, wenn man das Feuer des Glaubens verloren hat. Dann brauch man einen neuen Blick – eine neue Orientierung – eine neue Ausrichtung auf den Kairos – auf den Zeitpunkt des wiederkommenden Herrn, damit die Säge des Glaubens geschärft wird, um es mit der Geschichte auszudrücken.
Im Glauben in Bewegung sein, die Zeit auszunutzen, im Wissen um das Kommen des Herren. Wie würden wir heute leben, wenn wir wüssten, dass der Herr heute kommt?
Der Apostel Paulus fordert uns heute heraus in dem er uns verdeutlicht, was es heißt in der Gegenwart der kommenden Herrschaft Gottes zu leben. Er macht uns deutlich, dass wir in der Gemeinschaft mit dem kommenden Jesus Christus eine großartige Zukunft haben und uns durch das Wirken und Handeln Jesu das ewige Leben verheißen ist. Das Kreuz und die Auferstehung Jesu sind die Garanten für die Zukunft mit Gott.
Die Lebenszeit in dieser Welt ist eben nicht alles was wir haben. Das Leben geht über den Tod hinaus. Wir haben eine Zukunft bei Gott.
Das Wesen dieser Welt wird vergehen, aber Gott kommt an sein Ziel.
Das ist unsere Hoffnung. Das ist vielen Menschen fremd. Für sie ist der Tod das letzte. Aber für uns ist Kreuz und Auferstehung Jesu Wegzeichen über de Tod hinaus. Und das Wort Gottes hält uns in Bewegung auf dem Weg des Glaubens.
Aber warum hat Paulus hier so eine ablehnende Haltung gegen die Ehe. Die Ehe ist von Gott geschaffen als gegenseitige Lebenshilfe für Mann und Frau im irdischen Leben. Leider scheitert manche Ehe daran, dass man aneinander zu hohe Ansprüche hat. Im Glauben an Jesus Christus, kann man dann den anderen in einem anderen Licht sehen. Die ablehnende Haltung des Apostels besteht hier einfach darin, dass er, wie viele andere Christen damals in der Naherwartung des Wiederkommens Jesu lebte. So schlussfolgerte er: „Wenn die Wiederkunft Jesu bevorsteht, braucht man nicht zu heiraten.“
Aber auch die anderen Dinge des Lebens sieht Paulus aus dem Blickwinkel der Wiederkunft. Das schafft Freiheit im Leben. Wir werden bewahrt vor der Überbewertung von Leid und Freude. Kränkungen und Verletzungen durch andere machen uns nicht mehr krank, weil wir wissen, dass wir bei Gott wertvoll sind. Zum Wohlstand haben wir ein neues Verhältnis. Man muss nicht mehr alles besitzen und ein Leben des Konsums führen. Wie heiß es so schön: „Das letzte Hemd hat keine Taschen.“ Zu mindestens gilt das für unser irdisches Leben, und die Währung bei Gott ist eine andere.
Maranatha – Komm Herr Jesus! – Können wir das heute aus ganzem Herzen mit der inneren Gelassenheit des Glaubens aussprechen?
Der Kirchenvater Augustinus sagt dazu:
Nicht derjenige liebt die Wiederkunft des Herrn, der sagt, die liegt nicht in weiter ferne; auch nicht der, der sagt, sie steht unmittelbar bevor; sondern derjenige, der sie mit ernstem Glauben, fester Hoffnung und brennender Liebe erwartet, ganz gleich, ob sie fern oder nah ist.
(Aurelius Augustinus) Augustinus von Hippo
Und genauso sollen wir unseren Glauben leben, in fester Hoffnung und brennender Liebe das Kommen unseres Herrn erwarten. Aber im Blick auf sein Kommen in unserem Leben aktiv sein.
Amen.
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