Durch Christus zur Freiheit

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Durch Christus zur Freiheit

Einleitung
Liebe Gemeinde,
der Liederdichter Reinhard May besingt mit dem Lied „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“ die Sehnsucht vieler Menschen nach Freiheit. Darum ist dieses Lied bis heute so erfolgreich und beliebt.
Es stellt sich die Frage: Wann ist man als Mensch frei?
Würden sie sich als freier Mensch bezeichnen?
Doch ehe wir das können, sind wir erst einmal gezwungen Freiheit zu definieren. Wikipedia sagt dazu: „Freiheit (lateinisch Libertas) wird in der Regel als die Möglichkeit verstanden, ohne Zwang zwischen unterschiedlichen Möglichkeiten auswählen und entscheiden zu können.“
Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, stellt Freiheit in die Reihe mit Verantwortung, Toleranz und Achtung des Anderen und des Gleichen.
Wirklich freie Menschen können mit ihrer Vergangenheit leben und sind frei von der Belastung des Scheiterns, obwohl sie oft gescheitert sind. Denn sie leben aus der Vergebung, die sie selber erfahren und anderen auch zuteilwerden lassen können.
Sie sind frei von den Fesseln zwanghafter Lebensmuster und nicht abhängig von den Meinungen und Kritiken anderer Menschen.
Es stellt sich jetzt für uns die Frage:
Ist das möglich, was ich gerade benannt habe? – ich sage ja.
Denn es gibt das große Angebot Gottes von Ostern her, von der Auferstehung Jesu Christi her:
Das ist die Freiheit sich selbst anzunehmen und zu lieben, anderen Bestätigung und Wertschätzung zu geben und ein Leben mit Zuversicht in die Zukunft zu leben. Auch einer Zukunft über den Tod hinaus.
Diese Freiheit kommt aus der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Herrn Jesus Christus.
Wir lesen dazu Worte aus Kolosser 2, 12-15, die uns ermutigen:
12 Ihr wurdet zusammen mit ihm begraben, als ihr getauft wurdet, und weil ihr mit ihm verbunden seid, seid ihr dann auch zusammen mit ihm auferweckt worden. Denn ihr habt auf die Macht Gottes vertraut, der Christus von den Toten auferweckt hat.
13 Ja, Gott hat euch zusammen mit Christus lebendig gemacht. Ihr wart nämlich tot – tot aufgrund eurer Verfehlungen und wegen eures unbeschnittenen, sündigen Wesens. Doch Gott hat uns alle unsere Verfehlungen vergeben.
14 Den Schuldschein, der auf unseren Namen ausgestellt war und dessen Inhalt uns anklagte, weil wir die Forderungen des Gesetzes nicht erfüllt hatten, hat er für nicht mehr gültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt.
15 Und die ´gottfeindlichen` Mächte und Gewalten hat er entwaffnet und ´ihre Ohnmacht` vor aller Welt zur Schau gestellt; durch Christus hat er einen triumphalen Sieg über sie errungen.
Die Taufe führt zur Freiheit
In der alten Kirche wurden zu Ostern die neuen Christen getauft und eine Woche später am Sonntag Quasimodogeniti „Wie die neugeborenen Kinder“ kamen die österlichen Täuflinge noch einmal mit ihren Taufgewändern in den Gottesdienst. So ist es der Sonntag des besonderen Taufgedächtnis.
Normalerweise bezeichnet man ja im Kirchenjahr innerhalb der Passionszeit den Sonntag Lätare als das „Kleine Ostern“, aber in Litauen und hier in der Region wird auch dieser Sonntag als „das kleine Ostern“ bezeichnet. Die Begründung für hier in der Region habe ich in dieser Woche erfahren. Sie liegt in der Nachkriegszeit. Bis Ostern mussten die Bauern alle ihre Eier immer abliefern, so dass sie selber keine zu Ostern hatten. Erst nach dem die Hühner in der Woche darauf wieder welche gelegt hatten, konnten sie am Sonntag Quasimodogeniti welche verstecken. So entstand für den Sonntag heute auch der Begriff „kleines Ostern“. In manchen Familien werden daher noch heute Ostereier versteckt.
So wird die österliche Freude auch heute noch einmal aufgenommen – und gut wäre es, wenn damit auch die österliche Botschaft aufgenommen würde.
Quasimodogeniti – „Wie die neu geborenen Kinder“ Unsere Taufe erinnert uns an das österliche Geschehen – ganz besonders die Untertauchtaufe Hier wird das österliche Geschehen im Ganzen nachvollzogen.
Wenn der Täufling untergetaucht wird, stirbt er symbolisch mit Christus und wird mit ihm begraben. Da geschieht Karfreitag. Paulus schreibt: „Ihr wurdet zusammen mit ihm begraben, als ihr getauft wurdet.“
Beim Herausheben aus dem Wasser wird die Auferstehung symbolisiert – „Mit Christus auferstanden!“ Hier geschieht Ostersonntag. Lebendig zu neuem Leben und befreit aus der Macht der Sünde. Paulus schreibt dazu: „Weil ihr mit ihm verbunden seid, seid ihr dann auch zusammen mit ihm auferweckt worden.
Und ein dritter Punkt gehört zu diesem Taufgeschehen dazu, das ist der Glaube. Glaube und Taufe gehören ganz eng zusammen. Für die ersten Christen war das etwas ganz Selbstverständliches. So war es auch wichtig, dass sie bevor sie sich taufen lassen, an einem Katechumenat – einen Taufunterricht teilnahmen. Den so schreibt Paulus weiter: „Ihr habt auf die Macht Gottes vertraut, der Christus von den Toten auferweckt hat.“
So erfuhren die ersten Christen gerade in der Taufe, die Zusage der von mir benannten christlichen Freiheit, denn es heißt jetzt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Gal 2,20
Die Macht der Sünde kann uns darum nichts mehr anhaben, denn wir sind nun durch Christus zu Menschen der Freiheit geworden. Wir leben! Keiner kann und keiner darf uns mehr unser altes Leben vorhalten, denn
Der Schuldbrief ist getilgt.
Schuldscheine werden immer mit Namen ausgestellt. Und diese Person ist haftbar. Im irdischen Bereich sind auch sehr oft seine Nachkommen und Erben haftbar. Darum wird auch manchmal das Erbe ausgeschlagen.
Wer Schulden hat, weiß wie belastend das im Leben sein kann. Man will sie so schnell wie möglich los sein. Manchmal gibt es aber Leute, die kommen einfach aus ihren Schulden nicht mehr heraus. Dann spricht man von einer Schuldenfalle. Spätestens dann ist ein Gang zum Schuldnerberater nötig.
Die Bibel sag nun, dass wir all einen Schuldschein haben, ja sogar einen ganz persönlichen, der auf unseren Namen ausgestellt ist. Aber wen gegenüber haben wir den? Und was ist der Inhalt des Schuldscheins?
Dieser Schuldschein ist Gott gegenüber ausgestellt und er beinhaltet bezeichnender Weise keine finanziellen Forderungen. Aber moralische und rechtliche Forderungen. Da wird deutlich, dass wir genau diese Forderungen des Gesetzes Gottes nicht erfüllen, sondern auf der ganzen Linie versagen. Das Gesetzt beinhaltet den Verhaltenskodex in der Beziehung zwischen Gott und Mensch und zwischen Mensch und Mensch. Wir haben es versäumt nach diesem heiligen Standard zu leben.
Wie wichtig zum Beispiel sogenannte Standards für unser menschliches Zusammensein ist, können wir sehen, weil wir ja selber welche aufstellen. Unser ganzes metrisches System, die DIN-Normen usw. sind solche Standards. Bei meiner Frau im Krankhaus gibt es sogenannte Pflegestandards. Die sind wichtig, damit die Patienten richtig gepflegt werden.
So hatte auch Gott seine Standards für uns. Doch wir haben versagt.
Aber was nun tun, denn mit Hypotheken und Schulden kann das Leben nicht so richtig gelingen. Sie machen unfrei! Denn man muss ständig arbeiten um das ganze abzubezahlen. Das gilt auch für die Sünde, für die Auflehnung gegen Gott, die Eigensucht, Undankbarkeit, Selbstsucht, das Kreisen um sich selbst.
Denn das macht uns unfrei, missmutig, unfähig zur Gemeinschaft, misstrauisch und letztlich sogar körperlich krank.
Es gibt dazu eine gute Nachricht, die kommt von Karfreitag und Ostern. Dieser Schuldschein mit all seinen Forderungen wurde mit Christus an Kreuz genagelt. Mit dem Blut Christi ist jetzt ein Stempel darauf. „Bezahlt!“
Mit Christus am Kreuz sind jetzt alle Forderungen der bösen Vergangenheit ausgetilgt. Wir können jetzt aus der Vergebung leben.
Und nicht nur das, sondern seit Ostern gilt für uns:
Mit Christus stehen wir auf der Seite des Siegers
Blicken wir noch einmal zurück auf Karfreitag. Es ist der Tag der Ohnmacht. An diesem Tag wurde Christus zur Schau gestellt Er endete sogar mit der absoluten Gottverlassenheit „Mein Gott, mein Gott warum hast Du mich verlassen?“
Haben Sie sich in Ihrem Leben schon einmal so richtig blamiert? Wenn ja, können sie vielleicht ein ganz klein wenig erahnen, wie das gewesen sein muss.
Doch Karfreitag war aber nicht das Ende, sondern eher der Anfang. Denn Gott drehte den Spieß um. Paulus schreibt dazu: „Die ´gottfeindlichen` Mächte und Gewalten hat er entwaffnet und ´ihre Ohnmacht` vor aller Welt zur Schau gestellt; durch Christus hat er einen triumphalen Sieg über sie errungen.“
Mir fällt dazu ein Lied ein, dass wir gern früher in der Jungen Gemeinde gesungen haben:
Seht man musste sie begraben,
die der Welt Gebote gaben,
und ihr Wort hat nicht Bestand.
Ihre Häuser wurden Trümmer,
ihre Münzen kennt man nimmer,
die man in der Erde fand.
Ihre Namen sind verklungen,
ihre Lieder ungesungen,
ihre Reiche menschenleer.
Ihre Spiegel sind zerbrochen,
ihre Sprachen ungesprochen,
ihr Gesetz gilt längst nicht mehr.
Jesu Name wird bestehen,
Jesu Reich nicht untergehen,
sein Gebot gilt allezeit.
Jesu Wort muss alles weichen
und ihn kann kein Tod erreichen,
Jesus herrscht in Ewigkeit.
Der am Karfreitag ohnmächtige Christus wird zum Sieger über die gottfeindlichen Mächte und Gewalten und wir dürfen mit ihm triumphieren. Wir haben Anteil an seinem österlichen Sieg.
Zusage
Uns gilt nun die Zusage, dass wir durch Christus von Gott befreit sind. Wir können Freiheit im wahrsten Sinne des Wortes erfahren und brauchen uns nicht nach einer Freiheit zu sehen, die irgendwo über den Wolken ist.
Die Vergangenheit kann hinter uns bleiben. Wir können aus der Vergebung leben. Wir können Vergebung erfahren und auch anderen vergeben. Wir müssen nicht mehr nach dem Muster der Sünde oder anderen irdischen Lebensmustern leben. Als Kinder Gottes sind wir Originale.
Sicher sind wir auch heute nicht frei von den Meinungen und Kritiken anderer, aber wir können Gott vertrauen, dass er es gut mit uns meint. Es gilt die Zusage Gottes für jeden persönlich, die bei vielen Taufen ausgesprochen wird: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“
Mit Christus können wir in Freiheit leben. Eine Freiheit in Verantwortung (frei nach Joachim Gauck) – Aber bei Christus wird sie Wirklichkeit.
Amen.
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