Geborgen bei Gott
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Geborgen bei Gott
Geborgen bei Gott
Einleitung
Liebe Gemeinde,
heute am Palmsonntag richten wir unseren Blick hin auf das Kreuz – hin zu Karfreitag.
Wir machen uns mit Jesus auf den Weg zum Kreuz. Mit dem heutigen Sonntag beginnt die Karwoche. Sie beginnt mit dem Hosianna, mit dem Lobpreis – Jesus zieht in Jerusalem ein und wird verehrt wie ein König.
Doch das Ganze verändert sich plötzlich und schnell ins Gegenteil – Es wird zum „Kreuzige ihn“.
Einer der wirklich in der Gegenwart so eine Erfahrung machen musste, wenn er dabei auch nicht ganz unschuldig ist, war Martin Schulz. Auf dem Parteitag der SPD im Januar 2017 mit 100% zum Vorsitzenden gewählt, wurde er jetzt nach dem er die Koalisationsvertrag ausgehandelt hatte mit Schimpf und Schande verjagt und fristet nun sein Dasein als einfacher Bundestagsabgeordneter.
Doch bei Jesus war es extremer. Da fragen wir uns: Wie hat Jesus diese schlimmen Zeiten durchlebt? Wie hat er sie überlebt? Wie konnte er diese Leiden und Demütigungen ertragen?
Manchmal fragt man sich das auch bei anderen Menschen, die Schicksalsschläge in ihrem Leben erfahren haben:
Krankheiten, die an die Substanz unseres Lebens gehen, nicht nur bei dem Kranken selbst, sondern auch bei den Angehörigen.
Oder wenn man dann am Grabe eines Menschen steht, wo es noch nicht heißt, dass er oder sie alt und lebenssatt ist, vielleicht auch nach langer Leidenszeit.
Wie können wir solche Schicksalsschläge ertragen?
Wie können wir sie erleiden?
Wie können wir sie durchstehen?
Der Predigttext des Palmsonntags heute will uns dazu Hinweise geben und Hilfe sein. Er will uns zeigen, wie Jesus die Tortur überlebt hat, wie er den Tod besiegt hat, und wie er letztlich Hölle und Grab besiegt hat.
Dabei ist es ein Wort aus dem Buch des Propheten Jesaja. Er weist schon 740 Jahre vor Jesus auf den Retter und Helfer hin, auf den hin, bei dem wir Halt und Geborgenheit gerate in solchen lebensbedrohlichen Situationen finden.
Wir lesen Jesaja 50,4-9:
4 Der Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich weiß, wie ich den Müden ermutigen kann. Morgen für Morgen öffnet er mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört.
5 Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet und ich lehnte mich nicht auf und habe mich gestellt:
6 Ich habe meinen Rücken denen entgegengehalten, die mich schlugen und meine Wangen denen, die mir den Bart ausrissen. Ich habe mein Gesicht nicht vor Hohn und Speichel verborgen.
7 Doch Gott, der Herr, wird mir helfen. Darum werde ich nicht beschämt dastehen. Deshalb habe ich mein Gesicht gehärtet wie einen Kieselstein. Ich weiß, dass ich nicht blamiert dastehen werde.
8 Er, durch den mir Gerechtigkeit widerfährt, ist mir nah. Wer will sich mit mir anlegen? Lasst uns zusammen vortreten. Wer will mein Ankläger sein? Er soll sich zeigen!
9 Seht, Gott, der Herr, hilft mir. Wer will mich für schuldig erklären? Sie werden alle vernichtet werden wie alte Kleider, die von Motten zerfressen wurden!
Worte – Worte begegnen uns jeden Tag, ja jeden Augenblick in unserem Leben. Oft sind es nichtssagende Worte, die an uns vorbeirauschen, die in einem Rauschen untergehen. Worte – wir sagen viele Worte, manche sind wichtig, doch viele sind unwichtig, Was bringen sie? Oft sind sie leer!
Und sogar manches trostvolle Wort kann sogar untauglich und leer sein! Manchmal ist schweigen mehr angebracht!
Aber doch haben wir den einen – den einen, der uns eine Zunge gegeben hat. Er gibt uns die rechte Zunge.
Von ihm sollen wir lernen. Wir sollen lernen sie in rechter Weise zu gebrauchen, in dem wir von ihm abhängig sind und bleiben. Denn Gott selber ist es, der den rechten Trost gibt in den Krisen unseres Lebens.
Und Gott ist es, der den Trost auch durch uns und durch unser Wort geben will. Das macht der Prophet Jesaja hier an dieser Stelle deutlich. Aber er macht auch weiter deutlich, dass wir den wahren Trost nur in Gott und in seinem Wort finden. Und nur durch und mit dem Wort Gottes können wir in rechter Weise trösten.
Müde und entmutigt, - vielleicht sind wir es selbst! Wenn wir es nicht sind, aber viele unserer Mitmenschen sind es und sie brauchen Hilfe zur rechten Zeit.
Auch Jesus und dem Propheten Jesaja begegneten jeden Tag neu Menschen, die vom Leben entmutigt waren. Und beide wussten woher sie Worte des Trostes bekamen. Und sie konnten diese Worte des Trostes weitergeben: „Der Herr hat mir die Zunge eines Jüngers gegeben, damit ich weiß, wie ich den Müden ermutigen kann. Morgen für Morgen öffnet er mir das Ohr, damit ich höre, wie ein Jünger hört.“
Sie finden das richtige Wort selbst bei Gott. – Worte der Ermutigung und Worte des Trostes.
Doch wo finden wir sie diese Worte? – vielleicht erst einmal für uns selbst, aber auch um sie anderen weiterzugeben? Finden wir sie aus uns selbst? Nein, auch wir finden sie nur bei Gott.
Darum ist es wichtig, dass wir selber auch mit Gott im Kontakt stehen -, dass „wir hören, wie Jünger hören“ – also wie die Schüler auf ihren Lehrer – intensiv und gespannt.
Und worauf sollen wir hören – auf Gottes Wort, das heiß doch ganz praktisch:
Dass ich die Bibel lese
In meiner stillen Zeit Gottes Wort lese, mich von ihm ansprechen lasse, darüber nachdenke
Oder auch in anderen Formen und Arten, wo mich Gottes Wort anspricht:
Durch die Predigt im Gottesdienst
Auch vielleicht durch das Internet oder YouTube oder ähnliches
Christliches Fernsehen oder Radio
Christliche Musik
Bibelstunde und Hauskreis
Wort des Bruders oder der Schwester
Studium von theologischer und christlicher Literatur
usw.
Auch vielleicht durch die Natur, ohne dass man gleich Pantheist wird
Es gilt die Zusage Gottes, dass er mir das Ohr weckt und ich höre, wie Jünger hören.
Letztlich ist es Gott selber, der mein Ohr für sein Wort öffnet, durch seinen Heiligen Geist, durch mein Gebet und Gespräch und überhaupt die Gemeinschaft mit ihm. Manchmal kann es auch für mich das Schweigen sein, damit Gott reden kann.
Wichtig ist, dass wir am Wort Gottes bleiben – jeden Tag – Tag für Tag. Seien Sie treu am Wort Gottes.
Wer das tut, dessen persönliches Bewusstsein wird gestärkt und auch der eigene Glaube. Die Treue am Wort Gottes schafft dann in uns auch einen Blick für die wichtigen Dinge im Leben.
Wie viele von uns sind mit so vielen unwichtigen Dingen beschäftigt und fokussieren nur darauf ihren Blick. Wir sind doch oft viel zu sehr beschäftigt mit der eigenen Karriere, mit der Familie, mit den Enkelkindern oder mit dem Hobby.
Und dann kann es ganz schnell passieren, dass Gott und Glaube auf der Strecke bleiben. Was passiert dann in den Krisenzeiten unseres Lebens?
Was passiert, wenn unverhofftes kommt? Können wir dann aus den Ressourcen unseres Glaubens schöpfen? Oder ist unser Glaubenstank leer?
Woher bekommen wir gerade für die schweren Situationen unseres Lebens neue und innere Ressourcen, dass wir selbst durch sie gestärkt werden im Leben und im Glauben:
Jesaja beschreibt die Situation des leidenden Gottesknechtes, die Situation Jesu auf dem Weg zum Kreuz und, wie Gott ihm gerade in dieser Krise beisteht:
„Ich habe meinen Rücken denen entgegengehalten, die mich schlugen und meine Wangen denen, die mir den Bart ausrissen. Ich habe mein Gesicht nicht vor Hohn und Speichel verborgen.“
Vielleicht sind wir auch selber anderen gegenüber Trost und Hilfe in ihren schweren Situationen und stärken sie. Doch dann stürzt auf uns selbst vieles ein, dass wir selber auch Trost und Hilfe brauchen. Und dann ist keiner da. Auch das kann passieren. Jesus selber ist es so ergangen.
Dann gibt es nur eins – sich ganz fest an Gott klammern, so wie es Jakob nach seinem Ringkampf mit Gott getan hat: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“
Jesus hat dieses erlebt, er hat es überlebt und besiegt. Selbst der Tod konnte ihm nichts anhaben.
Und wir? Klammern wir uns auch wie Jakob und auch wie Jesus an Gott und suchen im Wort Gottes Trost und Kraft für die Schwere unsers Lebens.
Der Weg Jesus war ein Weg, der ganz nach unten ging: Wie schreibt Paulus im Philipperbrief Kap 2,7-8:
„Er entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“
Wir selber müssen vielleicht nicht um des Evangeliums willen leiden. Dafür geht es uns hier in Deutschland recht gut. Aber in den meisten Ländern dieser Welt werden unsere Schwester und Brüder um ihres Glaubens an Jesus Christus verfolgt. Wir erleben hier Not anderer art. Aber auch hier will uns Gott beistehen. Wie sagt es Jesaja als Zusage an uns:
„Gott, der Herr, wird mir helfen. Darum werde ich nicht beschämt dastehen. Deshalb habe ich mein Gesicht gehärtet wie einen Kieselstein. Ich weiß, dass ich nicht blamiert dastehen werde.“
Wir dürfen wissen, der Glaube an Gott ist keine menschliche Erfindung, kein Do-It-Yourself-Projekt, sondern hier handelt und wirkt der souveräne Gott.
In den letzten Jahren habe ich von einigen Leuten meiner Vätergeneration Abschied nehme müssen, auch von meinen Eltern und ich bin dankbar, dass ich von ihnen Abschied nehmen konnte in dem Wissen und Glauben, dass sie jetzt bei ihrem Herrn geborgen sind.
Darum möchte ich Ihnen Mut machen, diesem Gott zu vertrauen und Trost, Geborgenheit und Hilfe in seinem Wort zu suchen.
Amen.