Meine Zeit steht in deinen Händen
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Meine Zeit steht in deinen Händen
Meine Zeit steht in deinen Händen
Zeit – Lebenszeit
Wir haben Sie! Wir haben sie geschenkt bekommen, so wie im Anspiel unserer Konfirmanden?
Zeit – Lebenszeit!
Was machen wir mit unserer Lebenszeit? Wie gehen wir damit um? Welches Gefühl haben wir zu ihr?
Viele Menschen haben ein rundes Zeitverständnis, so wie die Uhren selber. Es gibt keinen Anfang und kein Ende. Die Zeit fließt. Man denkt man hat viel davon. Und dann ergeht es einen, wie es das Bild der zerfließenden Wanduhr von Salvador Dali ausdrückt. Die Zeit zerfließt und ist weg.
Die Bibel hat demgegenüber ein anderes Zeitverständnis. Bei ihr wird von Anfang an deutlich gemacht: Die Lebenszeit ist begrenzt. Die meisten kennen ja das Wort aus Psalm 90 Vers 10: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hochkommt, so sind's achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.“
Das Leben hat einen Anfang und hat ein Ende. Und alles hat seine Zeit. So haben wir es ja vorhin gerade aus dem Buch des Prediger Kapitel 3 gehört. Dort wird ein Zeitraum beschrieben. Da kann man es verlieren - oder/ und – man kann es finden. Aber es wird auch deutlich, dass es im Leben ein Zu spät geben kann.
Das Leben eines Menschen hat seine Phasen. Es gibt 7:
Die vorkindliche Phase
Kleinkind
Kind
Jugend
Erwachsen
Alter
Tod
Immer hat die vorhergehende Lebensphase Einfluss auf die kommende Lebensphase.
Zeit ist uns gegeben
Bei der Zeit unterscheiden wir auch zwei Arten von Zeit. Da ist erst einmal der Zeitraum (griechisch chronos). Es ist die Zeit, in der wir uns bewegen. Und dazu sagt der Apostel Paulus: „So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.“ Epheser 5,15-16
Er ermutigt uns unseren Lebenszeitraum in richtiger und guter Weise zu nutzen. Diesen nicht mit Müßiggang zu verplempern oder eben wie die Uhr von Dali zerrinnen zu lassen. Wir werden ermutigt mit unserer Zeit etwas Sinnvolles zu machen, denn sie ist sehr kostbar.
Mancher verplempert sein Leben z.B. mit Videospielen am Computer und es zieht vorüber als wäre es nichts gewesen. Ich bin der letzte der sagt Videospiele sind sinnlos. Mal eins zu Entspannung ist in Ordnung, denn Entspannung ist auch im Leben wichtig. Doch wenn dann diese das Leben bestimmen und die Lebenszeit draufgeht, muss man das hinterfragen. Es gibt natürlich auch noch anderes, womit man seine Lebenszeit vergeuden kann.
Die zweite Form der Zeit, die uns gegeben ist, ist der Zeitpunkt (griechisch kairos). Manchmal kommt es eben auch im Leben auf den Zeitpunkt an. Die sogenannte Chance im Leben. Es ist das Einmalige, die richtigen Leute, am richtigen Ort, die richtige Sache zum richtigen Zeitpunkt – manchmal sagt man auch die Chance des Lebens.
Das kann schon in der Schule passieren, bei der Berufswahl, beim Studium, bei der Arbeit, oder auch der Freund oder die Freundin. Manchmal kann das auch mehrmals passieren. Es ist der besondere Zeitpunkt.
Auch der Apostel Paulus beschreibt im Galaterbrief, so einen besonderen Zeitpunkt:
Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. Gal 4,4-5
Wieviel Zeit hat der Mensch?
Nun stellt sich für uns die Frage: Wieviel Zeit hat der Mensch? Wir wissen es nicht! Wir können es auch nicht ergründen. Wir wissen nur es ist begrenzt und es liegt in Gottes Hand. Und wir wissen es kommt manchmal auf den Zeitpunkt an.
Doch wir sollten jetzt nicht in Angst und Panik geraten und so leben, als würden wir etwas verpassen. Wer so lebt, der verpasst dann wirklich etwas. Nein wir müssen nicht hinter allem herlaufen, was das Leben bietet. Auch hier gilt manchmal ist weniger mehr.
Viel wichtiger ist es, dass wir Gott vertrauen und in der Gewissheit leben: „Meine Zeit liegt in Gottes Hand“.
Aus dieser Gewissheit heraus, sollten wir nach dem eigenen Zeitgefühl leben. Dabei ist es auch für unser eigenes Zeitgefühl wichtig zu wissen, was wir sind. Sind wir Lerchen oder Nachteulen. Also Menschen, die gern früh aufstehen, oder Menschen, die abends gern lang auf sind. Natürlich ist es nicht einfach für Ehepaare, wenn beide Partner unterschiedlich sind.
Aber noch wichtiger ist es, dass wir den Tag vor Gott im Gebet planen, und sogleich auch offen sind für Neues und Unerwartetes.
So können wir unsere Zeit bewusst leben, so können wir den Augenblick leben. Denn wenn wir ehrlich sind, leben wir in einer Zeit, die aus dem Spruch „Alles hat seine Zeit“ ein „Alles zu jeder Zeit – jetzt, sofort und überall“ gemacht hat.
Das sieht man z.B. an unserem Einkaufsverhalten. Normalweise hat es eigentlich immer genügt, dass Menschen von Montag bis Samstag in den Geschäften von 7 bis maximal 22 Uhr einkaufen konnten. Aber in unserer Zeit werden immer wieder die Forderungen nach Öffnungszeiten rund um die Uhr laut. Vielleicht ist das auch eine Folge der Online-Shops im Internet.
Da fehlt uns eine gehörige Portion Bescheidenheit und Gelassenheit.
Ein Mönch wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so ruhig und gelassen sein könne. Er antwortete. "Wenn ich stehe, dann stehe ich. Wenn ich gehe, dann gehe ich. Wenn ich sitze, dann sitze ich. Wenn ich esse, dann esse ich. Wenn ich spreche, dann spreche ich." Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten." Was soll daran Besonderes sein? Das tun wir doch auch?" Er aber antwortete: "Nein! Denn: Wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon. Wenn ihr steht, dann lauft ihr schon. Wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel."
Genau um dieses bewusste Leben und Erleben der Zeit geht es uns heute Morgen. Das wir neu aus dem Bewusstsein leben: Zeit ist Gnade.
Zeit ist Gnade
Im Gemeinderaum einer kleinen Kirchengemeinde, wo ich auch einige Jahre Dienst getan habe, hängt über der Tür eine Uhr. Dort wird jeder, der auf sie schaut, daran erinnert, auch der Prediger, der im Gottesdienst predigt und dabei auf sie schaut, wieviel Zeit er noch zum Predigen hat, das „Zeit Gnade ist“. Denn statt Ziffern steht genau dieser Spruch „Zeit ist Gnade“ auf der Uhr.
Daran sollten wir uns auch jeden Tag neu erinnern und Gott bitten: „Meine Zeit steht in deinen Händen.“ (Ps 31,16)
Irischer Segensspruch mit Ergänzung
Ich möchte mit einem irischen Segensspruch abschließen, der uns ermutigt, bewusst und sinnvoll mit unserer Zeit umzugehen:
Nimm dir Zeit zum Arbeiten, es ist der Weg zum Erfolg.
Nimm dir Zeit zum Nachdenken, es ist die Quelle der Kraft.
Nimm dir Zeit zum Spielen, es ist das Geheimnis ewiger Jugend.
Nimm dir Zeit zum Lesen, es ist die Grundlage der Weisheit.
Nimm dir Zeit zum Träumen, es bringt dich den Sternen näher.
Nimm dir Zeit zum Lieben, es ist der Ursprung deines Lebens.
Nimm dir Zeit zum Lachen, es ist die Musik der Seele.
Nimm dir Zeit zum Trösten, es ist Balsam für die Seele. Nimm dir Zeit, freundlich zu sein, es ist die Brücke zum anderen.
Ich möchte dem noch etwas hinzufügen. Dem ursprünglichen Verfasser dieses alten Segens war es vermutlich eine Selbstverständlichkeit, die keiner näheren Erwähnung bedurfte. Nämlich:
Nimm dir Zeit für die Stille, denn sie öffnet dein Herz für den Geist Gottes.
Nimm dir Zeit zu beten, denn es ist der direkte Weg zu Gott.
Amen.