Das richtige Rühmen

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Das rechte Rühmen

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen.
Einleitung
Liebe Gemeinde, heute möchte ich mit einer kleinen Geschichte beginnen. Eine Geschichte, die uns erzählt, was man machen kann, wenn man jung ist, oder wenn man alt ist.
Eine ältere Frau fährt mit ihrem neuen großen Mercedes auf einen fast voll besetzten Parkplatz. Lange suchte sie vergeblich nach einer freien Stelle. Endlich sieht sie, wie jemand mit dem Beladen seines Autos fertig wird und aus der Stelle herausfahren will. Sie fährt hin, schaltet ihren Blinker ein und wartet bis das andere Auto aus der Parklücke herausgefahren ist.
Gerade als sie ansetzt, um in die Parklücke hineinzufahren, da zieht ein junger Mann mit seinem schwarzen Porsche in die Lücke hinein. Sie ist perplex, empört und springt aus ihrem Auto und schreit: Wie können sie das tun? Haben sie nicht gesehen, dass ich geblinkt habe und in die Parklücke einbiegen wollte?"
Der junge Mann lächelte arrogant und antwortet: "Tja, das kann man tun, wenn man jung und schnell ist."
Als dann der junge Mann in den Supermarkt ging, hörte er auf einmal ein abscheuliches markerschütterndes metallenes Knirschen. Er rannte zurück und musst entsetzt sehen, wie die alte Frau mit ihrem neuen Mercedes den schwarzen Porsche gerammt hatte. Da schrie er sie an: "Wie konnten Sie das tun?"
Da lächelte die alte Frau ihn an und sagte: "Das ist es, was man tun kann, wenn man alt und reich ist!"
Vielleicht denken sie jetzt, was ist das denn für eine verrückte Geschichte. Nun sie ist ein Beispiel dafür, was wir doch alle gern tun. Nämlich uns rühmen. Der junge Mann rühmt sich seiner Jugend und Schnelligkeit und die alte Frau rühmt sich ihres Alters und ihres Reichtums und damit ihrer Möglichkeiten. Sogar der Möglichkeit des Verlustes um jemanden eines Auszuwischen.
Wer rühmt sich von uns nicht gern seiner Möglichkeiten und Fähigkeiten? Geht uns so etwas nicht wie Öl runter? Das so etwas menschlich ist, macht uns auch die Bibel deutlich? Aber ob es etwas bringt, das steht auf einem anderen Blatt. Vielleicht gib es da bessere Möglichkeiten. Darum wollen wir uns fragen, was die Bibel zum Thema Rühmen sagt?
Wir lesen dazu Jeremia 9,22-23:
22 So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums.
23 Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Unser Rühmen
Sie kennen ja sicher die Redewendung „Klappern gehört zum Geschäft“. Also das man sich ein wenig den anderen darstellt, gehört doch zu unserem menschlichen Leben dazu. Darum gehen wir ja zum Friseur. Wir machen uns schön. Davon lebt ja die Kosmetikindustrie. Ein wenig Selbstdarstellung möchte schon sein. Keiner von uns möchte doch eine graue Maus sein, sondern von dem anderen anerkannt und gesehen werden.
Im Business ist so etwas sogar wichtig um zum Erfolg zu kommen, Karriere zu machen, befördert zu werden und nicht bei der Gehaltserhöhung den Kürzeren zu ziehen.
Ja so etwas führt sogar zur Selbstmotivation. Ein Psychotherapeut schreibt: Jeder von uns weiß, wie gut es tut, von anderen gelobt zu werden. Ein dickes Lob lässt den Tag heller erscheinen und wir sind dann auch gegen Kränkungen besser gewappnet. Unser Selbstvertrauen wächst und wir trauen uns an diesem Tag mehr zu. Warum loben wir uns dann selbst nicht häufiger, wo wir doch wissen, wie gut uns ein Lob tut?“
Wenn sie in den letzten Tagen einmal die zähen Verhandlungen in der Politik verfolgt haben, dann haben sie es sehr oft erleben können, wie oft aus fast Misserfolgen auf einmal Erfolge wurden, die dann gelobt wurden.
Ein Meister seine Misserfolge als Erfolge zu verkaufen, ist ja der derzeitige amerikanische Präsident. Er schafft es immer wieder, aus Rückschlägen Erfolge zu machen und sich dann der Erfolge auch zu rühmen.
Aber auch in unserer Gemeinde geht es manchmal darum, wer denn der bessere Christ ist. Wer in der Gemeinde ist aktiver? Wer setzt sich mehr für andere ein? Wer engagiert sich mehr für den lieben Gott?
Wir brauchen alle ein Stück dieses Lob, auch ich. Darum frage ich meistens nach dem Gottesdienst meine Frau, wie denn meine Predigt war – in der Hoffnung Lob zu bekommen. Meistens bekomme ich es auch, aber manchmal nicht. Dann bin ich enttäuscht.
Es geht uns heute nicht darum das eigene Lob oder Rühmen zu verteufeln, sondern es aus einem neuen Blickwinkel zu sehen! Letztlich mit den Augen Gottes.
Das Rühmen Gottes
Nach dem wir erst einmal drei Aussagen hören, wessen man sich nicht rühmen soll, kommt beim Propheten Jeremia die Ansage, wessen wir uns rühmen sollen.
Erste Ansage: Ein Weiser soll sich nicht seiner Weisheit rühmen.
Zweite Ansage: Ein Starker soll sich nicht seiner Stärke rühmen.
Dritte Ansage: Ein Reicher sollte sich nicht seines Reichtums rühmen.
Warum sollen sie es nicht tun? Weil es eben letztendlich, bei allem was sie dazu beigetragen haben, nicht ihr verdienst ist. Sondern ein Geschenk dessen, dessen sie sich rühmen sollen.
Denn wir werden aufgefordert, wir sollen uns rühmen, dass wir Gott kennen. Der Apostel Paulus nimmt genau dieses in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth auf und schreibt dazu:
„Was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und was gering ist vor der Welt und was verachtet ist, das hat Gott erwählt, was nichts ist, damit er zunichtemache, was etwas ist, auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, auf das gilt, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«“
1. Korinther 1,27-31
Aber was bedeutet das nun? Heißt das, dass wir nun ab und zu einmal in den Gottesdienst gehen sollten und ein paar Lieder singen, entweder ein paar alte Choräle oder ein paar Lobpreislieder – wie es in der Jugendsprache Kanaans heißt „mal wieder worshippen“, und damit Gott loben und preisen.
Oder bedeutet das, dass ich mit dem, was ich an guten Werken tue, Gott die Ehre gebe, eben durch diakonische Einsätze, Nachbarschaftshilfe, Nächstenliebe oder/und durch Spenden.
Nein das Ziel hier ist nicht ein verbales Rühmen mit dem Mund.
Auch keine fromme Leistung steht im Raum, sondern es geht um eine innere Lebenshaltung. Gott und sein Wirken sollen durch uns großgemacht werden, dadurch dass ein anderes Denken unser Leben und unser Miteinander bestimmt.
Gottes Geschenk der Befreiung und Heilung
Noch bildet sich das Volk Israel etwas auf seine Religion und auf seinen Glauben ein: Gott hat doch mit unseren Vätern einen Bund geschlossen, da kann uns doch nichts passieren. Wir haben doch die 10 Gebote, als Gesetzbuch, auch wenn wir uns nicht immer daranhalten, aber wir können uns schon auf diesen Bund etwas einbilden.
So denkt Israel immer noch als der Prophet Jeremia ihnen diese Worte über das Rühmen sagt.
Doch wir wissen, dass Israel den Bogen überspannt hat, und dass dann Gott das Volk in die babylonische Gefangenschaft wegführen ließ.
Bilden wir als Christen uns heute etwas auf unseren Glauben ein? Haben wir vielleicht einen Werksglaube, der danach fragt, wie wir mit guten Werken vor Gott bestehen können? Oder haben wir einen Vernunftglauben, der alles mit der Ratio, dem Verstand ergreifen und begreifen will?
Manchmal begegnen mir auch Christen, die nach außen hin es so ausdrücken: „Nur wir haben den wahren Glauben.“ Sie tun es in ganz arroganter Weise.
Dabei geht es gar nicht so sehr um uns und um das, was wir getan haben oder was wir tun. Das Entscheidende ist doch das, was Gott für uns Menschen getan hat. Und genau das ist doch auch der Unterschied unseres Glaubens gegenüber den anderen Religionen:
Gott kam als Kind arm in unsere Welt. Er wurde in Jesus als ein normaler Mensch geboren, so wie du und ich. Darum kennt er auch unsere ganz menschlichen Probleme. Er kennt unsere Ängste und Nöte. Darum ging er auch diesen Weg ans Kreuz, darum starb er und wurde wieder von den Toten auferweckt.
So hat er durch den Weg, den Jesus ging, den Weg aus der göttlichen Höhe herab in unsere menschliche Tiefe, für uns den Weg zu Gott freigemacht, den Weg zum Leben. Das tat Jesus Christus. Und wir brauchen es nur noch als Geschenk Gottes an uns anzunehmen.
Nur ein Geschenk ist etwas, was man empfangen muss. Da gelten keine eigenen Leistungen. Da kann man sich nicht irgendetwas rühmen. Letztlich kann ich mich nur des Gottes rühmen, der barmherzig ist, der Recht und Gerechtigkeit hier auf unserer Erde ausübt.
Vielleicht stellt aber jetzt mancher die Frage: Was bringt es mir? Was habe ich davon?
Denn als die Gott Rühmenden stehen wir jetzt in der Herausforderung. Wir stehen in der Herausforderung nicht nur nach dem Ich zu fragen, sondern gerade besonders nach der Gemeinschaft, nach dem Anderen. Aus der Frage "Was habe ich davon?" wird so die Frage “Was kann ich dem anderen geben?“ „Wo kann ich am Leben des anderen teilnehmen?“
Wer sich Gottes rühmt, der nimmt sogleich teil an Gottes Barmherzigkeit und er setzt sich auch ein für Recht und Gerechtigkeit in unserer Welt. Gott zu rühmen, führt zur Teilhabe an der Gemeinschaft mit anderen. Wer Gott rühmt, ist auch bereit, zur Ergänzung, Korrektur und Hilfe. Das Rühmen Gottes geschieht im praktischen Lebensvollzug. Ob es dabei so krachen muss wie in der Anfangsgeschichte, will ich einmal offenlassen.
Ich möchte mit Aufforderung unseres Predigttextes schließen:
Wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne.
Amen.
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