Einer muss es tun!

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Einer muss es tun!

Einleitung
Liebe Gemeinde,
mit einer kleinen Fabel möchte ich heute meine Predigt beginnen:
Mäuse-Fabel
Der griechische Fabeldichter Äsop erzählt eine Fabel von der Katze und den Mäusen: In einer Scheune führte eine Gruppe von Mäusen ein wunderbares Leben bis eines Tages eine hinterlistige Katze kam. Es verging nicht einen Tag ohne dass eine von den Mäusen gejagt oder sogar gefressen wurde. Schließlich berief die oberste aller Mäuse eine Mäuseversammlung ein. Sie sagte: „Meine Damen und Herrn Mäuse, Jung und Alt, es ist höchste Zeit das Problem mit der Katze zu lösen. Hat jemand irgendwelche Vorschläge, wie wir es lösen können?“
Die Mäuse hatten eine ganze Menge Ideen und Anregungen, doch keines schien das Problem wirklich zu lösen.
Da trat eine junge Maus auf, ergriff das Wort und sagt kühn: „Lasst uns an den Hals der Katze eine Glocke hängen. Dann werden wir durch das Läuten hören, wenn die Katze in unserer Nähe ist, und wir können uns verstecken." Die anderen fanden die Idee sehr gut und klatschen Beifall, als die Maus sich wieder setzte.
Nach dem der Beifall verklungen war, trat eine ältere Maus auf und sagte: "Die Idee unseres jungen Freundes ist einfach, aber genial. Sobald die Glocke an der Katze ist, können wir sicher leben. Aber nun habe ich eine kurze Frage an alle: Wer von euch meldet sich freiwillig, die Glocke an der Katze anzubringen?"
Ja genau das ist die große Frage, die nun im Raum steht: Wer meldet sich freiwillig? Wer meldet sich freiwillig, diese harte und gefährliche Arbeit zu tun.
Manchmal gibt es ja auch in unserem Leben solche Situationen, wo die Frage im Raum steht, wer meldet sich freiwillig?
Wer ist bereit vielleicht an dieser Stelle Pionierarbeit zu leisten? Also etwas, was noch nie jemand gemacht hat. Eine Sache, wo man noch nicht alle Risiken kennt.
Da muss man den anderen vorausgehen. Eine Schneise in das Unbekannte schlagen. Das birgt aber auch Gefahren in sich. Es kann aber auch dem, der es tut, zum Helden machen.
Solche Situationen gibt es zu Genüge in unserem profanen Leben. Da machen wir solche Entdeckungen und Erfahrungen, auch in unserem Alltag.
Aber sie gibt es auch im christlichen Glauben, wie zum Beispiel in der Mission um anderen das Evangelium zu verkünden.
Doch da müssen wir gar nicht weit weg, etwa nach Afrika oder nach Südamerika. Nein solche Pionierarbeit muss auch Vorort geschehen, wo man freiwillig vom Evangelium Zeugnis gibt. Das kann Konsequenzen haben.
Denn man wird angreifbar und verwundbar. Genau das hat auch der Apostel Paulus gegenüber den Korinthern erlebt. Er schreibt ihnen:
1 Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.
2 Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!
3 Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit dieser Dienst nicht verlästert werde;
4 sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten,
5 in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhr, in Mühen, im Wachen, im Fasten,
6 in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im Heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,
7 in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken,
8 in Ehre und Schande; in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig;
9 als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet;
10 als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben und doch alles haben.
2. Korinther 6,1-10
Egal wie die Menschen ihm begegnen, ob sie ihn anfeinden, oder ob sie auf das hören, was der Apostel Paulus sagt. Er hat ein ganz wichtiges Lebensthema, von dem er nicht aufhören kann zu reden. Es ist das Thema Gnade. Dieses Wort durchzieht, wie ein roter Faden alle sein Briefe und Schriften.
Aber er macht sich damit auch angreifbar, denn es gibt auch Leute, die ihm vorwerfen, dass er ein verweichlichtes Christentum verkündigt, dass so gar nicht im Interesse von Jesus ist.
Da wird ihm von den Korinthern und manchen der bei ihnen durchziehenden Verkündern einiges vorgeworfen, was völlig unberechtigt ist. Manche seiner Aussagen werden aus dem Zusammenhang gerissen und missgedeutet.
Manchmal geht das mir auch so. Denn auch ich bin mit dem, was ich sage, was ich verkündige und was ich tue, angreifbar, sogar verletzlich. Denn auch ich bin ein Mensch, der einerseits Fehler macht und andererseits auch missverstanden wird.
Aber darum ist es gerade wichtig zu sehen, dass bei Paulus, trotz aller Geschehnisse immer wieder die Gnade im Zentrum seiner Verkündigung steht. Und so sollte es auch bei uns sein.
Dass Gott in Jesus Christus Mensch wurde und sich durch ihn über uns erbarmt hat – oder wie die Reformation sagt sola Gratia – allein aus Gnade!
Das gilt ganz konkret für uns und auch ganz konkret für alle, die in unserer Gemeinde mittun. Das ist aber kein unbestimmtes Lebensgefühl, sondern ein konkretes Angebot Gottes durch Jesus Christus an uns.
Paulus zitiert dazu Jesaja: „Denn er spricht (Jesaja 49,8): »Ich habe dich zur willkommenen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.« Siehe, jetzt ist die willkommene Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“
Diese Gnade Gottes gilt ewig, aber dennoch gilt das Angebot nur „befristet“. Es hat seine Zeit. Sie gilt hier und heute und sollte von uns angenommen werden.
Die Gnade ist so etwas, wie ein Gutschein. Sie ist der Gutschein Gottes an uns. Er ist gültig. Und doch ist er wertlos. Er ist zwar einerseits wertvoll. Aber andererseits wertlos bis er eingelöst ist. Erst wenn er eingelöst ist, verliert er selber seinen eigenen Wert. Aber der Empfänger er hält den Wert des Gutscheins. So funktioniert Gnade.
Und Gott schickt uns nun diesen Gutschein Gnade. Er bietet die Gnade uns an. Wir müssen nun diesen Gutschein einlösen und das Angebot Gottes annehmen.
Das widerspricht zwar allen unseren menschlichen Vorstellungen von Gerechtigkeit. Wir denken, wir müssen uns das Heil verdienen. Wir müssen etwas leisten.
Das war auch bei den Christen in Korinth teilweise so, deswegen erzeugte das, was der Apostel Paulus sagte, bei vielen Widerspruch, Nachrede und Ablehnung und am Ende sogar handfeste Gegnerschaft.
Die Gnade Gottes durch das Evangelium, von der Paulus spricht, ist umsonst. Wir erhalten sie geschenkt. Aber sie bleibt nicht folgenlos. Denn wer sich auf die Gnade einlässt, der wird verändert. Ja man lässt sich auf die kritischen Fragen des Lebens ein. Und das Leben geschieht nicht mehr in der Beliebigkeit.
Leben aus der Gnade heißt: „Ich muss nicht nach den 10 Geboten leben, um sie zu erfüllen, damit ich vor Gott bestehen kann. Aber ich lebe nach den Geboten Gottes, weil sie mir Maßstab und Hilfe sind, für die Gestaltung meines Lebens. Und das hat Auswirkungen auf meinen Alltag. So können auch andere die Liebe Gottes an uns entdecken.
Natürlich sind wir nicht frei von Fehlern. Man wird immer wieder Fehler und Versagen an uns entdecken. Manchmal sogar nicht wenige. Aber für uns alle gilt die Zusage "Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur".
Und eins dürfen wir wissen, diese neue Schöpfung wird nicht unentdeckt bleiben.
Frage der Nachfolge
Vielleicht wird mancher dennoch fragen: Aber was hat die Einstiegsgeschichte von den Mäusen mit dem Predigttext zu tun?
Nun vielleicht das: Der Apostel Paulus sticht in eine Blase. Er sticht in die Blase des Hochmuts. Es ist die Blase der enthusiastischen Selbstüberhebung der Gemeinde. Es ist eine wundersüchtige Welt der Korinther. Sie haben in ihm die Erwartung eines Superapostels, der große Show macht und rhetorische Spitzenpredigten hält.
Doch dem gegenüber setzt Paulus auf jesusgemäße Nachfolge. Dazu gehört auch das Leiden für den Herrn. Sich für Jesus einsetzen. Er fordert zur Jesusnachfolge auf.
Und diese ist nicht nach den Mustern dieser Welt, nicht nach den Moden dieser Welt. Sie ist auch nicht nach den Idealen dieser Welt. Sie geschieht aber auch nicht nach irgendwelchen Wunschvorstellungen der Leute selber.
Wahre Jesusnachfolge ist anders. Sie fordert Opfer. Sie erzeugt, weckt Widerstände. Sie bringt die Fürsten oder auch andere Leute dieser Welt zur Raserei.
Der Apostel Paulus macht das alles an seiner Person deutlich: Er schreibt im ersten Korintherbrief: „Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.“ 1. Kor 1,18
Darum stellen sich heute an uns die Fragen:
Sind wir bereit, für das Evangelium zu leiden?
Sind wir bereit uns für das Evangelium einzusetzen?
Sind wir bereit Opfer zu bringen?
Sind wir bereit für das Evangelium uns etwas kosten zu lassen?
Vielleicht auch das Leben?
Zu mindestens unserem ach so guten Ruf?
Oder geht es uns, wie den Mäusen bei Äsop? Wir wissen, was zu tun ist, aber keiner ist bereit!
Paulus ermutig uns zu wahren Christsein. Da Jesus Christus in aller Spannung zu erleben und zu leben. Letztlich ist es die Spannung zwischen Kreuz und Auferstehung
Denn
Einer hat es getan!
Er hat sich geopfert!
Er ist vorangegangen!
um beim der Fabel des Äsop zu bleiben, er hat der Katze die Glocke angebunden!
Johann Sebastian Bach schrieb in der Johannespassion: „Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, ist uns die Freiheit kommen. Dein Kerker ist der Gnadenthron, die Freiheit aller Frommen. Denn gingst du nicht die Knechtschaft ein, müßt´ unsre Knechtschaft ewig sein.“
Jesus hat durch sein Sterben am Kreuz die Sünde und Tod besiegt und er hat uns das Leben gebracht. Durch seine Auferstehung hat er uns die Hoffnung auf das Leben gegeben.
Schluss
Am vergangen Mittwoch hat die Passionszeit begonnen. In dieser Zeit wollen wir des Leidens und Sterbens Jesu gedenken. Es ist die Zeit, in der wir uns daran erinnern, was er für uns getan hat. Es ist die Zeit, wo wir auch spüren, das im Leben wichtigeres gibt als Reichtum und Wohlstand. Es ist die Zeit, die uns in besonderer Weise nahebringt, welche Kraft wir für unseren Glauben im Kreuz Christi finden.
Das Kreuz Christi ist die Glocke unseres Lebens. Und wir werden daran erinnert, dass wir mit Jesus eine Zukunft haben.
Amen.
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