Gebunden und doch frei durch das Evangelium

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Gebunden und doch frei durch das Evangelium

Predigt Philipper 1,15-21
Gebunden und doch frei durch das Evangelium
Einleitung
Liebe Gemeinde, einer der großen Technik-Pioniere der Jahrtausendwende Steve Jobs, der Gründer und langjährige Geschäftsführer von Apple Steve Jobs, der 20011 im Alter von 56 Jahren verstorben ist, sagt einmal in einer viel zitierten Rede, sechs Jahre vor seinem Tod, vor Studienabsolventen in Stanford: „Mir klarzumachen, dass ich bald tot sein werde, ist das wichtigste Werkzeug, das ich je hatte, um die größten Entscheidungen in meinem Leben zu treffen. Denn alles, alle äußerlichen Erwartungen, aller Stolz, alle Furcht vor Blamagen, all diese Dinge verschwinden im Angesicht des Todes und lassen nur das übrig, was wirklich zählt« (FAZ, Nr. 233, 7.10.2011, S. 33).
Was meint er damit? Nun er selber wusste schon sechs Jahre vorher, dass er trotz aller ärztlicher Leistung nicht mehr lange zu leben hat. Und im Angesicht des Todes schrumpft alles zusammen auf ein Maß. Dann sehe ich, was nicht Bestand hat, was Bestand hat und was ich wirklich anfangen sollte. Das muss nicht immer der eigene Tod sein, dem man vielleicht ins Auge blickt. Manchmal kann es der Tod eine Angehörigen oder eines lieben Freundes sein, oder eines Menschen sein, wo man es nicht erwartet hätte.
Wir denken oft, dass wir brauchen Freiräume, um wirklich zu
leben. Wir wünschten uns, dass die Türen offenstehen sollen. Manchmal sind vielleicht in unserem Leben oft unsere Spielräume klein.
Vielleicht durch Krankheit, durch Arbeitslosigkeit oder durch Schicksalsschläge. Bei manchen ist es das Alter. Wenn wir älter werden, werden die Spielräume des Lebens sicher kleiner, und sie werden kleiner und kleiner. Wir sollten uns das bewusst machen, aber dann nicht stehen bleiben, sondern sie bis zum letzten ausnutzen.
Steve Jobs hatte wenigstens es in Bezug auf Apple getan.
Ein anderer, der Apostel Paulus hat es in eine andere Richtung getan in Bezug auf das Evangelium von Jesus Christus und ermutigt uns auch zu tun. Davon hören wir heute aus Philipper 1,15-21:
15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht:
16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege;
17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft. 18 Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber. Aber ich werde mich auch weiterhin freuen;
19 denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,
20 wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.
21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Christus lebt in mir
Es lebt sich doch gut, wen man im Leben Erfolg hat, wenn man Erfolg hat im Beruf, wenn man Erfolg hat im Leben, wenn ich anerkannt bin in der Familie, bei den Freunden, in der Kirchengemeinde, in der Gesellschaft. Dann fühle ich mich wohl und kann leben. Dann hat man so eine Art Energieschub.
Anders sieht es aus. Wenn sich in meinem Leben ein Misserfolg an den anderen reiht, wenn man mich ständig kritisiert oder meine Fehler vorhält, wenn sich andere von mir abwenden, wenn ich ohne Echo lebe. Dann zieht mich das herunter und macht mich fertig.
Da spüren wir doch, wie sehr wir abhängig von solchen Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen sind. Wie wenig wir doch in uns selber ruhen.
Nun auch der Apostel Paulus musste Misserfolge hinnehmen. Gerade als er den Brief an die Philipper schreibt, sitzt er in Ephesus im Gefängnis. Auch seine Gefühle sind verletzt und er muss die Erfahrung machen. „Gott lässt es zu!" Er berichtet nun hier den Philippern, von seinem Ergehen. Und doch kommt er dann zu einem bemerkenswerten Ergebnis: „,Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber."
Er kann sich durch den Glauben an das Evangelium von den Verletzungen unabhängig machen, die andere ihm zufügen wollen. Und das ist dadurch möglich, weil bei ihm etwas passiert ist. Bei ihm ist ein Herrschaftswechsel geschehen: Im Galaterbrief schreibt er dazu: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." (Gal. 2,20) So ist Jesus Christus für ihn die Lebensmitte und der Daseinsmittelpunkt. Das ändert die Sicht seines Lebens und auch seine Lebensgeschichte. Es wird Gottes Geschichte mit ihm.
Auch wir dürfen das erfahren, dass es eine Gottes Geschichte mit uns, mit dir und mit mir gibt. Auch für uns darf das gelten: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." So sagt uns Gott seine Gegenwart in aller Dunkelheit des Lebens zu. Er will uns Licht sein und Freude geben. Und in allen Situationen des Lebens Trost, Kraft und Geborgenheit.
Diese Gewissheit schafft in uns Freude.
Der Liederdichter Albert Frey schreibt dazu:
Etwas in mir, zeigt mir, dass es dich wirklich gibt.
Ich bin gewiss, dass du lebst, mich kennst und mich liebst. Du bringst mich zum Lachen, machst, dass mein Herz singt. Du bringst mich zum Tanzen, meine Seele schwingt.
Ich atme auf in deiner Gegenwart.
Herr, du allein gibst mir Freude, die von innen kommt, Freude, die mir niemand nimmt.
Herr, du machst mein Leben hell
mit dem Licht deiner Liebe.
Das Evangelium läuft
Aus dieser Glaubensfreude heraus möchte nun der Apostel Paulus, dass das Evangelium verkündet wird. Darum ermutigt er die Christen dieser noch recht jungen Gemeinde, das Evangelium von Jesus Christus auf jede nur mögliche Art und Weise zu verkündigen. Er macht ihnen richtig Mut dazu und spornt sie an.
Er selbst macht sich ihnen zum Vorbild und sagt ihnen auch, dass das Evangelium so wichtig ist, dass er dafür sogar sein Leben opfern würde. Am Ende hat er es ja auch getan. Er hängt nicht an seinem Leben, aber er lässt sich von Jesus Christus halten.
Er ist bereit, alles zu unterstützen, was der Verkündigung des Evangeliums dient, selbst die scheinbar eigensüchtigen Prediger und auch seine Feinde. Ihm ist die Verkündigung wichtiger als irgendwelche persönliche Befindlichkeiten mit anderen Menschen. Ihn selber bringt das Evangelium an einen Ort, wo ein "ordentlicher Christenmensch" nicht hinkommt- also in den Knast. Aber gerade hier kann er von der Hoffnung des Evangeliums Zeugnis ablegen.
Er weiß, auch im Gefängnis bin ich Jesu Werkzeug. Am Ende führt sein Weg bis nach Rom auch durch Leiden und Katastrophen hindurch.
Die Gemeinde in Philippi ermutigt er weiterzugehen auf dem Weg des Glaubens und das Evangelium zu verkünden. Wie geht es nun dort weiter? Andere Christen springen in Philippi ein. Manche entdecken ihr Gaben ganz neu. Die Gemeinde wird weiter gebaut. Christen werden ermutigt, zu dienen sich für den Herrn und für ihre Mitmenschen einzusetzen. Sie werden ermutigt Zeugen des Evangeliums vor Ort zu sein.
Und wie sieht es bei uns heute aus: Auch wir sind eingeladen, Zeugen des Evangeliums zu sein, am Sonntag und im Alltag, also auch an den Montagen. Zeuge sein mit unserem Leben im Alltag. Zeuge sein, durch unsere Krankheiten, die wir haben, durch unsere eigenen Schicksalsschläge, durch das Leid, in welchen wir doch bei Gott getröstet werden.
Zeuge sein, dass unser Leben an gewissen Punkten anders ist.
Zeuge sein, dass wir auch bereit sind für andere da zu sein.
Zeuge sein, dass wir Fantasie entwickeln um das Evangelium von Jesus Christus einzusetzen, auch die ProChrist-Woche in Osterfeld in dieser Woche gehört dazu.
Manchmal sind es aber auch keine großen Aktionen - Nachbarschaftshilfe oder Besuchsdienst, das Gespräch mit einem Menschen oder das Gebet für einen Menschen.
Christus das Leben
Der Apostel Paulus wäre gern gestorben, um bei seinem Herrn zu sein. Er hatte Sehnsucht nach ihm. Aber das war noch nicht dran, sondern er hatte noch eine Aufgabe. Diese Aufgabe geschah im Angesicht des Todes, darum tat er sie auch konzentriert, ähnlich wie Steve Jobs in seinen letzten Jahren bei Apple.
An Paulus wird für uns deutlich, was Nachfolge heißt. Da geht es nicht darum, was ich will. Das ist nicht das Entscheidende, sondern hier geht es darum, was der Herr will. Darum ist es für Paulus auch keine Frage des Erfolges oder Misserfolges, sondern nur eine Frage dessen, dass das Evangelium laufen muss.
Am Schluss des Bibelabschnittes schreibt der Apostel Paulus folgendes: „Denn der Inhalt meines Lebens ist Christus, und 'deshalb' ist Sterben für mich ein Gewinn." Das ist seine Lebensmaxime. Vielleicht fällt es uns schwer, diese Aussage auch zur eigenen Lebensmaxime zu machen. Dennoch sollten wir uns von ihm ermutigen lassen in allen Lebenslagen unseres eigenen Lebens fröhlich das Evangelium von Jesus Christus zu bezeugen. Eine Möglichkeit dazu ist ProChrist in Osterfeld in dieser Woche. Amen.
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