Jesus und die Familie
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Jesus und die Familie
Jesus und die Familie
Liebe Gemeinde,
wenn ich heute Morgen unter uns eine Umfrage machen würde: „Wie wichtig ist uns die Familie?“ Da würden die meisten von uns sicher diese Frage mit „sehr wichtig“ beantworten.
Den Eltern sind ihre Kinder sehr wichtig. Sie würden alles daran setzten, dass es ihnen gut geht und, dass es ihnen bessergeht, als den Eltern selbst. So wenigsten hört man das öfters, wenn man mit Menschen ins Gespräch kommt. Manchmal fragt man sich aber, ist denn eine Steigerung überhaupt noch möglich?
Aber auch den Kindern sind ihre Eltern sehr wichtig, und mancher von den Kindern sorgt sich wirklich richtig um sie. Und als guter Christ nimmt man ja das vierte Gebot auch sehr ernst: »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest im Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.«
Aber auch der Ehepartner ist uns sehr wichtig. Wir sorgen uns um den anderen, besonders wenn es ihm nicht gut geht. Umso befremdlicher ist uns dann heute Morgen das Wort von Jesus, was wir als Predigttext aus Matthäus 10, 34-39 hören:
Jesus spricht:
34 Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
35 Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
36 Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
37 Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.
38 Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.
39 Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.
Das ist ganz schön harter Tobak, was wir da heute Morgen von Jesus hören, wenn er uns da in seine Nachfolge ruft. Da hören wir doch sonst in der Bibel immer den Ruf „Schwerter zu Pflugscharen“ Und Jesus sagt uns heute Morgen: „Ich bringe das Schwert!“
Eigentlich müsste sich da in uns Protest formieren. Aber wir sitzen dennoch immer noch recht ruhig in unseren Bänken. Denn als Christen wollen wir zwar unseren Glauben leben, aber wir wollen ihn doch in Harmonie leben mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt.
Doch Jesus macht uns schon von Anfang an klar, dass das so nicht funktionieren wird. Sondern der Glaube an ihn als den Heiland und Retter dieser Welt und auch für uns persönlich ist provokant. Er erzeugt Widerstand und Unruhe.
Dabei denken wir gar nicht einmal zuerst an die Brüder und Schwestern in der islamischen Welt oder wo auch immer in unserer Welt, welche wegen ihres Christseins verfolgt werden. Für diese wollen wir am kommenden Sonntag in besonderer Weise im Gottesdienst in Schkölen beten.
Nein heute geht es um uns selber und um unsere eigenen Nachfolge und um unser eigenes Umfeld. Auch um uns herum sind Menschen nicht mit unserem Glauben einverstanden und fühlen sich durch Jesus und seine Botschaft und am Ende durch uns und unser Christsein provoziert. Manchmal nicht vordergründig und offen. Aber sehr oft heimlich und verborgen. Doch eines Tages bricht es in ihnen heraus. Dann kann es passieren, dass wir sie hören die feinen Spitzen über unseren Glauben, aber auch die offene Auseinandersetzung und Ablehnung unseres Glaubens. Es geschieht sogar regelrechtes Mobbing. Auch wenn wir in einem Land leben, wo die Religionsfreiheit rechtlich sehr gut geschützt ist, wird es immer wieder Anfeindungen geben.
Und leider hat Jesus Recht – der Ort, wo das am meisten geschieht ist die Familie und sind die Freunde. Wie oft macht die Familie einem Menschen das Leben und den Glauben schwer, der neu zu Jesus Christus gefunden hat. Ich habe das in meinen 30 Jahren Pfarrersein und selbst in der eigenen Familie erlebt.
In meiner Familie habe ich vor das vor vielen Jahren auch einmal erlebt. Ein Onkel hat sich, weil er sich nicht für Jesus Christus entscheiden wollte, von meiner Tante scheiden lassen. Dabei war meine Tante nicht jemand, die ihm den Glauben etwa aufzwingen wollte. Aber der Glaube brachte ihn zu Entscheidung. Und in diesem Fall gegen Jesus Christus.
Diese Spaltungen gehen durch Kleinfamilien und Großfamilien bis hin zur Entzweiung. Aber auch Freunde trennen sich, weil man sich nicht mehr versteht. Manchmal gab es dann auch später wieder Annäherung und Versöhnung. Auch das ist möglich.
Da ist zum Beispiel der junge Mann. Beruflich dazu ausgebildet und schon früh darauf vorbereitet, den vom Vater aufgebauten Handwerksbetrieb zu übernehmen und in der Familie zu halten. Doch eben dieser berufene» Kronprinz« im Familienbetrieb fühlt sich während seines kirchlichen Engagements immer deutlicher dazu geführt, eine theologische Ausbildung zu beginnen. Er möchte vollzeitiger Gemeindemitarbeiter werden für die Mission in der Ferne oder die Jugendarbeit in der Heimat. Der größte Wunsch des Vaters, den Sohn im eigenen Betrieb zu sehen, zerbricht. Und damit über geraume Zeit auch die Vater-Sohn-Beziehung.
Mir selber ist es früher passiert, als ich noch bei Zeiss in Jena als Informatiker gearbeitet habe, dass Arbeitskollegen zu mir gesagt haben: Ansonsten bist du doch ein ganz patenter Kollege.
Spott habe ich eigentlich damals wenig erfahren, aber die Grenzen waren klar. Und auch heute ist das noch so ähnlich bei manchem Christen auf seinem Arbeitsplatz.
Auch wenn uns Jesus heute Morgen im Predigttext mit den Worten „Ich bringe das Schwert“ provokant herausfordert, stellt sich für uns die Frage: Was ist unser Glaube an Jesus Christus uns wert?
Journalisten opfern für eine gute Story oft sehr viel, viel Zeit und Geld, aber manchmal auch das Leben, so wie die Journalistin Daphne Caruana Galizia, die vor ein paar Tagen in Malta ermordet wurde.
Natürlich ist der Glaube an Jesus Christus schwer mit einer guten Story zu vergleichen, aber uns wird deutlich, Glaube gibt es eben nicht zum Nulltarif, wie die Brille bei Fielmann.
Den Glauben gibt es nicht als Schnäppchen im Supermarkt. Wer da sagt: „Jesus nachfolgen kostet nichts“, der lügt. Auch in unserem normalen Leben machen wir die Erfahrung, das, was wertvoll und gut ist, hat auch seinen Preis. Hier wird von uns der höchste Preis abgefordert, den es überhaupt gibt. Es ist unser Leben. Der Glaube an Jesus Christus ist das beste, was es gibt. Darum kostet er auch alles, was wir sind und haben.
Wer die Sache mit Jesus wirklich ernst meint und diesem Jesus nachfolgen will, dessen Leben kann sich auch radikal verändern, ja es wird sich radikal verändern.
In einer meiner Gemeinden war es üblich, dass der Kantor die Lieder zum Gottesdienst aussuchte. Und jedes Mal, wenn er das Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ aussuchte, ließ er nur 3 Strophen singen. Da fragte ich ihn, warum wir die 4. Strophe nicht singen würden?
Da meinte er die 4. Strophe sei nicht mehr zeitgemäß.
Sie wissen, was in der 4. Strophe steht:
4. Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein’ Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
Lass fahren dahin,
sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.
Nun neben dem Weib, was sicher nicht mehr zeitgemäß war, ging es um die Frage des Nehmens:
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
Lass fahren dahin,
sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.
Aber das stimmt eben leider nicht. Gerade die Älteren unter uns, wissen dass auch unser Christsein zu DDR-Zeiten gefährdet war. Und wie ich es im Konzert in Lissen schon gesagt habe, gab es eben auch Pläne für Internierungslager z.B. auf der Leuchtenburg in Kahla. Seitdem ich das weiß singe ich ganz bewusst auch die 4. Strophe, trotz des unzeitgemäßen Weibes.
Darüber hinaus hat das Hilfswerk Open Doors eingeschätzt, dass mehr als 200 Millionen Christen unter einem hohen Maß an Verfolgung leiden.
So sehen wir, dass die Ansage Jesu in unserem Predigttext mehr als berechtigt ist.
Warum bringt Jesus das Schwert? Weil er herausfordert – Weil er anders ist!
Dazu folgendes Gedicht:
Jesus, Du bist anders.
Du stelltest Dich zur Ehebrecherin,
als sich alle von ihr distanzierten.
Du kehrtest bei dem Zöllner ein,
als sich alle über ihn empörten.
Du riefst die Kinder zu Dir,
als alle sie wegschicken wollten.
Du vergabst dem Petrus,
als er sich selbst verdammte.
Du lobtest die opfernde Witwe,
als sie von allen übersehen wurde.
Du verjagtest den Teufel,
als alle anderen auf ihn hereingefallen wären.
Du versprachst dem Schächer das Himmelreich,
als alle ihm die Hölle wünschten.
Du riefst Paulus in die Nachfolge,
als alle ihn als Verfolger fürchteten.
Du flohst den Ruhm,
als alle Dich zum König machen wollten.
Du liebtest die Armen,
als alle Reichtum erstrebten.
Du heiltest Kranke,
als sie von anderen aufgegeben waren.
Du schwiegst,
als alle Dich verklagten,
verspotteten und auspeitschten.
Du starbst am Kreuz,
als alle ihr Passah feierten.
Du nahmst die Schuld auf Dich,
als alle ihre Hände in Unschuld wuschen.
Du erstandest vom Tode,
als alle meinten, alles sei zu Ende.
Jesus ich danke Dir, dass Du anders bist.
Dennoch lohnt es sich diesem Jesus Christus nachzufolgen. Wir werden dazu eingeladen und ermutigt!
Und wir haben sogar die Zusage von Jesus, dass er einmal den Beziehungsverlust und jeden anderen Verlust entschädigen wird: »Wer Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker verlässt um meines Namens willen, der wird es hundertfach (zurück-) bekommen und das ewige Leben ererben « (Mt 19,29).
Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.
Amen