Sind die Lichter angezündet. Andacht-Weickelsdorf
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Sind die Lichter angezündet. Andacht-Weickelsdorf
Sind die Lichter angezündet. Andacht-Weickelsdorf
Adventsandacht 02.12.2017 14:00 Uhr Weickelsdorf
Musik
Begrüßung
Heute feiern wir den „ersten“ Advent hinein und wir werden an das "erste" Kommen Jesu Christi erinnert, der das Licht der Welt ist. Wir denken dabei besonders an den Einzug Jesu in Jerusalem. Jesus wurde in Bethlehem, der Stadt Davids geboren. Als ein Nachfahre Davids war er wie dieser berufen, ein gerechter König zu sein. Er möge auch in unseren Herzen geboren werden, nicht in festlicher Feier nur, sondern so, dass er König und Herr unseres ganzen Lebens wird. Wir begrüßen ihn als den Herrn und König dieser Welt und freuen uns darüber, dass er gekommen ist und uns befreit hat zur Gemeinschaft mit ihm und untereinander.
Ich begrüße Sie alle herzlich zu dieser Andacht am Beginn des Weihnachtsmarktes hier in Weickelsdorf, die unter dem Thema steht „Sind die Lichter angezündet“
EG 1,1-5 Macht hoch die Tür
Gebet
Auf dich, Herr unser Gott, können wir vertrauen und ohne Furcht sein. Denn du bist zu uns in Jesus ohne Waffen und äußere Gewalt gekommen, doch seine Liebe hat Kraft, Menschen zu verwandeln. Wir sind dankbar für deine Nähe. So bitten wir: Bleibe bei uns alle Tage bis du dein Reich vollendest durch ihn, den Christus, unsern Bruder und Herrn. Amen.
Lesung Sach 9, 9-10
9 Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rosse in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Lied Sind die Lichter angezündet
Andacht
Sind die Lichter angezündet,
Freude zieht in jeden Raum.
Weihnachtsfreude wird verkündet,
unter jedem Lichterbaum.
Leuchte Licht mit hellem Schein,
überall, überall soll Freude sein.
Süße Dinge schöne Gaben,
gehen nun von Hand zu Hand,
Jedes Kind soll Freude haben,
jedes Kind in jedem Land.
Leuchte Licht mit hellem Schein
überall, überall soll Freude sein.
Sind die Lichter angezündet,
rings ist jeder Raum erhellt.
Weihnachtsfriede wird verkündet,
zieht hinaus in alle Welt.
Leuchte Licht mit hellem Schein,
überall, überall soll Friede sein.
„Sind die Lichter angezündet – Freude herrscht in jedem Haus. Überall, soll Freude sein, soll Friede sein.“ Dieses schöne Weihnachtslied aus den 50 iger Jahren unserer DDR-Tage von Erika Engel kommt ohne jeden christlichen Hintergrund aus.
Weihnachten ist das Fest der Lichter und der Wünsche. In diesen kommenden Wochen werden wir geradezu überflutet mit guten Wünschen zur Advents- und Weihnachtszeit. Die Nachbarn, die Tageszeitung, die Geschäfte, Freunde und Familie, alle wünschen uns Friede und Glück. Und wenn man durch die Straßen läuft, auch von Weickelsdorf können wir uns an den vielen Lichtern freuen, den leuchtenden Schwibbögen, den Pyramiden und vielem mehr, wunderschön geschmückte Fenster. Da hat man den Eindruck: Überall herrscht jetzt Freude. Die Lichter sind angezündet und Friede ist in jedem Haus.
Weihnachten als Fest der Liebe, der Harmonie steht vor der Tür.
In diesem Jahr geht es ja sogar noch etwas schneller, denn irgendwie fehlt ja der 4. Advent.
So viele gute Wünsche – wie sollten diese nicht in Erfüllung gehen!
Doch die schöne Musik und die vielen bunten Lichterketten in den Fenstern, das ist oft leider nur Fassade.
Weihnachten ist für viele das Fest der unerfüllten Wünsche. Denn an Weihnachten bricht eine Sehnsucht auf nach einer heilen Welt, nach Geborgenheit und Harmonie. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Viele Menschen fürchten sich vor Weihnachten, weil dann die ungeheilten Wunden wieder aufbrechen.
Man wird schmerzlich daran erinnert, dass die Familie vielleicht zerrissen ist, dass Konflikte nie geklärt wurden, dass vieles totgeschwiegen oder zugekleistert wurde. Und weil die Werbung und der ganze Rummel an Weihnachten so hohe Erwartungen richten, darum sind die Enttäuschungen umso brutaler. Je mehr die Harmonie beschworen wird, umso mehr Fassade wird aufgebaut. Je höher die Erwartungen geschraubt werden, umso weniger können sie erfüllt werden. Und darum ist Weihnachten das Fest so vieler Zwistigkeiten, von Tränen und Familienstreit.
Die vielen Lichter in den Fenstern erhöhen die Brandgefahr. Gut LEDs machen es möglich, dass es nicht so ist Aber die Brandgefahr in den Beziehungen. Schwelende Konflikte brechen aus. Wunden heilen nicht, sondern werden noch größer.
Ist Weihnachten doch kein so friedvolles Fest? Was ist da los?
Nun mit dem Konsumrummel zu Weihnachten wird nur Oberflächliches berührt. Und manches Bedürfnis wird z.B. durch die Werbung künstlich erzeugt. Aber bei vielen steckt noch Tieferes dahinter. Denn hinter den oberflächlichen Bedürfnissen wohnt eine echte Sehnsucht. Wir Menschen haben Heimweh nach einer heilen Welt. Wir wollen in einem Umfeld leben, wo man uns versteht, wo wie geliebt werden. Wir brauchen nicht nur ein bisschen Friede und Harmonie. Alle Bemühungen, die Erfüllung dieser Sehnsucht selbst in die Hand zu nehmen, scheitern. Sentimentale Musik reicht nicht, um unsere verborgenen Spannungen zu heilen. Künstliches Licht, und sei es noch so phantasiereich und bunt, reicht nicht, um wirklich Licht in unser inneres Dunkel zu bringen. Das, wonach wir uns sehnen, das können wir nicht selber machen. Wir können es weder produzieren noch kaufen. Wir sehnen uns nach einer Welt, die wir selbst nicht bauen können. Friede ist möglich, aber nicht machbar. Was wir ersehnen, das können wir uns nur schenken lassen. Doch genau hier liegt der Haken:
Sind wir überhaupt fähig, uns beschenken zu lassen?
Wir wollen doch meistens nichts geschenkt, sondern unsere Leistung bringen. Wir bekommen auch nichts geschenkt. Alles hat seinen Preis. Und wenn auf einem Artikel: 20 % gratis steht, dann ist das eine Lüge.
Denn niemand hat etwas zu verschenken. Keine Firma lebt vom Drauflegen. Auch Black Friday und Cyber Monday, die neusten Rabatt-Tage der Konsumindustrie, sind kalkuliert. Was da gratis gegeben wird, ist längst einkalkuliert in eine große Kosten-Nutzen-Rechnung.
Diese Rechnung aber wird vom Evangelium durchgestrichen. Es gibt doch etwas umsonst. Es gibt ein Licht, für das wir keine Stromrechnung bezahlen müssen. Ein Licht, das uns geschenkt wird. Oder noch genauer: Es gibt eine Liebe, die mich meint, einfach mich als Mensch, ohne Hintergedanken, ohne Kalkül, ohne Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich muss nichts dafür tun. Ich bekomme diese Liebe geschenkt, einfach so.
Liebe Gäste, jeder Mensch braucht mehr Liebe, als er verdient. Wir sehnen uns nach mehr an Frieden und Glück, als wir selber machen können. Und Weihnachten sagt uns: Das, was du brauchst, was du in deinem Herzen ersehnst, du bekommst es gratis. Weihnachten will daher nicht so sehr das Fest sein, an dem wir uns mit Geschenke überhäufen und übertrumpfen. Wir müssen nicht Geschenke machen, sondern wir selbst sind ein Geschenk.
Matthias Claudius hat dies in einem Gedicht zum Ausdruck gebracht:
Täglich zu singen
Ich danke Gott, und freue mich
Wie 's Kind zur Weihnachtsgabe,
Dass ich bin, bin! Und Dass ich dich,
Schön menschlich Antlitz! habe;
Dass ich die Sonne, Berg und Meer,
Und Laub und Gras kann sehen,
Und abends unterm Sternenheer
Und lieben Monde gehen,
Und dass mir denn zumute ist,
Als wenn wir Kinder kamen,
Und sahen, was der heil'ge Christ
Bescheret hatte, Amen!
Ich danke Gott mit Saitenspiel,
Dass ich kein König worden;
Ich wär geschmeichelt worden viel,
Und wär vielleicht verdorben.
Auch bet ich ihn von Herzen an,
Dass ich auf dieser Erde
Nicht bin ein großer reicher Mann,
Und auch wohl keiner werde.
Denn Ehr und Reichtum treibt und bläht,
Hat mancherlei Gefahren,
Und vielen hat's das Herz verdreht,
Die weiland wacker waren.
Und all das Geld und all das Gut
Gewährt zwar viele Sachen;
Gesundheit, Schlaf und guten Mut
Kann's aber doch nicht machen.
Und die sind doch, bei Ja und Nein!
Ein rechter Lohn und Segen!
Drum will ich mich nicht groß kastei'n
Des vielen Geldes wegen.
Gott gebe mir nur jeden Tag,
Soviel ich darf zum Leben.
Er gibt's dem Sperling auf dem Dach;
Wie sollt ers mir nicht geben!
Das also ist das Geschenk: ich bin. Ich lebe. Ich bin eine Gabe Gottes.
Das Menschsein ist ein Geschenk, denn ich habe eine Würde, ich bin einmalig. Ich bin als Mensch geliebt.
Können wir glauben, dass es Liebe gibt, die mich meint, ohne Hintergedanken? Dass ich beschenkt werde, ohne dass ich rechnen muss, wie ich das wieder zurückerstatte?
Um das zu sehen, dürfen wir nicht auf die Lichterketten der Kaufhäuser starren. Wir können aber in einen armseligen Stall blicken, in dem ein nacktes Kind liegt. In diesem Kind schenkt Gott sich selbst. Ein Mensch zu sein, hat also einen göttlichen Glanz. Ich bin als endlicher Mensch unendlich wertvoll. Und zwar nicht, weil ich etwas besonders gemacht habe, sondern weil ich besonders geliebt bin.
Weihnachten sagt: du bist von Gott geliebt, einfach, weil du ein Mensch bist. Du musst es dir nur sagen lassen. Das innere Licht ist uns geschenkt. Und wer es aufnimmt, der darf erfahren, dass er Kind Gottes ist. Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, es kam in die Welt.
Und allen, die es aufnehmen, gibt es die innere Gewissheit, dass sie Kinder Gottes sind. Das ist das eigentliche Weihnachtsgeschenk: Gott flüstert jedem leise zu: Du bist mein Kind, meine Tochter, mein Sohn. Ich liebe dich und diese Liebe kann durch nichts erschüttert werden. Du bist wertvoll, du hast eine Würde, du bist einmalig. Die wahre Weihnachtsfreude ist die Freude eines Kindes:
Ich freue mich wie's Kind zur Weihnachtsgabe, dass ich bin, dass ich ein menschliches Antlitz habe.
Sind die Lichter angezündet, dieses innere Licht, dass Gott mich liebt, dann kann echte, tiefe Freude lebendig werden.
Amen
Lied: Tochter Zion
Gebet
Herr unser Gott, wir danken dir für diese Zeit des Advents. In Worten und Zeichen sollen wir erfahren: Du bist zu den Menschen gekommen in deinem Sohn. Jesus, der Retter, ist erschienen als Licht für alle. Er will Frieden bringen für die ganze Erde.
Wieviel Dunkel umgibt die Menschen unserer Tage. Wieviel Kälte spüren besonders die Armen und Erniedrigten. Komm und bringe dein Licht in unsere Mitte. Herr Gott, lass es hell werden und warm durch deine Gegenwart unter den Menschen. Und mache uns alle zu Überbringern deines freundlichen Lichts
Wieviel Unruhe erfüllt uns gerade diese Wochen vor dem Fest. Wieviel Streit und Krieg müssen wir auch dieses Jahr mit ansehen. Komm mit deinem Frieden, Herr unser Gott, in unsere Herzen und Häuser, überall in der Welt. Nimm alle Hetze der Menschen fort. Überwinde das Gegeneinander mit deiner Versöhnung. Und mache uns alle zu Boten deines gewährten Friedens.
Wie viele Ängste plagen die Menschen und lässt sie eng werden? Wie viele Zweifel sind da und wie wenig Vertrauen? Komm Gott, und rufe deine Hoffnung in uns wach. Gib Mut, es mit der Liebe zu wagen. Stärke unseren schwachen Glauben mit deiner Verheißung. Und mache uns alle zu Trägern deiner großen Hoffnung.
Wieviel Einsamkeit finden wir bei Alten und bei Jungen? Wieviel Leere und Sehnsucht versteckt sich hinter Geschäftigkeit? Gott, komm und schaff Freude, die zur Gemeinschaft verbindet. Gib uns mit deiner Erfüllung einen offenen Blick für die Not und ein fröhliches Herz, das weiterschenken kann. Und mache uns alle zu Zeugen deiner tiefen Freude.
Wir rufen Dich gemeinsam an:
VU
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Jesus Christus ist unterwegs zu uns. Damit wir in unserem Warten nicht ungeduldig, in unserer Vorfreude nicht enttäuscht und in unserer Hoffnung nicht unsicher werden, stärke uns Gott mit seinem Segen:
Musik