(K)ein feste Burg ist unser Gott

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Programm Konzert 27.10.2017

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(K)ein feste Burg ist unser Gott

Konzert 27.10. 19:00 Uhr Osterfeld/Lissen
(K)ein feste Burg ist unser Gott
Musik Rheinberger, Fuge D-Dur
Begrüßung
Kantor Philipp Popp und seine Frau Kantorin Elisa Popp aus Eisenberg
Psalm 46
2 Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
3 Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken,
4 wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. Sela.
5 Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
6 Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen.
7 Die Völker müssen verzagen und die Königreiche fallen, das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt.
8 Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz. Sela.
9 Kommt her und schauet die Werke des HERRN, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet,
10 der den Kriegen ein Ende macht in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt.
11 Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin! Ich will mich erheben unter den Völkern, ich will mich erheben auf Erden.
12 Der HERR Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Musik Improvisation zu EG 362, danach Singen der 4 Strophen
Textbeitrag
Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Der alt böse Feind mit Ernst er’s jetzt meint; groß Macht und viel List sein grausam Rüstung ist, auf Erd ist nichts seinsgleichen. Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren; es streit’ für uns der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Fragst du, wer der ist? Er heißt Jesus Christ, der Herr Zebaoth, und ist kein andrer Gott, das Feld muss er behalten.
Der Text und die Melodie des Liedes sind von Martin Luther. Er hat es in Anlehnung an Psalm 46,2 geschrieben: »Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.«
Erstmals erschien das Lied 1529 in Luthers Gemeindegesangbuch. Es wurde in frühen Einzeldrucken unter dem Titel „Ein Trostlied“ publiziert. Dieser Titel wird dem Lied auch gerecht, handelt es sich dabei doch um eine freie aber sachliche Bearbeitung des 46. Psalmes. Luther schrieb das Lied vermutlich 1527, während er von körperlichen Beschwerden geplagt wurde und innere Anfechtungen an ihm zehrten. Im Psalm 46 fand Luther Trost und schrieb dieses persönliche Lied.
»Ein feste Burg« ist die Hymne der Reformation. Gott ist wie ein Fels in der Brandung, egal, wie stürmisch es in uns und um uns herum ist. Mit diesem Lied machten sich die Menschen Mut, die Heilkraft und den Trost des Glaubens, die Stärke Gottes zu entdecken!
Uns Heutigen fällt es schwer, dieses Lied zu singen. Die Sprache ist uns fremd und der Inhalt auch. Versuchen wir, die Zeit damals, 1529, zu verstehen. Es gab Scheiterhaufen, auf denen Ketzer verbrannt wurden. Die Pest ging um, ebenso die Angst vor dem Teufel und dem Fegefeuer.
Mancher meint auch Luther habe das Lied ursprünglich als ursprünglich als Kampflied gegen die osmanischen Invasoren geschrieben.
Auf jeden Fall ist das Lied auch später missbraucht worden. Soldaten sind damit in den Krieg gezogen. Wir wollen das nicht vergessen. Gleichzeitig sagt es in einzigartiger Weise und Kraft: Wenn alles bricht, wenn dir genommen wird, was dir lieb ist, ist Gott deine feste Burg. Mag sein, dass Luther die Wartburg vor Augen hatte, als er das Lied schrieb. Dort lebte er von 1521 bis 1522 als »Junker Jörg« inkognito.
Kurfürst Friedrich der Weise hatte ihn in Sicherheit bringen lassen, als Schutz vor der Reichsacht. Einen Ort der Geborgenheit, fest und uneinnehmbar wie eine Burg, suchen wir alle. Wir spüren, dass die Sicherheiten dieser Welt nicht halten, was sie uns versprechen. Wir spüren, wie wackelig der Boden ist, auf dem wir stehen. Einen Ort der Geborgenheit suchen wir, an dem wir die Schotten dicht machen können. »Bis hierher und nicht weiter.«
Das Lied der Reformation ist alt, aber es ist ein Bekenntnis, das Gott Großes zutraut. Eine »innere Burg«, sagt Teresa von Avila, die spanische Mystikerin, ist der Ort, an dem Gott in einem Menschen wohnt, der Ort, zu dem nichts und niemand Zutritt hat. Aus diesem geschützten Raum heraus lässt es sich gut leben.
Musik Choralvorspiele über EG 362 (Reger, Nagel, Rinck)
Textbeitrag
Das Lied ist für den Protestantismus von großer Symbolkraft. Heinrich Heine bezeichnete es als „Marseiller Hymne der Reformation“.
Friedrich Engels bezeichnete es als „Marseillaise der Bauernkriege“. Diese letzte Bezeichnung sollte doch umstritten sein, da Luther nicht für die Bauernkriege war.
Immer wieder wurde das Lied in Zeiten äußerer Bedrängnis oder zum Bekenntnis des eigenen Glaubens von Protestanten gesungen.
So berichtet Michael Hirschfeld davon, dass evangelische Vertriebene in den 1940er Jahren gezielt Luthers Lied gesungen hätten, als sie erstmals in einer katholischen Kirche des Oldenburger Münsterlandes, in das sie von Behörden zugewiesen worden waren, einen Gottesdienst hätten feiern dürfen.
Ich weiß noch wie Ende der 80iger Jahre die Diskussion aufkam, ob man denn noch die 4. Strophe singen könnte:
Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein’ Dank dazu haben;
er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nehmen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
Lass fahren dahin,
sie haben’s kein’ Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben.
Aber seitdem man weiß, dass in der DDR-Zeit wieder spezielle Isolierungslager für Christen geplant waren, z.B. auf der Leuchtenburg in Kahla, ist uns klar, dass auch diese vierte Strophe ihre Bedeutung in unserer Zeit hat.
Die typische lydische Quartwendung, versteckt im Mittelteil auf die Worte „Der alt böse Feind, mit Ernst er’s jetzt meint“, ist zum Beispiel als Kopfmelodie in dem Lied „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“ verwendet worden.
Darüber hinaus erfuhr „Ein feste Burg ist unser Gott“ beginnend mit den Befreiungskriegen Anfang des 19. Jahrhunderts eine nationale Aufladung als Kampflied über den engeren religiösen Sinn hinaus. Davon zeugen die Einbindung in national-deutsch ausgerichtete Feiern wie das Wartburgfest 1817 oder die Einweihung des Lutherdenkmals in Worms 1868.
Einen Höhepunkt erreichte die national-militaristische Instrumentalisierung während des Ersten Weltkriegs, als insbesondere die Zeilen „Ein feste Burg ist unser Gott“ sowie „Und wenn die Welt voll Teufel wär“ weite Verbreitung fanden (beispielsweise auf Kriegsansichtskarten).
In diesem Kontext stand das Lied für das Selbstbild des von allen Seiten bedrohten Deutschland, das im Vertrauen auf Gott jedoch über alle Gegner dieser Welt triumphieren würde.
In der heutigen Ordnung des lutherischen Kirchenjahrs ist „Ein feste Burg ist unser Gott“ dem 1. Sonntag der Passionszeit Invokavit als Wochenlied zugeordnet und damit ist es auf Matthäus 4,1–11 LUT, die Versuchung Jesu durch den Teufel, bezogen.
Als Wochenlied für Reformationstags singen wir dagegen das andere Lutherlied
Nun freut euch, lieben Christen g’mein (EG 341) oder das Lied von Paul Gerhard Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich (EG 351).
Musik Orgelwerke von Rinck und Boellmann
Musik: Mendelssohn, Sonate über Luthers Lied EG 344 (Teil 1+2)
VU
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Musik:Mendelssohn, Sonate über Luthers Lied EG 344 (Teil 3 - Finale)
Zugabe: S. Wesley, Duett
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