Gib ihm noch eine Chance!

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Konfirmandenvorstellung

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Gib ihm noch eine Chance!
Predigttext: Lukas 13,6-9
Luke 13:6–9 BB
6 Dann erzählte Jesus den Leuten dieses Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt. Er kam und schaute nach, ob Früchte daran waren – aber er fand keine. 7 Da sagte er zu seinem Weingärtner: ›Seit drei Jahren komme ich schon und schaue nach, ob an diesem Feigenbaum Früchte sind – aber ich finde keine. Jetzt hau ihn um! Wozu soll er dem Boden noch weiter seine Kraft nehmen?‹ 8 Aber der Weingärtner antwortete: ›Herr, lass ihn noch dieses Jahr stehen. Ich will die Erde um ihn herum noch einmal umgraben und düngen. 9 Vielleicht trägt der Baum im nächsten Jahr doch noch Früchte. Wenn nicht, hau ihn dann um.‹«
Liebe Gemeinde und besonders herzlich:
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmand!
Verschlafen hat heute Morgen niemand. Heute am Sonntag, nach dem Osterfest. Bald werdet ihr konfirmiert und heut in diesem Gottesdienst stellt ihr euch der Gemeinde vor in dem ihr diesen Gottesdienst gestaltet.
Dabei habt ihr schon durch die Lesung und das Anspiel uns in das Thema eingestimmt.
Heute steht im Mittelpunkt eine Baumgeschichte, von der man gar nicht so genau weiß, wie sie ausgeht;
Es steckt sogar etwas Bedrohliches in der Geschichte drin (Stichwort: „Abhauen") und doch sogleich Bewahrendes
(Stichwort: „Lass ihn noch dieses Jahr!"). Das ist in unserem Leben sehr oft so, dass bedrohliches und Bewahrendes sehr oft dicht beieinanderliegen.
Wer von euch zu Hause einen Garten hat, der kennt das: Da pflanzt man ein Bäumchen, das pflegt man, das hegt man in der Hoffnung, dass es wächst und gedeiht. Vielleicht auch in dem Bewusstsein des Spruches, dem man Martin Luther zuschreibt: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“
Ein anderes Mal ist man im Garten mit dem Rasenmäher unterwegs und man gibt nicht Obacht und schwub di wub ist ein kleines Bäumchen auch weggemäht.
Ich habe da auch schon meine Erfahrungen.
Und wenn es nun nicht Bäume sind, sondern Menschen? Denn dies sind ja eigentlich in diesem Gleichnis gemeint!
So wie es auch im allerersten Psalm heißt: „ ...der ist wie ein Baum ..."
Und so, wie man Menschen oft mit einem Baum vergleicht: „ein Kerl wie ein Baum" oder ganz anders: „der zittert wie Espenlaub" - oder wie man Familie vergleicht mit einem Baum und dann Stammbaum aufstellt ...
Oder vielleicht auch euch als Konfirmandengruppe?
Was wird aus euch? Was wird aus euch mit Gott?
Wenn Gott euch aufsucht, euch ansieht, beurteilt - wenn Gott in diese Konfirmandengruppe gekommen wäre, in diese Gemeinde:
Was hätte er gefunden? Wie wäre er mit uns umgegangen?
Spaten und Dünger oder Axt?
Es steckt ja in dieser Baumgeschichte, die Jesus erzählt, auch eine tragische Wahrheit, dass es nämlich auch danebengehen geben kann mit dem Glauben, mit einem Menschen, mit einem Leben.
Dass ein Mensch, ein Jugendlicher, wie ihr, wie wir, gepflanzt sind in diese Zeit und in diese Welt und dass unser Leben dürre bleibt,
ohne Frucht, es kommt nichts raus, bringt keinen Ertrag,
„es war wohl nichts", es war umsonst.
Vielleicht habt ihr als Konfirmanden und Konfirmandinnen ja diesen Eindruck manchmal von euch selber, dass ihr denkt, ihr taugt zu nichts.
Vielleicht haben manche Lehrer auch diesen Eindruck von euch, dass sie denken:
„Jetzt sitzt dieses Menschenkind schon 8 Jahre auf der Schulbank und was ist herausgekommen?
Wo sind denn die Früchte? Nix!"
Oder: „Man kann euch alles tun, man kann euch die Dinge tausendmal sagen, man kann euch goldene Brücken bauen - und was kommt raus: nix!"
Und manchmal ist das vielleicht auch der Eindruck von denen, die in der Kirche Verantwortung haben und mit Aufmerksamkeit euren Weg verfolgen, dass sie zuweilen seufzen und sagen: „Zwei Jahre Konfirmandenzeit, etliche Gottesdienste, ein paar mehr Konfirmandenstunden ...und tschüß": Es kommt nichts raus.
Das Tragische an allen diesen Äußerungen ist, dass sie sogar manchmal Recht haben.
Nicht immer freilich, manches wird auch nur aus Verärgerung gesagt und stimmt gar nicht. Aber manches wird gesagt und es stimmt. Was nun? Spaten und Dünger oder Axt?
Der Weingärtner fällt dem Weinbergbesitzer in den Arm. Der hatte sozusagen die Hand schon zum Schwung ausgeholt.
„Gib ihm eine Chance!", sagt er. Auch noch mehr: Er sagt auch, dass er sich um den Baum kümmern will, so kümmern vielleicht wie ein kleiner Junge, der die Liebe zu einem Bäumchen entdeckt.
Umstechen will er den Boden um den Stamm und Mist untergraben. Nicht nur einfach zu warten, sondern aktiv und ganz zugewandt etwas entwickeln helfen.
Solltet ihr in eurem Leben je fruchtlos dastehen, sollte es sich in eurem Leben beim Nachschauen und bei der Kontrolle erweisen, dass ihr zu wenig gebracht habt oder gar nichts, dass ihr nichts taugt oder zu wenig, dann wünsche ich euch solch einen Weingärtner an die Seite, der sagt:
Halt! Gib ihm noch ein Jahr!
Wie ist Gott? Gott ist wie der Weinbergbesitzer, der einmal Frucht von euch verlangen wird, der euch einmal fragen wird und nachsehen, was ihr aus eurem Leben gemacht habt. Der einmal prüfen wird und sehen, was herausgekommen ist, wie euer Glaube gewachsen oder verkümmert ist, ob aus euch Menschen geworden sind, die ihm gefallen oder ob aus euch Menschen geworden sind, die ihr Leben und ihre Tage verplempert haben, ohne nach seinem Willen zu fragen. Gott wird scheiden und sehen, was Frucht ist und was nur Blätter. Und das ist das Tragische an der Geschichte, dass auch herauskommen kann, dass eines Menschen Leben fruchtlos war, es hat „nichts gebracht".
Wie ist Gott? Gott ist nun ganz gewiss ebenso wie ein Weingärtner, der „Halt" sagt und „Bitte" und „Lass ihm noch ein Jahr" und „Gib ihm und gib ihr noch eine Chance" und der gräbt und düngt und hegt und pflegt und sorgt und nachgeht. Der nicht möchte, dass Menschen aufwachsen, der auch nicht möchte, dass ihr aufwachst ohne Sinn und ohne Glauben und ohne Frucht.
Der möchte, dass euer Leben gut und reich gesegnet wird, dass ihr, wenn ihr einmal alte Omas und alte Opas seid, gerne zurückblicken könnt und sagen: „Gott hat alles so recht und gut gemacht in meinem Leben; es war ein gesegnetes Leben!"
Ich glaube, dass Gott beides ist: Der Weingartenbesitzer und der Weingärtner, aber der Weingärtner ein bisschen mehr. Gott wird einmal fragen, was aus eurem Leben geworden ist (und ihr werdet's euch auch einmal fragen) und wird doch gleichzeitig ganz fest zu euch stehen und euch in Schutz nehmen, sogar gegen euch selbst.
Die Geschichte, die Jesus erzählt hat, ist offengeblieben. Keiner weiß, wie sich der Baum entwickelt hat, ob er denn im nächsten Jahr Früchte getragen hat.
Eins weiß ich aus dem realen Leben. Ich habe es schon erlebt, dass aus manchen der schlimmsten Chaoten unter meinen Konfirmanden aus den vergangenen 30 Jahren manche die besten Christen wurden.
Eure Lebensgeschichte wie auch unserer aller Lebensgeschichte ist auch offen. Man kann sich ausmalen, wie eure Lebenswege einmal weitergehen werden. Aber ganz genau sagen kann das niemand. Es soll gut ausgehen.
Es soll ein reiches und schönes Leben vor euch liegen. Dazu segne euch heute der dreieinige Gott, dass ihr werdet zu Menschen seines Wohlgefallens.
Amen.
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