Es brennt!
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Es brennt!
Es brennt!
Einstieg
Liebe Gemeinde,
stellen Sie sich einmal vor Sie stehen vor einem alten Haus. Es sieht ein bisschen wie ein Schloss aus. Solche Häuser habe ich ja sehr oft im Urlaub in Südtirol gesehen. Vielleicht ist dieses Haus mit Efeu schön zugewachsen. Auch ein kleiner Park ist um das Haus herum und er ist etwas verwildert. So macht einen doch richtig neugierig, mal um das Haus zu gehen, ob man doch nicht irgendetwas entdeckt. Vielleicht erfährt man etwas über die Besitzer oder man entdeckt einen Schatz.
Vielleicht hat man sogar schon über dieses Haus irgendwelche Geschichten und Legenden gehört. Nichts genaues und doch irgendetwas.
Jetzt stehen Sie vor der Tür. Auf einmal öffnet sich die Tür. Ein helles Licht strahlt heraus.
Was würdet ihr tun?
Hineintreten oder Reißausnehmen?
Auftrag Weltunternehmen
Ein zweites
Sie arbeiten bei einem Weltunternehmen. Nun eines der Nächste von hier ist BMW. Etwa 60 km weg.
Sie arbeiten bei diesem Unternehmen in der Produktion hier in Leipzig im der BMW-Allee. Sagen wir einmal in der Endfertigung. Sie schrauben also die 1er und 8er BMWs zusammen.
Und dann haben sie ihren wohlverdienten Feierabend nach einer Fahrstrecke von fast 60 km. Sie sitzen mit ihrer Familie, vielleicht beim Fernsehen und beim Abendbrot (wobei man beides zusammen eigentlich nicht machen solle).
Da kommt ein Telefonanruf. Sie sind eigentlich genervt und wollen gar nicht rangehen, denn sie wollen ihre Ruhe. Aber dann gehen sie doch ran. Und dann ist ihr Chef dran – aber nicht der von BM Leipzig, sondern gleich der von BMW München, der Herr Krüger.
Er hat einen ganz besonderen Auftrag für sie: Er will, dass sie ein neues Werk mit in Mexiko trotz der angedrohten Strafzölle der Amerikaner aufbauen.
Jetzt werden sie sagen, das ist ja weit hergeholt – mag sein. Aber manchmal ist es im Leben wirklich so. Da gibt es Geschichten, da würde man sagen, die sind aber weit hergeholt und doch passiert.
Der Dornbusch
Wenn wir folgende Geschichte nicht schon seit der Christenlehre und der Kinderstunde kennen würden, würden wir sie auch unter der Rubrik „weit hergeholt“ einstufen. Und doch ist sie eine der spannendsten Berufungsgeschichten der Bibel, weil sie jemanden eine zweite Chance gibt.
Wir lesen aus 2. Mose 3 die Vers 1-14:
Textlesung 2. Mose 3,1-14
1 Mose aber hütete die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe über die Wüste hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.
2 Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.
3 Da sprach er: Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.
4 Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
5 Er sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!
6 Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Und der HERR sprach: Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen, und ihr Geschrei über ihre Bedränger habe ich gehört; ich habe ihre Leiden erkannt.
8 Und ich bin herniedergefahren, dass ich sie errette aus der Ägypter Hand und sie aus diesem Lande hinaufführe in ein gutes und weites Land, in ein Land, darin Milch und Honig fließt, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter.
9 Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Drangsal gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen,
10 so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.
11 Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Israeliten aus Ägypten?
12 Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott dienen auf diesem Berge.
13 Mose sprach zu Gott: Siehe, wenn ich zu den Israeliten komme und spreche zu ihnen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt!, und sie mir sagen werden: Wie ist sein Name?, was soll ich ihnen sagen?
14 Gott sprach zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und sprach: So sollst du zu den Israeliten sagen: »Ich werde sein«, der hat mich zu euch gesandt.
Hat sich eingerichtet!
„Da soll es nun so sein!“ wird Mose gesagt haben, „da habe ich eben Bockmist gebaut, und muss mein Leben lang damit klarkommen.“
Aus Jähzorn einen Menschen erschlagen, in die Wüste geflohen, um dem Zorn seines Stiefopas zu entkommen.
Nun in der Wüste angekommen, findet er Unterschlupf in einem Familienclan. Dort heiratet er eine der sieben Töchter des Clanchefs und ordnet sich unter. Er ist ein guter Arbeiter. Er hütet dort die Schafe. Diese Schafe gehören nicht einmal ihm, sondern seinem Schwiegervater. Das tut er nun schon 40 Jahre lang, also eine sehr, sehr lange Zeit.
Mose hat sich in seinem Leben eingerichtet. Er gibt sich mit dem zufrieden, was er da hat. Eigentlich erwartet er nun nichts mehr Großes in seinem Leben.
Er, der einmal zum großen Führer berufene, gibt sich mit der zweiten, ja sogar mit der dritten Reihe zufrieden. Es klingt ja noch nicht einmal an, dass er vor hatte seinen Schwiegervater zu beerben. Der hielt ja an seinem Vorsitz im Familienclan fest bis in Hohe Alter.
Darum heißt es ja auch:
Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters. Dieser hält am Chefsessels fest, wie der ehemalige Präsident vom Gambia Jammeh an seinem Präsidentenstuhl. Was ist das für ein Starrsinn?
Aber im Gegensatz zu Gambianern, heute hatte Mose gar keine Ambitionen auf Veränderung. Das Alter von Mose war, wenn man es auf unser Leben umrechnet, so etwa 53 Jahre.
Mit der Ermordung des Ägypters hatte Mose einen großen Fehler in seinem Leben gemacht, dessen Konsequenzen er tragen musste. Danach hat er sich in seinem Leben eingerichtet. Er erwartete nun nichts mehr vom Leben. Er war zufrieden, mit dem wie es lief.
Und bei uns?
Wie ist es bei uns? Haben wir uns auch in unserem Leben eingerichtet? Vielleicht mit 40, mit 50, mit 60 oder mit 70 und erwarten nun nichts mehr Großes vom Leben. Vielleicht denken wir: Leben wir es doch, wie es kommt. Machen wir das Beste daraus. Groß wird an sich nichts mehr verändern. Denken wir vielleicht auch so, wie Mose?
Und Gott?
Einer dachte an dieser Stelle ganz anders: Gott. Da war erst einmal das Volk Israel in der Gefangenschaft in Ägypten. Über dieses heißt es: „Und Gott erhörte ihr Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jakob. Und Gott sah auf die Israeliten und nahm sich ihrer an.“
(2. Mose 2,24-25)
Und auf der anderen Seite gab es den ins Abseits gestellte und doch auf dem ägyptischen Hof ausgebildete Führer Mose, der seine Qualitäten schlummern ließ. Dem gibt jetzt Gott eine zweite Chance.
Nun kommt diese Geschichte mit dem Dornbusch in der Wüste Sinai am Berg Horeb, die beinah so skurril erscheint, wie vielleicht meine beiden Einstiegsbeispiele heute.
Manche Theologen haben diese Erscheinung mit Sonnenspiegelungen und ähnlichen erklärt. Aber an und für sich spielt das wie diese Erscheinung geschieht keine Rolle.
Nur das Was ist entscheidend. Und was ist das?
Mit dem brennenden Dornbusch macht Gott den Mose auf sich aufmerksam. Er macht ihn neugierig und holt ihn so aus seiner Lethargie heraus. Er holt ihn aus seinem alltäglichen Trott aus seiner Resignation heraus.
Dass sich Menschen nach einem Versagen in ihrem Leben so zurückziehen, wie der Mose ist nichts Außergewöhnliches.
Aber manchmal gibt es auch noch andere Gründe. Das können auch Enttäuschungen sein. Menschen, die von anderen Menschen enttäuscht wurden. Die dann sagen: „Weil der mich enttäuscht hat, mache ich nicht mehr mit“. Mir sind schon Christen begegnet, die haben zu mir gesagt: „Herr Pfarrer, ich bin enttäuscht von meiner Gemeinde. Eigentlich will ich nicht mehr mitmachen!“
Gott ruft heraus!
Nun Gott ruft den Mose aus seiner Lethargie. Mose wird neugierig und tritt an den Dornbusch. Da spricht ihn Gott direkt an. Das muss ja nun wirklich ein Schreck für ihn gewesen sein. Gott spricht ihn an. Ein Stimme aus dem Dornbusch - Keiner ist sonst in der Wüste da. Es wird ihm auch deutlich, dass das keine Halluzination ist.
Nein hier begegnet ihm das Heilige – oder noch viel besser der Heilige. Darum auch die Forderung Gottes: „Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land!“
Ich habe es nicht ergründen können, ob das Schuhe ausziehen in den Moscheen beim Islam hier seine Wurzeln hat.
Auf jeden Fall wird in den Moscheen mit Sorgfalt darauf geachtet, dass die Männer es taten, ehe sie in die Moschee zu beten gingen, dass Sie auch ihre Füße wuschen. Dass sie rein sind, wenn sie das Heilige betraten.
Und wenn dann in solche Moscheen Touristen gehen, dann kann man nur den Kopf schütteln. Manche sind da wirklich zu faul die Schuhe auszuziehen. Mit Ach und Krach stülpen sie sich irgendwelche dünnen Plastetüten über die Schuhe. Sehr oft zerreißen die dann auch noch beim Laufen.
In der Wüste –heiliges Land
Anders hier bei Mose. Mitten in der Wüste des Lebens entsteht ein heiliger Raum, mitten in der Wüste begegnet ihm Gott „Zieh deine Schuhe aus – du bist auf heiligen Land“
Auch bei uns kann das passieren – mitten in der Wüste unseres Lebens begegnet uns Gott – da kann es auch für uns heißen: „Zieh deine Schuhe aus – du bist auf heiligen Land“. Mitten im Alltag, vielleicht bei der Arbeit oder bei unserem geliebten Hobby oder genau dann wenn, wir uns vielleicht über etwas oder jemanden geärgert haben. Da machen wir eine ganz plötzlich und unerwartet eine Begegnung oder eine Erfahrung. Wir werden herausgerissen.
Vielleicht dann, wenn wir ganz unten sind. Wir haben eine negative Krankheitsprognose erfahren. Oder ein geliebter Mensch ist gestorben. Da zieht uns Leid, Krankheit und Schmerz ganz nach unten. Was auch immer? Und dann trifft uns ein Bibelwort. Dann machen wir eine Begegnung mit einem Menschen, der uns aufbaut.
Manchmal ist es auch nur der Sonnenstrahl, der uns ins Gesicht scheint. Wir machen die Erfahrung des Heiligen! Wir machen die Erfahrung: „Gott ist da! Er ist bei mir!“
Eine neue Chance
Doch bei Mose war das nicht alles. Nach dem ihn Gott aus seiner Resignation gerufen hat, gibt er ihm eine zweite Chance im Leben. Eine zweite Chance – nachdem er 2/3 seines Lebens schon gelebt hat. Eine zweite Chance den Auftrag seines Lebens auszuführen:
„Geh hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.“ Du sollst mein Volk in das Land führen – in dem Milch und Honig fließt!
Stellt euch das mal vor! Da denkt Mose vielleicht: Eigentlich habe ich doch mein Leben gelebt! Vielleicht denkt er schon an die Rente. Ich habe ja gesagt: Umgerechnet auf die heutige Zeit, war er schon recht alt. Auch ich gehe ja in ein paar Jahren in Rente. Soll man da noch mal etwas Neues beginnen? Soll man da noch einmal Bäume herausreißen?
An Mose können wir sehen, bei Gott gibt es kein zu spät die Aufgabe des Lebens noch zu erfüllen. Und nach einigen Einwänden ist er auch bereit dazu, diese Aufgabe zu erfüllen: Er soll in den letztem Drittel seines Lebens das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten hin in das Land Kanaan führen. Dort hin wo Milch und Honig fließt. Gott sagt ihm seinen Beistand und seine Führung zu: „Ich werde sein, der ich sein werde! Das ist mein Name und ich will mit dir gehen!“ Und Gott sagt ihm zu, dass das Werk gelingen wird.
Hat auch Gott für dich noch eine Aufgabe? Eine Berufung, die noch irgendwo schlummert? Will Gott dir vielleicht eine zweite Chance geben? Dann nimm sie an und sei gewiss, auch dir sagt Gott zu: „Ich werde sein, der ich sein werde! Das ist mein Name und ich will mit dir gehen!“
Amen.