Säen im Acker Gottes
Notes
Transcript
Säen im Acker Gottes
Säen im Acker Gottes
Liebe Gemeinde,
wissen Sie wie alt oder wie jung das Internet ist? Viele Menschen denken ja, es ist eine Erfindung der 90iger Jahre. Sicher vieles von dem damit es so funktioniert, wie es funktioniert, wurde in den vergangenen 20 Jahren entwickelt und das World Wide Web ist 25 Jahre alt. Tim Berners-Lee gilt als Begründer und er wurde auch dafür geadelt. Aber in seinen Ursprüngen ist da Internet 50 Jahre alt.
Die erste Internet-E-Mail wurde in Deutschland wurde am 3. August 1984 um 10:14 Uhr MEZ empfangen. Aber auch das Versenden von Nachrichten über das Internet war schon in den 70iger Jahren möglich.
Warum erzähle ich das?
Ich kann also von meinem Computer, von meinem Tablet oder von meinem Smartphone über das Internet entweder per Email, oder über Facebook oder Twitter oder WhatsApp Nachrichten verschicken. Diese sind unterschiedlich groß. Sie können unterschiedliche Formate, also Dateien, Bilder oder Medien enthalten.
Ich versende diese Nachrichten. Also tue ich am Anfang etwas.
Am Ende steht dann ein Ergebnis – wenn normalerweise alles funktioniert, so die Email-Adresse stimmt, die Telefonnummer richtig ist usw. Dann kommen die Nachrichten beim Empfänger an oder eben auch beim Nachrichten-Dienst, wie Twitter oder Facebook.
Was aber zwischen meinem Absenden und dem Ankommen beim Empfänger abläuft, darauf habe ich keinen Einfluss.
Ich könnte euch jetzt zwar alles erklären, wie der Prozess abläuft, was ungefähr mit meiner Nachricht passiert, wenn ich diese absende. Aber einen Einfluss, wie und wann die Nachricht dann beim Empfänger und oder dem Nachrichtendienst ankommt, habe ich nicht.
Das muss ich dem Netzwerkprozess und dem Nachrichtenstrom des Internets überlassen. Auch in wie viele kleine Datenpäckchen meine Nachrichten gepackt werden, ob sie über Amerika oder Australien geleitet werden oder nur bis Frankfurt am Main kommt. Dort ist in Deutschland der Hauptknotenpunkt für das Internet. Das spielt auch an und für sich für mich keine Rolle. Denn am Ende zählt nur das Ergebnis. Und von langsameren Datengeschwindigkeiten wegen vielleicht längerer Wege merken wir heute auch kaum noch etwas.
Und so ähnlich ist es bei dem Gleichnis, was uns Jesus in Markus 4,26-29 erzählt:
26 Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft
27 und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie.
28 Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.
29 Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.
Liebe Gemeinde,
mancher von euch hat ja vielleicht einen Garten. Sicher wir sind heute nicht mehr so darauf angewiesen, im Garten Obst und Gemüse anzubauen.
Doch manchen macht es Spaß, es trotzdem zu tun.
Ja und für die echten Hobbygärtner ist es schon bald langsam Zeit wieder mit der Gartenarbeit zu beginnen. Auf jeden Fall sind die ersten Vorbereitungen zu treffen.
Noch ist es etwas kalt. Aber nicht mehr lange, da kann man schon die ersten Möhren und Zwiebeln aussäen und auch im Gewächshaus beginnt schon bei manchen das Ziehen der Tomaten- und Gurkenpflanzen.
Zur Gartenarbeit gehört das Aussäen des Samens.
Nun vergleicht Jesus genau dieses Bild mit dem Reich Gottes, mit der Gemeinde, mit uns.
Ich bin froh und dankbar, dass er das tut. Dieses Bild ist ungeheuer befreiend und ermutigend.
1. Wir müssen säen
Jesus sagt: „Mit dem Reich Gottes ist es wie mit einem Bauern, der die Saat auf seinem Acker ausgestreut hat.“
Eigentlich haben wir als Christen, als Gemeinde Jesu hier auf dieser Erde, hier in Zipsendorf (Lucka) nur eine einzige Aufgabe.
Wir haben das wunderbare Wort Gottes, die frohmachende Botschaft unter die Menschen zu bringen.
Wir haben mit unseren Taten und Worten davon zu erzählen, wie wichtig uns ganz persönlich, dieses heilbringende und heilsame uns von der Sünde befreiende Wort Gottes geworden ist.
Ein alter Kirchenältester hat vor vielen Jahren einmal zu einem Freund von mir gesagt, der viele Jahre als Jugendwart gearbeitet hat: „Säen müssen wir, säen müssen wir.“
Und ihr Lieben, es ist wirklich nicht unserer Aufgabe darüber uns den Kopf zu machen, ob wo oder wann der Samen des Evangeliums, der Same der Liebe Gottes in den Herzen unserer Mitmenschen aufgeht.
Nein, das ist ganz allein Gottes Aufgabe. Wenn wir davon Zeugnis geben, wie das Evangelium, wie Jesus Christus unser Leben verändert hat, wie er uns Kraft und Halt gegeben hat, was die Liebe Gottes für uns und unser Leben bedeutet und wie er uns eine Zukunft gibt, dann haben wir das Wichtigste getan.
Mehr können wir nicht tun. Doch noch zwei Dinge können wir tun:
Einmal für die Menschen beten. Für sie bei Gott eintreten Und da liegt ja die große Verheißung Gottes darauf, dass er unser Gebet erhört. So lesen wir bei Jakobus in seinem Brief:
Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.
Jakobus 5,16b
Und das zweite, was wir noch schaffen können ist, dass wir den Menschen bei uns, in unseren Familien und ganz besonders in unseren Gemeinden einen Ort des Wohlfühlens und der Geborgenheit schaffen.
Ihr Lieben, genau das ist ein Punkt an dem wir alle, bei uns und in unseren Gemeinden noch sehr arbeiten müssen, weil wir das viel zu sehr vernachlässigen.
Fühlt sich der andere in unserer Gemeinde wohl, fühlt er sich angenommen. Dann ist es oft nur ein kleiner Schritt, dem Evangelium zu vertrauen.
Denn nur dann kann der Samen des Evangeliums aufgehen.
Diese drei Aspekte sind für mich die Summe des Säens:
- die Verkündigung des Evangeliums
- das Beten für den anderen
- das Schaffen eines Raumes des Wohlfühlens und des Angenommenseins
An den Menschen selber können wir nicht heran zerren und zupfen, bis wir sie dann endlich dort haben, dass sie sich bekehren. Das geht meistens schief.
Und genau das ist auch ein Grund dafür, dass mancher Neubekehrte auch wieder vom Weg abkommt.
Der Bauer kann auch nicht an den kleinen Pflanzen zupfen und zerren, dass sie doch schneller wachsen. Dann gehen sie dadurch ein. Denn ihr Wachstum wird gestört. Die Wurzeln verlieren ihre Verbindung zum Erdreich.
Nein, der Bauer muss damit leben, dass es Zeiten gibt, wo das Wachstum stockt und wo es sogar zum Stillstand kommt.
Der Bauer muss vertrauen können.
Die Sonne kommt jeden Tag heraus und der Same wächst und sprießt. Der Regen kommt und der Samen blüht und wächst. Und es richtig begreifen, kommt zuerst "zuerst den Stiel, dann der Ährenansatz, dann die volle Ähre." Dann reift das Korn und es ist Zeit für die Ernte.
Wer von Euch isst gern Tomaten?
Ich eigentlich sehr gern!
Wer von Euch isst gern Tomaten aus Holland? Wohl die wenigsten?
Warum?
Weil die keinen richtigen Geschmack haben?
Warum?
Weil dies in Gewächshäusern und unter Infrarotlicht reif geworden sind.
Das Wachstum wurde also künstlich beschleunigt. Darum schmecken sie nicht.
Das gibt es aber auch bei Menschen, die Christen werden.
Ich erinnere mich immer an manche Evangelisationsveranstaltungen, wo Menschen regelrecht bedrängt werden und manchmal am Ende sogar mit einer Art psychologischen Druck geschoben werden, dass sie sich doch endlich bekehren sollen.
Da wurden ihnen ganz schlimme höllische Szenarien aufgemalt.
Solche Evangelisationen ähneln fast solchen Verkaufsveranstaltungen, wo überteuerte Billigprodukte als beste Markenware verkauft werden.
Würden wir nicht auch am liebsten gleich ernten?
Kurz nach dem wir ausgesät haben, gleich den Erfolg sehen?
Haben wir das wirklich nötig?
Müssen wir so mit Gottes frohmachender Botschaft, mit der Liebesbotschaft Gottes umgehen?
Ist das vielleicht nicht vielleicht der Grund für die vielen Fehlstarts bei Menschen in ihrem Leben mit Jesus Christus, dass sie zu einer Glaubensentscheidung gedrängt wurden.
Dass diese nicht in ihnen gewachsen ist, nicht gereift wurde.
Wisst ihr was ich jetzt machen würde? Nur. dass es jetzt in der Morgenstunde nicht unbedingt das Beste ist?
Ich würde es jetzt wie Martin Luther machen.
Ich würde mich jetzt in eine Ecke setzen und in aller Ruhe meine Flasche Bier öffnen und trinken. Bei mir würde es aus gesundheitlichen Gründen Erdinger Hefeweizen alkoholfrei sein.
Martin Luther sagte: „Während ich mein Tröpflein wittenbergisch Bier trinke, läuft das Evangelium.“
Er wusste darum, dass wir in der Verkündigung des Evangeliums nichts erzwingen können. Und das wir es auch nicht brauchen.
Wir haben nur einen Auftrag. Das Evangelium weiterzusagen. Haben wir diesen Auftrag erfüllt ist alles getan.
In ganzer Ruhe können wir uns darum dem Leben zuwenden und den anderen Aufgaben tun, die wir noch zu erfüllen haben. Und dazu gehört auch die Zeit zum Ausruhen und zum Entspannen.
Die Entscheidung und Bekehrung eines Menschen ist nicht zu befehlen. Sie ist nicht erzwingbar.
Manchmal kann sie schnell passieren. Manchmal dauert es Wochen, Monate, aber auch Jahre oder gar Jahrzehnte. Der Durchbruch der „Herrschaft Gottes geschieht von selbst.
Es ist Gott überlassen, dass sein Reich Raum gewinnt.
Die Frage nach Erfolg und Misserfolg bei der Verkündigung des Evangeliums können und werden aus menschlicher und göttlicher Sicht ganz unterschiedlich bewertet werden.
Jemand, der bei den Menschen viel Erfolg hatte, kann vor Gott ein kleines Licht sein. Während jemand mit seiner Verkündigung scheinbar menschlich gesehen wenig Erfolg hatte, vor Gott doch ein großes Werkzeug war.
Aber es geht eben hier nicht um einen Konkurrenzkampf, sondern nur darum, dass das Evangelium in die Herzen der Menschen gesät wird.
Jesus selbst ging es in seiner Verkündigung nie zuerst um die Massen, sondern immer um den Einzelnen. Er wendet sich der Samariterin am Jakobsbrunnen mit all ihren Fragen und Nöten zu.
Er wendet sich dem Nikodemus mit seinen Zweifeln und Anfragen zu.
Jesus redet und spricht immer zuerst mit dem Einzelnen Menschen. Die Menschen werden nicht nur mit Phrasen und Parolen bombardiert, sondern es geht um ihre existenzielle Not und ihre Lebensfragen.
Das sollte uns auch immer bei der Verkündigung des Evangeliums wichtig sein, dass das Evangelium Antworten geben will auf die Lebensfragen unserer Mitmenschen.
Manchmal müssen wir sie dann auch einfach weiterziehen lassen. Und vielleicht erfahren wir dann viele Jahre später, dass unser Gespräch Anstoß war zu einer Lebenswende. Oder wir erfahren es erst in Gottes Ewigkeit.
Unsere Aufgabe ist es Gottes Wort, das Evangelium zu dem Menschen zu bringen, ihnen einen Ort der Geborgenheit und des Angenommenseins zu geben und für sie zu Beten. Den Rest können wir getrost Gott überlassen. Amen.