Alle eure Sorgen werft auf Gott
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Alle eure Sorgen werft auf Gott
Alle eure Sorgen werft auf Gott
Liebe Gemeinde,
da waren sie so richtig erfüllt mit der Freude des Glaubens. Es ist ja au so gut losgegangen – die Sache mit dem Glauben. Da waren auch zuerst viele zum Glauben an Jesus Christus gekommen, ja eigentlich kommen immer noch eine ganze Menge Menschen zum Glauben.
Aber alles ist nicht mehr so einfach wie am Anfang. Nicht mehr so leicht und so locker, nicht mehr so wir haben uns alle lieb, weil wir an Jesus glauben, sondern es menschelt auf einmal in der Kirche in der Gemeinde, die Anfechtungen von außen nehmen zu, die ersten Christen werden verfolgt und sogar getötet.
In diese Situation hinein schreibt der Apostel Petrus seinen Brief, aus dem wir folgendes lesen:
1. Petr 5, 5c-11
5 Entsprechend bitte ich die Jüngeren ´unter euch`: Ordnet euch den Ältesten unter! Und für euch alle gilt: Geht zuvorkommend miteinander um; kleidet euch in Bescheidenheit! Nicht umsonst heißt es in der Schrift: »Den Hochmütigen stellt sich Gott entgegen, aber wer gering von sich denkt, den lässt er seine Gnade erfahren.«
6 Beugt euch also unter die starke Hand Gottes; dann wird er euch erhöhen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.
7 Und legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch.
8 Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem ´Opfer`, das er verschlingen kann.
9 Widersteht ihm, indem ihr unbeirrt am Glauben festhaltet; ihr wisst ja, dass die Leiden, die ihr durchmacht, genauso auch euren Geschwistern in der ganzen Welt auferlegt sind.
10 Der Gott aber, der euch seine Gnade auf jede erdenkliche Weise erfahren lässt und der euch durch Jesus Christus dazu berufen hat, an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben, auch wenn ihr jetzt für eine kurze Zeit leiden müsst – dieser Gott wird euch mit allem versehen, was ihr nötig habt; er wird euch ´im Glauben` stärken, euch Kraft verleihen und eure Füße auf festen Boden stellen.
11 Ihm gehört die Macht für immer und ewig. Amen.
Liebe Gemeinde,
wie ich es schon gesagt habe, es hatte alles so gut angefangen.
Früher hatten sie, ehe sie Christen waren, die verschiedensten Götter verehrt, immer in Sorge, ob es die richtigen waren, die wirklich zuständig waren. Dann hörten sie von dem einen Gott, der die ganze Welt geschaffen hat und in der Hand hält. Von dem Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden ist. Sie hörten, dass sie durch Jesus die Vergebung ihrer Sünde und ewiges Leben haben.
Das hat sie ergriffen. Jetzt sind sie Christen geworden und haben sich zu Gemeinden gefunden. Die Menschen lernten viel über Jesus. Sie hörten auch seine Worte: »Macht euch keine Sorgen, nicht, was ihr essen oder trinken, und nicht, was ihr anziehen sollt. Euer himmlischer Vater sorgt für euch.«
Und jetzt wurde das Klima für die Gemeinden und auch für den einzelnen Christen rauer. Nicht mehr jeder wollte jetzt mit den Christen Handel treiben. Das hatte Folgen, auch dafür, was es zu essen und zu trinken und anzuziehen gab.
Die ersten wurden verhaftet, ins Gefängnis geworfen und vor die Richter geführt. Sie erinnerten sich an Jesu Worte: »Sorgt euch nicht, was ihr sagen sollt. Der Heilige Geist wird es euch eingeben.«
Aber was immer der Geist ihnen eingab, bewahrte sie doch nicht alle vor den Arenen und den Löwen.
»Über Löwen und Ottern wirst du gehen und junge Löwen und Drachen niedertreten«, hatten sie in ihren Gottesdiensten gesungen.
Kein Wunder, dass
Jetzt in der Gemeinde die Nerven blank liegen,
es unter den Christen Streit gibt,
man sich von der Leitung der Gemeinde nichts mehr sagen lässt. Sind die nicht mit schuld an unserer Lage?
die Leitung einer solchen Gemeinde überfordert ist und - sagen wir's höflich - überreagiert,
über Widerstand nachgedacht wird, gegen die Leitung und auch gegen die Herrschenden, notfalls mit Gewalt,
Zweifel aufkommen, ob der Glaube an Jesus wirklich der richtige Weg ist, einige sich von den Christen trennen und diesem neuen Glauben wieder abschwören,
in so einer Gemeinde das Misstrauen und die Verachtung wachsen.
Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten wirklich Grund genug, sich Sorgen zu machen.
Die Botschaft
Darauf antwortet der Brief des Apostels Petrus.
Er schreibt:
Ja, ihr habt allen Grund, euch Sorgen zu machen. Wenn ihr geglaubt habt, dass das Leben als Christen ein Spaziergang ist, dann habt ihr euch geirrt.
Aber macht doch jetzt nicht den Fehler, euch gegenseitig zu zerfleischen. Macht doch jetzt nicht den Fehler, euch von eurem Weg mit Jesus Christus abbringen zu lassen.
Ihr seid bedrängt und gedemütigt von den Machthabern? Erinnert euch daran, dass der wirkliche Machthaber auf eurer Seite ist.
Ihr wollt Widerstand leisten? Widersteht der Versuchung, die Gemeinschaft miteinander und mit Gott zu zerstören.
Ihr habt Angst vor den Löwen in der Arena? Zu Recht. Aber ihr seid mit diesem Leid nicht allein. Die Christen in der ganzen bekannten Welt müssen Ähnliches erleiden. Ihr gehört zu einer großen Gemeinschaft.
Auch Gott selber hat die Brutalität dieser Welt kennengelernt. Er weiß, wie es euch geht. Nicht der Löwe, nicht die irdischen Machthaber, nicht der Tod hat das letzte Wort, sondern er selber, der den Tod besiegt hat. Er wird euch die Kraft geben, die Zeit bis dahin zu überstehen. Lasst euch doch diese Hoffnung nicht austreiben.
Darum: Macht euch keine Sorgen. Nicht weil ihr keinen Grund dazu hättet.
Alle eure Sorgen sind mehr als berechtigt. Aber werft sie auf ihn.
Dieser Brief muss gewirkt haben. Denn die Christen gibt es heute noch. Sie haben die gute Nachricht weiter ausgebreitet, Menschen für Jesus gewonnen, und sogar den Brief von damals gibt es noch, immer wieder abgeschrieben und kopiert, sodass wir ihn heute noch in unserer Bibel und im Gottesdienst als Predigttext haben, hier, knapp 2000 Jahre später.
Unsere Situation heute
Vielleicht fragen wir: Was geht uns das an? Wir Christinnen und Christen in Europa heute, wir werden doch nicht verfolgt. Vielleicht haben diese Worte aus dem ersten Jahrhundert eine Bedeutung für die Geschwister im Iran, in Saudi-Arabien oder Nordkorea. Aber was soll uns das hier sagen?
Zunächst mal: Gott sei Dank! Wenn wir uns von einem Brief, der an verfolgte Christen gerichtet ist, nicht sofort angesprochen fühlen, dann ist das ein echter Grund, sich zu freuen. Das ist historisch und global keine Selbstverständlichkeit.
Wenn wir heute Morgen nichts weiter mitnehmen als das beides:
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir so in Freiheit Christen sein können.
Wir haben den Auftrag, für unsere bedrängten Geschwister in der Welt zu beten.
Dann hat es sich für uns alle schon gelohnt, dass wir heute Morgen hier waren.
Doch vielleicht nehmen wir noch mehr mit.
Es ist ja nun wirklich nicht so, dass die Kirche und die Gemeinden bei uns und auch unsere Gemeinde keine Probleme haben:
Wo Verantwortung von einem zum andern geschoben wird.
Wo Menschen sich von der Kirche und - was noch schlimmer ist - vom christlichen Glauben verabschieden.
Und dann fängt man an, sich gegenseitig die Schuld zu geben: Ihr seid zu modern, ihr seid zu traditionell. Ihr seid zu verschlossen, ihr seid für zu vieles offen. Ihr lasst zu vieles durchgehen, ihr seid zu streng.
Von dem, was uns der Blick in die Kassen offenbart und was, da für Konflikte entstehen können, muss ich wohl nicht reden.
Wir werden bis jetzt nicht für unseren Glauben verfolgt, vielleicht einmal angefeindet, wir müssen aber nicht um unser Leben bangen. Unsere Probleme sind vergleichsweise klein.
Aber es geschieht trotzdem, dass Gemeinden sich in Lager aufspalten, Christen sich gegenseitig die Schuld geben, Menschen sich von der Gemeinde und vom Glauben an Jesus lossagen. Das ist genauso schlimm wie vor 2000 Jahren.
Die Botschaft
Darum gelten die Worte des Briefs uns doch ganz genauso:
Ja, eure Sorgen sind berechtigt.
Wie es mit der Arbeit mit Kindern in unserer Gemeinde weitergeht
Wie es mit der Jugendarbeit weitergeht
Wie es auch mit dem Ehrenamt und die aktuelle Umstellung unserer Verwaltung weitergeht.
Wie es mit Mitarbeitern für unsere Gemeinde weitergeht
Die Sorgen sind berechtigt. Aber werft sie euch nicht gegenseitig vor, werft sie euch nicht gegenseitig an den Kopf, werft sie auf ihn. Bei ihm sind sie gut aufgehoben.
Lasst eure Sorgen bei ihm, und - was ist eigentlich das Gegenteil von Sorge?
Jesus und Petrus und die Psalmen, sie reden davon, dass wir keine Sorgen haben müssen. Aber was denn stattdessen?
Das Gegenteil von Sorge ist die Freude. Darum haben wir auch viele Gründe zur Sorge, aber wir haben noch einen viel größeren Grund zur Freude. Denn Jesus ist es, der unsere Lasten trägt. Selbst die unserer Sünde und unseres Todes. Das größte Problem ist bereits gelöst.
Darum können wir bei ihm unsere Lasten lassen. Darum können wir sie ins Gebet bringen. Darum können wir auch unseren Verstand gebrauchen und nach Lösungen suchen. Und darum müssen wir nicht verzweifeln, wenn sich nicht alles lösen lässt. - Das ist Grund genug, trotz allem, was uns Sorgen macht, mit Freude und Zuversicht in die Zukunft zu gehen.
Amen