Herausforderungen im Glauben

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Herausforderungen im Glauben

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus.
Amen.
Liebe Gemeinde,
immer wieder stehen wir als Gesellschaft in sozialpolitischen Herausforderungen. Egal ob es um Armut in unserer Gesellschaft ist, ob es der Umgang mit Flüchtlingen ist, ob es der Umgang mit Behinderten ist oder auch der Umgang mit benachteiligten Menschen in unserer Gesellschaft.
Als Kirche und als christliche Gemeinde stehen wir mitten in diesen Herausforderungen, auch wir als kleine Gemeinde hier in Zipsendorf / Wintersdorf. Wir stehen aber nicht nur aus eigenem Antrieb oder Interesse mitten in diesen Herausforderungen, sondern weil es immer Gottes Interesse ist sich um uns Menschen zu sorgen.
Das macht uns auch das Wort dieses Sonntags deutlich, das uns nicht nur die Säulen der Gemeinde – der Kirche aufzeigt, sondern von Gottes Handeln unter uns Menschen spricht, von seiner Fürsorge für die Gemeinde, vom gemeinsamen Leben der Christen und ihrer Gütergemeinschaft.
Dabei wird kein sozialpolitisches Programm aufgelegt, sondern es war ganz einfach eine Antwort des Glaubens auf die Umstände und Nöte der Menschen damals. Wir lesen noch einmal Apostelgeschichte 2,42-47
Acts 2:42–47 BB
42 Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren, trafen sich regelmäßig und ließen sich von den Aposteln unterweisen. Sie lebten in enger Gemeinschaft, brachen das Brot miteinander und beteten. 43 Die Leute in Jerusalem wurden von Ehrfurcht ergriffen. Denn durch die Apostel geschahen viele Wunder und Zeichen. 44 Alle Glaubenden hielten zusammen und verfügten gemeinsam über ihren Besitz. 45 Immer wieder verkauften sie Grundstücke oder sonstiges Eigentum. Den Erlös verteilten sie an die Bedürftigen – je nachdem, wie viel jemand brauchte. 46 Tag für Tag versammelten sie sich als Gemeinschaft im Tempel. In den Häusern hielten sie die Feier des Brotbrechens. Voller Freude und in aufrichtiger Herzlichkeit aßen sie miteinander das Mahl. 47 Sie lobten Gott und waren beim ganzen Volk hoch angesehen. Der Herr aber führte täglich weitere Menschen zur Gemeinde, die gerettet wurden.
42 Was das Leben der Christen prägte, waren die Lehre, in der die Apostel sie unterwiesen, ihr Zusammenhalt in gegenseitiger Liebe und Hilfsbereitschaft, das Mahl des Herrn und das Gebet.
43 Jedermann ´in Jerusalem` war von einer tiefen Ehrfurcht vor Gott ergriffen, und durch die Apostel geschahen zahlreiche Wunder und viele außergewöhnliche Dinge.
44 Alle, die ´an Jesus` glaubten, hielten fest zusammen und teilten alles miteinander, was sie besaßen.
45 Sie verkauften sogar Grundstücke und sonstigen Besitz und verteilten den Erlös entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen an alle, die in Not waren.
46 Einmütig und mit großer Treue kamen sie Tag für Tag im Tempel zusammen. Außerdem trafen sie sich täglich in ihren Häusern, um miteinander zu essen und das Mahl des Herrn zu feiern, und ihre Zusammenkünfte waren von überschwänglicher Freude und aufrichtiger Herzlichkeit geprägt.
47 Sie priesen Gott ´bei allem, was sie taten,` und standen beim ganzen Volk in hohem Ansehen. Und jeden Tag rettete der Herr weitere Menschen, sodass die Gemeinde immer größer wurde.
Ganz klar Lukas spricht hier vom Leben der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem, auch wenn ihr Projekt, so wie sie es anging, zum Scheitern verurteilt war. Aber im Nachhinein sind wir alle immer schlauer.
Dennoch ist diese Glaubens- und Lebenskommunität wichtig für das werden der ersten christlichen Gemeinde und für das Werden der Kirche überhaupt.
Vielleicht ist die sozialdiakonische Komponente und das ökumenische Zusammengehörigkeitsgefühl in der Kirche überhaupt gewachsen, weil die Jerusalemer Gemeinde verarmt war und man dann durch Paulus veranlasst wurde für sie zu sammeln. So wurde immer wieder versucht eine Antwort auf die Not und Armut von Menschen zu finden.
Gerade auch heute sind wir dabei in der Kirche und mit der Kirche neue Wege des Gemeindelebens zu gehen. Aus der Kirche von England wurde dafür ein Begriff übernommen „fresh expression“ - auf deutsch „frische Erscheinungen“
Genau da gehört eben auch, dass das Scheitern und Fehler auf dem Weg erlaubt ist. Das bedeutet ja nicht immer das alles falsch ist.
Sondern es sollte Mut machen, inne zu halten und neu zu starten.
Der Evangelist Lukas jedenfalls dachte und lebte hier ganz in biblischer Tradition und hatte keine Scheu, auch nach den Tagen und Jahren des Anfangs in Jerusalem mit all ihrem Licht und der deutlich spürbaren Kraft auch später davon zu reden, als die Leiden der Gemeinde begannen und zunahmen und nicht alle Tage Sonnenschein herrschte.
Gerade in dieses Dunkel leuchtet er mit Wort hinein, damit wir, auch heute und hier, den Weg in einer Zeit finden und freudig gehen, wo alte Stützen wanken und eben das, was auf uns zukommt, auch Christen sorgenvoll stimmt. Es ist darum gut und wichtig, dass wir uns als Gemeinde und auch als Einzelne zum Herrn hinwenden, sein Wort hören es annehmen und nicht bei uns selber bleiben. Sondern auch als Zeugen diese Botschaft nach außen tragen.
So werden wir Mut finden und zuversichtliche Freude, denn Jesus ist auch in dieser Zeit mit seinem Geist und seinen Gaben bei uns.
Dann finden auch heute Menschen den Weg zu Jesus und wenn sie bei ihm sind, finden sie zur Gemeinde, so wie es Lukas erwähnt. "Und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen... Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden" (2, 41 a + 47b).
So baut der Herr noch heute seine Gemeinde in der Welt. Es ist nach Jesu eigenem Wort wirklich seine Sache, aber wir dürfen ihm dabei dienen, Gehilfen, wie Paulus einmal gesagt hat, der Freude sein.
Es ist Jesus, der die Menschen anspricht. Er macht es, dass sein Wort sie erreicht. Wie viele der Herr hinzu tut, ist seine Sache und steht nicht in unserer Hand. Es gibt Zeiten, und die hat es immer gegeben, da fügt der Herr an von ihm bestimmten Orten und Plätzen sehr viele Menschen zur Gemeinde hinzu.
Zu anderen Zeiten, wie heute bei uns, sind nur Einzelne, die den Ruf Jesu hören und befolgen. Doch sollte das weniger Grund zu Freude und Dankbarkeit sein, wenn doch im Himmel die Engel sich über einen Sünder, der umkehrt freuen, also Freude am Thron Gottes herrscht?!
Es gibt eine Gemeinde, auch wenn es viele Kirchen gibt. Und wenn Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden, in welcher Kirche auch immer, dann werden sie zu der einen Gemeinde hinzugefügt, sie wurden mit den anderen zusammengeschlossen, im Glauben verbunden.
Wo wir durch Jesus zur Gemeinde kommen, nehmen wir dort unseren Platz ein, da sind wir lebendiger Glieder am Leib Christi oder lebendige Steine im Tempel Gottes.
Und diese Gemeinde Jesu Christi lebt von den guten Gaben Gottes.
Der Theologe Walter Lüthi spricht es in seiner Auslegung der Apostelgeschichte aus: "So ist einer der auffälligsten Züge am Bilde der ersten Gemeinde ihre außergewöhnliche Bedürftigkeit. Apostellehre, Gemeinschaft, Brotbrechen - sie empfangen, empfangen, empfangen..." (Die Apostelgeschichte, 51). Die Gemeinde von heute lebt nicht anders. Wir brauchen Gottes Wort. Wir dürfen uns wirklich glücklich schätzen, dass wir es reichlich haben und hier im Frieden leben.
Wir können nicht ohne das Wort der Heiligen Schrift leben. Es wäre das sichere Ende unseres Glaubens, wenn wir nicht mehr die Bibel hätten. So aber hält Gott Tag für Tag sein Wort für uns bereit, wie frisches Brot und frisches Wasser. So lebt die Gemeinde. Das Verlangen nach Gottes Wort ist groß, es ist wie ehrlicher Hunger, wie Durst, der gelöscht werden will, Lebensvollzug, der einfach da ist, wo wir Gottes Kinder geworden sind.
Schon der Hebräerbrief weiß darüber zu klagen, dass einige die Versammlungen verlassen, dennoch wollen wir uns dabei nicht allzu lange aufregend aufhalten, sondern dem Mitchristen hinterhergehen, und sie unter Gottes Wort und in die Gemeinschaft, eben dem Gottesdienst einladen.
Dazu schenke uns Jesus die richtige Gemeinschaft. Es ist die Gemeinschaft der Heiligen, die Gemeinschaft des Leibes Christi, Anteilgabe und Anteilnahme.
Dietrich Bonhoeffer hat in den Jahren seiner Haft bekannt, wie sehr er die Gemeinschaft entbehre, vermisse und wie sehr er sich nach den Brüdern und Schwestern sehnt. Er preist die Gemeinde glücklich, die sich sonntags um Gottes Wort sammeln darf.
Für mich ist der Sonntag seit meiner frühesten Kindheit ein großes Geschenk und die Versammlung der Gemeinde, die wir gerne Gottesdienst nennen, etwas Besonderes, und ist es bis zum heutigen Tag geblieben. Mir fehlt etwas am Sonntag, wenn ich einmal nicht im Gottesdienst war.
Wir kommen und werden beschenkt, geben uns die Hand, wechseln ein Wort, fragen, wie es geht, singen und beten miteinander, bangen und bitten füreinander und wissen, Jesus ist da, er hält sein Versprechen. Er schenkt uns sein lebendiges Wort und wir teilen miteinander den Glauben, freuen uns darüber, dass im Bruder, in der Schwester auch dieses Zeugnis lebt und wir wissen, wovon wir reden und uns verstehen, wenn wir von unserem Leben im ganz alltäglichen Alltag mit Jesus reden.
Die Gemeinschaft ist ein Geschenk Jesu an uns und eine Lebenswurzel der Gemeinde. Sie ist, weil Jesus ihr Herr und Haupt ist, von seinem Geist und Wort getragen und darum auch offen für alle Menschen, die sich einladen lassen, die schließlich der Herr selber hinzutut.
Vom Dichter Manfred Hausmann, der 1921 in Göttingen studierte und sonntags nur gelangweilt im Gottesdienst saß, in den er zu gehen hatte, wegen der finanziellen Unterstützung durch seine Eltern genötigt sah, berichtete eine christliche Zeitschrift: "... der den Predigttext auf eine so ungewohnte Weise anging, dass ich sofort, ob ich wollte oder nicht, gepackt war. Das Gepacktsein steigerte sich im Verlauf dieses Gottesdienstes zu einem Aufgewühltsein, einem Um- und Umgekehrt sein, zu einer Erschütterung, die bis in die tiefsten Tiefen meines Wesens dran...
Ich verließ die Kirche als einer, der nicht wusste, wo er bleiben sollte. Der Blitz war nicht neben mir niedergefahren, sondern mitten in mich hinein. Hier war die Revolution, von der ich die ganze Zeit über etwas geahnt hatte, dunkel nur und unklar, aber doch unabweisbar, die Revolution, die nicht die Dinge, sondern erst einmal den Menschen verändert... Denn hier war vermittels dieses merkwürdigen Pfarrers einer am Werk, von dem ich mir bislang eine grundfalsche Vorstellung gemacht hatte, dessen Existenz ich bezweifelte, mit dem ich mich nicht weiter eingelassen. Aber jetzt hatte er sich mit mir eingelassen. - Jetzt wurde alles anders"
Der Prediger war der junge Schweizer Pfarrer Karl Barth, der einem Ruf nach Göttingen als Professor gefolgt war. So baut Jesus bis heute seine Gemeinde, schenkt er uns Gemeinschaft durch sein Wort, jetzt und in alle Ewigkeit, denn wir werden alle bei ihm sein (1. Thessalonicher 4, 13 - 17).
Es ist aber kein Wunder, wenn die Gemeinde, in deren Mitte Jesus herrscht und regiert, in dieser Welt auch wunderbares erlebt und mitteilen kann. Denn Jesus hat uns frei gemacht von den unsere Existenz ständig bedrohenden Sorgen und Ängsten. Er schenkt uns Freiheit zum Handeln nach seinem Wort. Und Wunder sollen schauen, die sich auf sein allmächtiges Wort verlassen und ihm trauen.
Was wünschten wir uns mehr, als ein deutliches Zeichen, dass uns im Glauben geschenkt wird, dass wir leben können in dieser Zeit der Herrschaft des Geldes und dass die Liebe statt des Geldes die Herzen regiert. Wir dürfen darum bitten, wir sind aber auch befähigt von Jesus.
Die Jerusalemer haben damals ihren Besitz zusammengetan und die Armen versorgt. Sie haben das der Welt nicht vorgeschrieben oder gleicherweise von ihr gefordert. Sie haben damit die Welt nicht erneuert. Oder doch?
Ein Aufsehen erregender Erfolg ist ihnen nicht zu Teil geworden. Sie waren bald selbst auf Hilfe angewiesen.
Wer das als Scheitern ansieht, mag es tun. Wir wollen aber diesen Weg gehen, gehen aus und in der Freude, dass mit ihm uns alles geschenkt ist. Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.
Amen.
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