Hinabsteigen zur Größe2

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Hinabsteigen zur Größe

Palmsonntag – Predigt Philipper 2,5-11
Philippians 2:5–11 BB
5 Denkt im Umgang miteinander immer daran, was in der Gemeinschaft mit Christus Jesus gilt: 6 Er war von göttlicher Gestalt. Aber er hielt nicht daran fest, Gott gleich zu sein – so wie ein Dieb an seiner Beute. 7 Er legte die göttliche Gestalt ab und nahm die eines Knechtes an. Er wurde in allem den Menschen gleich. In jeder Hinsicht war er wie ein Mensch. 8 Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis in den Tod – ja, bis in den Tod am Kreuz. 9 Deshalb hat Gott ihn hoch erhöht: Er hat ihm den Namen verliehen, der hoch über allen Namen steht. 10 Denn vor dem Namen von Jesus soll sich jedes Knie beugen – im Himmel, auf der Erde und unter der Erde. 11 Und jede Zunge soll bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Das geschieht zur Ehre Gottes, des Vaters.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus! Amen
Liebe Gemeinde,
es gehört eigentlich zur Natur der meisten Menschen, dass sie in ihrem Leben nach oben streben und ein Ziel vor ihren Augen haben, welches sie erreichen wollen. Das wird auch immer von den sogenannten Lebensberatern propagiert. Das kann ein bestimmter Schulabschluss sein, oder eine bestimmte Stelle in der Firma, oder einen bestimmten Betrag an Geld, vielleicht die erste Million. Sie erinnern sich ja noch an die Sparkassenwerbung, wo sich zwei Männer gegenseitig übertrumpften, mit der Vorstellung vom Haus, Auto und Boot.
Irgendwie ist ja unser Leben auch so angelegt, dass wir immer nach oben und nach vorn streben. Wer das nicht tut, den bewertet man als ungesund, als nicht normal. Der wird zum Außenseiter. Akzeptiert und toleriert wird so etwas vielleicht mal für eine kurze Zeit, wie vielleicht wie die jetzt gerade bestehende Fastenzeit. Da ist so etwas sogar gesellschaftsfähig.
Aber sonst setzt man doch alles daran das nächste Ziel zu erreichen. Dieses Bestreben zieht sich doch eigentlich durch unser ganzes Leben vom Kleinkind bis zum Alter. Das wird man ja auch als Kind schon angehalten etwas zu erreichen.
Ich selber kann mich noch gut an so ein Ereignis aus meiner Kindheit erinnern. Da hieß es, dass ich wahrscheinlich noch nicht mit sechs Jahren eingeschult werde, weil ich noch nicht richtig zählen konnte, da sehe ich meine Eltern und mich im Kuhstall beim Kühemelken, wie ich die Zahlenreihe eins bis hundert vorwärts und rückwärts aufsage.
Nach einer gewissen Zeit konnte ich besser als manches Kind in meinem Alter zählen. Auch heute, obwohl ich Computer-Freak bin und auf jedem Computer ein Taschenrechner zu finden ist, funktioniert das Kopfrechnen nach über 50 Jahren noch ganz gut. Addieren und Subtrahieren funktioniert gut und auch Multiplizieren und Dividieren klappen bis zu einem gewissen Grad.
In der Schule wird ein Kind angehalten das Klassenziel, was die nächste Schulstufe ist, zu erreichen. Wenn es nicht so richtig klappen will, dann geben manche Eltern viel Geld für den Nachhilfeunterricht aus, damit das Ziel erreicht wird. Es soll sogar Eltern geben, die sogar über das Ziel hinausschießen und aus ihren Kindern unbedingt Elitekinder machen wollen.
Zu Zeiten des großen Wirtschaftsbooms in Japan gaben da Eltern viel Geld aus für Ihre Kinder, dass dies, das Aufnahmeziel für eine Eliteschule erreichten. Bis dahin, dass die Kinder doppelten Unterricht hatten. Dieser enorme Stress trieb manches Kind in den Selbstmord.
Nach-Oben-Streben zur Größe – das setzt sich doch im ganzen Leben fort – in der Lehre. – im Studium, - im Beruf, - -bis zu einem gewissen Geldbetrag, den man erreichen will, - im Auto. Das man fahren will, - im Haus, das man haben will, und und und …
… und was dann?
Ja was dann wen es im Leben auf einmal nicht mehr so läuft! Dann kommen Krankheiten, Depressionen, der Tod von lieben Menschen, dann kommt das Alter. Die Kräfte lassen nach. Was nun? Wie geht es im Leben weiter? Was soll man tun?
Viele Fragen, auf die wir auf einmal keine Antwort wissen? Hoffnungslosigkeit und Haltlosigkeit machen sich breit. Wie geht es jetzt weiter? – Das ist die große Frage.
Vielleicht haben Sie sich auch schon einmal dies Frage gestellt? Oder Sie stellen sich diese im Moment.
Heute hören wir von einem, der einen ganz anderen Weg gegangen ist. Einen Weg von oben nach unten. Er ist hinabgestiegen, aber sein Hinabsteigen war ein Hinabsteigen in Größe.
Hinabsteigen von der Herrlichkeit des Thrones Gottes in die Gott Verlassenheit menschlichen Daseins, an ein Folter- und Tötungswerkzeug – an ein Kreuz.
Davon schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Philippi. Wir lesen aus dem Philipperbrief Kapitel 2, die Vers 5 bis 11 nach der Neuen Genfer Übersetzung:
5 Das ist die Haltung, die euren Umgang miteinander bestimmen soll; es ist die Haltung, die Jesus Christus uns vorgelebt hat.
6 Er, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus.
7 Im Gegenteil: Er verzichtete auf alle seine Vorrechte und stellte sich auf dieselbe Stufe wie ein Diener. Er wurde einer von uns - ein Mensch wie andere Menschen.
8 Aber er erniedrigte sich ´noch mehr`: Im Gehorsam gegenüber Gott nahm er sogar den Tod auf sich; er starb am Kreuz ´wie ein Verbrecher`.
9 Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name.
10 Und weil Jesus diesen Namen trägt, werden sich einmal alle vor ihm auf die Knie werfen, alle, die im Himmel, auf der Erde und unter der Erde sind.
11 Alle werden anerkennen, dass Jesus Christus der Herr ist, und werden damit Gott, dem Vater, die Ehre geben.
Hinabsteigen – Jesus Christus hat es uns vorgelebt.
Liebe Gemeinde,
ein wunderbarer urchristlicher Hymnus, den hier der Apostel Paulus aufgeschrieben hat. Er stammt nicht einmal ursprünglich aus seiner eigenen Feder. In diesem Hymnus wird nun großartig der Weg beschrieben, den Jesus Christus gegangen ist. Dieser Weg verdeutlicht uns die Lebenshaltung von Jesus Christus.
Wir entdecken, dass es viel Sinn macht, wenn wir uns von dieser Lebenshaltung bestimmen lassen. Lassen wir uns doch heute dazu ganz neu ermutigen.
Jesus begegnet uns hier nicht als einer, der uns belehren will und uns mit Vorschriften und Geboten traktiert, sondern als einer, welcher uns ermutigt, seine Haltung nachzuleben, so zu leben, wie er gelebt hat.
Er macht uns deutlich, dass ein Weg der Demut möglich ist. Das Wort Demut ist ein altes Wort. Mancher kann damit nichts anfangen und weiß nicht, wie er es übersetzen kann und wie es in seinem Leben Wirklichkeit wird. Ich übersetze es immer so, dass ich sage: Demut heißt Mut haben zu dienen, oder auch Mut haben, den untersten Weg zu gehen selbst auf die Gefahr hin Nachteile zu erfahren und Verlust hinnehmen zu müssen.
Diese Woche kam die Meldung, dass die katholische Kirche am 4. September eine Frau heiligsprechen will, die darin uns ein Vorbild sein kann. Sicher wir Evangelischen haben mit dem Heiligensprechen unsere Probleme, aber dennoch können solche Menschen für uns Vorbilder im Glauben sein und eben auch Vorbilder der Demut. Und diese Frau auf jeden Fall. Es ist Mutter Theresa. Mit ihrer Arbeit in den Slums von Kalkutta und dem Wirken nach Außen wurde sie bis heute zum Vorbild vieler Menschen. Es war ein Weg nach unten, den sie gegangen ist.
Nun nicht immer wird man bei einem Weg nach unten später anerkannt. Manchmal bleibt auch die Anerkennung aus und der Weg nach unten bringt keinen Gewinn. Es erfordert Mut und Glaubenskraft dennoch so einen Weg zu gehen.
Vielleicht hat es mancher von euch dennoch getan und könnte auch davon berichten, wo er in seinem Leben einen unteren Weg gegangen ist.
Um des Glaubens willen, werden wir heute ermutigt, bereit zu sein, so einen Weg zu gehen und uns an Jesus Christus zu orientieren.
So schwer der Weg ist, den uns Jesus hier vorgelebt hat – es ist dennoch der einzige Weg um in Gottes Augen groß zu werden.
Hinabsteigen: Er war gleich wie Gott
Jesus hätte für sich persönlich das Herabsteigen nicht nötig gehabt, denn er war ja schon in den Augen Gottes groß. Er lebt in der Herrlichkeit Gottes.
So stand er vor der Entscheidung – und hat sich für den Weg nach unten entschieden.
Wer von uns würde freiwillig auf Vorteile im Leben und auf Vorzüge verzichten, wenn man es nicht unbedingt muss. Es ist doch schon so anstrengend genug, wenn man im normalen Leben auf den Fußboden arbeiten muss. Als Kind musste ich immer auf dem Felde Rüben verziehen. Das war wirklich eine elende Kriecharbeit unten auf dem Fußboden. Da hatte ich relativ schnell die Nase voll.
Doch wie schreibt Paulus über Jesus: Er nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil aus. Er war bereit den Weg nach unten zu gehen.
Hinabsteigen: Jesus verzichtet
Er verzichtet auf seine Größe und Herrlichkeit bei Gott. Er verzichtet, weil er uns Menschen liebt, weil er jeden von uns liebt.
Überlegen Sie einmal, worauf haben Sie schon verzichtet, weil sie einen anderen Menschen lieben, weil ihnen ein anderer Mensch wichtig ist? Mancher hat da schon auf viel verzichtet, vielleicht auf eine großartige Karriere. Eltern verzichten um ihrer Kinder willen. Manchmal verzichten um ihrer alten Eltern willen.
Wenn sogar Menschen um der Liebe willen verzichten, wie groß muss dann die Liebe Jesu zu uns Menschen sein, weil er um unseres willen auf die Herrlichkeit Gottes verzichtet hat.
Manchmal ist es ein scheinbar harter Weg, den die Liebe führt: ein Leben des Verlustes, der Selbsterniedrigung, sogar des Sterbens.
Aber die Bibel bezeugt uns, dass dieses der einige wahre Weg ist, der zur vollkommenen Freude führt.
Hinabsteigen: Er wurde Mensch
Jesus Christus wurde Mensch. Er durch lebte und durchlitt unser ganz menschliches Leben. So kam er als kleines Kind obdachlos in einem Viehstall zur Welt. Kein Himmelbett, in das man ihn legte, sondern in einen stinkigen Futtertrog. Vielleicht klebten da noch Futterreste und Tierspeichel dran. Er ging zur Schule, lernte den Beruf eines Handwerkers, hatte Hunger, wie du und ich, hatte Durst, durch litt manches Schwere, wurde gefoltert, hatte Schmerzen und starb. Er war ganz Mensch - „Ece Homo“ – Welch ein Mensch?
Hinabsteigen: Er nahm den Tod am Kreuz auf sich
Die Krönung seines Hinabsteigens war dann sein Sterben am Kreuz auf Golgatha, wo uns sein Schreien in den Ohren gellt: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“
Es gibt keinen tieferen Tiefpunkt als diesen Ort des Todes, als dieses Sterben am Kreuz.
Es ist der Ort, wo sich alles menschliche Leid, alle menschliche Not, alles Elend und alle Warums dieser Welt, ja sogar die Frage „Warum schweigt Gott?“ kristallisieren.
Soweit nach unten hat sich Jesus aus Liebe zu uns erniedrigt. Er ging diesen Weg ans Kreuz, weil er liebte, weil er dich und mich liebte. Darum ließ er auch diesen Weg sein eigenes Leben kosten.
Hinabsteigen: Weil er diesen Weg nach unten ging hat ihn Gott erhöht.
Der Christus-Hymnus aus Philipper 2 spricht davon, dass Gott Jesus, weil er diesen Weg gegangen ist, wieder erhöht hat:
„Deshalb hat Gott ihn auch so unvergleichlich hoch erhöht und hat ihm ´als Ehrentitel` den Namen gegeben, der bedeutender ist als jeder andere Name.“
Gott ergreift hier selbst die Initiative. Derselbe Gott, der schweigt als Jesus am Kreuz starb, wird aktiv. Er schafft neues Leben – ewiges Leben. Er bringt durch die Auferweckung seines Sohnes Jesus Christus die Hoffnung auf das ewige Leben in diese vergängliche Welt. Er erhöht seinen Sohn wieder in das Reich seiner ewigen Herrlichkeit.
Hinabsteigen: In seiner neuen Größe wird er nun verherrlicht und verehrt.
Gott macht Jesus zum Kyrios - zum Herrn, gab ihn den Namen, der über allen Namen steht. Das ist das Bekenntnis der ganzen Christenheit, welches wir heute ausrufen: „Herr ist Jesus Christus“.
Wir sind eingeladen, diesem Herrn Jesus Christus nachzufolgen, unser Leben nach ihm auszurichten und in Demut zu leben, das heißt den unteren Weg der Liebe zu leben.
Amen
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