Lieben Sie ihre Kirche
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Lieben Sie ihre Kirche?
Lieben Sie ihre Kirche?
Was ist dass denn für eine komische Frage?, wird jetzt mancher von Euch denken. Die meisten werden es mit der Kirche so halten, wie Gustav Heinemann mit Deutschland. Als man ihn fragte: „Lieben Sie Deutschland?“, hat er geantwortet, er liebe seine Frau. Also zu Deutschland keine intensive Beziehung und das als Bundespräsident.
So ähnlich verhalten wir uns meistens als evangelische Christen zu unserer Kirche, zu unserer Gemeinde. Und wir sind noch stolz darauf.
Ja, immer wieder begegnen mir Christen, die sagen: Ich liebe Jesus und habe eine persönlich Beziehung zu ihm, aber Kirche und Gemeinde, das brauchen wir nicht.
Ich stelle jetzt einmal die Frage: Was tun wir, wenn wir Menschen zum Glauben an Jesus Christus einladen, laden wir sie auch in die Kirche ein? Oder ist das uns peinlich?
Sagen wir, es ist uns wichtig, dass Menschen mit dem Evangelium in Berührung kommen, aber sie einladen sich dann taufen zu lassen, Glied der Gemeinde zu werden und sich dann zu unseren Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen zu halten, das kommt uns nur schwer von den Lippen.
Dabei entspricht genau das dem biblischen Bild von einem Christen. So werden wir zum Beispiel im Hebräerbrief ermutigt:
23 Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat;
24 und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken
25 und nicht verlassen unsre Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht.
Hebräer 10:23-25
Es gehört beides zusammen Gottes Wort und Gottes Volk. Das sagt auch Martin Luther: „Gottes Wort kann nicht ohne Gottes Volk sein.“ Es ist ein Kernsatz der Reformation.
Natürlich stellt sich jetzt die nächste Frage: Wie attraktiv, wie ansprechend ist denn die Kirche, ist die Gemeinde? Wie attraktiv wie ansprechend ist die Gemeinde, die Kirche in Fraureuth (in Gottesgrün)? Um gleich auch konkret zu werden.
Eine Antwort auf die Frage werde ich nicht geben. Das kann jeder selber einschätzen. Und jeder wird sicher einen anderen Standpunkt haben.
Was man tun kann, das Kirche, das Gemeinde attraktiv und ansprechend ist, darauf gibt uns der Predigttext eine Antwort.
Es ist die Epistel aus Römer 12,1-8. Wir hören sie noch einmal nach der Neuen Genfer Übersetzung:
Römer 12,1-8
1 Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.
2 Richtet euch nicht länger nach ´den Maßstäben` dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist
3 Ich rufe daher aufgrund der Vollmacht, die Gott mir in seiner Gnade gegeben hat, jeden Einzelnen von euch zu nüchterner Selbsteinschätzung auf. Keiner soll mehr von sich halten, als angemessen ist. Maßstab für die richtige Selbsteinschätzung ist der Glaube, den Gott jedem in einem bestimmten Maß zugeteilt hat.
4 Es ist wie bei unserem Körper: Er besteht aus vielen Körperteilen, die einen einzigen Leib bilden und von denen doch jeder seine besondere Aufgabe hat.
5 Genauso sind wir alle – wie viele ´und wie unterschiedlich` wir auch sein mögen – durch unsere Verbindung mit Christus ein Leib, und wie die Glieder unseres Körpers sind wir einer auf den anderen angewiesen.
6 Denn die Gaben, die Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, sind verschieden. Wenn jemand die Gabe des prophetischen Redens hat, ist es seine Aufgabe, sie in Übereinstimmung mit dem Glauben zu gebrauchen.
7 Wenn jemand die Gabe hat, einen praktischen Dienst auszuüben, soll er diese Gabe einsetzen. Wenn jemand die Gabe des Lehrens hat, ist es seine Aufgabe, zu lehren.
8 Wenn jemand die Gabe der Seelsorge hat, soll er anderen seelsorgerlich helfen. Wer andere materiell unterstützt, soll es uneigennützig tun. Wer für andere Verantwortung trägt, soll es nicht an der nötigen Hingabe fehlen lassen. Wer sich um die kümmert, die in Not sind, soll es mit fröhlichem Herzen tun.
Liebe Gemeinde,
dass wir Menschen soziale Netze brauchen, zeigt uns gerade heute das Internet. Dort boomen zur Zeit die sozialen Netzwerke, allen voran sind es Twitter und Facebook, bei Unternehmern und Businessleuten ist es XING, und natürlich auch Watsapp
Ja und wer will, der kann ohne große Probleme sein eigens soziales Netzwerk einrichten.
Es ist komisch, je unpersönlicher die reale Welt wird, umso mehr entwickeln sich solche soziale Netze, wobei sie auch Vorteile haben – zB. die schnelle Kommunikation und das gleich mit mehreren Leuten.
Bei Facebook z.B. bin ich mit mindestens 15 Leuten befreundet, die etwas mit der Fraureuther Kirchengemeinde zu tun haben.
Und ich werde der letzte sein, der gegen solche Vernetzung ist, sondern das Gegenteil ist der Fall. Ich werde das fördern, wo ich es kann, denn so erreichen wir den modernen Menschen – gerade auch mit dem Evangelium.
Doch genau diese sozialen virtuellen Netze stellen uns als Christen, als Kirche und als christliche Gemeinde in Frage, nicht in unserer Existenz, sondern in unserer Handlungsweise. Versäumen wir es in der realen Welt uns zu vernetzen, Verbindungen aufzubauen. Was tun wir, dass andere unsere Gemeinde als lebendige und persönliche Gemeinschaft erfahren, wo sie gehalten und getragen werden? Kirche geschieht nicht an sich und von alleine, sondern sie braucht den aktiven Beitrag des Einzelnen. Sie braucht deinen Beitrag und meinen Beitrag.
Genau das macht der Apostel Paulus hier in dem Brief an die Römer deutlich. Er macht uns deutlich wie wir die soziale Gemeinschaft in unserer Gemeinde wieder zurückgewinnen können. Es wird aber gleich deutlich, dass das nicht über den Pfarrer, den Kantor und einzelne Mitarbeiter allein geht, sondern dass das den Beitrag aller erfordert.
Als erstes lesen wir bei Paulus etwas über die Existenzberechtigung der Kirche:
„Ich habe euch vor Augen geführt, Geschwister, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst, und dazu fordere ich euch auf.“
Kirche – Gemeinde hat seine Existenzberechtigung aus dem Erbarmen Gottes heraus. Es ist Gottes Erbarmen, dass wir heute hier versammelt sind. Das wollen wir uns immer wieder bewusst machen.
Es ist Gottes Erbarmen, dass wir Christen sind und an ihn glauben. Darum ermutigt uns der Apostel Paulus, dass wir uns und unser ganzes Leben Gott ganzheitlich zur Verfügung stellen.
Damit macht er uns deutlich, dass Gottesdienst eben nicht nur am Sonntag morgen die eine Stunde ist und vielleicht noch ein paar Gemeindeveranstaltungen dazu, sondern das Gottesdienst das ganze Leben ausmacht.
Und Gottesdienst heißt auch unser Leben nicht nach den Maßstäben der Welt zu richten in der wir Leben, und dennoch in dieser Welt zu leben – und den Kontakt zu unseren Mitmenschen zu pflegen. Das ist ein ganz schöner Spagat, der da von uns als Christen abverlangt wird.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht weiß, ob man das alleine durchsteht, oder ob da nicht die Gemeinschaft mit den anderen gerade deswegen notwendig ist.
Ich jedenfalls, wenn ich auf solche Situationen in meinem Leben zurückblicke, die ich in ganz besonderer Weise als Jugendlicher hatte, bin dankbar für die anderen.
Ich denke, das kann mancher von euch von den schweren Situationen in seinem auch bezeugen.
Darum ist das Bild vom Leib Christi durch den gemeinsamen Glauben an Jesus Christus das Bild, was uns als Kirche und Gemeinde ausmacht.
Wenn wir den menschlichen Körper betrachten, dann sehen wir, dass er verschiedene Organe und Gliedmaßen hat. Jedes Organ hat seine bestimmt Aufgabe und Funktion. Werden sie in ihrer Funktionsweise behindert, dann hat das aber auch Einfluss auf die Funktion der anderen Organe.
Und genauso ist es auch bei der Kirche, bei der Gemeinde.
Die Gemeinde als Leib Christi und jeder von uns hat in ihr seine Aufgabe und seine Gaben. Und jeder ist mit seiner Aufgabe erforderlich und jeder soll seine Gaben einbringen.
Und nur so kann Kirche und Gemeinde wachsen, nur so kann Kirche in unsere Welt.
Das heißt, dass wir aus der Einzelkämpfermentalität, die leider vorherrscht, heraus müssen. Wir werden ermutig, einander zu dienen, nicht nur zwei oder drei den anderen, sondern jeder jedem, mit den Gaben die Gott gegeben hat. Das hat zur Folge, dass Kirche als soziales Netzwerk, als Gemeinschaft wieder attraktiv ist.
Die Kirche befindet sich in der Krise, aber das ist kein Grund zum Heulen, sondern Grund zur Veränderung, zum Neuanfang. Und wir dürfen dabei sein.
Und das wichtigste ist, wir müssen das nicht aus eigener Kraft tun, sondern Gottes Geist wirkt in uns und gibt uns die Kraft dazu. Uns gilt die Verheißung des Wochenspruches:
Die der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm 8, 14)
Darum lasst es uns immer wieder neu wagen.
Jetzt stelle ich noch einmal die Frage:
Lieben Sie Ihre Kirche?
Ich weiß nicht was eure Antwort ist.
Meine Antwort heißt: Ja ich liebe meine Kirche und werde alles dafür tun, dass Menschen sich in ihr wohlfühlen und so zum Glauben an Jesus Christus finden.
Dass die Kirche nicht perfekt ist, das sagt uns schon Martin Luther:
„Die Weltweisen werden von der äußeren Gestalt der Kirche geärgert, die Ärgernissen und Sekten unterworfen ist. Denn sie meinen, die Kirche sei rein, heilig, ohne allen Tadel, Gottes Taube usw. Das ist wahr, vor Gott hat die Kirche ein solches Ansehen, aber vor der Welt ist sie gleich ihrem Bräutigam Christus: zerhackt, zerkratzt, verspeit, gekreuzigt, verlacht.“
Und dennoch sie ist Gottes Wille und Werk und wir dürfen an ihr Anteil haben.
Wisst ihr warum Blaukreuz-Gruppen und Anonyme Alkoholiker erfolgreich sind und wirklich etwas bewirken, weil die Leute wissen, dass jeder der dabei ist, irgendwie Probleme mit Alkohol oder anderen Drogen hat und der Hilfe Gottes und des anderen benötigt, um nüchtern zu werden und zu bleiben.
Nicht anders ist es in der Kirche. Hier gilt das gleiche Prinzip. Als von Gott geheiligte Sünder einander beistehen und dienen.
Lasst uns das fröhlich und aus ganzem Herzen tun.
Amen