Freundschaft ist ein wichtiges Gut
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Freundschaft ist ein wichtiges Gut
Freundschaft ist ein wichtiges Gut
Liebe Gemeinde,
Freundschaft ist ein wichtiges Gut unter uns Menschen. Moderne Lebensberater empfehlen, dass wir alle Freundschaften pflegen sollen. Dabei sind aber keine oberflächlichen Freundschaften gemeint, sondern tiefgehende. Es gibt Menschen, die bezeichnen jemanden schon als Freund, nur weil man ihn kennt. O der denken wir nur an die Facebook-Freundschaften. Ich habe 550 – andere zig Tausend. Aber das ist damit nicht gemeint.
Lebensberater empfehlen daher, dass man nur wenige Freude haben sollte. Und diese Freundschaften, sollte man dann sehr intensiv pflegen. Diese Freundschaften sollen mir auch etwas kosten. Dafür sollte ich bereit sein Opfer zu bringen.
Drei Beispiele für Freundschaften
Im Alten Testament fallen mir gleich zwei solche Freundschaften ein. Da ist die Freundschaft zwischen David und Jonathan. Johnathan hilft David bei der Flucht vor dem wütenden Saul.
Und bei Hiob und seine drei Freunde. Die trauern erst einmal mit Hiob und schweigen. Erst nach dem sie mit ihm geschwiegen und getrauert haben, geben sie ihm vielleicht falsche, aber doch wohlmeinende Ratschläge.
Eines der bekanntesten Freundschaften der Literaturgeschichte finden wir im Gedicht von Friedrich Schiller - die Bürgschaft. Am Schluss sagt der König:
„Es ist euch gelungen,
Ihr habt das Herz mir bezwungen;
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn -
So nehmet auch mich zum Genossen an:
Ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte!"
Auch Jesus betont den Wert einer Freundschaft, wenn er sagt: „Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Joh 15,13
Und heute in unserem Predigttext begegnen uns Freunde, die es sich etwas kosten lassen, eine kranken Freund zu Jesus zu bringen.
Lesen wir noch einmal Markus 2,1-12 nach der Neuen Genfer Übersetzung:
Textlesung Markus 2,1-12
Heilung eines Gelähmten
1 Einige Tage später kehrte Jesus nach Kafarnaum zurück. Es sprach sich schnell herum, dass er wieder zu Hause war.
2 Da versammelten sich so viele Menschen bei ihm, dass kein Platz mehr war, nicht einmal vor dem Haus. Während er ihnen das Wort ´Gottes` verkündete,
3 wurde ein Gelähmter gebracht; vier Männer trugen ihn. Sie wollten mit ihm zu Jesus,
4 doch es herrschte ein solches Gedränge, dass sie nicht zu ihm durchkamen. Da deckten sie das Dach über der Stelle ab, wo Jesus sich befand, und machten eine Öffnung, durch die sie den Gelähmten auf seiner Matte hinunterließen.
5 Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: »Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!«
6 Einige Schriftgelehrte, die dort saßen, lehnten sich innerlich dagegen auf.
7 »Wie kann dieser Mensch es wagen, so etwas zu sagen?«, dachten sie. »Das ist ja Gotteslästerung! Niemand kann Sünden vergeben außer Gott.«
8 Jesus hatte in seinem Geist sofort erkannt, was in ihnen vorging. »Warum gebt ihr solchen Gedanken Raum in euren Herzen?«, fragte er sie.
9 »Was ist leichter – zu dem Gelähmten zu sagen: ›Deine Sünden sind dir vergeben‹ oder: ›Steh auf, nimm deine Matte und geh umher!‹?
10 Doch ihr sollt wissen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.« Und er wandte sich zu dem Gelähmten und sagte:
11 »Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause!«
12 Da stand der Mann auf, nahm seine Matte und ging vor den Augen der ganzen Menge hinaus. Alle waren außer sich vor Staunen; sie priesen Gott und sagten: »So etwas haben wir noch nie erlebt.«
Da ist wieder ein Bibeltext. um diesen genau zu beleuchten, braucht man wieder mindestens drei Predigten:
Ein Mensch steckt fest, er steckt fest der Krankheit seines Lebens. Nichts geht mehr. Es läuft nicht mehr vorwärts, sondern nur noch rückwärts. Wir wissen nicht, was diesen Menschen gelähmt hat, wodurch seine Lähmung entstanden ist. Wir kennen die Umstände nicht, die ihn ans Bett gefesselt haben. Das Einzige, was feststeht: Er kann nicht mehr zu gehen, vielleicht sogar nicht mehr sitzen.
Unfähig sein zu gehen, im Leben voranzukommen, eine Erfahrung, die viele Menschen in ihrem Leben machen; vielleicht auch mancher von euch.
Nicht jeder ist so ein Selfmade-Man, wie Alex Walser, der Ramschkönig, der sich fast selbst aus dem Sumpf zieht. Aber auch er kann es nicht allein.
Dieser Mann hier kommt offensichtlich nirgendwo mehr hin. Allein kommt er nicht weiter. Ja, nicht einmal mehr nach Hilfe kann er mit seinen Lippen rufen. Er hat mit seiner Situation abgefunden. Er hat sich seinem Schicksal gefügt. Seine Lage sieht aussichtslos aus. Er ist nicht nur gelähmt, sondern auch stumm geworden. Leid macht, wie wir sehen, Menschen auch sprachlos.
Doch dieser Mensch ist nicht allein. Er hat Freunde, die laufen können. Und sie wissen, wo sie Hilfe finden. Sie bringen ihn zu Jesus.
Die vier Freunde sind beweglich, sind sehr beweglich. Sie haben Ideen und sie denken um die Ecke, würden wir heute sagen. Sie helfen ihrem Freund ohne Aufforderung. Die Hilflosigkeit des Gelähmten bedrückt und belastet sie. Sie sehen, dass er sich so gut wie aufgegeben hat.
Da bringen sie ihren Freund vielleicht sogar ohne vorher zu fragen, einfach zu Jesus. Was haben sie denn nun erwartet? Dass er gesundwird, dass er wieder reden kann, dass er wieder als Freund am Leben teilnimmt.
Doch zu Jesus zu kommen, das geschieht nicht ohne Hindernisse, Probleme und Schwierigkeiten.
Zu viele Menschen haben schon von Jesus und seinem Wirken gehört. Als letztes war da die Heilung der Schwiegermutter des Petrus. Eine Frau, die jetzt wieder aktiv ihren Haushalt schmeißt und jetzt Jesus und viele Gäste bewirtet.
Da ist es gut, wenn man Freunde und Helfer hat, die verstehen Hürden zu nehmen, und Hindernisse zu überwinden. Die Freunde des Gelähmten steigen, man kann es so sagen „Jesus auf das Dach“. Sie machen ein Loch, um den Lahmen in die Nähe von Jesus zu bringen. Dabei sie sind zielbewusst und standhaft. Sie geben nicht auf. Sie entwickeln eine ungewöhnliche Lösung. In einer waghalsigen Aktion wird der Gelähmte von oben herabgelassen und vor Jesus gebracht.
Mittenhinein in eine Predigt, die eine Menge Leute angezogen hat, wird Jesus die unausgesprochene und doch ganz deutliche Bitte um Heilung vor die Füße gelegt.
Diese Zielstrebigkeit nennt Jesus Glauben. Er sieht das Zutrauen, das die Freunde des Gelähmten bewegt. Es ist das Vertrauen, das sich durch kein Hindernis abschrecken lässt. Es ist der Glaube, dass dort, wo es scheinbar kein Weiterkommen und kein Durchkommen gibt, sich doch ein Weg findet. Es ist die Zuversicht, die das Gewohnte hinter sich lässt. Es ist die Hoffnung auf Hilfe, die sich zu Jesus durchschlägt, der allein helfen kann.
Doch was passiert nun. Jesus reagiert ganz anders, als man es von ihm erwartet: Er sagt: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“
Die Menschen erwarten körperliche Heilung. Doch das gibt es nicht von Jesus – zunächst jedenfalls nicht. Er gibt dem Gelähmten nicht die Gesundheit wieder, sondern vergibt ihm seine Sünden. Damit hatte niemand gerechnet. Es ist wie ein kleiner Schock.
Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Dieser Zuspruch ist recht ungewöhlich. Doch er spricht ihn mit Vollmacht aus. Jetzt kommt Bewegung unter die Leute.
Jesu sagt: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!.“ Das bedeutet, seine Sprachlosigkeit hat ein Ende. Deine Einsamkeit ist vorbei. Was auch immer deine Sünde ist, wie auch immer deine Beziehungsstörung im Einzelnen aussieht. Dein Getrennt-Sein von Gott, von dir selbst, von den Menschen hat jetzt ein Ende. Du bist nicht mehr allein.
Der Sohn des lebendigen Gottes beseitigt das Übel der Bewegungslosigkeit. Was dich verstummen ließ, was dir die Sprache verschlagen hat, was dich belastet, das habe ich von dir genommen. Was dich bedrückt, habe ich aus der Welt geschafft. Was dich lähmt, was dich in der Tiefe festhält und festklemmt, was dich fesselt, das habe ich soeben gelöst. Was dich so einsam und bewegungslos macht, ist vorüber. Ich bringe dich in Bewegung.
Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!
Es geht nicht darum, die Verstrickungen und Verkettungen im Einzelnen aufzuzählen. Sie bleiben im Verborgenen und versteckt. Jesus stellt niemanden bloß.
Aber ihr wisst, wenn sich Gewohntes ändert. dann entsteht meistens noch eine andere Bewegung. Es ist oft ein Rumoren im Verborgenen. Da sind Menschen, hier sind es die Schriftgelehrte, die sich nicht trauen, offen auszusprechen, was sie denken.
Und da formiert sich der Widerstand gegen Jesus. Jesus handelt, wie Gott handelt. Jesus spricht, wie nur Gott spricht. Das bringt die Leute in Aufruhr, wenn auch Verborgenen. Doch für jeden spürbar. Alte Lebens- und Glaubensgewohnheiten, starre Frömmigkeit regen sich zum Widerstand.
Man bestreitet Jesus das Recht, so zu reden und so zu handeln. Gefangen in den Richtigkeiten ihres Bibelwissens und ihrer Glaubenstraditionen, stecken sie fest. Gelähmt in ihrer festgefahrenen Frömmigkeit klagen sie Jesus heimlich an: Das ist Gotteslästerung, wie er sich verhält, wie er handelt! Das ist überheblich und anmaßend!
Nun sieht Jesus auch ihre Lähmung, ihr Gelähmt sein. So wie der Gelähmte körperlich und geistig unbeweglich ist, sind sie es mit ihrem Glauben. Sie sind nicht viel besser dran, vielleicht sogar schlimmer.
Den Gelähmten kann er heilen. Als Zeichen der Heilung, der Sündenvergebung fordert er nun den Gelähmten auf, aufzustehen und zu gehen. Der Mann wird nun auch körperlich entfesselt und wird geheilt.
Jetzt stellen sich für uns die Frage:
Haben wir Freunde, die uns in schweren Zeiten beistehen?
Sind wir anderen ein Freund und sind wir bereit dafür auch Opfer zu bringen und Ideen zu haben, damit wir ihnen helfen?
Sind wir gelähmt, von unserer Sünde und Schuld, von unserem gesetzlichen Bibelwissen, von unserer Glaubenstradition, von unserer Frömmigkeit. Oder lassen wir uns auch auf neue Möglichkeiten ein?
Lassen wir uns von unseren Lähmungen befreien, weil auch für uns das gilt, was Jesus hier auch zu dir und mir sagt:
„Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“
Durch den Glauben an den lebendigen Gott, an die Vollmacht des Sohnes und die Kraft des Heiligen Geistes werden Hindernisse aller Art überwunden.
Jesus sagt das Entscheidende, was in der Tiefe unseres Menschseins heilt.
Auch uns kann das dann nur hin ins Loben und Danken bringen, weil Jesus unsere Sünden vergibt, einen neuen Anfang schenkt und uns in Bewegung bringt.
Amen