Warum sollte ich nicht getauft werden?
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Warum sollte ich nicht getauft werden?
Da ist ein Mensch unterwegs, von einer religiösen Feier kommend. Diese hatte ihn interessiert, weil er die Kultur und die Religion anderer Völker kennenlernen wollte, und besonders diese des einen Volkes, weil sein Volk schon einige hundert Jahre mit diesem Volk in einer guten geschichtlichen Beziehung stand. Und er konnte es sich zu seiner Zeit damals schon leisten aufwendige Reisen zu unternehmen, was auch damals nicht ganz so einfach war. Denn er war Finanzminister des Äthiopischen Volkes, der Nachkommen der Königin von Saba, mit der eben der jüdische König Salomo gute Beziehungen und auch ein Verhältnis hatte.
Der Äthiopier war also in Jerusalem um zum Gott der Juden zu beten, denn aus den Zeiten des Königs Salomo gab es in Äthiopien noch Reste des jüdischen Glaubens.
Jetzt war er auf der Rückkehr. Da ereignete sich folgende Begebenheit:
Apostelgeschichte 8: 26-40
Philippus und der äthiopische Finanzminister
26 Philippus bekam von einem Engel des Herrn folgenden Auftrag: »Mach dich auf den Weg in Richtung Süden! Benutze die einsame Wüstenstraße, die von Jerusalem nach Gaza hinunterführt.«
27 Philippus machte sich auf den Weg; und als er diese Straße entlangging, kam dort in seinem Reisewagen ein Äthiopier gefahren, ein Eunuch. Es handelte sich um einen hohen Würdenträger, den Finanzminister der Kandake, der äthiopischen Königin. Der Mann war in Jerusalem gewesen, um ´den Gott Israels` anzubeten,
28 und befand sich jetzt auf der Rückreise. Er saß in seinem Wagen und las im Buch des Propheten Jesaja.
29 Der ´Heilige` Geist sagte zu Philippus: »Geh zu dem Wagen dort und halte dich dicht neben ihm!«
30 Philippus lief hin, und als er neben dem Wagen herging, hörte er den Mann laut aus dem Buch des Propheten Jesaja lesen. »Verstehst du denn, was du da liest?«, fragte er ihn.
31 »Wie kann ich es verstehen, wenn niemand es mir erklärt?«, erwiderte der Mann. Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.
32 Der Abschnitt der Schrift, den er eben gelesen hatte, lautete: »Man hat ihn weggeführt wie ein Schaf, das geschlachtet werden soll. Und wie ein Lamm beim Scheren keinen Laut von sich gibt, so kam auch über seine Lippen kein Laut ´der Klage`.
33 Er wurde erniedrigt und all seiner Rechte beraubt. Niemand wird über Nachkommen von ihm berichten können, denn sein Leben auf der Erde wurde ihm genommen.«
34 Der Äthiopier wandte sich an Philippus: »Bitte sag mir, von wem ist hier die Rede? Spricht der Prophet von sich selbst, oder spricht er von jemand anders?«
35 Da ergriff Philippus die Gelegenheit und erklärte ihm, von dieser Schriftstelle ausgehend, das Evangelium von Jesus.
36 Als sie nun, ´ins Gespräch vertieft,` die Straße entlangfuhren, kamen sie an einer Wasserstelle vorbei. »Hier ist Wasser!«, rief der Äthiopier. »Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?«
38 Und er befahl, den Wagen anzuhalten. Beide, Philippus und der Äthiopier, stiegen ins Wasser, und Philippus taufte den Mann.
39 Als sie wieder aus dem Wasser stiegen, wurde Philippus plötzlich vom Geist des Herrn ergriffen und an einen anderen Ort versetzt, und der Äthiopier sah ihn nicht mehr. Trotzdem erfüllte ihn eine tiefe Freude, als er nun seine Reise fortsetzte.
40 Philippus fand sich in Aschdod wieder. Er zog ´nordwärts` und verkündete in allen Städten das Evangelium, bis er schließlich nach Cäsarea kam.
Die Taufe eines Erwachsenen – ohne großes Katechumenat, ohne aufwändigen Glaubenskurs. Eine kurzes Glaubensgespräch und dann kommt sie die Frage: »Hier ist Wasser!«, rief der Äthiopier. »Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?«
Ja, was hindert es, dass der Mensch getauft wird. Er sagt: „Ja“ Er sagt „Ich will!“ Er sagt: „Ich will Gott vertrauen und Jeus mein Leben übergeben!“
Eine menschliche Garantie, dass es dann klappt, dass er den Weg des Glaubens bis zu Ende geht, gibt es nicht. Aber die gibt es auch nach einem Katechumenat und nach einem Glaubenskurs nicht! Es ist einfach nur wichtig, dass wir darauf vertrauen, dass Gott durch seinen heiligen Geist wirkt, dass er weiter wirkt.
Darum gibt es auf diese Frage des Äthiopiers: „Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?“ nur eine Antwort: „Nein!“ Und die Taufe geschieht!
Philippus und der Äthiopier begegnen sich nur einmal in ihrem Leben und doch ist es für beide ein Schlüsselerlebnis. Es ist ein Schüsselerlebnis, in dem deutlich wurde, beide sind und waren Gott sehr wichtig.
Philippus war in der Gemeinde in Samarien als Diakon tätig und sein Dienst war gesegnet und er führte viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus. Das können wir wenige Zeilen vorher lesen. Nun führte ihn Gottes Geist aus Samaria heraus in die Wüste. Von Jerusalem her kam der Äthiopier, der eben in Jerusalem im jüdischen Tempel war, um anzubeten.
Gottes Geist führt sie beide, zur gleichen Zeit an den gleichen Ort, damit sie einander begegnen. Eine Begegnung, die für beide zum Schlüsselerlebnis wird und beider Leben verändert.
Philippus war bisher als Gemeindediakon in der Gemeinde in Samaria tätig. Durch die Begegnung mit dem Äthiopier und seine Missionierung und Taufe, erfährt auch Philippus eine ganz neue Berufung von Gott – er wird danach zum Evangelisten berufen und ist dann im nördlichen Israel unterwegs.
Heute werden wir mit hineingenommen in das Geschehen - ein Geschehen - wie ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus findet.
Das erste, was uns gesagt wird, dass Gottes Geist führt. Er führt den Philippus und er führt auch schon den Äthiopier. So kommt es dann zu dieser Begegnung. Und sie geschieht mitten im Alltag, mitten im Leben. Sie geschieht mitten in den Fragen und Zweifeln des Äthiopiers. Er liest und versteht es nicht. Geht es uns nicht auch manchmal so?
Und dann ist es gut, wenn wir geleitet werden, wenn wir einen Beistand haben, wenn wir Menschen haben, Christen, die uns in unseren Fragen und Zweifeln beistehen, mit denen wir darüber ins Gespräch kommen. Wie eben hier Philippus und der Äthiopier.
Dabei konzentrierten Sie sich dennoch um das Wort Gottes und nicht um ihre Meinungen und es galt bei ihnen „Wenn der Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten.“ (Joh. 16,6)
So wurde die Taufe schon im Gespräch zwischen den beiden vorbereitet.
Es sind vier Fragen und somit vier Schritte:
Frage 1 Verstehst Du, was Du liest (Vers 30)?
Frage 2 Wie kann ich das, es sei denn es erklärt mir jemand (Vers 31)?
Frage 3: Sage mir bitte: Wer ist der, von dem der Prophet spricht, von sich selbst oder jemand anderes (Vers 34)?
Frage 4: Hier ist Wasser? Warum sollte ich nicht getauft werden (Vers 36)
Das Ergebnis der Antworten auf diese Fragen ist, dass der Äthiopier Jesus als seinen Retter annahm.
Und die logische Konsequenz seines Christwerdens war dann seine Taufe als öffentliche Proklamation seines Christwerdens und seines Bekenntnisses zu Gott und zugleich auch das Bekenntnisses Gottes zu ihm:
»Hier ist Wasser! Spricht etwas dagegen, dass ich getauft werde?«
Und dann geht die Geschichte weiter … es erfüllte ihn eine tiefe Freude, als er nun seine Reise fortsetzte.
Danach hören wir von ihm nichts mehr oder doch – nur in der Bibel nicht – aber er gilt als der Gründer der Äthiopischen Kirche.
Auch wir taufen heute und feiern ein Tauffest. Für manchen von uns an einem ungewöhnlichen Ort – hier am See. Doch wie sie an unserem Bibeltext sehen, in der Tradition doch nicht so ungewöhnlich. In einem Fluss oder in einem See zu taufen. Ich weiß, dass heute zum Beispiel ein Taufgottesdienst auch an der Ruhr stattfand.
Wir freuen uns mit unseren vier Täuflingen und ihren Familien, dass wir jetzt hier am See gemeinsam dieses Fest feiern. Dass sie Ja sagen zu Jesus Christus ihren Herrn und Heiland und ihn, wie der Äthiopier als ihren Retter annehmen und mit der Hoffnung auf das ewige Leben leben wollen.
Die Taufe ist nun das äußere Zeichen des Bundes en Gott mit uns durch seinen Sohn Jesus Christus geschlossen hat.
Gott sagt ja zu uns und wir dürfen Ja zu Gott sagen.
Und sie ist sogleich auch ein äußeres Zeichen unseres Bekenntnisses zu Gott. Es ist sozusagen ein zweifaches Bekenntnis – Gott bekennt sich zu uns und wir bekennen uns zu Gott.
Gott hat jedem einzelnen in der Taufe seinen Segen versprochen. Das ist aber kein Garantieschein für schönes, gutes Leben. Der Weg des Äthiopiers durch die Wüste war dann auch weiterhin beschwerlich, auch wir gehen unseren Weg durch unser Leben und es gibt Höhen und Tiefen. Es gibt gute Zeiten und auch schwere Zeiten. Doch wir dürfen wissen. Gott geht mit uns denn er sagt uns gerade in der Taufe zu: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Amen.