Wenn - dann?!
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Wenn - dann?!
Wenn - dann?!
Predigt Sonntag 20.Stg.n.Trin 10:30 Falkenhain 14:00 Uhr Mumsdorf
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und unserem Herrn und Heiland Jesus Christus. Amen
Liebe Gemeinde,
vielleicht können Sie sich noch an manches aus Ihrer Kindheit erinnern. Die einen erinnern sich mehr und die anderen weniger. Aber sicher gibt es da auch Erinnerung daran, als ihrer Eltern oder anderen zu ihnen gesagt haben „Du sollst nicht!“ oder „Du musst!“. Vielleicht so etwas, wie: „Wenn du den Möhrenbrei nicht aufisst, dann wirst du nicht groß und stark!“ „Halte Deine Füße unter dem Tisch still!“ „Den Teller musst du abessen, sonst gibt es morgen kein schönes Wetter!“
Wir können sicher diese Liste fortsetzen. Ihnen würde sicher auch noch manches einfallen. Dabei war dann sogar manche Kausalität völlig irrational und unverständlich.
Mit so einer ähnlichen irrationalen Wenn-Dann-Kausalität begegnen die Menschen, besonders die Pharisäer, heute im Predigttext Jesus. Sie wollen ihn wieder einmal auf Kreuz legen und seine Botschaft ad absurdum führen. Lesen wir das Evangelium aus Markus 10, 2-13 noch einmal nach der Neuen-Genfer-Übersetzung:
1 Jesus brach von dort auf und ging in das Gebiet von Judäa und auf die andere Seite des Jordans. Wieder kamen die Menschen in Scharen zu ihm, und wieder lehrte er sie, wie es seine Gewohnheit war.
2 Einige Pharisäer kamen zu Jesus und fragten ihn: »Ist es einem Mann erlaubt, sich von seiner Frau zu scheiden?« Sie wollten ihm damit eine Falle stellen.
3 »Was für eine Vorschrift hat euch Mose gegeben?«, fragte Jesus zurück.
4 Sie erwiderten: »Mose hat erlaubt, eine Scheidungsurkunde auszustellen und die Frau dann fortzuschicken.«
5 Da sagte Jesus zu ihnen: »Nur wegen eurer Uneinsichtigkeit hat Mose euch diese Vorschrift gegeben.
6 Am Anfang jedoch, bei der Schöpfung, hat Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen.
7 ›Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden,
8 und die zwei werden ein Leib sein.‹ Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib.
9 Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«
10 Zu Hause wollten die Jünger noch mehr darüber wissen.
11 Jesus sagte zu ihnen: »Wer sich von seiner Frau scheidet und eine andere heiratet, begeht Ehebruch gegenüber seiner ersten Frau.
12 Und auch umgekehrt: Wenn eine Frau sich von ihrem Mann scheidet und einen anderen heiratet, begeht sie Ehebruch.«
Jesus wieder einmal eine Falle stellen. Das versuchen die Pharisäer, die Schriftgelehrten und die Hohenpriester immer wieder. Sie wollen seine Autorität untergraben und erschüttern. Sie wollen seinen Einfluß bei den Menschen begrenzen. Und mit ihrer Fragestellung nach der Ehescheidung bringen sie jetzt Jesus richtig in die Zwickmühle. Zumal diese Frage an Jesus nicht nur eine theologische, sondern auch eine wirkliche politische Brisanz hat?
Es ist die gleiche Fragestellung, die wir uns als Christen heute gefallen lassen müssen, wenn Menschen uns fragen: Welches Verhältnis hast Du zu Flüchtlingen? Was ist Gottes Gebot dafür?
Denn zu der Zeit lebte der König Herodes mit der geschiedenen Frau seines Bruders in wilder Ehe zusammen. Es war eine Schwager-Ehe und die war nach dem Gesetz des Alten Testamentes verboten.
Weil Johannes der Täufer das öffentlich angeprangert hatte, wurde er deswegen schon hingerichtet und in einer Weinlaune heraus einen Kopf kürzer gemacht. Wenn Jesus jetzt gegen die Ehescheidung öffentlich auftritt, dann tritt er ja auch gegen die Ehe des Herodes auf und es könnte ihm genauso ergehen.
Aber andererseits weiß Jesus um das Gebot Gottes von der Dauerhaftigkeit der Ehe, nicht nur von Mose her, sondern vom Schöpfungswirken Gottes her. Würde er dann nicht dazu stehen, wäre er in den Augen der Pharisäer und Schriftgelehrten ein Irrlehrer und ein Blender.
Darum fragt er jetzt nach den geltenden Rechtsbestimmungen, die Mose dem Volk Israel gegeben hat. Jesus geht zurück auf Mose und seine Scheidebriefpraxis. Das ist ein geschickter Schachzug, denn die Pharisäer halten Mose und seine Weisungen sehr hoch. Er antwortet daher mit einer W-Frage.
Jetzt wird auf einmal die Möglichkeit einer Scheidung eingeräumt. Die auf Dauer angelegte Ehe kann doch geschieden werden. Dabei wird aber auch hier deutlich, dass es eine menschliche Entscheidung ist. Sie sollte darum in einer rechtlich geordneter Weise geschehen. Daher die Sache mit dem Scheidebrief.
Doch Jesus wäre nicht Jesus, wenn er dann nicht doch deutlich macht, dass das nicht Gottes Wille ist, sondern dass Gottes Wille ist ein anderer. Daher sagt er:
»Nur wegen eurer Uneinsichtigkeit hat Mose euch diese Vorschrift gegeben. Am Anfang jedoch, bei der Schöpfung, hat Gott die Menschen als Mann und Frau erschaffen. ›Deshalb wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und sich an seine Frau binden, und die zwei werden ein Leib sein.‹ Sie sind also nicht mehr zwei, sondern sie sind ein Leib. Darum: Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«
Jesus beruft sich mit seiner Ansage auf das aktive Schöpfungshandeln Gottes. Er macht die Grundintension des Handelns Gottes deutlich, dass es Gottes Wille ist, die Menschheit in der Zweisamkeit als Mann und Frau zu erschaffen. Jesus betont damit die Dauerhaftigkeit und die Ernsthaftigkeit der Ehe. Er macht deutlich, dass Mann und Frau ihre Ehe ganz und gar ernst nehmen sollen und dem Gebot und Segen Gottes gestalten sollen. Nicht ohne Grund spreche ich sehr oft bei meinen Trauansprachen davon, dass Gott der Dritte im Bunde ist.
Der Theologe Dietrich Bonhoeffer schreibt in einer Traupredigt aus der Gefängniszelle an ein zukünftiges Pfarrerehepaar über die Ehe: „In eurer Liebe seht ihr euch beide nur allein auf der Welt, in der Ehe seid ihr ein Glied in der Kette der Geschlechter, die Gott zu seiner Ehre kommen und vergehen lässt und zu seinem Reich ruft; in eurer Liebe seht ihr nur den Himmel eures eigenen Glückes, durch die Ehe seid ihr verantwortlich in die Welt und die Verantwortung der Menschen hineingestellt; eure Liebe gehört euch allein und persönlich, die Ehe ist etwas Überpersönliches, sie ist ein Stand, ein Amt.“
Eben von Gott eingesetzt. Darum sind Scheidung und Wiederheirat keine Lösung im Leben, die von vornherein schon auf dem Programm stehen sollten. Für Jesus ist die Ehe auf Dauer – auf Lebenszeit angelegt. Es gilt der Satz aus dem Schöpfungsbericht: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen.«
Nun gibt es manchmal die etwas theoretische Frage: Wenn aber eine Ehe nicht von Gott zusammengefügt ist? Ich behaupte einmal kühn, wo Mann und Frau einander Ja sagen, gibt auch Gott seinen Segen.
Aber dennoch wissen wir ja um die kaputte und desolate Ehen, wo Mann und Frau sich gegenseitig zerstören und herunterziehen.
Wo die Entfremdung zu groß geworden ist, dass eine Annäherung unmöglich ist? Wo die Spannungen nicht mehr gelöst werden können? Wo einer von beiden oder beide keine Hoffnung mehr haben auf Entspannung und Neuanfang? Wo am Ende sogar das Leben gefährdet sein kann!
Jesus weiß um unsere harten menschlichen Herzen. Manchmal können diese durch sein Wirken wieder neu weich und erneuert werden. Manchmal können die Mauern, die wir aufgebaut haben, wieder abgerissen und Brücken der Versöhnung und Erneuerung gebaut werden. Dann ist da ein Neuanfang ist möglich. Aber eben nicht immer. Doch ein Versuch sollte es uns wert sein. Denn Gott will Neues in unseren Ehen wachsen lassen. Verbauen wir ihm nicht den Weg zu unseren harten Herzen. Und Eheleute sollten sich auch nicht schämen, therapeutische und seelsorgerliche Hilfen zu suchen. Eine Vertrauensperson von außen kann sehr oft eine gute Hilfe sein. Sie kann neutral die Beziehung anschauen und Hilfen anbieten.
Doch was tun, wenn wirklich nichts mehr geht. Sicher aus biblischer Sicht ist die Scheidung eine Sünde, eine Zielverfehlung des Willens Gottes, die eben auch sein kann, wie jede andere Sünde, jede andere Zielverfehlung, jedes andere Versagen, das Gott gegenüber im Leben eines Menschen geschieht und sie kann von Gott vergeben werden. Denn wir Christen leben aus der Vergebung, aus der Gnade Gottes, die uns auch in solchen Situationen gilt. Darum wer eine Scheidung erleiden musste, darf auch die vergebende Kraft von Jesus in Anspruch nehmen.
Scheidung sollte immer zur Lösung der Ehekrise nur der letzte Ausweg sein. Sie ist nie gut, und doch ist sie manchmal in unserer sündigen Welt das Beste, was zwei Menschen tun können. Unser Gott ist ein Gott der Liebe und Heilung. Jesus gewährt die Chance zu einem Neuanfang.
Wir haben nicht das Recht, über Geschiedene den Stab zu brechen. Auch hier gilt: »Wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.«
Was auch immer in der Vergangenheit war. bei Jesus kann man reinen Tisch machen und seine vergebende Gnade annehmen und erfahren. Er ist der Heiler derer, die zerbrochenen Herzens sind.
Amen
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.
Amen