Jesus - der gute Hirte
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Jesus - der gute Hirte
Jesus - der gute Hirte
Liebe Gemeinde,
heute ist einer der Sonntage mit den schönsten Bildern und Texten im Kirchenjahr. Angefangen vom Psalm 23, der Psalm dieses Sonntags bis hin zum Evangelium. Heute ist der Sonntag vom guten Hirten. Ein eindrückliches Bild, das vielen von uns lebendig vor Augen steht.
Im Evangelium hat sich Jesus als der gute Hirte bezeichnet. Einer, der führt, und begleitet, einer, der sich einsetzt und der bereit ist, sich für andere zu opfern. Wir hören das Evangelium noch einmal nach der Neuen Genfer Übersetzung:
11 »Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte setzt sein Leben ein für die Schafe. 12 Anders ist das bei einem, der die Schafe nur für Geld hütet. Er ist kein Hirte, und sie gehören ihm nicht: Wenn er den Wolf kommen sieht, lässt er sie im Stich und läuft weg. Und der Wolf reißt die Schafe und jagt die Herde auseinander. 13 Denn so ein Mensch hütet die Schafe nur für Geld, und ihm liegt nichts an den Schafen. 14 Ich bin der gute Hirte. Ich kenne die, die zu mir gehören, und die zu mir gehören, kennen mich. 15 Genauso kennt mich der Vater, und ich kenne ihn. Ich bin bereit, mein Leben für die Schafe einzusetzen. 16 Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall kommen. Auch die muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören. Alle werden in einer Herde vereint sein und einen Hirten haben.
Jesus spricht:
11 »Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ´ist bereit,` sein Leben für die Schafe herzugeben.
12 Einer, der gar kein Hirte ist, sondern die Schafe nur gegen Bezahlung hütet, läuft davon, wenn er den Wolf kommen sieht, und lässt die Schafe im Stich, und der Wolf fällt über die Schafe her und jagt die Herde auseinander.
13 Einem solchen Mann, dem die Schafe nicht selbst gehören, geht es eben nur um seinen Lohn; die Schafe sind ihm gleichgültig.
14 Ich bin der gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und meine Schafe kennen mich,
15 genauso, wie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne. Und ich gebe mein Leben für die Schafe her.
16 Ich habe auch noch Schafe, die nicht aus diesem Stall sind. Auch sie muss ich herführen; sie werden auf meine Stimme hören, und alle werden eine Herde unter einem Hirten sein.
Liebe Gemeinde,
der gute Hirte, lässt sein Leben für seine Schafe - so sagt es Jesus hier und baut dann das Gegenbild auf: „Das Bild vom Wolf und vom schlechten Hirten.
„Vom Wolf, der die Schafe reißt und vom schlechten Hirten, der dann die Flucht ergreift.“
Für uns heute stellt sich die Frage: Verstehen wir überhaupt noch dieses Bild und was hat das Ganze mit uns heute zu tun?
Das Bild vom guten Hirten ist ja ein romantisches Bild. Da werden wir an Bilder über den Betten der Urgroßeltern erinnert, wo Jesus durch die Landschaft zieht und ein Schaf auf der Schulter trägt.
Im Internet finden wir da unter dem Thema "Good shephard" manches süßliche Jesusbild. Besonders beliebt sind diese Bilder bei den Amerikaner. Aber diese Bilder entsprechen längst nicht mehr oder eigentlich noch nie unserer Lebenswirklichkeit.
Hirten, kennen wir inzwischen eher vom Krippenspiel oder vielleicht aus dem Urlaub oder eben von solchen Bildern.
Die Schafzucht, die in unseren Dörfern im Altenburger Land früher einen hohen Anteil in der Landwirtschaft hatte, ist leider jetzt gegen 0 gefahren, so dass wir keine Schafherden mehr kennen, höchstens noch hier und da noch ein paar Schafe haben. Im Altenburger Land gibt es meines Wissens nach nur noch eine wirkliche Milchschäferei. Es ist die Milchschäferei Deutsche in Koblenz bei Gößnitz. Da kann man jetzt sogar über Altenburg Tourist Ausflüge buchen, so exotisch ist das mittlerweile.
Aber auch der, der die Schafe hält, den würden wir kaum einen Hirten nennen.
Wer einmal durch die Heide oder bis an die Nordseeküste gefahren ist, der kann freilich noch große Schafherden sehen, aber die mit Handy, Laptop und Kleintransporter ausgerüsteten Schäfer, die uns viel von den Tieren, mehr aber noch über Schafhaltung und landwirtschaftliche Kalkulation erzählen können, fügen sich auch nicht in unser so idyllisches Bild vom Hirten.
Das Bild welches wir vom Hirten und dieser Idylle haben, hat nichts mit der Lebenswirklichkeit zu tun.
Nur aus einer ziemlichen Ferne, etwa beim Blick aus dem Autofenster im Vorbeifahren auf der Landstraße gelingt es uns vielleicht, die Gestalten, die wir bei den großen Herden zur Linken oder zur Rechten erkennen können, für Hirten zu halten - so wie wir sie uns vorstellen und wünschen.
Aus der Nähe betrachtet, verlieren diese Hirten und ihre Herde schnell ihre Beschaulichkeit.
Selten nämlich kann solch ein Hirte nur der traute Geselle sein, dem die Tiere willig folgen und der Tag und Nacht bei ihnen wacht.
Inzwischen wachen andere über beide, über Mensch und Tier, in Ämtern und höheren Häusern.
Und bis tief in die Nacht wird so mancher Hirte über Unbezahltem und Unbezahlbarem wach bleiben und sich vor der Stunde eines anderen Wolfs fürchten.
Auch wenn jetzt wieder richtige Wölfe nach Deutschland einwandern.
Immer ist der Hirte auch der, der auswählt unter den Tieren, ist ein Mann über Leben und Tod seiner Tiere.
Schäfer und Hirten, sie leben mit ihren Tieren einen harten Beruf in einer anscheinend immer noch härter werdenden Zeit.
Keiner wird es ihnen verdenken können, wenn sie sich mit dem Gedanken tragen, ihren Hirtenhut an den Nagel zu hängen.
Jesus der gute Hirte
Der Predigttext spricht von dem guten Hirten.
Heute preisen sich im Fernsehen, in den Zeitungen, der Werbung, im Internet usw. viele als Hirten an, die uns Menschen in besonderer Weise leiten wollen.
Da stellt sich schnell die Frage: "Welchem dieser Hirten kann man sich wirklich anvertrauen, wenn Menschen sich dem Menschen gegenüber solche Aufgaben anmaßen?
Wie so ein Vertrauensverlust aussieht, das durchleben und durch leiden wir im Umgang mit den Banken und der Wirtschaft.
Manager, die leiten sollen, erweisen sich als im biblischen Sprachgebrauch als Mietlinge, die das ihre suchen.
"Ich bin der gute Hirte", was wie eine schnelle überhebliche Antwort klingt, erklärt dieser eine Hirte sogleich und ganz konkret: "Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe."
Er selbst ist das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird.
Er hat sein Leben geopfert
Wir müssen ihn nicht suchen, sondern er hat sich uns vorstellt. Er hat sein Leben für uns geben.
Er hat sich keine Menschen herangezogen, die ihm genehm sein konnten und die ihm auf seinen Befehl Kadavergehorsam leisten.
Er lädt uns zur Nachfolge ein
Wer ihm wirklich folgen will, der lässt alles stehen und liegen, und folgt ihm nach.
Der Hirte hat sich in die Hände derer begeben, denen er selber nicht genehm war, und dahin mochte und konnte auch keiner seiner Freunde mehr folgen.
Und doch: denen, die ihn in seinem Sterben allein ließen, hat er selber die Treue gehalten und wird sie zu seinem Vater führen.
Er hat es nicht für irgendeinen Lohn getan.
Wer von uns hätte ihn auch für sein Sterben am Kreuz bezahlen können; und für Gotteslohn hätte der Gottessohn nicht dienen müssen.
Wer möchte da nicht zu seiner Herde gehören?
Er kennt seine Schafe weiß um ihre Bedürfnisse und Nöte.
Er kennt uns und unser Leben, alle Sorgen und Nöte, alle Ängste, alles was uns bedrückt.
Er weiß aber auch um das, was uns froh macht und fröhlich sein lässt.
Ein guter Schäfer erkennt die Stimmung und die Gesundheitslage seiner Schafe an ihrem Blöken.
So erkennt es auch der gute Hirte, ob es ihnen gut geht oder nicht.
Der gute Hirte sieht es auch an uns Menschen, an jedem einzelnen von uns.
Der gute Hirte leitet seine Schafe mit seiner Stimme Der Psalm 23 spricht, davon dass der Herr als Hirte leitet.
Und auch hier wird deutlich, dass es nicht genügt, sich zu seiner Herde des guten Hirten zu halten und geduldig und heimlich mit zu trotten.
Nur wer seinen Ruf hört und seinem Wort folgt, der gehört auch zu ihm und folgt ihm nach.
Sein Ruf ergeht immer wieder und klingt weit über die Hürden hinaus.
Die Hürden sollen uns nicht trennen von den anderen draußen, sondern uns sehen und spüren lassen, bis wohin wir gekommen sind und worüber hinaus er uns noch führen mag.
Auch ich soll ihm folgen, auf seine Stimme warten, bis ich sie heraus höre aus all den Stimmen, die auf mich einreden und mir einflüstern wollen, wohin die Reise schon lange gehen könnte und wohin sie ohne sie schon lange gegangen wäre.
Aber die freundliche Stimme meines guten Hirten erkenne ich wohl, so wie er mich in der Herde erkennt hat und gerade zu mir spricht: „Ich bin der gute Hirte“. Er sagt: „Ich bin dein guter Hirte.“ Auf diesen Augenblick warte ich und vertraue meinem guten Hirten.
Der gute Hirte verspricht Geborgenheit und Schutz
Das ist doch etwas nach dem wir uns alle sehnen Geborgenheit und Schutz. Gerade auch in dieser Unsicherheit in der wir heute leben. Gerade auch in den Ängsten, die uns heute umgeben, brauchen wir die Zusagen des guten Hirten:
Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen.
Hirten der Welt
Nach dem wir so viel Gutes über den guten Hirten gehört haben, vergleichen wir ihn noch einmal mit den Hirten dieser Welt, in der wir leben. Da stellt sich uns die Frage:
•Wer sind die schlechten Hirten in unserer Welt?
Das lässt mich erst einmal zögern: Bin ich da als Ihr Pastor gemeint? Ich nenne mich ruhig einmal so – auch wenn ich sonst den Titel Pfarrer habe: Pastor – Hirte!?
•Sind da unsere Politiker, Manager, Chefs oder die Eltern oder Lehrer gemeint?
Aber zuerst einmal sollten wir uns selber prüfen, ob wir rechte Hirten sind in unserem Lebensbereich, wo wir Verantwortung tragen?
•Wie gehen wir mit unseren Eltern um?
•Wie gehen wir mit unseren Ehepartner um?
•Wie gehen wir mit unseren Kindern um?
•Wie gehen wir mit uns anvertrauten Menschen um?
Fragen, die wir uns stellen bzw. auch heute gerade vom guten Hirten stellen lassen müssen.
Es hat keinen Zweck über Missstände in unserem Leben zu meckern.
Der gute Hirte würde uns fragen:
•Was tun wir selber, damit sie geändert werden?
•Wo sind wir bereit verantwortlich für uns und unsere Mitmenschen einzutreten?
Nicht immer wird alles richtig und gut werden. Wir werden Fehler machen, aber wir dürfen wissen bei allem, was wir für andere tun, steht uns der gute Hirte bei.
Mit unseren Fehlern und Versagen können wir wieder zurück zu dem guten Hirten kommen. Er nimmt uns an und auf und mit ihm haben wir eine Zukunft, ein Morgen – das dürfen wir wissen.
Amen.