Siegeskranz

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Siegeskranz

Liebe Gemeinde,
als ein Reporter ihn fragte: „Wie er so alt geworden ist?“, soll Winston Churchill gesagt haben „No sports“. Er war zu diesem Zeitpunkt Whiskey- und Champagnerliebhaber, passionierter Zigarrenraucher und mit einer beträchtlichen Leibesfülle ausgestattet.
Aber den Ausspruch, den er hier getan hat, stimmt eigentlich so nicht, denn in jungen Jahren war er sportlich als Fechter, Schütze, Reiter und Polospieler aktiv. Ja als über 70-Jähriger nahm noch an Fuchsjagden teil. Ein anderes Zitat von Churchills schwächt die Aussage No Sports ab: Keine Stunde, die man mit Sport (im Sattel?) verbringt, ist verloren.
Nun dieses letzte Zitat kann ich aus persönlicher Erfahrung bestätigen. Zum einen lernt man ein Stück Disziplin und auch Ausdauer.
Ja, wenn man dabei den Bogen nicht überspannt, trägt Sport neben der körperlichen Fitness auch zu einer geistigen Fitness und zu einem gewissen seelischen Ausgleich bei.
Sport hilft zur Stressbewältigung und ist vorbeugend gegenüber einem Burnout, einem Ausgebrannt sein.
Von daher kann ich nur ein gewisses Maß an Sport empfehlen.
Es ist für mich eine gute Erfahrung, wenn ich im Frühling und Sommer in den Morgenstunden mit dem Fahrrad im Werdauer Wald unterwegs bin.
Aber auch jetzt trägt mein Heimstudio doch ganz gut zur Fitness bei.
Vielleicht fragt ihr euch, warum ich heute morgen soviel Werbung für den Sport mache.
Nun der Apostel Paulus nimmt gerade den Sportler als ein Vorbild für unser Leben als Christen.
Wir hören noch einmal die Epistel aus 1. Korinther 9,24-27:
24 Ihr wisst doch, wie es ist, wenn in einem Stadion ein Wettlauf stattfindet: Viele nehmen daran teil, aber nur einer bekommt den Siegespreis. ´Macht es wie der siegreiche Athlet:` Lauft so, dass ihr den Preis bekommt!
25 Jeder, der an einem Wettkampf teilnehmen will, unterwirft sich einer strengen Disziplin. Die Athleten tun es für einen Siegeskranz, der bald wieder verwelkt. Unser Siegeskranz hingegen ist unvergänglich.
26 Für mich gibt es daher nur eins: Ich laufe wie ein Läufer, der das Ziel nicht aus den Augen verliert, und kämpfe wie ein Boxer, dessen Schläge nicht ins Leere gehen.
27 Ich führe einen harten Kampf gegen mich selbst, als wäre mein Körper ein Sklave, dem ich meinen Willen aufzwinge. Denn ich möchte nicht anderen predigen und dann als einer dastehen, der sich selbst nicht an das hält, was er sagt.
Liebe Gemeinde,
Sportliche Wettkämpfe, von denen die Olympischen die berühmtesten, ältesten und angesehensten waren, gehörten in Griechenland seit alters zum kulturellen und auch zum religiösen Leben.
Auch in Korinth gab es sportliche Wettkämpfe, die Isthmische Spiele, zu Ehren Poseidons. Die waren auch den Christen in Korinth bekannt.
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Der Apostel Paulus verwendet daher hier ein bekanntes Bild vom Sport um die Beziehung zu Gott und Jesus Christus zu beschreiben.
Ihr wisst doch, wie es ist, wenn in einem Stadion ein Wettlauf stattfindet: Viele nehmen daran teil, aber nur einer bekommt den Siegespreis. ´Macht es wie der siegreiche Athlet:` Lauft so, dass ihr den Preis bekommt!
Bei den Wettkämpfen der Isthmischen Spiele gab es nur einen 1. Platz, ansonsten waren alle Verlierer. Und Niederlage war eine Schande.
Genau das schreibt Paulus hier und ermutigt uns auch im Glauben zu laufen, so dass wir unser Ziel erreichen.
Nicht nur hier, sondern überall in der Bibel bedeutet, wer an Gott glaubt, ist unterwegs. Er setzt sich in Bewegung, weil Gott es ist der uns in Bewegung setzt.
Ich könnte an dieser Stelle eine ganze Menge Beispiele nenne. Da ist z.B. Abraham, der macht sich im Glauben an Gott noch im hohen Alter auf den Weg.
Oder Paulus selber, der für seinen Herrn durch Kleinasien bis nach Rom unterwegs ist.
Das sind nur zwei Beispiele.
Und dennoch ist es so, dass wir nicht durch eigene Leistung unser Seelenheil verdienen können. Wir bewegen uns heute zwischen den beiden Polen, die unseren Glauben ausmachen. Da hören wir das Evangelium, wo uns mit den Arbeitern im Weinberg bildhaft die freie Barmherzigkeit Gottes und seine Souveränität dargestellt werden.
Gleichzeitig steht auf der anderen Seite, das sich in Bewegung setzen für den Glauben, für Jesus Christus. Und nicht nur das, sondern auch ein sich recht intensives Einsetzen für den Herren.
Aber das letzter ist nur durch das erste möglich. Nur der kann sich für seinen Glauben auch wirklich ganz und gar einsetzen, der die Barmherzigkeit Gottes erfahren hat.
Genau das können wir auch im Philipperbrief Kapitel 3 Vers 12 lesen:
Es ist also nicht etwa so, dass ich das ´alles` schon erreicht hätte und schon am Ziel wäre. Aber ich setze alles daran, ans Ziel zu kommen und von diesen Dingen Besitz zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat.
Nach dem Jesus Christus von mir Besitz genommen hat, nach dem ich die Barmherzigkeit Gottes erfahren habe, werde ich in die Lage versetzt zu laufen, mein Leben zu leben, mein Leben für Gott zu leben.
In der vergangenen Woche hat sich ein christlicher Wirtschaftsberater aufgeregt, dass die Wirtschaft in Deutschland nur Mittelmaß ist, weil es an A-Mitarbeitern fehlt, also an innovativen Leitpersonen, die sich voll einbringen.
Vielleicht ist der christliche Glaube in Deutschland auch nur noch Mittelmaß oder gar darunter, weil sich hier zu wenige Christen einsetzen, weil es zu wenige praktizieren, was die Bibel Nachfolge nennt. Leben wir denn nicht irgendwie auch ein Wohlstandchristsein und sind übersättigt?
Darum fordert uns der Apostel auf den Kampf der Nachfolge auf zu nehmen. Ebenso zu kämpfen, wie es die Sportler damals taten. Für die gab es nur ein Ziel – der erste Platz bei den Isthmischen Spielen. Alles andere zählte nicht.
Paulus rät uns dagegen, alle auszustechen, der Beste, der Erste zu sein. Nur dann hat das Leben einen Sinn.
Und im Philipperbrief Kapitel 3, 14 nennt er auch genau das Ziel und den Sinn für unser Leben als Christen. Er nennt uns das Ziel, auf welches wir hin steuern sollten:
„Jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
Das Ziel ist die himmlische Berufung in Jesus Christus. Was heißt das nun konkret?
Das meint ein Leben in Gottes Herrlichkeit, die Teilhabe an der himmlischen Welt Gottes.
Wer ein Ziel in seinem Leben hat und es auch unbedingt erreichen will, setzt nun alles daran es zu tun. Er ist bereit auch dafür zu verzichten.
Auch bei den Sportlern unserer Zeit ist es heute so.
Das Ziel ist wichtig. Nur das Ziel gilt.
„Jetzt in der Bundesliga sieht man’s und überhaupt immer öfter. Wenn sich jemand freut, weil
er ein Tor geschossen hat oder eine Hundertstelsekunde schneller gelaufen oder
geschwommen ist als alle anderen, dann ballt er – oder auch sie – die Fäuste, das Gesicht
verzerrt sich wie im schlimmsten Hassausbruch, die Zähne werden geradezu gefletscht, die
erhobene Faust durchschneidet drohend die Luft. Und mir stockt jedes Mal der Atem, denn
was ich da sehe, ist nicht Freude, sondern Krieg. Es ist die heruntergefallene Maske des
angeblich fairen, fröhlichen Sportlers. Hier sehen wir nur noch Triumph...“.
So beschrieb die Kabarettistin Elke Heidenreich die Sieger.
Und wir sehen es auch bei manchem Model in der Werbebranche, die da einem falschen Schönheitswahn aufgesessen und sich dabei kaputt machen.
Dabei fällt mir auch ein altes FDJ-Kampflied ein, dass ich als Schüler lernen musste:
1. Du hast ja ein Ziel vor den Augen,
damit du in der Welt dich nicht irrst,
damit du weißt, was du machen sollst,
damit du einmal besser leben wirst.
Denn die Welt braucht dich, genau wie du sie,
die Welt mag ohne dich nicht sein.
Das Leben ist eine schöne Melodie,
Kamerad, Kamerad, stimm ein!
2. Und hast du dich einmal entschlossen,
dann darfst du nicht mehr rückwärts gehn,
dann mußt du deinen Genossen
als Fahne vor dem Herzen stehn.
Denn sie brauchen dich genau wie du sie,
du bist Quelle und sie schöpfen aus dir Kraft.
Darum geh voran und erquicke sie,
Kamerad, dann wird's geschafft.
Refrain:
Allen die Welt und jedem die Sonne,
fröhliche Herzen, strahlender Blick.
Fassen die Hände Hammer und Spaten,
wir sind Soldaten, kämpfen für's Glück.
Ja, hier geht es um den vergänglichen Siegeskranz in diesem Lied. Das Ziel war der Sozialismus. Ziel verfehlt, sagen und schreiben wir heute.
Ich glaube zu diesem Lied gibt es auch eine christliche Version.
Stimmt denn nun der Satz: Christsein bringt erfülltes Leben, auch wenn es Verzicht bedeuten kann!?
Ich sage ja:
Denn um ein Ziel zu erreichen, muss ich auch den Verzicht lernen. Das gilt für den Sportler das gilt für bestimmte Berufziele, für die Ehe, für die Familie und auch für die Gemeinde.
Ein Ziel, vielleicht sogar noch ein gemeinsames Ziel, kann viel bewirken. Es kann Menschen faszinieren, sie aufrütteln, in Bewegung setzen. Es kann sie motivieren, mitzumachen.
Der Glaube ist ein Weg, der von Höhen und Tiefen geprägt ist. Und das Leben im Glauben ist auch oft genug ein Suchen. Ein unbekannter Weg mit festem Ziel.
Du hast ja ein Ziel vor den Augen. Und wir sollten es uns immer wieder bewusstmachen. Dazu kann das tägliches Training kann helfen.
Zeit für die Losung, für die Tageslese in der Bibel. Zeit für das Gebet allein oder auch in Gemeinschaft mit anderen Christen, Gemeinschaft im Gottesdienst, und in den Kreisen unserer Gemeinde.
Die Sportler kämpfen um einen vergänglichen Kranz. Wir – hier sagt Paulus: wir - um einen unvergänglichen.
Darum ergreife, was dir gegeben ist. Frage nicht jeden Tag aufs Neue: Bin ich wohl auf dem richtigen Weg? Und mache dich nicht jeden Tag aufs Neue unsicher.
Sondern bete es laut zu Gott, damit du es auch selber hören musst:
„Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten und lasse dich nicht, mein Leben, mein Licht. Befördere den Lauf und höre nicht auf, selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten.“
Denn: Du hast ja ein Ziel vor den Augen, damit du auf deinem Lebensweg dich nicht irrst.
Amen.
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