Geduld haben
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Geduld haben
Geduld haben
Gottesdienst zum 2. Advent - 06.12.2015
10:30 Uhr Falkenhain
Vorspiel Pentatonix
Begrüßung
Eingangsvotum: Heute feiern wir den „zweiten“ Advent und werden ausgerichtet auf das künftige, ("zweite") Kommen Jesu Christi, der das Licht der Welt ist. Noch immer gilt, was schon die Propheten verkündet haben, dass der Messias Frieden der Welt bringen wird und sein Volk retten will in Gefährdung und Not.
Er möge auch unseren Herzen Frieden schenken, nicht in festlichen Feiern nur, sondern so, dass in der Welt schon jetzt Gottes Vorhaben und seine Liebe erkennbar wird. Darum entzünden wir die zweite Kerze am Adventskranz in der Erwartung, dass sich die Zusage über der zweiten Woche im Advent erfülle, „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Luk 21, 28) (Entzünden der zweiten Kerze)
Wochenspruch: Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lk 21 28b)
Lied EG 541,1-3 Jetzt fangen wir zum Singen
Pfr.:Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
Gem:wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen
EINLADUNG ZUM KYRIE
Barmherziger Gott, wir müssen deine Erlösung wollen, sonst begegnet sie uns nicht.
Wir müssen den Kopf heben, sonst sehen wir nur das Gewohnte,
wir müssen die Hände schon öffnen, damit du sie füllen kannst
Weil wir so selten einen Schritt auf dich zugehen, rufen wir zu dir:
KYRIE
Liturg: Kyrie eleison.
Gemeinde: Herr, erbarme dich.
Liturg: Christe eleison.
Gemeinde: Christe, erbarme dich.
Liturg: Kyrie eleison.
Gemeinde: Herr, erbarme dich.
Gruß
Liturg: Der Herr sei mit euch
Gemeinde: und mit deinem Geist
EINGANGSGEBET
Barmherziger, ewiger Gott, die Zeit wird ein Ende haben, du wirst einst vollenden, was du in der Schöpfung und im Leben deines Sohnes begonnen hast.
Hilf uns, wachen Herzens und Geistes deiner Vollendung entgegenzugehen und gib uns die Kraft, auf deinen Sohn zu hoffen, der uns die Erlösung bringt. Darum bitten wir durch Jesus, unseren Bruder und Herrn.
Das bitten wir dich, der du mit deinem Sohn in der Einheit des Heiligen Geistes lebst und neues Leben gibst von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Epistel: Jak 5,7-8
7 So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.
8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.
Lied: EG 6,1-5 Ihr lieben Christen, freut euch nun (
Evangelium Lk 21,25-33
25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres,
26 und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
27 Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.
29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Seht den Feigenbaum und alle Bäume an:
30 wenn sie jetzt ausschlagen und ihr seht es, so wisst ihr selber, dass jetzt der Sommer nahe ist.
31 So auch ihr: wenn ihr seht, dass dies alles geschieht, wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
32 Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles geschieht.
33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.
Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben. Amen.
Lied EG 321,3
Predigt
Liebe Gemeinde,
wahrscheinlich kennen Sie Ernö Rubik nicht oder nicht mehr. Aber mit Sicherheit haben Sie schon etwas von ihm gehört. Er ist Ungar und er ist ungarischer Bildhauer, Architekt und Designer an der Hochschule für Industrielle Kunst in Budapest. Das ist aber noch nicht das entscheidende, weswegen man von ihm gehört haben sollte. Er ist der Erfinder des Zauberwürfels, wie ihr ihn hier auf diesem Bild seht.
Dieser Zauberwürfel war Ende der 70 iger Jahre ein Gegenstand, welcher viele Gemüter bewegt.
Auch ich war richtig schar damals so einen Würfel zu bekommen. Ich kann mich noch gut erinnern, mit welcher Spannung ich meinen Zauberwürfel in der Hand hielt und dann versucht die Farben zu ordnen, so das auf jeder Seite ein einheitliches Farbfeld von 9 würfeln zu sehen ist. Leider habe ich es oft erlebt, dass das Ergebnis als ich es erwartet habe. Ja ich habe mir sogar ein Lösungsbuch gekauft um das Ziel zu erreichen auf jeder Seite 9 gleiche Farben zu bekommen. Meistens war es so: Alle Felder sind in Ordnung, nur bei zwei Feldern waren in einem Seitenwürfel die Farben genau verkehrt herum. Das war dann ganz schön ärgerlich und man musste fast von Vorn beginnen.
Welche Manie, im wahrsten Sinne des Wortes, gab es um diesen Würfel und mancher hat dabei sich und seine Umwelt vergessen. Es gab Meisterschaften und Weltmeisterschaften im Würfeldrehen. Und es gab Leute, die schafften es solch einen Würfel in wenigen Augenblicken zu ordnen.
Ich selber war da nicht so firm. Für mich gab es manchmal am Ende nur noch eine Lösung. Man kann sagen, dass das eine Abkürzung war. Ob es gut und richtig war, sei einmal dahingestellt. Ich habe den Würfel auseinandergenommen und wieder richtig zusammengesteckt. Das konnten man vielleicht zwei bis drei Mal machen. Dann wurde er immer labbriger und fiel auseinander.
Mit dem Würfel konnte man etwas lernen, was viel von uns nicht haben. Man konnte an ihm Geduld lernen und einüben. Er war dafür genau das richtige Werkzeug.
Geduld ist ja etwas, was viele von uns nicht oder nicht mehr haben. Es muss immer schnell gehen und sofort passieren.
Bei mir selber ist das ja auch oft so und das ist ein Trend in unserer modernen Gesellschaft.
Ich erlebe das auch oft in der Gemeindearbeit. Wenn Leute etwas wollen, dann muss das meistens sofort passieren. Bei seelsorgerlichen und geistlichen Dingen ist das ja auch in Ordnung. Aber am ungeduldigsten sind die Leute, wenn es um Formulare geht oder andere, manchmal banale Dinge. Und mich muss ich hier fragen: Bin ich besser?
Um Geduld geht es auch heute in unserem Predigttext – aber wir werden merken, dass es eine ganz andere Art von Geduld ist.
wir lesen Jakobus 5, 7-8
Jak 5,7-8
7 Haltet nun also geduldig aus, Geschwister, bis der Herr wiederkommt! Denkt an den Bauern, der darauf wartet, dass auf seinem Land die kostbare Ernte heranreift. Ihretwegen fasst er sich in Geduld, bis der Herbstregen und der Frühjahrsregen auf das Land gefallen sind.
8 Fasst auch ihr euch in Geduld und stärkt eure Herzen ´im Glauben`, denn das Kommen des Herrn steht nahe bevor.
Liebe Gemeinde,
das war keine einfache Situation in der sich die ersten Christen befanden.
Jesus Christus wurde gekreuzigt. Er ist vom Tod auferstanden und zum Himmel –zu Gott, dem Vater gegangen. Zuvor hat er verheißen, dass er wiederkommen wird. Doch das ist nun viele Jahre her. Die ersten Christen sind verstorben. Aber irgendwie erfüllte sich die Verheißung nicht. Das Kommen von Jesus blieb aus. Darum ermutigt Jakobus die christliche Gemeinde und rief zur Geduld aus.
Wenn wir den Text lesen, stellt sich für uns die Frage: Ist das auch unsere Situation heute? Wohl kaum. Die meisten von uns haben sich damit abgefunden, dass das Kommen des Herrn bisher 2000 Jahre nicht geschehen ist. Wir haben uns in dieser Welt heute eingerichtet. Wir sehen unseren Glauben einerseits als persönliche Tragkraft im Leben und andererseits als soziale und ethische Triebfeder in unserem gesellschaftlichen Umfeld. Doch auf das Kommen des Herrn warten die wenigsten von uns. Und vielleicht noch ganz und gar mit Geduld.
Manfred Siebald dichtet richtig spitz in einem seiner Lieder: „Wir beten laut, Herr, komm doch wieder und denken leise: jetzt noch nicht...“ Wir haben uns hier in unserer Welt soweit ganz gut eingerichtet. Dass einer Sehnsucht hat nach dem Reich Gottes, wäre weit übertrieben. Und gleich noch mit Geduld wartet, wohl kaum.
Wir haben um beim Bild des Zauberwürfels zu bleiben uns damit abgefunden, dass zwei Würfelflächen falsch herum sind.
Das Bild vom Bauern, welcher sein Getreide sät und dann nur noch wenig Einfluss hat auf Wachstum und Ernte, möchte uns die Richtung zeigen, wie wir heute neu auf dieses Kommen des Herrn warten sollten.
Wie kann uns dieses Bild ermutigen, in Bezug auf unseren Glauben und unserem Warten auf das Kommen des Herrn, uns so zu ordnen, dass in unserem Hoffen und Glauben das Kommen des Herrn wieder eine wichtige Rolle spielt und wir mit Geduld warten. Ich denke, dass wir als Christen in unserer Welt erst einmal neu wieder lernen müssen, wo zu uns der heutige Wochenspruch ermutigt „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lk 21, 28)
Dass einerseits das Kommen des Herrn wieder eine wichtige Rolle spielt, und andererseits wir aber auch in Geduld warten können. „Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.“ Lernen wir doch wieder neu »Ja« zu sagen zu Gottes Zeitplan. Dass wir uns neu wieder einlassen, sich selbst und anderen die Zeit zu lassen, die Gott vorgesehen hat. Sich haben wir das schon oft im Leben erlebt. Aber es gilt auch besonders im Bezug auf unseren Glauben: Gerade das Kostbare braucht Zeit. Es ist war vieles muss auch sonst in uns reifen, bevor wir selber Früchte ernten können. Schnelle Früchte gibt es nicht.
Das wäre ja so, als würde ich den Zauberwürfel auseinandernehmen und ihn richtig zusammenbauen. Aber dabei richtet man mehr Schaden an.
Die Gärtner unter euch wissen das, dass gerade die langsam wachsenden Pflanzen sehr solide stehen und in der Lage sind, den Stürmen zu trotzen. Sie fallen nicht so leicht um.
Auch sonst im Leben ist das so, wie in Krisen durch Trennung, Abschiede, Umzug oder Verluste. Und bei der Trauer:
Trauern sieht von außen oft untätig aus, ist jedoch aktive und harte Arbeit. Nicht umsonst nennt man es auch Trauerarbeit. Sich selbst und anderen die Zeit geben, die notwendig ist.
Warten darauf, bis die Zeit gekommen ist, ins Leben zurückzukehren. Die Trauer muss verschiedene Stadien durchlaufen, das braucht Zeit. Wir sprechen von einem Trauerjahr – eine lange Zeit. Es geht darum, mit viel Geduld und Ausdauer den Abschied von einem Menschen für sich zu verkraften, die Leere und die neue Situation ins eigene Leben einzubeziehen. Das kann nicht auf einmal geschehen, sondern braucht viel Zeit, denn dem, um das wir trauern, muss in unserem Herz ein Platz zugewiesen werden.
Genauso wie Geduld im Leben wichtig ist, ist sie im Bezug auf das Kommen des Herrn wichtig, weil wir selber ein großes Vorbild im Warten haben:
Gott selber – seine Langmut uns gegenüber ist kein Hobby, sondern eine Wesenseigenschaft, die in der Heiligen Schrift größtes Gewicht hat. Seine Langmut hält diese Welt und uns am Leben.
Gott ist geduldig, er wartet auf uns und gibt uns Zeit. Durch aktives Warten nach dem Vorbild Gottes werden wir positiv geprägt und gewinnen Anteil an Gottes Wegen und Zielen. ER lädt uns ein durch seinen Sohn Jesus Christus, er wartet geduldig auf unsere Antwort. Weil er will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, nimmt er sogar die Zweifel und Klagen derer in Kauf, die sich in ihrer ganz persönlichen Naherwartung enttäuscht sahen.
Die Langmut Gottes ist unser Heil; Gott will, dass alle gerettet werden. Gott schenkt uns kostbare Zeit, zu ihm zurückzufinden.
Und der Advent ist ein Zeichen für das Zeichen der Geduld Gottes.
Ich möchte euch einladen, immer, wenn ihr irgendwo einen Zauberwürfel seht, dass ihr dann an die Geduld Gottes erinnert werdet. Auch heute werden sie noch gern benutz, trotz Comuterspiele.
Der Zauberwürfel als Bild der Geduld Gottes zu uns aber auch als Bild dafür, dass wir einerseits bereit sind auf das Wiederkommen Jesu und sogleich auch Geduld haben, wenn es mal wieder länger dauert.
„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ Amen
Lied: Freue dich Welt
Abkündigung
Lied: EG 11,1-6 Wie soll ich dich empfangen
Fürbitten
Lasst uns miteinander beten zu Gott, der kommen wird, seine Welt zu vollenden; der uns hilft, ohne Angst seiner Zukunft entgegenzugehen; der gegenwärtig sein will mit seinem Frieden; dem wir voll Vertrauen unsere Anliegen sagen dürfen - wir rufen:
G: Herr erbarme dich
Lasst uns beten für alle Verantwortlichen in Kirche, Staat und Gesellschaft: dass sie ihre Vollmachten, die sie übertragen bekamen, einsetzen zum Wohl der Menschen; dass sie ihren Einfluss geltend machen, um das Reich Gottes, das Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, mit bauen zu helfen - wir rufen:
G: Herr erbarme dich
Lasst uns beten für alle Menschen in dieser Zeit: dass sie sich nicht zufriedengeben mit Oberflächlichem; dass sie im Angebot dieser Tage nicht ersticken; dass sie nicht übersättigt oder träge werden; sondern in ihnen der Hunger bleibe nach dem Mehr, nach dem Größeren, nach dem Gott der Vollkommenheit - wir rufen:
G: Herr erbarme dich
Lasst uns beten für uns selbst, die wir uns vorbereiten, das Gedächtnis der Menschwerdung Christi zu feiern: dass wir Zeit zur Stille suchen und finden; dass wir lernen, uns einschränken zugunsten derer, die nichts haben, die Hunger leiden, die gepeinigt werden; dass wir uns ausstrecken nach ihm, der das Heil für die Armen und Geringen ist - wir rufen:
G: Herr erbarme dich
Lasst uns beten für unsere Familien und unsere Freundschaften: dass aller Unfriede, alle Hetze, aller Grund zu Streit oder Anstoß von uns gesehen und guten Willens überwunden wird; dass niemand geschädigt wird durch falschen Eifer oder Gedankenlosigkeit; dass jeder und jedem in Güte begegnet werden kann - wir rufen: (e)
G: Herr erbarme dich
Vaterunser
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Lied EG 18,1-2 Seht die gute Zeit ist da
Segen
Nachspiel Die Weihnachtsfreude