Unterwegs nach Emmaus
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Unterwegs nach Emmaus
Unterwegs nach Emmaus
Liebe Gemeinde,
die berühmte Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat ja das Gedicht „Osterspaziergang“ geschrieben. Ein Gedicht, was beschreibt, wie man sich zu Ostern aufmacht durch das Land zu gehen und das Frühlingserwachen zu erleben. Nun da schreibt er dabei „Doch an Blumen fehlts im Revier. Sie nimmt geputzte Menschen dafür.“
So sind in diesen Tagen viele Menschen unterwegs.
Ja und Ostern hat etwas mit dem Unterwegssein zu tun. Gestern hörten wir in der Predigt von Frauen, die Unterwegs sind zum Grab und mit Schrecken feststellen mussten, das es leer war.
Auch heute geht es um das Unterwegs sein Sie haben sich heute am Ostermontag auf den Weg zum Gottesdienst gemacht.
Doch Wege sind ja etwas, die wir täglich gehen. Normalerweise erwarten wir, dass Wege ein Ziel haben, dass wir irgendwo ankommen. Manchmal können Wege auch in einer Sackgasse enden. Das heißt ein Weg endet und geht nicht weiter, er hat auch kein richtiges Ziel.
Der Schlagersänger Christian Anders hat einmal einen Schlager gesungen:
Es fährt ein Zug nach Nirgendwo,
Mit mir allein als Passagier.
Mit jeder Stunde, die vergeht,
Führt er mich weiter weg von Dir.
Da geht es um eine verlorengegangen Liebe zu einer Maria. Es ist aus und vorbei. Er hofft zwar noch doch, da ist nichts mehr.
Enttäuschung auf der ganzen Linie – Ende - Aus – Vorbei. Solche Erfahrungen hat sicher schon jeder von uns gemacht. Das muss nicht nur in der Liebe sein. Das kann auch in Freundschaften sein, in der Familie, in Vereinen, in der Kirchgemeinde, im Beruf und wo auch immer wir mit Menschen in Beziehung sind.
Und da stellt man sich die Fragen: Was nun? Was dann? Wie geht es weiter?
So ist es auch den beiden jungen Männern ergangen, die auf einem Weg unterwegs waren, auf einem Weg. Sie waren auf einem Weg der Resignation und der Trauer. Auf einem Weg, der sie beide zum Nachdenken anregte.
Die beiden jungen Männer hatten eine tolle dreijährige Wanderschaft hinter sich. Und dann haben sie in den letzten drei Tagen die größte Enttäuschung ihres Lebens erlebt. Mit der mussten sie jetzt zurechtkommen. Nach dieser Enttäuschung haben sie sogar das Gefühl, dass sie die letzten drei Jahre umsonst gelebt haben. Das was sie damals alles aufgeben und geopfert haben, das das umsonst war.
War alles nur ein Flop oder ein Fake – eine mordsmäßige Täuschung?
die ganze Sache mit dem Jesus
Ich lese ihnen die Geschichte noch einmal aus Lukas 24,13-35:
13 Am selben Tag gingen zwei von den Jüngern nach Emmaus, einem Dorf, das zwei Stunden6 von Jerusalem entfernt liegt.
14 Unterwegs sprachen sie miteinander über alles, was ´in den zurückliegenden Tagen` geschehen war;
15 und während sie so miteinander redeten und sich Gedanken machten, trat Jesus selbst zu ihnen und schloss sich ihnen an.
16 Doch es war, als würden ihnen die Augen zugehalten: Sie erkannten ihn nicht.
17 »Worüber redet ihr denn miteinander auf eurem Weg?«, fragte er sie. Da blieben sie traurig stehen,
18 und einer von ihnen – er hieß Kleopas – meinte: »Bist du der Einzige, der sich zur Zeit in Jerusalem aufhält und nichts von dem weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?« –
19 »Was ist denn geschehen?«, fragte Jesus. Sie erwiderten: »Es geht um Jesus von Nazareth, der sich durch sein Wirken und sein Wort vor Gott und vor dem ganzen Volk als mächtiger Prophet erwiesen hatte.
20 Ihn haben unsere führenden Priester und die anderen führenden Männer zum Tod verurteilen und kreuzigen lassen.
21 Und wir hatten gehofft, er sei es, der Israel erlösen werde! Heute ist außerdem schon der dritte Tag, seitdem das alles geschehen ist.
22 Doch nicht genug damit: Einige Frauen aus unserem Kreis haben uns auch noch in Aufregung versetzt. Sie waren heute früh am Grab
23 und fanden seinen Leichnam nicht. Als sie zurückkamen, erzählten sie, Engel seien ihnen erschienen und hätten ihnen gesagt, dass er lebt.
24 Daraufhin gingen einige von uns zum Grab und fanden alles so, wie es die Frauen berichtet hatten. Aber ihn selbst sahen sie nicht.«
25 Da sagte Jesus zu ihnen: »Ihr unverständigen Leute! Wie schwer fällt es euch8, all das zu glauben, was die Propheten gesagt haben!
26 Musste denn der Messias nicht das alles erleiden, um zu seiner Herrlichkeit zu gelangen?«
27 Dann ging er mit ihnen die ganze Schrift durch und erklärte ihnen alles, was sich auf ihn bezog – zuerst bei Mose und dann bei sämtlichen Propheten.
28 So erreichten sie das Dorf, zu dem sie unterwegs waren. Jesus tat, als wollte er weitergehen.
29 Aber die beiden Jünger hielten ihn zurück. »Bleib doch bei uns!«, baten sie. »Es ist schon fast Abend, der Tag geht zu Ende.« Da begleitete er sie hinein und blieb bei ihnen.
30 Als er dann mit ihnen am Tisch saß, nahm er das Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es ihnen.
31 Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch im selben Augenblick verschwand er; sie sahen ihn nicht mehr.
32 »War uns nicht zumute, als würde ein Feuer in unserem Herzen brennen, während er unterwegs mit uns sprach und uns das Verständnis für die Schrift öffnete?«, sagten sie zueinander.
33 Unverzüglich brachen sie auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie alle versammelt, die Elf und die, die sich zu ihnen hielten.
34 Man empfing sie mit den Worten: »Der Herr ist tatsächlich auferstanden! Er ist Simon erschienen!«
35 Da berichteten die beiden, was sie unterwegs erlebt und wie sie den Herrn erkannt hatten, als er das Brot in Stücke brach.
Als ich mich im Oktober von einer meiner Kirchgemeinden im Greizer Land verabschiedete, sangen mir meine Konfirmanden zum Abschied ein Lied von July:
Ja ich weiß. Es war 'ne geile Zeit Uns war kein Weg zu weit Du fehlst hier Ja ich weiß Es war 'ne geile Zeit Hey, es tut mir leid Es is' vorbei Ja ich weiß Es war 'ne geile Zeit Hey, es tut mir leid Es is' vorbei Es is' vorbei Es is' vorbei Es is' vorbei Es is' vorbei.
Vielleicht denkt mancher dann, was so ein Schlager im Gottesdienst soll, doch er drückte genau das aus, was die Konfirmanden und was ich an diesem Tag miteinander empfanden. Wir hatten wirklich eine gute Zeit miteinander erlebt. Wir sind ein guten Stück Weg miteinander gegangen. Gern wären wir noch ein Stück des Weges weiter miteinander gegangen. Im Frühjahr hatten wir noch eine Konfirmandenfreizeit für dieses Jahr geplant, auch die schon Konfirmierten sollten noch mit daran teilnehmen. Und ich hoffe, dass dieser Weg miteinander auch die Konfirmanden für ihren weiteren Weg geprägt hat.
Für die beiden Jünger Jesu war jetzt erst einmal alles vorbei. Kleopas und sein Freund machen vielleicht das Beste, was man machen kann, wenn man noch diese Möglichkeit hat. Sie gehen zurück an den Ort, wo sie her gekommen sind. Sie gehen nach Emmaus. Emmaus ist erst einmal der Ort des Rückzuges. Der Ort der Besinnung, des Nachdenkens. Vielleicht haben auch sie solche Orte des Rückzuges und der Besinnung, das kann z.B. auch eine Kirche sein.
Manchmal ist es ja recht hilfreich, sich zurück zuziehen um mit den Enttäuschungen fertig zu werden. Denken sie nur zum Beispiel auch an Elia, auch er zog sich in die Wüste zurück, oder auch Jesus. Er tat es um in besonderer Weise mit Gott zu reden.
Die zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus reden über die Geschehnisse der letzten Tage. Sie werden damit nicht fertig. Was nun? Sie haben keine Zukunft mehr!
Und dann gesellt sich einer zu ihnen – ein Fremder. Auf einem Weg ist es ja normal, dass man andere trifft, und dass man miteinander ein Stück des Weges geht.
Wer mit der Bahn fährt, erlebt es ja, dass man manchmal mit einem Fremden ins Gespräch kommt.
Der Fremde gesellt sich also zu ihnen. Sie kommen ins Gespräch. Jetzt diesem Fremden sich anvertrauen? Er ist zwar fremd, aber vertrauenswürdig. Die Chemie stimmt. Und man sieht sich doch nie wieder. Darum schütten sie ihm das Herz aus.
Vielleicht haben darum die Psychiater heute Hochkonjunktur. Weil man denen das erzählen kann, was einen bewegt, ohne dass die das Leben tangieren und man so seine Gedanken ordnen kann.
Die zwei Jünger erzählten auf dem Weg den Fremden von den wunderbaren drei Jahren, die sie mit Jesus hatten, aber auch wie in den letzten drei Tagen die Welt über ihnen zusammen gebrochen ist. Und dass sie jetzt total erschüttert sind und ohne Hoffnung.
Der Fremde hört zu und redete mit ihnen wie mit Freunden. Sachte sprach er über die Dinge des Glaubens. Sie merkten es kaum.
Und nun näherten sie sich Emmaus. Wenn sie auch noch kein neues Ziel hatten, näherten sie sich dem Ziel. Sie merkten nicht, dass sie ein Ziel hatten. Jetzt kommt der Ort der Entscheidung. Es ist die Schlüsselstelle. Jetzt sagen sie es zu dem Fremden – die Einladung: „Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt.“
Dann heißt es weiter „Er ging hinein bei ihnen zu bleiben.“
Nach orientalischer Gastfreundschaft wurde der Fremde zum Abendessen und zum Übernachten eingeladen Er nahm an. Aber dann wurde alles anders als es üblich war. Der Fremde wurde am Tisch zum Hausherrn zum Gastgeber. Und da erkannten sie ihn ihren Herrn und Heiland, bei Brot und Wein. Der Osterglaube brach hervor. Jetzt konnten sie ausrufen: „Der Herr ist auferstanden - er ist wahrhaftig auferstanden!
Dieser Osterglaube und diese Osterfreude setzte sie in Bewegung. Sie machten sich auf nach Jerusalem zu den Jüngern um ihnen diese frohe Botschaft mitzuteilen. Den gleichen Weg, für den sie in ihrer Trauer und Resignation einige Stunden brauchten, bewältigten sie jetzt in kurzer Zeit. Die Freude, dass der Herr auferstanden ist, breitete sich unter den Jüngern aus.
Auch wir wollen die Auferstehung unseres Herrn auf unserem Weg ergreifen und den Weg nach Emmaus erspüren und so zur Osterfreude kommen. Das wünsche ich ihnen in den nächsten Tagen, dass sie diese Osterfreude erspüren und erfahren:
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Amen.