Christ werden und Christ sein ist nicht aus der eigenen Kraft heraus möglich
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Christ werden und Christ sein ist nicht aus der eigenen Kraft heraus möglich
Christ werden und Christ sein ist nicht aus der eigenen Kraft heraus möglich
Die Gnade unsers Herr Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Liebe Gemeinde,
sie wollen wieder einmal etwas in ihrem Haus reparieren, oder ihre Wohnung renovieren, ein neues Auto kaufen, oder sich etwas Wertvolles anschaffen. Worauf achten Sie dabei besonders bei den Leuten oder der Firma von der Sie es machen lassen oder kaufen?
Natürlich zuerst auf den Preis. Aber nicht nur das, sondern auch auf den Ruf der Firma oder der Leute. Wir achten auf ihre Referenzen, oder darauf was die Leute so über diese oder jene sagen. Man holt sich Erkundigungen ein. Wenn es geht, sieht man sich Referenzobjekte an. Jede seriöse Handwerkerfirma hat auf seiner Internetseite mittlerweile einen Link mit dem Titel Referenzen.
Oder man erkundigt sich in Internetforen. Mein letztes Umzugsunternehmen hat mich zum Beispiel extra gebeten auf einer bestimmten Internetseite ein Urteil (nach Möglichkeit positiv) über sie abzugeben.
Auch für den Urlaub gibt es ja solche Internetseiten wie z.B. Holyday-Check, damit man eben im Urlaub keine bösen Überraschungen erlebt.
Zum Erfolg ist also ein guter Leumund wichtig. Aber nicht nur im wirtschaftlichen Leben, sondern gerade auch im Leben als Christen zeigt es sich sehr oft, dass die anderen an uns lesen, was es heißt Christ zu sein. Das macht uns auch der Apostel Paulus im 2. Korinther 3,3-9 deutlich. Wir lesen Kapitel 3,3-9:
3 Es ist offensichtlich, dass ihr ein Brief seid, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist. Er ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen.
4 Wenn wir mit solchem Selbstbewusstsein von unserem Dienst sprechen, gründet sich das auf Christus und geschieht im Vertrauen auf Gott.
5 Aus eigener Kraft sind wir dieser Aufgabe nicht gewachsen; es gibt nichts, was wir uns als Verdienst anrechnen könnten. Nein, unsere Befähigung verdanken wir Gott.
6 Er hat uns fähig gemacht, Diener des neuen Bundes zu sein – eines Bundes, der sich nicht mehr auf das schriftlich niedergelegte Gesetz gründet, sondern auf das Wirken von Gottes Geist. Denn das Gesetz bringt den Tod, aber der Geist ´Gottes` macht lebendig.
7 Nun wurde Gottes Herrlichkeit ja schon bei dem Dienst sichtbar, dessen Gesetzestext in Stein gemeißelt war und der zum Tod führte. Die Israeliten konnten Mose nicht direkt anschauen, so sehr blendete sie die Herrlichkeit, die von seinem Gesicht ausstrahlte – und dabei war das doch ein Glanz, der wieder verging!
8 Muss sich dann bei dem Dienst, der vom Geist Gottes bestimmt ist, ´Gottes` Herrlichkeit nicht in noch viel größerem Maß zeigen?
9 Wenn schon der Dienst, der zur Verurteilung führte, von Herrlichkeit erfüllt war, dann ist der Dienst, der zum Freispruch führt, noch unvergleichlich viel herrlicher.
Liebe Gemeinde,
man könnte jetzt fragen: Was macht da der Paulus? Ausgerechtet den Leuten schreibt er so etwas, mit denen er im Klinsch liegt. Leute, die sich mit ihm angelegt haben, die ja so gar nicht mehr auf ihn gehört haben. Die sich lieber anderen Aposteln zugewendet haben, ja die sich in gewisser Weise von ihm losgesagt haben. Will der Apostel sich jetzt den Leuten wieder anbiedern. Will er sich ihnen lieb Kind machen, wenn er da schreibt: „Ihr seid ein Brief, den Christus selbst verfasst hat und der durch unseren Dienst zustande gekommen ist.“ Also, dass ihr Christen seid ist ja eine Referenz für unseren Dienst. Nun es ist doch so, auch wenn das Verhältnis zwischen dem Apostel und der Gemeinde in Korinth zur dem Zeitpunkt schwierig war. Die ersten Christen kamen in Korinth durch das Wirken des Apostels zum Glauben und so wurde die Gemeinde gegründet. In dem vorhergehenden Brief konnte er ja an die Korinther schreiben: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ (1. Kor 3,6)
So waren die Korinther dennoch trotz aller Probleme, die man miteinander hatte des Apostels Referenzprojekt.
Die Kausalität, also die Schlussfolgerung des Apostel Paulus ging daher weiter. Gerade weil, die Korinther als Gemeinde durch sein Wirken gegründet wurden und er sein Wirken aber nicht als ein Wirken aus eigener Kraft sieht, sondern ein von Gottes Geist gewirktes Schaffen, da dreht es ihm alles im Bauch herum, dass die Korinther jetzt ihm gegenüber so halsstarrig sind und nicht mehr auf sein Wort hören.
Er macht ihnen klar, dass Christ werden und Christ sein nicht aus der eigenen Kraft heraus möglich ist. Ich kann einfach nicht kraft meiner eigenen Wassersuppe Christ sein. Damit fahre ich meinen Lebenskarren voll vor dem Baum. Das kann sich eine ganze Zeit gut gehen. Ich kann sicher auch aus eigener Kraft als frommer und gerechter Mensch eine Zeitlang leben. Doch irgendwann kommt der Punkt, wo ich dann sage: „Ich kann nicht mehr“.
Am Freitag haben wir den Reformationstag gefeiert. Vor fast 500 Jahren ist es gewesen, wo genau so ein Befreiungsschlag in der Christenheit passiert ist.
Denn die Menschen haben damals im ausgehenden Mittelalter so ein leistungsbezogenes Christsein gelebt und die Spitze des Eisberges war eben der Ablaßhandel, gegen den dann Martin Luther aufgetreten ist.
Er hat dann das wieder entdeckt, was wir sagen „Allein aus Gnade werden wir gerettet.“ Und das macht uns frei. Es macht uns frei, dass dieser Geist Gottes in uns wirkt und in uns einen lebendigen Glauben schafft. Einen Glauben, der uns leben lässt. Und der unser Christsein fröhlich macht.
In den vergangenen Tagen hat mir einmal jemand gesagt: „ Herr Pfarrer in unseren Dörfern ist es eigentlich klar, wer zur Kirche gehört und wer nicht. Da gibt es wenig Bewegung.“
Ich sage ihnen, das ist nicht nur in den Dörfern des Altenburger Landes so, sondern in vielen Dörfern und Orten besonders in Ostdeutschland. Das ist die mittlerweile hier geprägte Mentalität. Einerseits war es ein gewisser Schutz, dass sich hier nach der Wende auch die Sekten nicht breit machen konnten, aber andererseits macht es sicher auch unsere Arbeit als Gemeinde auch schwer.
Doch der Apostel Paulus macht uns gerade hier in diesem Text deutlich, wie wir als Christen unsere Mitmenschen nur erreichen können. Ich zitiere die Stelle: Der Brief Christi ist nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, und die Tafeln, auf denen er steht, sind nicht aus Stein, sondern aus Fleisch und Blut; es sind die Herzen von Menschen.
Genau in dem wir die Herzen der Menschen erreichen. Und da können wir sehr viel noch von manchen Werbefirmen und säkularen Organisationen lernen. Denken wir nur einmal an die Spendenaktion „Ein Herz für Kinder“. Oder waren sie einmal bei einer Supermarktneueröffnung. Wenn sie da den ersten Tag dort sind, wird ihnen sogar ihr Einkauf ins Auto geladen. Sicher der Effekt soll sein, dass sie wiederkommen.
Dabei geht es uns heute nicht darum, dass wir jetzt als Gemeinde in einen Aktionismus verfallen. Das wäre total falsch, sondern es geht darum dass wir die Werte vorleben, die uns als Christen in unserem Leben tragen. Genau dass wir diese Evangelium und seine Werte den andern Vorleben, dass wir so zu Referenzen von Jesus Christus werden.
Dabei geht es nicht um Aktionismus, sondern die Sorge um unsere Mitmenschen muss tiefer liegen. Im Wesentlich sagt Paulus: „Menschen, die Gott nicht kennen, sind Gott wichtig; achtet also darauf, dass sie auch euch wichtig sind. Es ist also eine Herzensangelegenheit. Und Jesus sagt dazu: „Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. (Mt. 12,34)
Gerade so werden wir viele Entdeckungen machen, wie andere Menschen angesprochen werden. Sehr oft nicht durch die großen Worte, sondern durch die kleinen Taten, manchmal dass sich jemand einfach Zeit genommen hat dem anderen zuzuhören, sich Zeit genommen hat mit ihm ein Stück des Lebensweges mitzugehen.
Das Entscheidende in unserem Christsein ist, dass wir echt und authentisch bleiben, dass wir unseren eigenen Weg mit Gott und Jesus Christus gehen und unseren Glauben in der Liebe und Freiheit eines „Christenmenschen“ leben. Dann sind wir der Brief Christi.
Den englische Schriftsteller Robert Cleaver Chapman schreibt dazu:
„Gottes Kinder sind ein Zeugnis für Ihn, sie sind Licht in dieser dunklen Welt; deshalb sollten sie so vom Geist Gottes erfüllt sein, dass sie wie Briefe Christi wirken, erkannt und gelesen von allen Menschen.
Genau dann sind wir ein Brief Christi, den die Menschen in unserer Familie, in unserer Nachbarschaft und in unserem Dorf brauchen, um ihn lesen zu können. Dann haben sie die besten Referenzen um Christ zu werden und als Christen zu leben. So wirkt Gottes Geist in und durch uns auch heute.
Amen
Der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.