Ist Jesus der Messias?

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Ist Jesus der Messias?

Liebe Gemeinde,
haben sie es nicht auch schon mal erlebt, dass sie jemanden nicht erkannt haben, weil er sich verändert hat, oder weil sie ihn vielleicht schon viele Jahre nicht gesehen haben.
Dann haben sie sich vielleicht die Frage gestellt: Ist sie es oder nicht? Ist er es oder nicht?
Mir ging es am Mittwoch im Weihnachtkonzert in Großröda so als ich ein Gemeindeglied aus meiner alten Gemeinde Fraureuth gesehen habe. Hinterher habe ich erfahren, dass ihre Enkeltochter in Naundorf lebt.
Im Evangelium haben wir vorhin ja auch so eine ähnliche Fragestellung gehört?
„Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“
Diese Frage stellte Johannes der Täufer an Jesus.
Da wir ja in diesem Kirchenjahr über die Evangelientexte predigen, hören wir den Text noch einmal nach einer anderen Übersetzung. Matthäus 11,2-10:
Ist Jesus der Messias?
Die Frage des Johannes und die Antwort Jesu
2 Johannes hörte im Gefängnis vom Wirken Christi. Er schickte einige seiner Jünger zu ihm
3 und ließ ihn fragen: »Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?«
4 Jesus gab ihnen zur Antwort: »Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht:
5 Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird ´Gottes`gute Botschaft verkündet.
6 Und glücklich zu preisen ist, wer nicht an mir Anstoß nimmt.«
7 Als die Männer wieder gegangen waren, wandte sich Jesus an die Menge und fing an, zu ihnen über Johannes zu sprechen. »Was wolltet ihr euch eigentlich ansehen, als ihr zu ihm in die Wüste hinausgingt?«, fragte er sie. »Ein Schilfrohr, das sich im Wind hin- und herbewegt?
8 Nein? Was wolltet ihr denn sonst dort draußen sehen? Einen Mann in feiner Kleidung? Ihr wisst doch: Die feingekleideten Leute sind in den Palästen der Könige zu finden.
9 Was wolltet ihr also sehen, als ihr hinausgingt? Einen Propheten? Ja, ich sage euch: Ihr habt einen Propheten gesehen, und noch mehr als das.
10 Johannes ist der, über den es in der Schrift heißt: ›Ich sende meinen Boten vor dir her; er wird dir vorangehen und dein Wegbereiter sein.‹
Liebe Gemeinde,
wir werden heute mit hineingenommen in eine Geschichte des Zweifels und des Glaubens.
Der Wegbereiter des Messias fragt, ob dieser, für den er den Wegbereiten soll, jetzt auch wirklich der Messias ist.
Eigentlich müsste er es doch wissen. Doch auf einmal kommen Zweifel auf: "Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?"
Vor einigen Jahren haben einmal Konfirmanden in Fraureuth in einem Vorstellungsgottesdienst die Gemeinde mit der Frage "Ist Jesus der einzige Weg zu Gott?“ konfrontiert und dabei viel Wirbel erzeugt. Sie hatten sich erlaubt zu fragen, ob es außer Jesus noch andere Möglichkeiten gibt, zu Gott zukommen. Wenn man da die Frage Johannes des Täufers liest, entdecken wir, dass die Konfirmanden mit ihrer Fragestellung recht nahe bei Johannes des Täufers waren.
Der Predigttext heute spricht von einem dreifachen Mut sich mit Jesus auseinanderzusetzen. Es ist nicht der Mut der Verzweiflung, aber es ist der Mut des Zweiflers:
1. Vom Mut, zu seinen Fragen zu stehen
2. Vom Mut, dem Hörensagen zu trauen
3. Vom Mut, an Jesus Christus zu glauben
Überrascht es uns eigentlich nicht, was wir heute über Johannes den Täufer hören, dass er ins Fragen und ins Zweifeln kommt. So klar und so gewiss war sich doch Johannes der Täufer seiner Sache gewesen, dass es uns erstaunt, wie er jetzt im Angesicht der Art und Weise des Wirkens von Jesus ins Fragen und Zweifeln kommt. Und er steht zu seinen Zweifeln und sendet seine Jünger zu Jesus, um ihn selbst zu fragen.
Vom Mut, zu seinen Fragen stehen
Es ist gar nicht so leicht zu sagen, was den Täufer so ins Grübeln geraten ließ. Matthäus erzählt uns, dass er im Gefängnis von den "Werken des Christus", also den Taten des Messias hörte. War das eigentlich nicht Bestätigung genug, dass sich seine Erwartungen im Blick auf Jesus erfüllten?
Es ist Matthäus, der das Wirken von Jesus unter den Kranken und Armen mit dem Stichwort "Werke des Messias" kennzeichnet.
Johannes hatte da ganz andere Taten von dem erwartet, der in Gottes Auftrag kommen würde:
Er erwartete einen, der Gottes Gericht mit Feuer und Vollmacht vollziehen und Gottes Herrschaft endlich zum Durchbruch bringen würde. Alles würde jetzt zurechtgebracht werden, und Gottes Sieg würde unzweideutig sein.
Es war ja schön, was er da von Jesus hörte, wie er sich um die Notleidenden und an den Rand Gedrängten kümmerte; doch war das jetzt wirklich dran?
Wer sich über diese Fragen wundert, hat die Dringlichkeit des Anliegens des Täufers nicht verstanden. Es ist die Anfrage vieler an das Wirken von Jesus.
Was hat sich denn schon geändert, seit Jesus gekommen ist? Das ist auch die Frage, die es den Juden schwer macht, Jesus als den schon gekommenen Messias zu akzeptieren.
Dazu möchte ich eine kleine jüdische Geschichte erzählen: Die Geschichte vom Rabbi von Witebsk
Dessen Schüler kam aufgeregt hereingestürmt und rief: "Der Messias ist gekommen!" Der Rabbi blieb ruhig und sagte nur: "Schau durchs Fenster hinaus! Der Schüler blickte hinaus und sagte: "Zwei Männer prügeln sich." Und der Rabbi antwortete: "Dann ist auch der Messias nicht gekommen.
So haben wir als Christen immer wieder Fragen und Zweifel, ob Jesus wirklich genügt, ob Jesus der einzige Weg ist.
Beachten wir die Reaktion des Täufers:
Erstens, seine Hoffnung ist und bleibt ungebrochen.
Gott wird den Retter senden, das ist dem Täufer gewiss.
Zweitens spricht er seine Zweifel Jesus gegenüber offen aus. Es hätte viele Gründe gegeben, seine Fragen vor Jesus zu verbergen.
Manche Menschen meinen, in der Kirche sei Fragen nicht erlaubt. Viele Christen denken, sie müssten ihre Zweifel verstecken.
Wir kennen das an uns selbst: Wo wir in Zweifel geraten, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, da kommen wir nicht mehr so richtig vorwärts, bleiben stehen, versuchen uns zu vergewissern oder suchen nach jemandem, den wir nach dem rechten Weg fragen können.
Doch meistens ist es besser zu fragen, als sich die Zweifel nicht einzugestehen und einfach den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.
Durch mein Leben als Christ und meinen Dienst als Pfarrer weiß ich, zum Glauben gehört auch der Zweifel. Wer nicht zweifelt, kann auch nicht glauben. Echter Glaube muss durch den Zweifel geprüft werden. Unsere Zweifel zu verstecken, ist nicht der Weg, der uns weiter hilft. Genauso wichtig ist es, dass wir Fragen und Zweifel nicht hegen und pflegen, sondern die Antwort bei Jesus suchen.
Zu einen guten Christsein gehört es dazu, dass wir Glauben und auch Zweifel miteinander teilen, deshalb sind neben dem Gottesdienst Bibelgesprächskreise in der Gemeinde so wichtig. Hier können wir Glauben und Zweifel im Gespräch teilen.
Ich bin ein großer Verfechter von Glaubenskursen, weil gerade in diesen das geschieht. Hier kommen Christen aber auch Nichtchristen ins Gespräch über Glauben und Zweifel.
Die Antwort von Jesus auf die Frage des Täufers lautet:
"Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden auferweckt, und den Armen wird ´Gottes`gute Botschaft verkündet."
Jesus setzt auf eine anschauliche Gewissheit. „Schau hin!“
Darum ist es wichtig, zu hören, was andere von dem erzählen, was sie von Jesus gehört und gesehen haben, und so selber zu erfahren, wie Jesus handelt, ist für Menschen, die heute nach Jesus fragen, oft sehr wichtig. Da geht es nicht zuerst um theologische oder um Glaubensaussagen, sondern um Erfahrungen mit Jesus und um die Gemeinschaft mit Jesus und Christen.
Worauf können wir heute in unserer Zeit verweisen?
Sind es irgendwelche spektakuläre Heilungsversammlungen, vielleicht die, die man sonntags z.B bei CNBC Europe mit David Hattaway und anderen im Fernsehen sehen kann.
Tut denn heute Jesus noch etwas oder bleibt uns heute nur der Verweis auf das, was zurzeit von Jesus geschah, was er damals getan hat?
Wird denn heute wirklich noch den Armen das Evangelium verkündigt oder begrenzt sich unser missionarisches Tun nur auf das soziale und diakonische Handeln?
Gerade die Kirche selber muss wissen, dass zur missionarischen Verkündigung das soziale Handeln gehört.
Es überrascht uns, dass Johannes der Täufer ins Fragen und ins Zweifeln kommt. So klar und so gewiss scheint er sich seiner Sache zu sein, dass es erstaunlich ist, wie er angesichts der Art des Wirkens von Jesus ins Fragen gerät.
Johannes steht zu seinen Zweifeln und sendet seine Jünger zu Jesus, um ihn selbst zu fragen.
Vom Mut, dem Hörensagen zu trauen
Jesus antwortet dem Täufer nicht mit einer direkten Aussage: Ich bin der, auf den du wartest. Johannes soll sich ein eigenes Urteil bilden. Allerdings ist er dabei auf den Bericht seiner Jünger angewiesen.
Was ihn dann die Johannesjünger berichten konnten, sind eben nicht nur irgendwelche spektakulären Wunder, die Jesu übernatürliche Kraft beweisen. Dass Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige rein werden, Taube hören und Tote zu neuem Leben erweckt werden, das sind die Zeichen des Wirkens Gottes, die nach dem Wort der Propheten das Anbrechen der Herrschaft Gottes sichtbar machen.
Es sind die »Werke des Messias«, gerade weil sie Jesus nicht zur Demonstration seiner Vollmacht, sondern weil er damit den Armen, den Leidenden, den Verzweifelten die frohe Botschaft nahe bringt, dass Gott sie nicht vergessen hat.
Und weil sie mit dieser Botschaft verbunden sind, darum bleiben die Erzählung der Jünger des Johannes und die Berichte der Evangelien von Jesu Wirken nicht in der Distanz für die, die nicht dabei waren. Was damals geschah, bleibt nicht fern von uns, getrennt durch den garstigen Graben der Vergangenheit, sondern spricht auch heute zu den Herzen derer, die es nur vom Hörensagen kennen.
Wenn wir Menschen begegnen, deren Leben durch die Begegnung mit Jesus wirklich heil geworden ist, dann spricht das auch heute zu uns und lädt uns ein, uns diesem Jesus mit all unseren Fragen und Zweifel anzuvertrauen.
3. Vom Mut, an Jesus Christus zu glauben
Die Antwort von Jesus an den Täufer endet mit einem ganz merkwürdigen Satz:
» Glücklich zu preisen ist, wer nicht an mir Anstoß nimmt.«
Es ist so als sagt Jesus das nicht nur dem angefochtene Johannes in der Einsamkeit seiner Gefängniszelle, sondern alle Frager und Zweifler bis heute, die gern ihre Hoffnung auf den Mann aus Nazareth setzen möchten, in Gefahr sind, an ihm irrezuwerden, weil das, was er tut, nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Was Jesus hier sagt, ist auf der einen Seite eine Warnung an diese Menschen:
Setzt eure Vorstellungen von dem, wie Gott zum Heil der Menschen handelt, nicht absolut.
Lasst euch dadurch nicht davon abhalten, Gottes Handeln in Jesus zu erkennen.
Auf der anderen Seite aber ist dieser Satz eine herzliche und dringende Einladung, sich Jesus und dem, was Gott durch ihn tut, zu öffnen.
Menschen werden heil, und diejenigen, die meinen, ihr Leben sei nichts wert, erfahren, wie kostbar ihr Leben für Gott ist.
Ist Jesus der Retter der Welt, müssen wir auf einen anderen warten oder hoffen wir vergeblich darauf, dass Gott für die Menschen wirklich Heil schafft? Das sind Fragen, die Menschen auch heute bewegt.
Die Antwort Jesus gilt auch uns:
Höre genau auf das, was von mir berichtet wird.
Lass dir etwas mitteilen von dem, wie ich Menschen begegne und ihnen helfe.
Und lass dich nicht gefangen halten von deinen Vorstellungen, wie Gott handeln und helfen muss.
Sei offen für das, was Gott durch mich tat und tut.
Und du wirst es erleben: Das ist der Weg zum Leben. So kommt das Heil, das Gott schafft.
Amen
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