Verabschiedung Reinsdorf und Fraureuth
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Verabschiedung Reinsdorf undFraureuth
Verabschiedung Reinsdorf undFraureuth
Die Gnade unsers Herr Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes
sei mit euch allen.
Liebe Gemeinde,
ich möchte meine Predigt heute mit einem Doppelsatz beginnen:
Es ist nicht meine Gemeinde, von der ich mich heute verabschiede!
Und es ist doch meine Gemeinde, von der ich mich heute verabschiede!
Warum sage ich das?
Es ist nicht meine Gemeinde, weil diese Gemeinde einem anderen gehört. Sie gehört ganz allein Gott.
Sie ist Gottes Gemeinde und er hatte mich für 9 (3,5) Jahre zum Dienst in diese Gemeinde Fraureuth (Reinsdorf) berufen.
Hier durfte ich dienen und wirken. Ich durfte es mit meinem besten Können und Vermögen tun. Dazu hatte er mich befähigt und begabt.
Ich wurde dazu einsetzt und gesegnet.
Dass es nicht meine Gemeinde ist, sondern Gottes Gemeinde das stellte mich aber auch in die Pflicht und die Verantwortung ihm gegenüber.
Ich war und bin mir daher immer meiner besonderen Aufgabe als Pfarrer bewusst. Doch gleichzeitig befreit es mich. Denn wenn es Gottes Gemeinde ist, dann muss ich die Last einer Gemeinde nicht allein tragen. Dann weiß ich, ich kann die Gemeinde immer Gott anvertrauen und er hält sie in seiner Hand, auch wenn ich als Pfarrer an ihr versage.
Das zweite warum ich sage, es ist nicht meine Gemeinde, von der ich mich heute verabschiede, wird eben gerade darin deutlich, dass ich mich von ihr verabschiede.
Es ist eure Gemeinde. Sie gehört euch, die ihr da ward bevor ich kam und die ihr bleibt, wenn ich gehe. Ich war ein Stück Wegbegleiter von euch. Und ich hoffe es war doch eine gesegnete Zeit. Ich persönlich möchte diese Zeit nicht missen.
Als Gemeinde habt ihr eine lange Tradition hinter euch. Und aus dieser Tradition lebt ihr. Mit dieser Tradition lebt ihr auch weiter. Glaube und Tradition sind wichtige Säulen gerade in so einer modernen Zeit, wie heute.
Euer Gemeindekirchenrat bleibt und wird auch die Belange weiter bestimmen und ihr habt wirklich aktive und gute Leute. Ich kann euch sagen: Bessere bekommt ihr nicht. Darum unterstützt sie als Gemeinde aktiv und im Gebet.
Und jetzt der zweite Teil des Doppelsatzes:
Es ist doch meine Gemeinde, von der ich mich heute verabschiede. Oder jetzt möchte ich sagen, von der wir uns verabschieden, denn Tamara gehört ja zu mir.
Und wir waren ja in den vergangenen Jahren, um es im biblischen Bild zu sagen, Glieder am Leib Christi hier in der Gemeinde. Wir hatten Anteil an der Gemeinde. wie wir auch in unserer Familie Anteil haben.
Wir haben hier Menschen gefunden, mit denen wir intensivere Beziehungen und Freundschaften aufgebaut haben. Auch wir brauchen ja die Gemeinschaft in der Gemeinde. Auch wir brauchten, das einfach nur Christ sein.
Vielleicht hat es manchmal mancher nicht verstanden, wenn ich als Pfarrer am Sonntag einfach einmal nur in der Kirchenbank saß und der Predigt eines Lektors zuhörte.
Es ist meine Gemeinde, weil es hier Menschen gab und auch noch weiterhin gibt, die für mich und meinen Dienst gebetet haben.
Sicher es gab in diesen 9 (3,5) des Miteinander Unterwegs sein Höhen und Tiefen. Es gab gute Zeiten und es gab schwere Zeiten, Zeiten der Krisen.
Und in der Gemeinschaft erlebten wir Annährung und Entfernung. Vieles ist gelungen. Auch Fehler wurden gemacht.
Und wichtig ist, dass wir gerade als Christen aus der Vergebung unseres Herrn leben.
Wenn sich jetzt unsere Wege trennen, dürfen wir dennoch wissen, dass wir durch diesen einen Herrn verbunden sind und immer noch unterwegs sind auf das eine Ziel hin, das das heißt Gottes Ewigkeit.
Einer, der von diesem Unterwegs sein schreibt und der uns Mut macht, gemeinsam diesen Weg zu gehen, ist der Apostel Paulus.
Er schreibt an die Christen in Ephesus folgendes. Wir lesen Epheser 4,1-6:
1 Als einer, der für sein Bekenntnis zum Herrn im Gefängnis ist, bitte ich euch nun: ´Denkt daran, dass` Gott euch ´zum Glauben` gerufen hat, und führt ein Leben, das dieser Berufung würdig ist!
2 Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.
3 Setzt alles daran, die Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat; sein Frieden ist das Band, das euch zusammenhält.
4 ´Mit »Einheit« meine ich dies:` ein Leib, ein Geist und genauso auch eine Hoffnung, die euch gegeben wurde, als Gottes Ruf an euch erging;
5 ein Herr, ein Glaube, eine Taufe,
6 ein Gott und Vater von uns allen, der über alle regiert, durch alle wirkt und in allen lebt.
Liebe Gemeinde,
der Apostel Paulus macht deutlich, dass es ein Berufungsgeschehen ist, dass ein Mensch Christ wird. Das ist für uns einmal wichtig zu wissen, dass Menschen nur dann Christen werden, wenn Gott sie dazu beruft.
Es gehört als ein zweifaches dazu, bevor ein Mensch Christ wird, die Berufung Gottes und seine eigenen Willensentscheidung. Gott spricht ihn an und er muss antworten „Ja oder nein“.
Aber die Berufung zum Glauben hat noch weitere Folgen. Es folgt eine Berufung in die Gemeinde hinein. Ein Christ ohne Gemeinde geht als nicht. Der Christ braucht die Gemeinschaft von Mitchristen, eben eine Gemeinde.
Und der Apostel Paulus stellt uns heute diese Gemeinde vor, wie sie eigentlich sein müsste. Es wird eigentlich deutlich, dass diese Gemeinde etwas pulsierendes, etwas lebendiges ist. Man kann sagen ein lebendiger Organismus, in dem die Christen in Gemeinschaft miteinander leben.
Paulus beginnt gleich mit ein paar Verhaltensregeln:
„Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um.“
Gut diese sind sicher allgemeingültig, und heute würde man erwarten, dass wir Menschen in unserer Gesellschaft generell so umgehen. Was wir aber leider so nicht tun.
Es stellt sich sogar die Frage: Sind wir als Christen in unsere Gemeinde den überhaupt in der Lage solche allgemeinen Regeln ansatzweise einzuhalten?
Dabei ist das ja nur der Anfang dessen, was der Apostel Paulus von einer christlichen Gemeinde erwartet.
Er sind ja in seinem Schreiben noch steile Ansprüchen und Erwartungen, die er an die christliche Gemeinde stellt.
Er malt den Christen damals und uns heute ein Bild von Gemeinde, das eine starke Ausstrahlungskraft hat. Eine Ausstrahlungskraft, die Menschen anspricht und fasziniert und letztlich auch zum Fragen führt: Was hat das alles mit dem Jesus auf sich, das die Christen so sind?
Da spricht er von der Einheit, der Gemeinde. Doch diese Einheit kann man eben nicht selber machen. Sie ist ein Geschenk Gottes, welches Gott durch seinen Heiligen Geist in der Gemeinde wirkt.
Und eins ist klar: Einheit ist hier nicht Gleichmacherei oder Gleichheit, sondern Einheit geschieht in der Vielfalt. Wenn der Apostel Paulus von der Einheit spricht die der Heilige Geist schafft kann das gar nicht anders sein. Denn wir wissen, dass der Heilige Geist eigentlich für Dynamis also Kraft und Veränderung, letztlich sogar für Überraschung steht.
Und Einheit heißt auch im Frieden miteinander leben. Natürlich wird es auch einmal in einer Gemeinde Streit geben. Das ist ja auch in Ordnung. Aber die Bibel sagt uns deutlich, wir brauchen in unserer Gemeinde eine Streitkultur, wenn wir unterschiedlicher Meinung sind. Dazu gibt es wenige Verse weiter hinten die klare Anweisung „lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.“
In allem ist klar, dass die Gemeinde damals zur Zeit des Apostels Paulus und auch heute hier drei Kennzeichen der Einheit haben muss.
Ein Herr – dem Herrn Jesus Christus gehört die Gemeinde.
Jesus Christus ist der Eine,
der gegründet die Gemeinde,
die Ihn ehrt als teures Haupt.
Er hat sie mit Blut erkaufet,
mit dem Geiste sie getaufet,
und sie lebet, weil sie glaubt.
Das zweite: ein Glaube – der gemeinsame Glaube an diesen einen Herrn.
Nicht umsonst sprechen wir in unseren Gottesdiensten das Apostolische Glaubensbekenntnis. Es ist sozusagen das Kompendium unseres Glaubens. Natürlich sind es nur Worte, die mit Leben erfüllt werden müssen, aber sie fassen einmal das zusammen, was uns trägt.
Eine Taufe. – Jesus sagt ganz klar: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig.
Die Taufe, das äußere Zeichen des Bekenntnisses ich gehöre zu diesem Gott, ich gehöre zu Jesus , ich gehöre zur Gemeinde. Und das äußere Zeichen des Bekenntnisses Gottes zu uns. Du gehörst zu mir, du bist mein Kind.
Ich möchte mir jetzt den ewigen Streit der Kinder- und Erwachsenentaufe einmal ersparen.
Unsere Gemeinde ist durch Jesus Christus vorgegeben und auf den Weg gestellt. Sie wurde von ihm gestiftet. Miteinander sind wir auf dem Weg zum großen Ziel in Gottes Ewigkeit.
Dabei sollen wir in Liebe miteinander umgehen, einander demütig sein, Geduld füreinander haben, Sanftmütig sein, als Mut haben sanft zu sein, nicht gleich jeden seine Fehler aufs Butterbrot zu schmieren, die Schwächen des anderen auch einmal zu übersehen und vielleicht auch zu kompensieren. Mut haben zu dienen, und auch füreinander den langen Atem zu haben.
Petrus fragt Jesus, wie oft er, dem Bruder vergeben muss? Jesus sagte: Nicht siebenmal, sondern siebzigmal. Eigentlich ist damit also immer gemeint.
Ja und dann hat ja auch noch jeder so seine Eigenarten. Auch die sollen ertragen werden, das heißt dann Langmut.
Gemeinde Jesu Christi unterwegs zum großen Ziel das ewige Leben bei Gott.
Manchmal sagen die Leute, der „Weg ist das Ziel“.
In meinem neuen Arbeitsbereich hatte ich am Mittwoch einen Bibelgesprächskreis in Dobitschen. Da haben wir klar definiert, dass das bei uns Christen nicht so ist. Sondern das Ziel ist das ewige Leben in Gottes Ewigkeit. Und als Gemeinde sind wir hier unterwegs. Miteinander. Tamara und ich jetzt nicht mehr hier – aber 50 km weiter nördlich mit anderen Christen, mit neuer Gemeinde.
Manchmal ist dieses Unterwegssein nicht leicht. Paulus saß im Gefängnis.
Für euch ist es jetzt die Vakanzzeit. Doch ihr habt in der Gemeinde viele Leute, die sich engagieren und aktiv mittun. Ich habe da in den vergangenen 2 Wochen schon sehr positives gehört. Doch lasst es nicht auf den Schultern von wenigen ruhen, sondern macht alle mit. Denn genau das ist Gemeinde, dass alle mittun mit ihren Gaben und Fähigkeiten, die Gott ihnen geschenkt hat.
Was morgen kommt, wie lange die Vakanzzeit dauert, wie sich die Gemeinde weiter entwickelt, all das wissen wir nicht. Es liegt in Gottes Hand und wir können nur beten. Aber das sollten wir auch tun.
Mit einem Wort von Ernst Modersohn möchte ich schließen. Das gilt uns für uns als Gemeinde, aber auch für uns ganz persönlich:
Gott kennt dein Gestern.
Gib ihm dein Heute.
Er sorgt für dein Morgen.
Amen
Der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne
in Christus Jesus.