Ein Tugendkatalog
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Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus“(1.Kor.1,3)
Liebe Gemeinde,
jetzt ist es das das Bookbook von Ikea und man muss es haben!
Nun man muss es sich nicht haben – und es und Bookbook ist der neue Katalog von Ikea. Er wird zurzeit mit einer kleinen lustigen Parodie auf das Apple Iphone im Internet beworben.
Und er lag auch schon bei den meisten von uns in den Briefkästen. Und mancher hat sich sicher den Katalog angeschaut, ob er eines der Möbelstücke mit den schwedischen Namen benötigt.
Das ist ein Katalog aus dem man sich etwas heraussuchen kann, woran man dann hoffentlich seine Freude hat.
Dann gibt es ja auch noch andere Kataloge, in die man hinein sieht. Vielleicht in die die gelten, als man letzten Donnerstag bis Freitag beim Blitzermarathon erwischt wurde, den Bußgeldkatalog. Da sind dann die Strafen verzeichnet.
Also in die schaut sicher keiner gern hinein, die es betrifft.
Um einen Katalog geht es uns heute auch in unserem Gottesdienst. Es um einen Tugendkatalog. Also einen Katalog der uns erinnert, wie wir als Christen in richtiger Weise leben. Vielleicht erinnert uns das gleich wieder an einen erhobenen Zeigefinger. Wir werden sehen.
Lesen wir ihn erst einmal aus 1.Thessalonicher 5,14–24
14 Brüder und Schwestern, wir bitten euch: Weist diejenigen zurecht, die kein geregeltes Leben führen. Ermutigt die Ängstlichen, kümmert euch um die Schwachen, und habt Geduld mit allen. 15 Achtet darauf, dass niemand Böses mit Bösem vergilt. Bemüht euch vielmehr stets, einander und allen anderen nur Gutes zu tun. 16 Freut euch immerzu! 17 Betet unablässig! 18 Dankt Gott für alles! Denn das ist Gottes Wille, und das hat er durch Christus Jesus für euch möglich gemacht. 19 Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes. 20 Missachtet die prophetische Rede nicht. 21 Prüft aber alles und behaltet das Gute. 22 Haltet euch vom Bösen fern – wie auch immer es aussieht. 23 Gott, der Frieden schenkt, mache euch ganz und gar zu Heiligen. Er bewahre euch unversehrt an Geist, Seele und Körper. Denn es soll an euch nichts auszusetzen sein, wenn unser Herr Jesus Christus wiederkommt. 24 Gott, der euch beruft, ist treu: Er wird das alles tun.
Textlesung: 1. Thess. 5, 14 – 24
14 Weiter bitten wir euch, Geschwister: Weist die zurecht, die ein ungeordnetes Leben führen! Ermutigt die, denen es an Selbstvertrauen fehlt! Helft den Schwachen! Habt mit allen Geduld!
15 Achtet darauf, dass keiner Böses mit Bösem vergilt. Bemüht euch vielmehr mit allen Kräften und bei jeder Gelegenheit, einander und auch allen anderen Menschen Gutes zu tun.
16 Freut euch, was auch immer geschieht!
17 Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen!
18 Dankt Gott in jeder Lage! Das ist es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.
19 Legt dem Wirken des Heiligen Geistes nichts in den Weg!
20 Geht nicht geringschätzig über prophetische Aussagen hinweg,
21 sondern prüft alles. Was gut ist, das nehmt an.
22 Aber was böse ist, darauf lasst euch nicht ein, in welcher Gestalt auch immer es an euch herantritt.
23 Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes ´Wesen` – Geist, Seele und Leib –, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdient.
24 Der, der euch beruft, ist treu; er wird euch ans Ziel bringen.
Liebe Gemeinde
Das ist ein Tugendkatalog den, der Apostel Paulus hier an die Gemeinde nach Thessalonich scheibt. Er gibt ihnen den mit als Richtschnur für ein Leben das hin zu Gottes Reich führt durch den Glauben an Jesus Christus.
Die ersten Christen lebten ja noch in der Naherwartung, dass Jesus Christus bald wiederkommt. Das sehen wir auch in dem Segenswusch am Schluss des Textes:
„Gott selbst, der Gott des Friedens, helfe euch, ein durch und durch geheiligtes Leben zu führen. Er bewahre euer ganzes ´Wesen` – Geist, Seele und Leib –, damit, wenn Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt, nichts an euch ist, was Tadel verdient.“
Wenn wir heute Morgen ganz intensiv über den Text nachdenken wollten, brauchten wir mehr als nur eine Viertelstunde. Darum habe ich nur eine wichtige Aussage aus diesem Text ausgewählt über, die ich mit euch nachdenken will: „Freut euch, was auch immer geschieht!“ oder wie wir es vielleicht nach der Lutherübersetzung besser im Ohr haben: "Seid allezeit fröhlich!"
Ist diese Aufforderung des Apostel Paulus nicht eine Zumutung - damals genauso wie heute?
Wer kann denn das? Immer fröhlich sein? Immer lachen oder doch wenigstens lächeln?
Das geht doch nicht, da müsste man ja dumm sein, irgendwie eingeschränkt in der Wahrnehmung oder doch wenigstens bei vielem wegschauen, was nun wirklich nicht zum Freuen ist und was uns nur Angst und Zweifel einjagen kann!
Es ist unmöglich, immer fröhlich zu sein!
Warum empfiehlt es dann Paulus? Geht es vielleicht doch? Vielleicht ist hier auch eine ganz andere Fröhlichkeit gemeint, als das ich möchte es mal jetzt englisch sagen „Keep smiling“ – ständige Lächeln?
„Man darf doch die Hoffnung nicht aufgeben, auch wenn es mal nicht so gut läuft.“ Vielleicht haben sie auch schon diesen Satz gehört oder selber gesagt.
Vielleicht auch dann gerade, wenn man die Geschichte der Menschheit ansieht, oder die Umweltverschmutzung oder den Weltfrieden. Gerade letzteres ist ja so gefährdet wie noch nie. Denken wir nur an den Terror des Islamischen Staates und an den Krieg in der Ukraine. Dann spüren wir es fast hautnah.
Und dann sagt jemand: Als Christ muss man die Hoffnung haben, dass wir es in den Griff bekommen.
Geht das wirklich so? Können wir wirklich die Hoffnung haben, es in den Griff zu bekommen?
Nein wir können es nicht! Wir bekommen es nicht in den Griff. Aber wir können unsere Hoffnung auf den Gott setzen, der diese Dinge alle in seiner Hand hat und auch behält.
Genau sich auf das Handeln Gottes verlassen zu können, das ist auch der Schlüssel zum Verstehen der Zumutung des Paulus hier: „Freut euch, was auch immer geschieht!“ - "Seid allezeit fröhlich!"
Es geht nicht um unsere Fröhlichkeit über Menschen und über das, was sie uns geben und was wir von ihnen erwarten können. Es geht in unserer Fröhlichkeit darum, dass wir allein auf Gott vertrauen, dass wir von ihm alles erwarten. Dass wir es ihm zutrauen, dass er es bei uns und in dieser Welt richtig macht. Dass wir glauben, dass er uns in seiner Hand hält und uns nie fallen lässt, nie im Stich lässt, nie vergisst und niemals in Leid, Krankheit, Not oder Tod bleiben lässt. –
Diese "Tugend" kann er doch von uns verlangen! Denn über Gott fröhlich zu sein, haben wir genügend Grund!
Vielleicht ein Beispiel dazu:
Da ist ein Mann in den mittleren Jahren. Er verliert seine Arbeit. Das ist eine Katastrophe! Neben den finanziellen Schwierigkeiten, die sich bald einstellen und die im Laufe der Zeit immer schlimmer werden, leidet auch bald seine Seele: Er fühlt sich überflüssig, bekommt Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühle. Das können wir vorstellen.
Jetzt hört dieser Mann: Seid allezeit fröhlich! Dann ist für ihn sicher nicht das gemeint: Ich werden dir mit deinen 45 Jahren beim Arbeitsamt schon wieder eine schöne Stelle besorgen! Verlass dich drauf!
Auch das ist nicht gemeint: Wenn du erst die 50 Bewerbungsschreiben losgelassen hast, dann wirst du schon ein paar günstige Antworten bekommen.
Nein! Denn auf Menschen ist kein Verlass Sie sind fehlbar. Ihr Urteil unterliegt Launen und Willkür. Da kann jemand noch so qualifiziert sein und auch der beste Mann für einen bestimmten Arbeitsplatz, eingestellt wird vielleicht der, der am lautesten geschrien oder der die besten Beziehungen hat.
Seid allezeit fröhlich!, das heißt darum konkret für diesen Mann: Du hast einen Gott, einen Vater im Himmel, der weiß ganz genau, wie es dir jetzt geht, wie du empfindest und wie unsicher und verletzlich du jetzt bist. Und dieser Gott bleibt jetzt an deiner Seite. Er ist ganz nah und trägt an allem mit, was du jetzt an Lasten und Ängsten tragen musst. Und selbst wenn du die ersehnte Rückkehr ins Arbeitsleben nicht schaffst, selbst wenn sich alle deine Wünsche zerschlagen... Du bist keinen Augenblick allein! Und du hast für deinen Gott deshalb nicht geringeren Wert, weil du keine Arbeit hast, bist für ihn nicht weniger interessant, vielmehr liebt er dich genauso wie vorher.
Nein, noch mehr: Wir wissen ja aus vielen Geschichten der Bibel und aus Jesu Worten, dass Gott gerade die Schwachen, die Zerschlagenen, die Geängsteten und alle, die ganz unten sind, besonders lieb hat. Wir können es so sagen: Gott hat eine Schwäche für die Schwachen! - Das ist der Grund, auch jetzt den Mut nicht zu verlieren und fröhliche Zuversicht bewahren. Das und sonst nichts. „Freut euch, was auch immer geschieht!“ - "Seid allezeit fröhlich!"
Vielleicht noch ein zweites Beispiel: Eine alte Frau muss ins Krankenhaus. Sie hat eine schwere Operation vor sich. Es geht um Leben und Tod. Sie weiß das und fragt sich, ob sie es schaffen wird, und sie hat große Angst! Wenn diese alte Frau nun hört: Seid allezeit fröhlich!, dann heißt das nicht dass sie voller Zuversicht auf die Ärzte blickt und sich sagt: Die werden das schon machen! Die sind ja so geschickt und werden auch einen guten Tag haben, wenn sie den Eingriff machen.
Auch wird sie sagen und denken: Es sind so nette Schwestern hier im Krankenhaus und so gute Pfleger! Die werden sicher alles tun, was richtig ist, und mir wird schon nichts geschehen.
Auch wird sich die alte Frau nicht einreden: Die Medizin ist doch schon so weit! Ist es auch eine schwere Operation, so ist sie doch heute schon Routine und es kann gar nichts schiefgehen.
Sicher ist es gut, wenn sie Vertrauen zu den Ärzten und dem Pflegepersonal hat. Auch der modernen medizinischen Technik darf sie etwas zutrauen. Aber darauf beruht nicht die Hoffnung, die sie haben darf! Diese hat einen anderen Grund!
Ihr fröhliches Gesicht wird von daher kommen, dass sie weiß: Mein Gott ist bei mir! Ich glaube: Es kann nur daher kommen! Denn Menschen machen Fehler. Sie können falsche Entscheidungen treffen. Auch die Technik ist nur so gut wie die, die sie anwenden. Gott dagegen unterliegt keiner Tagesform. Er macht nichts falsch. Sein Plan mit uns ist immer gut und richtig. Der alten Frau können wir wünschen, dass sie weiß, dass Gott sie in seiner guten Hand hält. Dass sie weiß, er entscheidet zuletzt, wie es ausgeht, was menschliches Können und Geschick an ihr tun. Aus diesem Wissen heraus könnte sie sogar ihr Vertrauen behalten, wenn die Operation nicht so ausgeht, wie sie sicher hofft.
Wir wissen ja aus vielen Worten Jesu, dass Gottes Liebe selbst am Tod keine Grenze hat und niemand ins Leere fällt, wenn er sterben muss. Auch da wird Gott sein. Und wir - und eben auch die alte Frau - wird bei Gott sein und alle Schmerzen, alles Leid und alle Krankheit ablegen dürfen. Von dieser letzten guten Aussicht her kann auch für sie die gelöste Miene und das Gefühl einer großen Geborgenheit kommen. - „Freut euch, was auch immer geschieht!“ - "Seid allezeit fröhlich!"!
Liebe Gemeinde, unsere frohen Gesichter kommen nicht von unserem Zutrauen auf Menschen. In Gott allein liegt unsere Freude, unser Vertrauen, unser Glaube und unsere Hoffnung. Wenn wir von daher heute diese eine Tugend aus dem langen Katalog des Paulus beherzigen und üben, es wäre nicht zu wenig! - „Freut euch, was auch immer geschieht!“ - "Seid allezeit fröhlich!"
„Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“