Wachsam sein!
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Wachsam sein!
Wachsam sein!
31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. 32 An welchem Tag oder zu welcher Stunde das sein wird, weiß niemand – auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.« 33 »Passt auf und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Zeitpunkt kommt. 34 Es ist wie bei einem Mann, der auf Reisen ging. Er verließ sein Haus und übertrug seinen Dienern die Verantwortung. Jedem teilte er seine Arbeit zu. Dem Wächter an der Tür befahl er: ›Bleib wachsam!‹ 35 Bleibt also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt: spät am Abend, um Mitternacht, beim ersten Hahnenschrei oder früh am Morgen. 36 Wenn er plötzlich kommt, soll er euch doch nicht im Schlaf überraschen. 37 Was ich euch sage, das sage ich allen: Bleibt wachsam!«
Liebe Gemeinde.
In der vergangene Woche im Urlaub war ich etwas unterwegs. Und egal wo man hinkommt, überall liefen die Vorbereitungen für die Adventszeit schon am letzten Wochenende auf Hochtouren Egal ob ich in Cheb – Eger in Tschechien oder in Zwickau war. Aber auch mancher Private konnte es nicht lassen, schon sein Fenster zu dekorieren. Und in Hof wollte man ursprünglich den Weihnachtsmarkt am vergangenen Freitag schon eröffnen. Erst aufgrund des Vetos der Kirchen wird er nun erst morgen als stiller Markt eröffnet und kommenden Freitag offiziell als Weihnachtsmarkt.
Ich will das mit dem verfrühten Adventsgeschehen nicht kritisieren , sondern ich will nur fragen.
Ich will fragen, ob man damit nicht unter anderem auch etwas anderes überspielen will? Nämlich die Frage nach dem Letzten, die ja bisher in unserer Gesellschaft besonders an den beiden letzten Sonntagen vor dem 1. Advent gestellt werden, am Volkstrauertag, wo man der Opfer der beiden letzten Weltkriege gedenkt und heute am Ewigkeitssonntag oder wie er landläufig heißt dem Totensonntag.
Dem Sonntag, wo wir derer gedenken, die verstorben sind und wo wir uns auch der Frage stellen, was bleibt? Was bleibt, nach dem wir gestorben sind? Was ist unsere Hoffnung, die uns trägt? Wohin geht der Weg nach dem Tod?
Und heute wird uns zugesagt, dass es Jesus ist, dessen Wort ewigen bestand hat. Und dessen Wort, das Wort ist das Leben schafft. Ein Leben, dass die Macht des Todes besiegt hat
Und es ist das Wort, das uns zur Wachsamkeit mahnt, das uns daran erinnert, dass das Kommen unseres Herrn noch aussteht.
Wir hören Worte Jesu aus dem Markusevangelium Kapitel 13, 31-37
31 Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.
32 Doch wann jener Tag und jene Stunde sein werden, weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn; nur der Vater weiß es.
33 Seht euch also vor und seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist.
34 Es ist wie bei einem Mann, der verreist. Bevor er sein Haus verlässt, überträgt er seinen Dienern die Verantwortung und teilt jedem seine Aufgabe zu. Dem Türhüter befiehlt er, wachsam zu sein.
35 Darum seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt: ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim ersten Hahnenschrei oder früh am Morgen.
36 Seid wachsam, damit er euch, wenn er unvermutet kommt, nicht schlafend antrifft.
37 Ich sage es euch und sage es allen: Seid wachsam!«
Zur Wachsamkeit werden wir aufgerufen. Viermal kommt dieses Wort in unserem Text vor. Es ist sozusagen ein Gegenwort gegen alle Müdigkeit, gegen alle Lebensmüdigkeit, gegen alle Sterbensmüdigkeit.
Mancher von uns hat ganz besonders im vergangenen Jahr die Vergänglichkeit des Lebens erfahren. Da lief nicht mehr alles seinen gewohnten Gang, sei es durch schwere Krankheit, den Verlust lieber Angehöriger oder auch gleich alles zusammen. Da denkt man, dass man mit angezogener Handbremse durch Leben fährt. Entsprechend hoch sind die Reibungsverluste. Darum ist auch Trauern harte Arbeit. So werden wir zur Wachsamkeit ermahnt.
Beim Sterben eines geliebten Menschen hat mancher auch erlebt, was es heißt wachsam zu sein. Da sind die durchwachten Nächte am Bett
des Sterbenden. Da sind die Bilder, die seither mein Leben bestimmen und immer wiederkommen. Da ist die Sehnsucht, noch einmal dem Geliebten ein Wort sagen zu können. Es sind die leeren Räume, die der Mann, die Frau, der Sohn, die Tochter, die Mutter, der Vater nicht mehr betritt. Aber auch Leiden hat zu seinem Ziel gefunden, ist vorbei, der Friede ist eingekehrt.
Aber nun steht da auch die Frage im Raum: Wie geht es jetzt weiter? Und da hören wir die Zusage und Aufforderung von Jesus zugleich: Seid wachsam!
Seid wachsam, weil zwar Himmel und Erde vergehen, aber meine Worte eben nicht vergehen werden.
So nehmen wir unsere Vergänglichkeit sehr bewusst wahr. Unsere Welt ist tief gefährdet. Hunger, Not und Krieg nehmen endzeitliche Ausmaße an.
Und ich, der einzelne Mensch, spüre tief in mir: »Auch ich bin eines Tages dran.«
Mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln setzen wir uns dem näher kommenden Tod zur Wehr, aber wir wissen es: Er wird siegen, und wir werden unterliegen.
So lasst uns von Jesus mit seinem Gegen-Wort zum Glauben und zur Hoffnung einladen.
»Meine Worte werden nicht vergehen!« Deshalb seid wachsam.
Flieht nicht, sondern lasst die Tagesordnung eures Lebens von Gott dem Vater bestimmen. Er weiß um die Stunde und den Tag, das Ziel unseres Lebens.
1. Seid wachsam, weil Gott die Stunde bestimmt
Ist Ihnen das auch aufgefallen, wie Jesus hier im Predigttext zu seinen Jüngern spricht? Er macht ihnen klar, dass keiner außer Gott die Stunde bestimmt, nicht einmal er Jesus, der Sohn Gottes.
Was das Ende der Zeiten und der Welt angeht, das ist tatsächlich Chefsache. Da lässt sich Gott von keinem in die Karten schauen.
Mit seinen Worten will Jesus unseren Glauben stärken. Er will nicht unsere Neugier befriedigen, sondern er wirbt um mein Vertrauen. Denn spätestens, wenn ich sterbe, habe ich kein Einfluss mehr auf mein Leben nach dem Tod. Anstatt im Trüben zu fischen, wie das so viele gerne tun, wenn sie sich auf Wahrsagerei und Horoskope einlassen, haben wir als Christen unseren Grund und unsere Hoffnung auf den einen Herrn der Welt zu setzen.
Vielleicht haben auch sie schon diese Erfahrung in ihrem Leben und in ihrer Familie gemacht. Da ist die Lebenszeit eines Menschen abgelaufen. Und das Ganze geht oft rechnerisch und logisch nicht auf. Es entstehen bittere Fragen. Die nehme ich dann sehr ernst: »Der eine muss sterben (beispielsweise ein Kind auf der Krebsstation), und der andere darf nicht sterben?
Wir kommen dann an die Grenzen menschlichen Begreifens. Da helfen uns dann keine Bilder mehr- Wir sehen nur noch Brüche. Dann kommen die Fragen: „Wie kann Gott das zulassen? Wo ist denn Gott? Warum? “
Genau zu solchen Menschen sagt Jesus: »Der Vater weiß darum!« Das ist keine Rechnung und keine Auskunft, mit der wir unser zerbrechendes Leben reparieren können. Das ist Anrede.
Der Psalmbeter betet: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ (Psalm 73,23)
Gerade, wenn Sie das schmerzlich erleben, möchte ich Ihnen zusagen: Ihr Leben und ihre Zeit steht in seinen Händen. So ist es gut, dass Gott die Stunde bestimmt. So können wir singend beten: Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir. Du gibst Geborgenheit, du kannst alles wenden. Gib mir ein festes Herz, mach es fest in dir.
2. Seid wachsam, weil Gott uns an die Aufgaben stellt
Wir werden aufgefordert, wachsam zu sein und auf Gottes Stunde zu warte. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen. Sondern unser Wachsamsein, soll ein aktives Wachsamsein sein. Gott will uns in unserer Zeit brauchen und jeden in seine Arbeit stellen.
Wir leben als Christen auf Hoffnung und haben darum in dieser Welt immer Zeichen der Hoffnung zu setzen. Das war bei den ersten Christen schon so und das sollte auch heute bei uns so sein.
Als der Apostel Paulus durch Kleinasien zog und die ersten Gemeinden gründeten, lebten die Christen damals in der Naherwartung: „Unser Herr kommt bald – Marnatha!“
Die Botschaft des Glaubens fiel auf guten Boden die Gemeinden wuchsen rasch. Man feierte die Gottesdienste und brach im Abendmahl das Brot. Wo bei das Abendmahl eine umfangreichere Mahlzeit war.
Aber man spürte schnell, da ist noch mehr zu tun. Man begann sich in den Gemeinden umeinander zu kümmern. Diakone wurden eingesetzt, die sich um die Gemeindeglieder kümmerten. Für die bedürftige Gemeinde in Jerusalem wurde gesammelt. Der Apostel Paulus ermutigte die Christen sich für Staat und Gesellschaft einzusetzen, und für die Regierung zu beten
So finden wir auf der einen Seite die glühende Hoffnung, dass die Vollendung der Welt und das Ende aller Sorgen kurz bevorstehe – und auf der anderen Seite die Verantwortung für diese Welt, weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus.
Auch heute können wir diese Beobachtung machen. Wo Menschen mit neuer Hoffnung begabt und begnadet sich auf den Weg machen, da ändern sich die Umstände, in denen sie leben. Da wird Versöhnung möglich, wo vorher nur Streit herrschte. Da entsteht hoffentlich Verantwortung für den Menschen neben mir.
Ich war am vergangenen Sonntag im Kloster Waldsassen. Es ist schon erstaunlich, was da gerade 10 Nonnen aus der Kraft des Glaubens heraus bewegen können. Einerseits die herrliche Basilika, die Mädchenrealschule, das Gästehaus und noch vieles mehr Und natürlich auch dies geistliche Ausstrahlung ins Land. Alles getragen im Gebet.
Wir müssen gerade wieder als Gemeinde aus dem Gebet heraus, wachwerden für die Nöte, in denen unsere Nächsten leben.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass diese Haltung mit wachsendem Wohlstand unter den Christen eher im Abnehmen als im Wachsen ist. Deshalb erinnert uns Jesus ganz deutlich: Seid wachsam, wenn Gott euch Aufgaben zuweist.
Lassen Sie uns auch nicht nachlassen in der Fürbitte. Indem wir die Not wahrnehmen und vor Gott bringen, helfen wir schon, sie zu lindern. Manchmal reicht es, wenn wir einem Kranken, einem Traurigen, einem Sterbenden das eine Wort Gottes sagen, das er so dringend braucht. Jesus gibt uns einen ganzen Sack voller Hoffnung mit und fordert uns auf: »Tragt mein Wort zu den Menschen!« Trauen wir uns, das einmal jemandem zu sagen: Christus ist für dich das Licht der Welt, der gute Weinstock, das Brot des Lebens, der gute Hirte, die Auferstehung und das Leben! Bringen Sie ihn ins Gespräch!
Und schließlich:
3. Seid wachsam, weil Gott von uns Rechenschaft fordert
Ein längst vergessenes Kapitel christlichen Lebens möchte ich auch noch wachrufen. Nicht nur weil es Thema dieses Sonntags ist. Es wird bei den Christen viel zu sehr schnell verdrängt.
Gott fordert am Ende der Zeit Rechenschaft. Die Endzeitgleichnisse von Jesus lassen hier keinen Zweifel offen. Er will uns zum einen wach finden. Das heißt nun nicht, dass wir uns ein nervöses, überspanntes Christenleben angewöhnen.
Man kann Gott auch mit einem guten Schlaf ehren. Aber wir sollen gefasst sein mit unserem Leben, dass der Tag anbricht.
Für den einen bricht er an mit seinem Sterben, für andere kann es wirklich der wiederkommende Herr sein.
Es kann sein, dass wir das nicht gerne hören und beiseite schieben möchten. Aber stellen Sie sich vor, Sie hätten einen lieben Gast eingeladen.
Der muss weg, aber Sie wissen genau, er kommt auf alle Fälle wieder. So vertrauen und glauben Sie dieser Ankündigung. Warten wir Christen auf diesen Tag wie auf einen lieben, lang ersehnten Gast!
Denn es kann uns ja nichts Besseres geschehen, als dass er kommt.
Wachsam bleiben, liebe Gemeinde, das ist für mich bis heute immer die Einladung zu einem persönlichen Glauben.
Daran komme ich nicht vorbei. Daran kommen wir alle nicht vorbei.
Amen.