Wir haben einen Gott, der uns gerne hört.

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Wir haben einen Gott, der uns gerne hört.

Liebe Gemeinde,
die Gerichtsshows am Nachmittag im Privaten Fernsehen sind jetzt ein Auslaufmodell, nachdem in ihnen viele Jahrelang verschiedenste Menschen abgeurteilt wurden – vom Schwerverbrecher bis zum dummen Schülerstreich.
Sie werden jetzt abgelöst, zwar von den fast gleichen Schauspielern. Diese sind jetzt Anwälte, die Benachteiligten zu ihrem Recht verhelfen. Überhaupt haben solche Sendungen, wo Menschen geholfen wird, wo Menschen ihr Recht bekommen interessanterweise Hochkonjunktur. Es ist ja im Leben wirklich meistens so, wie es die Redewendung sagt „Recht haben und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe.“
Sicher gibt es in unserem Staat für die Leute, die es sich finanziell nicht leisten können die Gerichtskostenhilfe. Aber ob das reicht.
Nun zur Zeit Jesu war das Rechtssystem noch viel schlimmer daran. Da bekam eben der Recht, der einen Richter am besten bestechen konnte. Da hatten die Armen die geringsten Chancen. Erst recht deine mittellose Witwe. Aber von so einer mittellosen Witwe erzählt uns Jesus und wie die zu ihrem Recht kam. Wir lesen Lukas 18,1-8:
Das Gleichnis von der Witwe und vom Richter
1 Jesus wollte seinen Jüngern zeigen, dass sie unablässig beten sollten, ohne sich entmutigen zu lassen. Deshalb erzählte er ihnen folgendes Gleichnis:
2 »In einer Stadt lebte ein Richter, der fragte nicht nach Gott und nahm auf keinen Menschen Rücksicht.
3 In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe. Sie kam immer wieder zu dem Richter und bat ihn: ›Verhilf mir in der Auseinandersetzung mit meinem Gegner zu meinem Recht!‹
4 Lange Zeit wollte der Richter nicht darauf eingehen, doch dann sagte er sich: ›Ich fürchte Gott zwar nicht, und was die Menschen denken, ist mir gleichgültig;
5 aber diese Witwe wird mir so lästig, dass ich ihr zu ihrem Recht verhelfen will. Sonst bringt sie mich mit ihrem ständigen Kommen noch zur Verzweiflung.‹«
6 Der Herr fuhr fort: »Habt ihr darauf geachtet, was dieser Richter sagt, dem es überhaupt nicht um Gerechtigkeit geht?
7 Sollte da Gott nicht erst recht dafür sorgen, dass seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, zu ihrem Recht kommen? Und wird er sie etwa warten lassen?
8 Ich sage euch: Er wird dafür sorgen, dass sie schnell zu ihrem Recht kommen. Aber wird der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde solch einen Glauben finden?«
Wir haben einen Gott, der uns gerne hört.
Liebe Gemeinde,
eigentlich hatte die Witwe ganz schlechte Karten im damaligen Rechtssystem. Sie stand in der sozialen Leiter ganz unten. Sie war allem so gut wie schutzlos ausgeliefert, wenn sie nicht in einem Familienverband lebte. So einer einzelnen Frau hilft niemand. Sie kann sich auch keinen Anwalt leisten. Sie ist ganz und gar auf sich selbst gestellt. Wer hörte schon damals auf diese Frau? Ja wird denn ihre Anklage überhaupt bei Gericht zugelassen? Und doch schafft sie es! Wodurch? Sie schaffte es durch ihren Mut und ihre Zähigkeit, durch ihre Ausdauer und durch ihre Treue.
Sie bliebt sich selbst Treu und hatte den langen Atem bis sie es schaffte, dass der Richter ihr zu ihrem Recht verhalf.
Jesus vergleicht ihre Situation mit unserem Beten vor Gott. Er ermutigt uns dazu so vor Gott zu treten und zu beten, wie die Witwe den Richter bedrängte.
Wie sieht das denn mit unserem Gebet aus? Sieht es so aus oder anders?
Ist es wirklich so einfach das zu tun? Gott lange genug in den Ohren liegen bis sie glühen, bis Gott endlich eingreift und hilft?
Wenn wir im Konfirmandenkurs das Thema Gebet behandeln, mache ich am Bild des Kaugummiautomaten deutlich, dass Gott so nicht ist.
Gott ist kein Kaugummiautomat, wo man das Geldstück oben rein wirft und unten kommt der Kaugummi heraus. So kann man bei Gott nicht einfach ein Gebet sprechen, und es wird postwendend erfüllt.
Genauso ist Gott auch keine Zählmaschine, wo die Anzahl unserer Gebete gezählt werden. Es gibt ja bei den tibetanischen Tempeln diese Gebetsmühlen, die muss man nur viel und oft drehen. Ich muss nur genügend Gebete zu Gott gerichtet haben, dann wird er schon richtig handeln.
Nein, das ist die falsche Einstellung, denn das Gebet ist etwas ganz anderes.
Es ist das Reden des Herzens mit Gott.
Es ist ein Gespräch mit dem himmlischen Vater, der sich erbarmt.
Es ist ein Reden und Ringen, leidenschaftlich, angefochten, verletzlich.
Und Gott – er kann eben immer noch Ja oder Nein sagen. Das habe ich nicht in meiner Hand. Im Gebet setze ich mich aus, ich stehe mit leeren Händen vor Gott. Hier bin ich arm, elend, nackt und bloß. Ich bin ein Bittsteller. Die letzten überlieferten Worte Martin Luthers machen es uns deutlich: „Wir sind Bettler. Das ist wahr.“
Wir sind angewiesen auf Gottes Güte, auf sein zugewandtes Angesicht.
Es ist nicht unsere Hartnäckigkeit, die es macht.
Von der Witwe können wir es lernen, es ist die Entschlossenheit. Es ist ihre Entschlossenheit, die den Richter in die Knie zwingt. Richtig resolut steht die Witwe täglich vor der Tür des Richters und fordert. Fast draufgängerisch und zu allem bereit.
Vergleichen wir einmal dieses Auftreten der Witwe mit unserem Gebet! Sind wir da nicht wirklich manchmal so richtig lasch mit unserem Beten?
Da beten wir: Lieber Gott, mach aber nicht unser Wille, sondern dein Wille geschehe. Ehe wir unsere Bitte richtig ausgesprochen haben, haben wir schon alles relativiert um was wir bitten: „Auch eigentlich so ganz ernst meine ich es doch nicht!“
Da falten wir oft unsere Hände so richtig erwartungslos. Unser Gebet rasseln wir herunter. Wenn wir fünf Minuten später nachfragen würden, was wir gebetet haben. Wir haben es schon vergessen.
Ich habe schon Gebetsgemeinschaften, wo jedes Mal jeder seine gleiche Bitte vorträgt. Mehr nicht. Und am Schluss noch Vaterunser und Segen in Gedanken sind wir schon wieder ganz woanders – Routine.
Ganz sehen wir da die Witwe im Gleichnis, wie tritt sie da auf?
Sie will etwas erreichen, sie setzt alles daran, steht dahinter und es kommt aus vollem Herzen.
Zu solch einem Gebet will uns Jesus heute ermutigen. Gerade weil Gott anders ist als der fiese Richter. Er ist so ganz anders, eigentlich sogar genau das Gegenteil. Er liebt die Gerechtigkeit und schützt das Recht. Er hilft den Waisen und Witwen. Mit unserem Gebet rennen wir darum bei ihm offene Türen ein, denn er hat für uns ein offenes Ohr. Wir sind ihm wichtig – er ist an uns interessiert und hört uns zu.
2. Wir haben einen Gott, der uns bald errettet.
Manchmal rufen wir ungeduldig: „Schaffe mir recht“ Und es dauert etwas, manchmal auch länger.
Da stellt sich uns die Frage: Was ist denn eigentlich unser Recht vor Gott? Gibt es so etwas überhaupt? Kann ich meine Gesundheit von Gott einklagen? Kann ich Segen abfordern? Kann ich auf Wohlstand bestehen? Nein, das alles kann ich nicht! Niemand hat ein Recht darauf, behütet und bewahrt durchs Leben zu kommen.
Was ich an Bewahrung, an Gesundheit und Segen erfahre, das wird mir geschenkt.
Worauf kann ich nun bestehen? Auf einen Platz bei Gott im Himmel?
So wie Jakobus und Johannes, die darauf bestanden zur rechten und zur linken Jesu zu sitzen?
Schließlich habe ich mich doch vor vielen Jahren bekehrt, und dann ein Leben als frommer Christ gelebt. Da steht mir doch so etwas zu.
Kann ich von Gott das Heil abfordern? Wohl kaum.
Wie schreibt Luther in der Erklärung zum 2. Glaubensartikel:
Der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels ; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben.“
Es wird hier deutlich, das was uns Gott in seiner Güte schenkt, und was er mir in seiner Barmherzigkeit gibt, darauf habe ich kein Anrecht. Ich erhalte es unverdient. Gratis!
Aber dann ist es auch keine Gratisprobe, wie sie ich manchmal bei der Werbung bekommen. Nein dann ist es das Geschenk ganz.
Ich kann Gott darum bitten. Und zwar um beides, das zeitliche Wohl und um das ewige Heil. Ich sollte es auch mit ganzem Ernst tun. Aber ich kann es nicht erzwingen und einfordern.
Mag sein, dass Gott die Erhörung unserer Bitten und die Vollendung seines Heils hinauszögert. Darum nutzen wird diese Zeit als Zeit der Gnade – zur Vorbereitung – zur Einladung zum Glauben. Wir haben einen Gott, der uns bald errettet.
3. Wir haben einen Gott, der besorgt auf uns wartet.
Gott wartet. Er wartet auf uns. Es ist nicht die bedrängende Frage ob Gott unser Reden und Beten hört. Da dürfen wir wissen, bei ihm sind alle Ohren und Türen offen.
Eine ganz andere Frage ist viel wichtiger: Findet Jesus Christus bei uns Zugang? Findet Jesus Christus bei dir Zugang? Findet Jesus Christus bei mir Zugang?
An Gott scheitert das Heil nicht. Aber es könnte an uns scheitern.
Es stellt sich die Frage Jesus auch heute an uns: Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?
Es ist die alles entscheidende Frage, heute in der Gegenwart und morgen in der Zukunft:
Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.
Es kommt auf den Glauben an, heute schon und an dem Tag, wenn Jesus wieder kommt.
So lasst uns in Zuversicht und im festen Vertrauen auf Gott beten. Wir haben einen Gott, der hört und uns auch erhört.
Amen
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