Kreuzwegstationen von Tobias Kammerer

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Kreuzwegstationen von Tobias Kammerer
Begrüßung
Ich begrüße Sie herzlich... zu dieser Orgelmeditation mit Bildern zum Leiden und Sterben Jesu. In diesem Jahr bedenken wir das Leiden und Sterben Jesu mit Bildern des Künstlers Tobias Kammerer. Er hat für eine katholische Kirche — in Oberrohrbach, im Weinviertel in Österreich Glasfenster hergestellt, die uns die „Kreuzwegstationen" zeigen.
Jesu Weg ans Kreuz ist für viele die Quelle ihrer Hoffnung und Zuversicht. Anderen macht es Angst. Andere wehren sich gegen das „Evangelium vom Gekreuzigten".
Wie zerbrechlich das Leben ist...
Diese Frage kann einem kommen bei der Darstellung der Kreuzwegstationen auf Glas von Tobias Kammerer.
Das empfindliche Material spielt hier eine wesentliche Rolle: Kratzer und Blasen sind Gestaltungselemente. Kratzer, die ein Glas eigentlich wertlos machen, spiegeln hier Gewalt wieder und unterstreichen die Dynamik, die durch die Linienführung verstärkt wird: fahrige Umrisse der Figuren, wie in Eile hingepinselt, Farbspritzer, als hätte jemand etwas verschüttet; unscharfe Farbflächen. Die Bilder vermitteln den Eindruck, als hätte jemand, von der Dramatik der Ereignisse selber ergriffen, sozusagen als Berichterstatter und Augenzeuge, alles schnell aufgezeichnet und damit festgehalten — damit nicht verloren geht, was geschah...
Bild 1: Jesus nimmt sein Kreuz auf sich
Das Kreuz durchschneidet das Bild in einer Diagonale. Es scheint die Gestalt in Blau fast zu erdrücken. Eigentlich ist der aufrechte Gang eines der bezeichnenden Merkmale des Menschen. Die Gestalt hier hat ihre Haltung verloren. Ein Gesicht ist nicht wirklich erkennbar. Im Mittelpunkt steht die Last, das Schwere, das es hier zu bewältigen gilt. Blau als Farbe des Himmels — in der Bildtradition ist es sonst die Farbe des Mantels der Maria — ist hier die Farbe des Gewands Jesu. Damit ist das Gewand ein Hinweis auf seine himmlische Herkunft. Aber statt Macht sieht man hier Ohnmacht. Statt Stärke einen gebrochenen Menschen. Statt Erhabenheit stolze, teilnahmslos scheinende Menschen im Hintergrund, die ihrer Wege gehen. Blutrot ist die Farbe des Kreuzes schon hier. Das lässt nichts Gutes ahnen. Das Rot zieht sich auch durch die weiteren Bilder.
Auslegung - Sein Kreuz tragen
Das Kreuz zu tragen macht uns Angst. Darum ist die Reaktion des Petrus auch nicht verwunderlich, als er das erste Mal aus Jesu Mund hören muss, dass dessen Weg ans Kreuz führt. Ja, Petrus vermag nicht einmal, einen Sinn in diesem Weg zu sehen.
Aber als er sich dann, in einer für mich nur allzu menschlichen Regung, dagegen wehrt, dass Jesus seinen Weg ans Kreuz geht, fährt dieser ihn an: "Petrus, du meinst nicht, was göttlich, sondern, was menschlich ist."
Und dann spricht Jesus jene Worte, die zum festen Bestandteil unserer Sprache geworden sind: "Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen [...], der wird's erhalten. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?"
Eine Nonne wurde einmal im Fernsehen gefragt, ob sie so etwas wie einen Auslöser für ihren Weg ins Kloster benennen könne.
Diese Nonne hat daraufhin die Geschichte ihres Lebens erzählt.
Eines Abends - sie lag im Bett, irgendwo in einer Einrichtung für Leistungssportler, und neben ihr lag eine Bibel - schlug sie aus Neugier die Heilige Schrift auf.
Gefesselt, und anfangs wohl auch empört, hat sie dann vor allem eine Stelle aus der Bergpredigt, die ihr beim Blättern zufällig ins Auge gefallen war: "Ihr habt gehört", steht dort geschrieben, "dass gesagt ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar."
Am nächsten Tag stand dann ein Basketballspiel auf dem Programm dieser jungen Leistungssportlerin. In diesem Spiel, berichtete die Nonne, wurde sie ziemlich gefault. Nicht so, dass sie verletzt worden wäre, aber doch genug, um sich ihre Gegnerin einmal „vorzunehmen".
Doch dann, erzählte sie, fiel ihr dieser ärgerliche Satz Jesu aus der Bibel ein, und irgendetwas hat sie dazu bewegt, entgegen ihrer üblichen Reaktion nicht Auge um Auge, Zahn und Zahn, blauen Flecken um blauen Flecken und Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und mit Jesu Gebot einmal ernst zu machen.
Ein Bibelwort und ein Faul haben das Leben einer jungen Sportlerin völlig verändert - und zwar so sehr, dass sie sich nicht nur dem christlichen Glauben zugewandt, sondern am Ende ihr ganzes Leben Gott geweiht hat und in ein Kloster eingetreten ist.
Bei der Schwester hat das Kreuztragen darin bestanden, dass sie den Weg der Vergebung für sich entdeckt hat - und dass dieser Weg, zu vergeben statt zu vergelten, sie - in Anführungsstrichen - "geheilt" hat.
Obwohl sie eigentlich vorher auch schon zufrieden mit sich und ihrem Leben gewesen ist.
Hören wir noch einmal Jesu Wort: "Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?
Im Verzicht auf Gewalt und in der Macht der Vergebung liegt die größte Kraft, die wir finden können.
Bild 2: Simon hilft Jesus das Kreuz tragen
Eine Gegenbewegung wird erkennbar. Die Wegrichtung Jesu, die in diesem Kreuzweg von links nach rechts führt, wird hier unterbrochen. Eine Gestalt in Grün stellt sich der Laufrichtung entgegen. Erschien das Kreuz in Bild 1 erdrückend, wirkt es hier leicht. Simon von Kyrene ist es, der für Entlastung auf dem schweren Weg sorgt. Er ist einer, der eingreift, den nicht kalt lässt, was geschieht. Einer, der anpackt, einer, der sieht, dass er hier gebraucht wird. Die Menschenmenge, die sonst für den Bildtypus dieser Leidensstation prägend ist, spielt hier keine Rolle. Die Konzentration gilt allein der helfenden Figur, deren Besonderheit, ja Einzigartigkeit dadurch unterstrichen wird, dass nur hier die Farbe Grün, die Farbe der Hoffnung, vorkommt. Nur Simon von Kyrene trägt Grün, ein Mensch, der für einen Hoffnungsschimmer steht. Ein Lichtblick in der Passionsgeschichte...
Auslegung - "Sie legten das Kreuz auf ihn"
Rot und Grün spielen hier eine besondere Rolle. Die rote Farbe des Kreuzes erinnert an Blut und Leiden. Es ist aber auch die Farbe der Liebe und steht so für die Leidenschaft im doppelten Wortsinn, die Jesus für Gott, seinen Vater, und für uns Menschen hatte, und die ihn dazu trieb, den Weg ans Kreuz zu gehen.
Grün, die Komplementärfarbe zu Rot, gilt allgemein als Farbe der Hoffnung und des neuen Lebens.
Grün ist aber, was weniger bekannt ist, im Mittelalter zur Zeit der Minnesänger, ebenfalls die Farbe der Liebe, vor allem der beginnenden, aufkeimenden Liebe.
In dieser Farbe hat der Maler eine große, kräftige menschliche Gestalt dargestellt.
Sie steht aufrecht und in dynamischer Schritt-Stellung.
Mit beiden Händen zupackend hält sie das Kreuz.
Das Kreuz wirkt auf diesem Bild leichter als auf dem ersten, wo es schwer lastend auf Jesus lag, der darunter tief gebeugt war.
Die kräftige Gestalt auf diesem Bild kann das Kreuz aufrecht halten.
Die braunen und hellgrünen Flächen und schwarzen Linien, die im Hintergrund zu sehen sind, steigen von links nach rechts an und deuten damit den auf den Berg Golgatha hinaufführenden Weg an.
Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. -so heißt dieses Bild.
Hört man diesen Titel, so könnte man meinen, dass Simon Jesus aus Mitleid zu Hilfe geeilt ist, weil er nicht mehr mit ansehen konnte, wie dieser sich mit dem schweren Kreuz abmühte und kurz vor dem Zusammenbruch stand.
Die traditionelle Bezeichnung dieser Kreuzweg-Station verrät nicht, dass hier von Freiwilligkeit keine Rede sein kann.
Vielmehr erzählt uns der Evangelist Lukas: "Und als sie ihn (Jesus) abführten, ergriffen sie einen Mann, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf ihn, dass er's Jesus nachtrüge."
Mit ähnlichen Worten berichten auch Markus und Matthäus vom Zwang, der auf Simon ausgeübt wurde, damit er das Kreuz Jesu trug.
Es ist also keineswegs eine Geschichte von Hilfsbereitschaft und Edelmut, die hier stattfindet: Die römischen Soldaten schnappen sich einen aus der Menge und zwingen ihn, das Kreuz des verurteilten Jesus zu tragen.
Sie tun das nicht, weil ihnen der arme Delinquent leid tut, sondern damit es vorangeht und weil sie nicht wollen, dass Jesus ihnen, geschwächt, wie er ist, noch auf dem Weg zur Hinrichtung wegstirbt.
Und Simon hat gar keine andere Wahl, als anzupacken.
Sich den Soldaten zu widersetzen hätte wohl wenig Aussicht gehabt.
Auch Jesus hat keine Wahl, weder, ob er das Kreuz tragen will, noch, ob er sich dabei helfen lassen will.
Das eine wie das andere wird ihm aufgezwungen.
Denn es ist die Erfahrung vieler Menschen, dass sie unter ein Kreuz gezwungen werden, oder dass sie gezwungen sind, das Kreuz eines anderen mitzutragen.
Brigitte und ihr Mann kennen den Ausgang ihrer Geschichte nicht. Doch anders als Simon von Kyrene kennen sie den Ausgang der Kreuzweg-Geschichte Jesu. Als Brigitte merkte, dass sie mit der Angst und Dunkelheit ihrer Krankheit allein nicht fertig wurde, hat sie den Kontakt zu einer Seelsorgerin gesucht. Sie ist für Brigitte eine Art Gewährsfrau für die Wahrheit und Macht Gottes, die hinter der Leidensgeschichte Jesu steht und hinter allem, was ist. Die Gespräche mit der Seelsorgerin helfen Brigitte, dieser Macht Gottes zu trauen. Darauf zu trauen, dass Gottes Macht und Wahrheit da ist, auch wenn sie, wie einst Simon unter dem Kreuz, das nicht sehen kann. Sie helfen ihr, auf das Leben zu schauen, nicht als Vertröstung auf die Zukunft nach dem Leid, sondern auf das Leben trotz Leid, im Leid, durch das Leid hindurch. So ist die schwarze Decke der Angst für Brigitte leichter und durchsichtiger geworden. Die grüne Farbe der Hoffnung und des neuen Lebens ist sichtbar geworden.
Bild 3: Jesus begegnet den weinenden Frauen
Noch eine Begegnung. Wieder als Gegenbewegung dargestellt. Doch eigentlich ist gar keine Bewegung erkennbar wie bei Simon von Kyrene. Wie zur Salzsäule erstarrt sind Umrisse von Frauen erkennbar. Blaue Farbspuren mögen an Tränen erinnern. Dennoch: die Haltung von Trauer wird angedeutet — mit nur ganz wenigen Strichen. Das Rot des Kreuzes ist hier übergesprungen auf die weinenden Frauen. So wie Trauer einen eben ergreift, befällt, ausfüllt. Vielleicht ist die eigentliche Farbe der Frauen ein leuchtendes Gelb gewesen. Als sei es unter dem vielen Rot verschüttet, so sieht es aus, wenn es an einigen wenigen Stellen noch hervor scheint. Welche Funktion hat Trauer? Was bewirkt sie? Was verändert sie? Was kann es Jesusbedeuten, •wenn er bei seinem unumkehrbaren Weg hier Menschen begegnet, denen er nicht gleichgültig ist, die beweinen, was hier geht?
Auslegung - Die Frauen
Die Frauen, die Jesus folgen, sind schemenhaft dargestellt. Die Farbe des Kreuzes, die Farbe des Blutes prägt auch ihr Gewand.
Jesu Worte weisen voraus auf das Schicksal Jerusalems, das etwa 40 Jahre später von römischen Truppen völlig zerstört werden sollte.
Auch Menschen müssen ihr Kreuz tragen - und Jesu Mitleid zeigt, dass das Schwere, das Menschen oft tragen müssen, nicht von ihnen verschuldet oder gottgewollt sein muss.
"Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder."
Kann, soll man deswegen die Farbgebung, die der Künstler gewählt hat, auch anders deuten?
Fast scheint es, dass die Farbe der Gewänder der Frauen in die des Kreuzes übergeht und so auf Jesus Schulter gelegt wird?
Die Schwere des Leids, des Elends und der Trauer der Menschen wird zu Jesu Leid und Elend.
Das Böse
Doch noch ist das Böse sichtbar. Der schwarze Drache im rechten unteren Eck des Bildes wirkt harmlos. Oder ist es eher eine Schlange, wie sie uns schon in der Paradiesgeschichte am Anfang der Bibel begegnet?
Es kann jederzeit wieder auftauchen und stärker werden.
In diesem Bild allerdings hat das Böse keine Macht. Es wird zu einer harmlosen kleinen Drachengestalt, an die Seite gedrängt.
Jesus überwindet das Böse. Er nimmt alle Last, alles Leid und Elend der Welt auf sich. Leid Menschen begleiten Jesus auf dem Weg ans Kreuz. Es ist ihre Last, die Jesus da in Form des Kreuzes trägt. Es ist ihre Schuld, die Jesus da auf sich genommen hat. Es ist ihr Leid, in dem Jesus ihnen nahe ist. Es ist ihre Trauer, die Jesus ihnen nimmt. Es ist ihre Verzweiflung, die Jesus trägt.
Tränentropfen verteilen sich über das ganze Bild. Aus dem Bild heraus schaut er auch uns an, die Betrachter.
Wir
Aus dieser Frage spricht Jesu Fürsorge. Sie lenkt unseren Blick von uns weg, hin auf die Nöte der Welt. Denn ja, zu weinen, zu klagen haben wir.
Sollten wir beispielsweise nicht auch darüber klagen, dass unser Land durch den Export von Rüstungsgütern kräftig an Konflikten in der Welt mitverdient?
Aber Jesu Wort: "Weint über euch und eure Kinder", enthält doch auch einen Appell: Nicht nur bei uns zu bleiben, sondern auch Jesu Fürsorge zu unserer zu machen. Er nimmt sie ernst in ihrer Trauer und lenkt den Blick derer, die um ihn stehen, auf den wirklichen Anlass zur Klage: auf die Not der Welt, die er liebt.
Bild 4: Jesus wird seiner Kleider beraubt
Die Würde des Menschen ist ein Kulturgut aller Kulturen dieser Erde. Hier wird ein Mensch sichtbar seiner Würde beraubt. Nach dem schamlosen Würfelspiel wird Jesus nackt dastehen. Auf diesem Bild scheint alles verloren. Figuren wie Schemen. Persönlichkeit? Individuelle Züge? Gleich Null. Menschlichkeit scheint es hier nicht mehr zu geben. Die Würfel beherrschen die Szene. Wo ist Jesus? Wer ist Jesus? Das Zeichen für Jesu himmlische Herkunft, in der Bildsprache dieser Kreuzwegstationen die blaue Farbe des Gewandes, steht nicht mehr in Verbindung zu seiner Gestalt. Das Gewand wechselt den Besitzer, ein Landsknecht wird es tragen, einer, der wohl eher nichts von der Bedeutung dessen ahnt, was hier geschieht. Und doch: Das Blau ist nicht verloren. Nur auf diesem Bild taucht es als Farbe des Himmels auf: Eine Horizontlinie ist rechts im Hintergrund erkennbar. Darüber ein blauer Himmel.
Auslegung - Der Erhöhte
Die Darstellung ist verschwommen, die Personen sind nur schemenhaft dargestellt. Nur das Gewand ist leuchtend blau, klar und scharf, im Mittelpunkt des Bildes. Scheinbar nackt und bloß steht er vor den Soldaten - ein Mensch, seiner Würde beraubt.
Seine Kleider haben bisher überhaupt keine Rolle gespielt, jetzt rücken sie in den Vordergrund des Geschehens.
Das Gewand Jesu und die Würfel, mit denen die Soldaten darum feilschen, sind auf dem Bild in kräftigen Farben gezeichnet.
Ein nackter Mensch ist wehrlos, der Schande und der eigenen Scham ausgesetzt - eine bis heute beliebte Methode von Henkers knechten, um ihre Opfer zu erniedrigen und deren Selbstbehauptungswillen zu brechen.
Es macht sichtbar, wohin Jesus von Geburts wegen eigentlich gehört: in die Sphäre des Himmels.
Auch auf der Erde bleibt er der Sohn Gottes. Jetzt allerdings hat er nichts Himmlisches mehr an sich.
Elend, nackt und bloß muss er den Weg ans Kreuz gehen, muss Leid ertragen und die tiefste Erniedrigung, die Menschen widerfahren kann.
Im Gegenteil: Für die Christen haben das Leid Jesu und sein gewaltsamer Tod seine Erhabenheit nur größer gemacht.
.Jesus von Nazareth, König der Juden" soll Pilatus über das Kreuz Jesu geschrieben haben.
Jesus selbst redet im Johannesevangelium von seiner "Erhöhung", wenn er von seinem Sterben spricht. Doch zugleich öffnet er damit die Tür zum Himmel.
Auch auf dem Bild ist der Himmel schon ganz nahe, im Blau des Hintergrunds sichtbar.
Nicht mehr lange dauert es, bis Jesus in den Himmel und zu Gott zurückkehren kann, zur Rechten Gottes.
Ob sie wissen, welche Botschaft sie mit seinem Gewand in die Welt tragen?
Menschen haben die Fähigkeit, anderen viel Leid zuzufügen, oft gezielt und mit dem Wunsch zu verletzen, manchmal ohne Absicht und ohne es zu merken.
Manchmal merken wir, wie andere über uns lachen, manchmal bilden wir es uns nur ein.
Jugendliche erleben fast alles, was mit ihrem Körper zu tun hat, als peinlich und schämen sich für die Veränderung, die mit ihnen vorgeht.
Als Erwachsene sind wir selbstbewusster, haben eher gelernt, auch eigene Fehler und Unvollkommenheiten zu akzeptieren.
Unzerstörbare Würde ist uns geschenkt, weil Gott uns für wert befunden hat, seinen Sohn unter uns aufzunehmen.
Bild 5: Jesus stirbt am Kreuz
Alles ist zum Stillstand gekommen. Zwei senkrechte rote Linien, einander zugewandt — durch eine leichte Krümmung angedeutet —stehen links unter dem Kreuz. Auch hier ist die rote Farbe übergesprungen auf die Personen. Die Betroffenheit durch das Geschehen ist dadurch dargestellt. Aus der Bildtradition wissen wir, das sind Maria und Johannes. In der Mitte noch einmal das Kreuz in grellem Rot, das gleichzeitig erschreckt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Kreuz scheint hier vor allem Geschehen platziert. Als wollte der Künstler das Kreuz hier noch einmal zeigen: Schau hin, was geschehen ist... Leblos wirkt der Körper Jesu, als sei es schon sein Leichnam. Hier besonders markant: Kratzer im Glas als Hinweis für Gewalt und Zerstörungswut. Spritzer von Blut über das Bild verteilt. Der Künstler schont einen nicht. Die Szene ist — wie übrigens alle anderen Bilder auch — nicht in einer bestimmten Zeit, nicht an einem bestimmten Ort platziert. Es gibt keine Andeutungen einer bestimmten Landschaft. Dieses Geschehen gilt für allezeit. Es gilt überall. Auch die Worte des Hauptmanns, der hier auf der anderen Seite des Kreuzes dargestellt ist. Der, der eigentlich von gar nichts weiß, der wie ein Handlanger erscheint, ausgerechnet der erkennt, worum es hier wirklich geht. Betroffen, erschrocken stellt er fest: „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!" (Matthäus 27,54).
Auslegung - Die Kreuzigung
Natürlich: Wir kennen hier die Figuren mit Namen: Der Gekreuzigte: Jesus von Nazareth.
Die zwei Gestalten an seiner rechten Seite: Maria, die Mutter Jesu, und Johannes, ein Jünger von Jesus. Dann, links vom Gekreuzigten, ein römischer Hauptmann. Ohne Namen ist er, aber er steht stellvertretend für alle römischen Soldaten, die diese Szene bewachen. Menschen, die vom Tod des Jesus von Nazareth in irgendeiner Form betroffen sind.
Das Rot der Liebe
Wer dieses Bild: "Jesus stirbt am Kreuz", aus den Kreuzwegstationen des Künstlers Tobias Kammerer länger betrachtet, kann in dem Rot auf den zweiten Blick eine neue Bedeutung entdecken: Das Rot der Liebe.
Rot ist auch die Farbe der Liebe! Eine neue Beziehung hat ihnen Jesus vor seinem Tod ermöglicht: Siehe, das ist dein Sohn - siehe, das ist deine Mutter!
Der Kopf des Hauptmanns ist im helleren Bereich: Ausgerechnet der mit dem "schwarzen" Herzen spricht es zusammen mit den anderen Bewachern aus: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen! Oder ist es doch auch diese überwältigende Liebe des Gekreuzigten, die ihn überwindet?
Gotteskindschaft
Wahrlich, dieser Mann, diese Frau ist Gottes Kind gewesen! Das ist ein Satz, den wir uns alle wünschen, wenn wir einmal sterben! Auch wenn das Bekenntnis des Hauptmanns damals über den gekreuzigten Jesus von Nazareth in einem noch umfassenderen, tieferen Sinn gemeint war: Für uns bedeutet diese Gotteskindschaft, mit Gott verbunden und ihm nahe zu sein.
Der Kreuzestod von Jesus entfaltet für uns - für jeden einzelnen Menschen - wohl seinen tiefsten und wichtigsten Sinn erst im Sterben: Dass wir im Sterben Gottes Kinder bleiben- egal, wie verschlungen und vielleicht auch schuldbeladen unsere irdischen Wege waren. Daran können kein noch so großer Schmerz und keine noch so zahlreichen Verwundungen etwas ändern.
Der Gottessohn tritt uns im Leben und im Sterben zur Seite - deshalb bleiben wir, wenn wir den Tod erleiden, Gottes Kinder.
Gebet
Herr Jesus Christus,
du wurdest gekreuzigt.
Deine weit ausgebreiteten Arme umfangen alle Welt.
Dein Tod schenkt uns neues Leben.
Deine Schmerzen ermutigen die Elenden.
Dein Kreuz stärkt die Sterbenden.
Sei uns gnädig, tröste und erlöse uns.
Dir sagen wir Dank, heute und alle Zeit.
Vaterunser
Segen
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