Gott braucht die Kirche nicht, aber wir brauchen die Kirche, als Symbol für die Verbindung zu Gott.

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Kirchweih Fraureuth

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Gott braucht die Kirche nicht, aber wir brauchen die Kirche, als Symbol für die Verbindung zu Gott.

Liebe Gemeinde,
Kirmes steht heute auf dem Kalender unserer Kirchgemeinde. So habe ich es auch beim Fleischer vorgestern gelesen „Zur Kirmes nehmen wir gern ihre Bestellung an.“ Nun hier in Fraureuth ist Kirmes mehr ein Familienfest, wo anders ist es mehr ein öffentliches Fest mit Kirmes-Tanz und Schausteller. Da gibt es die Kirmes-Burschen und den Umzug durchs Dorf.
Manche Leute wissen es sogar noch, dass Kirmes etwas mit der Kirche zu tun hat: Kirmes als Abkürzung für Kirchmesse oder was vielleicht noch besser zu verstehen ist, als Abkürzung für Kirchweih – das Kirchweihfest.
Wir denken also daran wie vor 274 Jahren also 1733 unsere Vorfahren hier in Fraureuth unsere Kirche wieder erbaut haben und dann 9 Jahre später wurde von Gottfried Silbermann unsere Orgel eingebaut. Doch eine Kirche gibt es in Fraureuth noch länger.
Nun steht sie schon lange hier in unserem Ort. Vielleicht nicht immer und überall von jedermann ersichtlich. Aber wer von Greiz oder von Beiersdorf kommt sieht sie in Fraureuth stehen. Und jeder, der die Gräber verstorbener Angehöriger besucht, muss an ihr vorbei. Sie steht zwar in Fraureuth nicht in der Mitte des Ortes, aber sie ist dennoch Ortsmittelpunkt.
Mancher geht an ihr schnell vorbei . Doch nicht alle.
Sondern es kommt auch mancher herein, nur mal zu Schauen, doch auch zum Gottesdienst, zur Andacht, zum Konzert, zum Gemeindeabend oder einfach nur zur Besinnung, zum Nachdenken und zum Gebet.
Mancher meint hier vielleicht Gott ein Stück näher zu sein.
Nun um die Nähe Gottes zu suchen, will uns unsere Kirche sicher einladen.
Das Bild des auferstanden Christus, der uns einlädt zu Brot und Wein, will uns an die Gemeinschaft mit Jesus Christus und an die Gemeinschaft untereinander erinnern. Es will uns einladen mit Jesus Christus Gemeinschaft zu haben.
Früher waren an der Decke unserer Kirche noch die Symbole der vier Evangelisten zu sehen: Mensch – Stier – Löwe und Adler. Das hieß jeder der in diese Kirche kam, war unter Gottes Wort, unter dem Evangelium.
Nun die Zeit unserer Väter, die diese Kirche bauten und unsere Zeit heute, sind total verschieden. Es gibt Regionen in unserem Land, da werden Kirchen geschlossen, manchmal verkauft oder auch oft dem Verfall preisgegeben. „Gott sei dank ist das hier nicht so.“
Und oft begegnet uns die Aussage unserer Mitmenschen Gott, Kirche und Religion das brauchen wir doch nicht mehr in unserem Leben. Wir können doch unser Leben selbstbestimmen.
Doch da müssen uns fragen lassen, schneiden wir uns damit nicht unsere Verbindung und unseren Halt bei Gott ab? Wo finden wir denn sonst Halt und Kraft, wenn die Krisen des Lebens kommen?
Wir Menschen brauchen einen Faden nach oben. Eine Verbindung zu Gott, denn er trägt und hält uns. Ohne ihn können wir nicht leben und er gibt uns Halt und Kraft.
Müssen wir, um mit Gott Kontakt zu haben, immer in die Kirche gehen? Wozu brauchen wir die Kirche denn eigentlich?
Einerseits macht unser Bibeltext, den wir zum heutigen Kirchweihfest hören, uns deutlich, dass Gott sich nicht an ein Haus fest bindet, sondern überall da ist. Er ist überall zu finden. Doch andererseits werden wir entdecken, dass so ein Haus, wie unsere Kirche, uns helfen kann, Gott zu suchen und zu finden.
Wir hören Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 66,1-2:
Isaiah 66:1–2 BB
1 Der Herr sagt: Der Himmel ist mein Thron und die Erde ein für meine Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir da bauen? An was für einem Ort sollte ich mich ausruhen? 2 Alles habe ich , durch mich ist es entstanden. – Ausspruch des – Aber ich schaue freundlich auf die Armen und Niedergeschlagenen, die voll auf mein Wort hören.
1 So spricht der HERR: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße! Was ist denn das für ein Haus, das ihr mir bauen könntet, oder welches ist die Stätte, da ich ruhen sollte?
2 Meine Hand hat alles gemacht, was da ist, spricht der HERR. Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort.
Gott selber braucht die Kirche nicht. Das ist klar.
Der Predigttext macht uns deutlich, dass Gott überall gegenwärtig ist und sich überall verherrlichen will. Es bedarf aus der Sicht Gottes dazu keines Hauses und keines Kultes. Das wurde damals auch durch den Propheten den Juden deutlich gemacht, die gerade aus der Babylonischen Gefangenschaft kamen und die zuerst trotz allem Elend und Armut, in der sie sich befanden, den Tempel aufzubauen begannen.
„Die ganze Erde ist mein“, sagt Gott. Gott will Herr sein innerhalb und außerhalb jeglicher Kirchenmauern.
Und Gott ist es – der von der Schöpfung her regiert und er bleibt es auch durch das Gesetz und Gericht, durch sein Erhalten, Bewahren und Geben. Er bleibt es auch dort, wo man sich gegen ihn stellt.
Gott ist nicht nur da, wo er gesucht und geglaubt wird, sondern Gott ist mitten unter unserem weltlichen und alltäglichen Leben gegenwärtig.
Überall wo wir hintreten, ist Gott da. Darum wird nicht nur am Sonntag in der Kirche der Gottesdienst gefeiert, sondern eben auch unser alltägliches Leben sollte Gottesdienst sein, ein Gottesdienst des täglichen Gehorsams und der Nachfolge.
Darum ist Gott nicht nur in Tempeln, Kirchen und Domen zu finden. Was ist es für ein furchtbarer Gedanke diesen Gott in irgendwelche Kulträume einzusperren.
Aber wozu wird dann die Kirche gebraucht? Haben unsere Väter etwa für etwas Sinnloses vor 274 Jahren Geld aus gegeben, als man diese Kirche baute, oder auch die späteren Generationen bis zu uns heute, haben wir für etwas Nutzloses Geld gespendet und uns eingesetzt.
Unser Gefühl und auch das Sprichwort, das da sagt, dass die Kirche im Dorf bleiben muss, sagen nicht dass es nutz- und sinnlos ist, sondern dass die Kirche eher wichtig ist für unseren Glauben uns unser Leben. Und auch wichtig ist für unser menschliches Zusammenleben.
Gott braucht zwar die Kirche nicht um sich finden zu lassen, aber wir brauchen die Kirche um Gott zu finden. Wir brauchen einen Ort, wo wir aus dem Trubel und der Hektik des alltäglichen Lebens herausgenommen werden. Damit wir selbst zur Ruhe, zur Besinnung und zur Andacht finden. Damit wir unsere Verbindung zu Gott stärken und festigen.
Die Kirche mit ihrem Turm will uns erinnern und ein äußerliches Symbol dafür sein, dass wir eine Verbindung nach oben, eine Verbindung zu Gott brauchen.
Dass Gott gegenwärtig ist, gilt für alle Orte in der Welt, aber es gilt nun fürs „Heiligtum“ – für die Kirche in besonderer Weise.
Wir können sicher aus dem gerade gesagten schließen, dass die Welt - Gottes Kirche ist, aber wir übersehen dann zweierlei:
1.Gott ist zwar über all in dieser Welt gegenwärtig, aber er ist in verborgener Weise gegenwärtig.
2.dass unser Verhältnis durch unser Sündersein zu Gott gestört ist und diese Störung nicht
-durch unserer Arbeitsleistung und unser Gelingen
-durch den Eindruck einer weisen Weltregierung Gottes
-und durch einen schönen Sonnenaufgang
repariert werden kann.
Es ist wahr, dass Gott im Himmel und auf Erden gegenwärtig und nicht untätig ist. Er ist unablässig am Werke. Nur seine Anwesenheit und sein Tätigsein ereignet sich in tiefer Unkenntlichkeit. Er ist und bleibt für uns oft rätselhaft.
Manchmal erkennen wir nicht in dem, was in unserem Leben geschieht, das gute Handel Gottes, sondern stellen die Frage: Gott, wo bist du?
Und trotzdem ist uns Gott nahe gekommen in seinem Sohn Jesus Christus. Jesus spricht: Niemand kommt zum Vater denn durch mich (Joh 14,6), so sgt es uns Jesus.
Darum gilt für uns heute , dass wir Gott finden , wo er mir nahe ist - in Jesus Christus. Und gerade durch Jesus Christus wird mir das befreiende Wort Gottes gesagt, das Wort das mich zum Leben führt.
Ich kann Programmiersprachen von Computer und Internet im Selbststudium erlernen, was ich persönlich manchmal auch tue, aber das Wort Gottes, das Leben schafft und erhält, muss mir gesagt werden.
Das befreiende Wort Gottes muss mir gesagt werden und es wird mir hier in dieser Kirche gesagt. Das geschieht hier im Gottesdienst.
Darum ist um unsertwillen und um des Wort Gottes willen, dass uns gesagt werden soll, - uns die Kirche ein heiliger Ort.
Darum zum Schluss noch einmal: Gott braucht die Kirche nicht, er ist überall präsent. Aber wir brauchen die Kirche, als Symbol für die Verbindung zu Gott, die uns hält, damit wir nicht verloren gehen und uns im Wirrwarr unseres Lebens verfangen. Darum denken Sie daran, wenn sie den Kirchturm sehen, dass ihr Leben eine Verbindung nach oben braucht. Einen Ort, wo sie das Wort Gottes hören und die Gemeinschaft mit anderen Christen feiern, das will die Kirche sein.
Amen
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