Dein Gott ist König!

Sermon  •  Submitted
0 ratings
· 4 views
Notes
Transcript

Dein Gott ist König!

Liebe Gemeinde,
am vergangen Mittwoch hatten wir in Fraureuth im Seniorenkreis eine Adventsfeier.
Da gab es wie meistens üblich auch Adventsgeschichten zu hören. Adventsgeschichten aus der Vergangenheit und aus der Gegenwart. Lustige Adventsgeschichten und nachdenkliche Adventsgeschichten.
Diesmal war eine Adventsgeschichte dabei, die ist mir noch lange nachgegangen ist, ja die geht mir noch heute nach. Und ich finde, dass sie sich sogar im Predigttext vom heutigen 4. Advent widerspiegelt.
Aufgeschrieben wurde sie von einer Autorin aus dem Vogtland. Sie ist eine Geschichte, die irgendwo im Erzgebirge geschehen sein kann. Ja sie kann sogar hier in Fraureuth (Reinsdorf) geschehen sein. Es ist eine Geschichte, die so auf den ersten Blick gar nichts mit Advent und Weihnachten zu tun hat. Sondern sie beginnt mit dem Zerbruch einer über 30 jährigen Ehe.
Ich gebe sie einmal in geraffter Form wieder:
Ein Mann lebte bisher sehr glücklich mit seiner Frau. Er hat erwachsene Kinder, war sehr erfolgreich im Beruf und hat nur noch wenige Jahre bis zur Rente zu arbeiten.
Doch dann kam eine junge Frau in die Firma. Sie war jetzt in der Firma für die Werbung zuständig, jung, dynamisch und erfolgreich. Der Absatz der Firma stieg enorm.
Auch er hatte ein sehr gutes Verhältnis zu der jungen Frau. Er fühlte sich in ihrer Nähe selber wieder jünger und dynamischer. Bei einer Betriebsfeier zu Weihnachten kommen sie sich näher.
Er kommt immer mehr in Schwärmen über die jungen Frau. Sein Verhältnis wird öffentlich. Er muss sich entscheiden zwischen seiner Familie und der jungen Frau, und zieht zur jungen Frau.
Dann kommt die Adventszeit. Er selbst hat einen Sturz, verletzt sich die Schulter und ist krank. Er muss zu Hause bleiben. Da spürt er auf einmal die Leere in sich. Denn die junge Frau hat keine Zeit für ihn, sondern denkt an ihre Karriere. Sie hat aber auch kein Gespür für die traditionelle Adventszeit, wie man sie im Erzgebirge lebt und wie er sie bisher aus seiner Familie kennt. Das war ihm ja die ganzen Jahre so selbstverständlich und jetzt fehlt es ihm.
Er denkt zurück, an das Gewesenen, an die Scherben, die er im letztem Jahr hinterlassen hat, an die Entscheidung die er treffen musste, als seine Frau zu ihm sage: „Sie oder ich“.
Und er denkt an das Weihnachtsgeschehen?
Gerade in seine zerrissenen Lebenssituation spricht es ihn ganz neu an und ganz anders.
Er denkt an Maria, die treusorgend sich um das Baby bemüht. Er denkt an Joseph, der bei Maria trotz der ungeklärten Vaterschaft blieb, und sich mit ihr auf die mühsame Reise machte.
Und er dachte an das kleine Kind, dass da hilflos in der Krippe lag, aber das doch viel in dieser Welt verändert hat.
Er selbst hatte zwar für seine Familie gut gesorgt, auch seine Frau war versorgt, aber er hatte nicht alles im Griff.
Seine Enttäuschung über sich selbst, wollte er nicht eingestehen. Aber er wusste, dass in den nächsten Wochen eine Entscheidung fallen musste. Er wusste schon lange, was richtig ist. Warum konnte er sich nicht aufraffen?
Doch da war ja das Kind in der Krippe, Und man sagt, es wurde geboren, dass sich nach seiner Geburt alles veränderte.
Da kam ihm der Gedanke, dass das Kind gerade für die geboren wurde , die es allein nicht schafften. So wollte er es doch versuchen.
Wer die Geschichte im ganzen lesen will kann sie gern bei mir ausborgen.
Vor den Trümmern seines Lebens steht dieser Mann innerhalb eines Jahres. Vor den Trümmern seines Lebens stehen, vielleicht ist es bei manchen von ihnen, in ihrem oder in seinem Leben auch schon so gewesen.
Auf jeden Fall ist dieser Mensch kein Einzelfall, sondern es geschieht sehr häufig. Und es geschieht immer wieder im Leben von uns uns Menschen. Auch in unserem ganz persönlichen. Darum hat mich auch diese Geschichte als die so ganz andere Weihnachtsgeschichte angesprochen.
Vor den Trümmern ihres Lebens, ihrer Kultur, vor den Trümmern ihrer Stadt stand ein ganzes Volk. Nichts war mehr so geblieben, wie in den Zeiten von König David und Salomo, alles war zerstört. Die Menschen weggeschleppt. Tabula rasa gemacht – dem Erdboden gleich . Und dann etwa 70 Jahre später ungefähr 536 Jahre vor Christus hörten die Menschen in Israel folgende Worte durch den Propheten sagen:
7 Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Isaiah 52:7–10 BB
7 Wie schön! Der Freudenbote kommt über die Berge gelaufen! Er bringt eine gute Nachricht und verkündet Frieden und Rettung. Er ruft zu: »Dein Gott herrscht als König.« 8 Hört ihr es? Die Wächter der Stadt rufen laut, sie jubeln alle vor Freude. Denn sie sehen mit eigenen Augen, wie der Herr nach Zion zurückkehrt. 9 Brecht in Freudengeschrei aus und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems! Denn der Herr tröstet sein Volk, er befreit . 10 Der Herr zeigt seine Macht vor den Augen aller Völker. Sogar in den fernsten Ländern der Erde sieht man, dass unser Gott uns rettet.
Siebzig Jahre liegt sie nun in Trümmern Jerusalem die ehemalige Hauptstadt von Israel. Sie wurde zum Symbol für den Scherbenhaufen eines ganzen Volkes.
Man kann das kaum erahnen, wie die Menschen sich gefühlt haben müssen.
Am ehesten vielleicht noch die Menschen von Dresden, die noch fast 50 Jahre an den Trümmern der Frauenkirche vorbeigehen mussten ehe sie wieder aufgebaut wurde.
Von den Trümmern Jerusalems wird hier gesprochen. Sie sind Ausdruck der Hoffnungslosigkeit eines ganzen Volkes. Da waren die Mauern der Stadt und der Häuser zerstört. Eine äußere Sicherheit gibt es nicht mehr.
Die Schönheit der Stadt ist dahin. Die prachtvollen Gebäude sind nur noch graue Schutthaufen. Und der Tempel, der Ort der Anbetung für Gott, ist nicht mehr. Er ist dem Erdboden gleich gemacht. Kein Ort mehr um Gott zu suchen, zu feiern und ihn anzubeten, das Opfer zu bringen. Kein Ort der Begegnung mit Gott ist mehr da.
Das gewohnte und geliebte Leben ist nur noch ein Trümmerhaufen.
Auch die Lebendigkeit, das Treiben in der Stadt ist zerstört. Menschen die da noch hausen, huschen wie Gespenster durch die Ecken und Winkel.
Und eine Zukunft ist nicht in Sicht. Hoffnung auf Besserung ist kaum vorhanden, oder doch?
Doch da stehen auf den Trümmern Aufklärer, die nach etwas Ausschau halten. Aber auf was?
Vielleicht doch auf einen, der ihnen sagt, dass sich ein Aufbau wieder lohnt, weil die politische Lage sich gebessert hat.
Vielleicht auf einen, der sagt, dass eh alles keinen Zweck hat.
Sie warten auf jeden Fall und sie entdecken eines Tages einen, der mit Luftsprüngen über die Berge kommt. Sie entdecken einen, der richtig beflügelt ist. An seinem Gang erkennen sie, dass er eine Freudenbotschaft bringt. Und sie wissen auch schon den Inhalt der Botschaft:
Ihr Gott ist mit ihnen. Er macht Frieden möglich, er schafft Heil, er bringt Gutes hervor, denn er ist König der ganzen Welt.
Unsere Trümmer
Vom Einstieg haben wir ja schon gehört, wie die Trümmer im Leben eines Menschen heute aussehen kann.
Eine zerrüttete Ehe, eine falsche Entscheidung, aber es können auch ganz andere Situationen und Schicksalsschläge sein, dass wir vor den Trümmern unseres Lebens stehen. Manchmal von uns selbst verschuldet, wie Israel, durch seinen Ungehorsam Gott gegenüber oder unser Mann in der Beispielgeschichte, aber auch manchmal ganz und gar unverschuldet. Vielleicht sogar durch die Schuld anderer.
Und dann kommen sie die Fragen und Anklagen, auch Gott gegenüber – und wir müssen sie auch zulassen:
Warum gerade ich? Wie kann das Gott zu lassen? Warum muss ich leiden? Aber auch die: Warum habe ich das getan?
Vielleicht gibt es dann auch Momente und Zeiten, wo wir uns von Gott entfernen, wo wir nicht mehr in die Kirche gehen können, wo wir nicht mehr beten können?
Ja es gibt sie immer wieder diese Trümmerhaufen in unserem Leben – mal sind sie sehr groß, mal nicht so groß. Mal lassen sie sich schnell überwinden, mal haben wir ein Leben lang daran zu kauen.
Und dann dennoch in den Momenten Hoffnung zu haben. Aber nicht Hoffnung nur nach dem Lebensspruch aus einem Gedicht von Roswitha Rudzinski: „Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.“ Diesen Spruch schreiben ja viele gern in ein Poesiealbum. Doch leider trägt eben diese Hoffnung nicht,wenn man vor den Trümmern des Lebens steht.
Die ganz andere Erfahrung die eben Israel und viele Menschen gemacht haben ist die, die gerade in den Worten des Propheten Jesaja zum Ausdruck kommt:
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
Einer meiner theologischen Lehrer hat einmal gesagt: „Dieser Vers ist das Urevangelium.“ Für ihn war es der Schlüsselvers des Alten Testamentes um das Neue Testament aus der Sicht des Alten Testamentes zu erschließen. Hier kommt die Wiedererrichtung des Königreiches Gottes zum Ausdruck.
Genau das ist die Hoffnung, die uns gerade dann neu aufrichten kann und will, wenn wir vor den Trümmerhaufen unseres Lebens stehen.
Es ist die Hoffnung, die uns wissen lässt, das sogar aus einem abgeschlagenen Baumstumpf wieder ein neuer Zweig wachsen kann.
Es ist die Hoffnung, die sich begründet in einem kleinen Kind, das in einem Stall in Bethlehem zur Welt kommt und dennoch die ganze Welt verändert.
Es ist die Hoffnung, die auch uns neu anfangen lassen kann im Vertrauen auf Gottes Liebe und Vergebung, im Vertrauen auf Gottes Beistand.
Auch uns gilt:
Dein Gott ist König!
Amen
Related Media
See more
Related Sermons
See more