Was ist gut und was will Gott?
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Was ist gut und was will Gott?
Was ist gut und was will Gott?
6 Womit soll ich vor den Herrn treten? Wie kann ich mich angemessen verhalten gegenüber dem Gott, der in der Höhe wohnt? Soll ich mit Brandopfern zu ihm kommen, mit einjährigen Rindern als Opfertieren? 7 Wird es dem Herrn gefallen, wenn ich ihm 1000 Widder bringe und 10.000 Krüge mit Olivenöl? Soll ich mein erstgeborenes Kind hergeben, damit er mir mein Verbrechen verzeiht? Soll ich die Frucht meines Leibes opfern, damit er mir meine Schuld vergibt? 8 Es wurde dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir erwartet: das Rechte tun, Nachsicht mit anderen haben und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen.
Liebe Gemeinde,
meine Predigt heute möchte ich mit einem Gedicht von Dietrich Bonhoeffer beginnen. Es ist eines der eindrucksvollsten und markanten Texte von ihm. Ein Gedicht, dass uns herausfordert über uns selbst und unser Verhältnis zu Gott nachzudenken:
WER BIN ICH?
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,ich trete aus meiner Zelle
ich trete aus meiner Zellegelassen und heiter und fest
gelassen und heiter und fest
wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.
Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer, der siegen gewohnt ist.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!
Liebe Gemeinde, es geht um die Frage meines Seins: „Wer bin ich?“
Sicher stellt sich heute diese Frage bei mir anders, als vielleicht bei Dietrich Bonhoeffer, als er vor 70 Jahren im Gefängnis war und mehr oder weniger schon den Tod erwartete.
Doch sie stellt sich genauso bei mir und sicher auch für jeden von uns „Wer bin ich?“ Besonders dann, wenn wir sie im Angesicht also im Gegenüber zu Gott stellen.
Dazu kommt noch die Frage: „Wie sieht mein Verhältnis zu Gott aus?“ Oder wir könnten es auch so fragen: „Was würde Gott über mich sagen? Was würde Gott über Jörg Bachmann sagen?“
Natürlich wäre es gut, wenn jeder seinen eigenen Namen einsetzen würde.
Genau darauf will uns heute unser Predigttext aus dem Buch des Propheten Micha eine Antwort geben. Wir haben ja den Hauptteil des Textes vor 14 Tagen als Wochenspruch schon gehört. Wir lesen aus Micha 6 Vers 6-8:
6 »Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?
7 Wird wohl der HERR Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?«
8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Da schaue ich heute auf mein Leben zurück. Es ist gut, wenn man das ab und zu mal macht. Nicht nur zu besonderen Anlässen und Jubiläen, sondern ruhig auch mal zwischen durch. Denn das Woher ist hilfreich für das Wohin.
Nun wie sah mein Leben aus? Wie habe ich mich bemüht Gott zu gefallen? Ist es denn gelungen oder bin ich damit gescheitert? Was tat ich dafür?
Oder war mir die Sache mit Gott eigentlich egal. Irgendwo gab es ihn, aber tangiert hat er mich nicht wirklich. Von Wohltaten und Segnungen habe ich nichts gespürt. Und Bewahrungen, na gut war vielleicht Schicksal. Ab und zu habe ich gebetet, wenn es mir nicht gut geht. Aber so wichtig war mir Gott bisher wirklich nicht!
Vielleicht ist die Religion Christentum sogar nur noch kulturelles Beiwerk, das wir Menschen an den Schwellen des Lebens, wie Geburt, Übergang zum Erwachsenwerden, Hochzeit und Tod brauchen?
Ach ich kann es mir noch einfacher machen ich kann Gott die Fehler meines Lebens in die Schuhe schieben, dann habe ich wenigsten einen Prügelknaben, wenigsten jemanden, der für so etwas da ist.
Liebe Gemeinde, ich habe ihnen einmal ein paar Bilder oder besser Zerrbilder von Gott aufgezeigt, die Menschen haben. Mit welchen Erwartungen und Nichterwartungen sie Gott begegnen.
Balak der Mobiterkönig stellte in unserem Text die Frage: „Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott?“ Er fragte danach, wie er diesem großen und heiligen Gott begegnen kann. Tun wir das noch oder sind wir Gott gegenüber abgestumpft und lassen den lieben Gott einen frommen Mann sein?
Wollen wir mit Gott ins Reine kommen? Oder sagen wir, so wie ich lebe, ist doch alles in Ordnung. Und wenn etwas nicht stimmt, dann soll Gott zu uns kommen. Das ist sicher menschliche Arroganz. Aber wir wissen, dass es solche Menschen gibt.
Für Balak, den Mobiterkönig, und auch für das Volk Israel war es eine Herzensangelegenheit wieder zu Gott zu finden. Darum steht die Frage im Raum: „Was muss ich tun?“
Und die Antwort Gottes macht klar, Gott geht es nicht um irgendwelche Äußerlichkeiten. Es geht nicht darum Kälber zu schlachten, es geht nicht darum tausenden Widder zu opfern, es geht nicht darum zehntausende Liter Öl zu vergießen.
Und auch nicht solche Opfer wie Menschenopfer. Die Bibel sagt letztlich sind Menschenopfer und besonders Kinderopfer Gott ein Greul. Bei Abraham war es nur eine Glaubensprüfung. Das Opfer wurde nicht vollzogen. Nur einer musste einen Menschen opfern, das war Gott selbst – er opferte seinen Sohn Jesus.
Was setzen wir nicht alles dran um Gott zu gefallen? Für uns heute geht eben auch nicht darum viel Geld zu spenden, gute Taten zu tun. Regelmäßig in den Gottesdienst und die Bibelstunde zu gehen, jeden Tag die Bibel zu lesen und Stille Zeit zu halten. Es geht nicht um die Pflicht.
Aber auch mache Nichtfromme bemühen sich um ein Handeln um Gott näher zu kommen. Sie setzen sich für die allgemeine Gerechtigkeit ein, für die soziale Gerechtigkeit, für den Frieden. Sie engagieren sich in Sozialdiensten, bei Greenpeace und Umweltverbänden. Sie spenden und opfern und tun noch vieles mehr.
Was bringt es? Der Gesellschaft sicher sehr viel. Ihrem Verhältnis zu Gott erst einmal nichts. Weil es aus der falschen Haltung heraus geschieht. Meistens geschieht es, weil man irgendwie Gott damit gefallen will. Doch so geht es eben nicht.
Es bringt erst etwas, wenn es als Antwort auf das Handeln Gott geschieht. Nicht all die genannten Opfer und Taten von Menschen sind entscheidend für das Verhältnis zwischen uns Menschen und Gott, sondern das eine Opfer, das Gott tat. Das Opfer seines Sohnes Jesus Christus. Jesus Christus am Kreuz: „Ich gebe mich für euch“. - Das ist Gottes Weg zu uns.
Genau dieses Handeln Gottes schafft jetzt Raum und Möglichkeiten für unser Handeln. Wenn wir das Handeln Gottes als für uns geschehen annehmen, und damit die Verbindung zu Gott bestehend, dann ist unser eigenes Handeln und Tun keine religiöse „Pflichtübung“ - kein Opfer im herkömmlichen Sinn mehr. Es geschieht jetzt aus dem freien Willen der Kinder Gottes.
Den Himmel muss man nicht mehr verdienen. Er wurde geschenkt. Wir haben ihn also schon. Doch aus Dankbarkeit heraus können wir heute so leben.
Es ist Gottes Erwartung an uns nicht nur am Sonntag, sondern auch im Alttag nach seinem Gebot zu leben:
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
Wir dürfen es tun!
Amen