Was sollen wir tun? (2)

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Was sollen wir tun?

Liebe Gemeinde,
vielleicht ist ihnen auch schon ein Mensch begegnet, oder sie haben persönlich so eine solche Lebenssituation erlebt. Da hört man die Äußerung: „Es hat doch alles im Leben keinen Zweck mehr.“ Der Mensch ist resigniert, er ist deprimiert. Er weiß für sich und sein Leben nicht mehr weiter. Und wir wissen nicht richtig, wie wir ihn aus dieser schweren Situation heraushelfen können. Keiner weiß, was man richtig machen soll.
Vielleicht war der Mensch noch vor wenigen Wochen ein lebensfroher und glücklicher Mensch. Einer, der wusste, wie man das Leben zu leben hatte, der Pläne hatte, der eine Zukunft hatte, der sein Leben im Griff hatte, der immer weiter wusste. Man kann sagen, dem das Leben gelang.
Doch auf einmal traf ihn ein harter Schicksalsschlag. Bei SAT1 gibt es sogar eine Fernsehsendung über solche Schicksalsschläge, die heißt „… und plötzlich ist alles anders!“
Aber was nun? Was kann man jetzt tun? Da ist guter Rat teuer?
So ähnlich wird es den Freunden von einem Blinden gegangen sein die zur Zeit Jesu lebten.
Wir lesen dazu den Text aus Markus 8,22-26
Mark 8:22–26 BB
22 Jesus und seine Jünger kamen nach Betsaida. Dort brachten die Leute einen Blinden zu ihm. Sie baten Jesus: »Berühre ihn!« 23 Er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf heraus. Dann spuckte Jesus ihm auf die Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: »Was siehst du?« 24 Er blickte auf und antwortete: »Ich sehe Menschen. Sie sehen aus wie Bäume, die umhergehen.« 25 Noch einmal legte Jesus ihm die Hände auf seine Augen. Da konnte er klar sehen. Er war geheilt und konnte alles deutlich erkennen. 26 Jesus schickte ihn nach Hause und sagte: »Geh aber nicht in das Dorf hinein.«
22 Sie kamen nach Betsaida. Dort brachte man einen Blinden zu Jesus und bat ihn, den Mann anzurühren.
23 Jesus nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Ort hinaus. Er benetzte ihm die Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: »Siehst du etwas?«
24 Der Mann blickte auf und erwiderte: »Ich sehe Menschen; sie gehen umher, aber sie sehen aus wie Bäume.«
25 Da legte Jesus ihm noch einmal die Hände auf die Augen; nun konnte er deutlich sehen. Er war geheilt und konnte alles klar erkennen.
26 »Geh nicht in den Ort ´zu den Leuten«, sagte Jesus und schickte ihn nach Hause.
Liebe Gemeinde,
der Blinde zeigte hier an dieser Stelle erst einmal überhaupt keine Initiative um selber zu Jesus zu kommen. Man musste ihn zu Jesus bringen.
Vielleicht war es ihm einfach schon leid, von Wunderdoktor zu Wunderdoktor geschleppt zu werden. Immer wieder sollte, immer wieder wollte ihm jemand helfen. Am Anfang hatte er sich vielleicht sogar noch etwas Hoffnung gemacht, dass ihm wirklich jemand helfen kann.
Aber es ist nicht besser geworden, sondern vielleicht noch schlimmer. Dann hat er selber hat vielleicht resigniert, hat sich mit seiner Blindheit abgefunden. „Es hat ja doch kein Zweck.“ Aber er hatte dennoch für sich keine Zukunft mehr. Er war ohne Hoffnung.
Doch seine Familie und seine Freunde gaben nicht auf. Sie gaben ihn nicht auf.
Aus der Schilderung dass der Blinde weiß, wie Menschen und Bäume aussehen, können wir annehmen, dass er erst blind geworden war und nicht blind geboren ist. In solchen Wüstengebieten wie in Israel gab es ja auch oft Blindheit in Folge von Augeninfektionen, vielleicht verursacht durch den Sand oder ähnlichem. Manche Augenentzündung führte auch zu einer vorübergehenden Entzündung.
Auch wenn der Blinde sich mehr oder weniger aufgegeben hatte, seine Familie und Freunde taten es nicht, Sie bringen ihn zu Jesus. Und wir haben den Eindruck ihm ist das egal.
Wenn Jesus Menschen gesund macht, dann stellt er die Frage: „Was willst Du, dass ich dir tue?“
Jesus will die bewusste Entscheidung des Einzelnen. So könnte Jesus sagen: „Wenn er nicht mit macht, dann kann ich nichts tun?“ Aus der Medizin wissen wir der Patient muss selber wollen.
Dann könnten wir auf ein einfaches Knall- und Fall-Wunder von Jesus hoffen. Einmal mit den Finger geschnippt und er wäre gesund.
Sicher hätte das Jesus hier an dieser Stelle auch machen können?
Die Menschen von Betsaida haben vielleicht auch ein Heilungswunder von Jesus in aller Öffentlichkeit erwartet.
Doch Jesus reagiert ganz anders. Er sieht zu erst den Menschen, den geholfen werden muss. Und er weiß, in der Art und Weise wie es die Menschen erwarten, dass ich dem Blinden heile, ist dem Blinden nicht wirklich geholfen, außer dass er hätte sehen können.
Gerade in den Evangelien entdecken wir in den Heilungs- und Wundergeschichten geht es Jesus immer um den ganzen Menschen. Darum ist jede Heilungsgeschichte und jede Wundergeschichte so ganz anders. Auch diese, die wir heute lesen, ist einmalig.
Jesus wendet sich diesem in Folge seiner Blindheit deprimierten und einsamen Menschen ganz persönlich zu.
Er weiß, dieser Blinde ist gar nicht in der Lage die Frage „Willst Du gesund werden?“ mit einem klaren Ja zu beantworten. Der Blinde braucht nicht die Öffentlichkeit zur Begegnung mit ihm, sondern für ihn selber ist ein einsamer Ort ohne Öffentlichkeit und ohne Medienspektakel notwendig, wo er die ganz persönliche Zuwendung von Jesus erfährt. Darum geht Jesus mit ihn an einen einsamen Ort vor das Dorf.
Hier zeigt sich wie wichtig es ist, dass auch heute für die Seelsorge und Gebet mit und für Menschen es einsame Orte, wie Kapellen, Kirchen und den Kämmerleins gibt.
Dass wir Menschen einerseits in der Öffentlichkeit so in unseren Gottesdiensten segnen und ihnen das Heil Gottes zusprechen, aber genau auch diese Segnungen im Verborgenen geschehen können.
Nicht für jeden ist die Öffentlichkeit wirklich heilsam und hilfreich.
Den Blinden hier, wie uns alle, sieht Jesus nicht nur mit bestimmten Krankheiten oder Symptomen, sondern Jesus sieht uns Menschen in unserer Ganzheit. Das zeigt sich auch im Heilungswunder und um Heilungsprozess beim Blinden, wie er dann weiter geht.
Manchmal ist es für den Menschen gar nicht gut, dass er mit einmal gesund wird. Er würde psychisch physisch überfordert. Er muss erst lernen sich auf die neuen Situationen einzustellen. Manchmal ist es wichtig, dass mehrere Kräfte zusammenwirken, die göttliche Heilung und die Medizin. Alles das will uns auch diese Heilungsgeschichte verdeutlichen.
Medizinisch gesehen könnte der Speichel mit dem Jesus die Augen benetzte, heilende Wirkung haben. Wie oft haben sie, als Eltern auf eine Wunde ihrer Kinder gespuckt und gesagt, dass es bald verheilt? Und sie hatten gar nicht so unrecht, denn im Speichel sind heilende Enzyme enthalten. Medizinisch gesehen, könnte der Speichel erst einmal, den normalen Dreck aus den Augenspülen und die Entzündung lindern. Für mich wird hier eins deutlich bei Jesus wird das eine vom anderen nicht ausgeschlossen – Medizin und Wunder haben beide ihre Berechtigung. Sie sind gleichberechtigt.
Nach dem ersten Heilungsschritt kommt jetzt die Frage von Jesus: „Siehst du etwas?“
Wir können annehmen, dass Jesus wusste, dass der Mensch noch nicht ganz gesund war, dass er nur einen Teilerfolg hatte. Aber das genau das wichtig war für seinen seelischen Heilungsprozess, wichtig für seinen ganzheitlichen Heilungsprozess.
„Siehst du etwas?“ Vor der ersten Heilungsstufe war er gar nicht in der Lage etwas zu äußern. Er war deprimiert. Er konnte sich nicht äußern. Er ließ mit sich machen, was die anderen wollten.
Jetzt begann die Hoffnung zu keimen. Jetzt begann er wieder etwas zu sehen. Noch war alles schattenhaft, noch war alles schemenhaft. Noch war nichts klar. Er hatte noch keinen klaren Blick. Aber erste Konturen begannen sich herauszuschälen. „Menschen gehen umher wie Bäume - noch nicht klar - vielleicht auch noch bedrohlich.
Aber es hat sich verändert, und der Mensch beginnt zu hoffen. Er beginnt zu hoffen auf einen Neuanfang.
Würde jetzt Jesus die Frage stellen „Willst Du gesund werden?“ gäbe es für ihn nur eine Antwort. Und Jesus weiß das. So ist der Blinde jetzt auch bereit für die zweite Stufe der Heilung. Darum macht Jesus jetzt den zweiten Schritt und macht ihn gesund. Jetzt kann der bisher Blinde klar sehen. Jetzt hat er eine Zukunft. Jetzt hat er Hoffnung. Jetzt kann er auf sein Morgen sehen. Jetzt kann er sein Leben wieder in einer neuen Qualität leben.
Für mich ist das nicht nur eine Geschichte, wie Jesus einen Blinden wieder sehend macht, wie wir davon mehrere in den Evangelien finden.
Es ist für mich eine Geschichte am Beispiel des Blinden, wie Jesus einen Menschen aus einer Lebenskrise herausholt und ihn wieder eine neue Hoffnung, ihm wieder eine Zukunft gibt.
Warum soll der bisher Blinde nicht wieder nach Betsaida sondern nach Hause in seinen Ort. Weil vielleicht einfach dieser öffentliche Rummel seinem seelischen Neuanfang schadet, denn auch so ein junges Pflänzchen muss sich erst stabilisieren und wachsen.
Liebe Gemeinde,
Krankheiten haben auch einen großen Einfluss auf unser Leben. Bei manchen von uns sind sie gewollt oder ungewollt lebensbestimmend. Und wir sind dankbar, dass wir die Medizin haben, die uns in vielen Bereichen auch helfen kann. Dennoch wissen wir, dass alles unser menschliches Wissen und Vermögen begrenzt ist.
Und wenn es dann sogar noch um unser eigenes Schicksal geht, dann können auch wir an Grenzen stoßen. Vielleicht so wie der Blinde. Dann ist es gut, wenn wir Menschen haben, die mit uns gehen, die uns begleiten, die uns vielleicht auch bei der Hand nehmen.
Wir können dann gemeinsam auch zu Jesus gehen und ihn um Beistand, Hilfe und Heilung bitten. Wir können darauf vertrauen, wie es das Gesangbuch-Lied zum Ausdruck bringt:
Ein Arzt ist uns gegeben, / der selber ist das Leben; Christus, für uns gestorben, / der hat das Heil erworben.
Dieser Jesus will mit uns unseren ganz persönlichen Weg gehen, den Weg aus der Krankheit heraus oder den Weg durch die Krankheit hindurch. Wir dürfen ihm vertrauen, dass er mit uns geht. Wir dürfen wissen, dass wir mit Jesus auch Wunder erleben, auch Wunder der Heilung. Mit und bei Jesus haben wir eine Zukunft in allen Situationen unseres Lebens.
Amen.
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