Das Leben hat über den Tod gesiegt
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Das Leben hat über den Tod gesiegt
Das Leben hat über den Tod gesiegt
Liebe Gemeinde,
meine Predigt möchte ich heute mit einer kleinen Geschichte beginnen:
Der kleine Hubert leidet wirklich sehr schlimm unter dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. In der vorletzten Christenlehrestunde bekommen die Kinder von der Gemeindepädagogin Frau Meier leere Kunststoff-Eier mit nach Hause. Frau Meier bittet die Kinder bis zur nächsten Stunde etwas zu basteln und in die Eier zu stellen, was von Ostern erzählt.
Von Hubert erwartet Frau Meier eigentlich nicht, dass er etwas bastelt, weil er ja kaum in der Christenlehre aufpasst und mitmacht.
In der letzten Stunde bringen die Kinder dann ihre Eier mit. Lisa hat eine kleine Frühlingslandschaft in ihr Ei gebastelt. Peter hat ein kleines Kreuz in seinem Ei hineingestellt. Jan hat einen Schmetterling in sein Ei gelegt. Und Huberts Ei. Genau wie es Frau Meier vermutet hatte: Es war leer.
Hubert schaute sie mit großen Blicken an: „Frau Meier, was sagen sie denn zu meinem Ei?“ Darauf antworte Frau Meier: „Aber Hubert, in deinem Ei ist doch gar nichts drin, was uns an Ostern erinnert. Es ist leer!“ Hubert antwortete: „ Ja leer! Es ist genauso leer wie das Grab Jesu!“
Das Grab Jesu ist leer. Die Macht des Todes ist besiegt. Das Leben hat gesiegt. Wir haben als Christen die Hoffnung auf das ewige Leben. Jesus Christus ist der Herr über das Leben und den Tod.
Genau davon erzählt auch heute unser Predigttext aus
11 Danach zog Jesus weiter zu der Stadt Nain. Seine Jünger und eine große Volksmenge zogen mit ihm. 12 Als Jesus sich dem Stadttor näherte, wurde gerade ein Toter herausgetragen. Er war der einzige Sohn einer Witwe. Viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. 13 Als der Herr die Witwe sah, bekam er Mitleid mit ihr und sagte: »Hör auf zu weinen!« 14 Dann trat er näher heran und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen. Jesus sagte: »Junger Mann, ich befehle dir: Steh auf!« 15 Da richtete der Tote sich auf und fing an zu reden. Und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück. 16 Alle wurden von Furcht erfasst. Sie lobten Gott und riefen: »Ein großer Prophet tritt unter uns auf! Gott ist seinem Volk zu Hilfe gekommen.«
11 Bald darauf zog Jesus in die Stadt Nain weiter, begleitet von seinen Jüngern und einer großen Menschenmenge.
12 Als er sich dem Stadttor näherte, kam ihm ein Trauerzug entgegen. Der Tote war der einzige Sohn einer Witwe gewesen. Zahlreiche Menschen aus dem Ort begleiteten die Mutter ´zum Grab`.
13 Als der Herr die Frau sah, ergriff ihn tiefes Mitgefühl. »Weine nicht!«, sagte er zu ihr.
14 Er trat näher und berührte die Bahre. Die Träger blieben stehen, und Jesus sagte zu dem Toten: »Junger Mann, ich befehle dir: Steh auf!«
15 Da richtete sich der Tote auf und fing an zu sprechen, und Jesus gab ihn seiner Mutter zurück.
16 Alle waren voller Ehrfurcht; sie priesen Gott und sagten: »Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten. Gott hat sich seines Volkes angenommen.«
Liebe Gemeinde,
in meiner 25 jährigen Dienstzeit als Pfarrer habe ich ja schon viele Menschen auf ihren letzten Weg begleitet.
Die schwersten Beerdigungen sind immer die, wenn Mütter und Väter ihre Kinder beerdigen müssen, wenn Menschen in jungen Jahren sterben mussten.
Für mich persönlich gab es zwei Beerdigungen, die mir sehr schwer gefallen sind. Das sind die eines Jugendlichen, den ich konfirmiert hatte und der mir auch in dieser Zeit zu einem Freund wurde, und der durch einen komischen Fahrradunfall ums Leben kam.
Und die zweite Beerdigung war die des Vaters meines Patenkindes, der mit 33 Jahren nach einem Krebsleiden verstarb.
Menschen, denen auch der Glaube an Jesus Christus wichtig war.
Menschen, die aber auch durch ihren Tod viele Fragen und Zweifel zurückließen auch gegenüber Gott und gegenüber unserm Glauben an ihn.
Fragen und Zweifel, die man nicht so einfach unter den Teppich kehren sollte und auch nicht kehren darf, sondern denen man sich stellen muss. Vielleicht auch heute. wenn wir so eine Geschichte lesen, wo Jesus einen Menschen wieder zum Leben erweckt und uns die Bibel bewusst machen will, dass er, Jesus, der Herr über das Leben und den Tod ist.
Sicher es ist immer traurig und bereit viel Schmerz, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Jede Beerdigung ist immer ein Abschied nehmen. Doch es ist ein großer Unterschied, ob der Mensch, der gestorben ist, älter oder jünger ist.
Vor kurzen hat jemand zu mir über die Beerdigung eines Älteren gesagt, der im Glauben an Jesus Christus gestorben ist: Die Beerdigung war ein Festgottesdienst und gar nicht so eine Trauerfeier, weil wir wussten, wo er hingeht.
Wenn ein älterer Mensch stirbt, sind wir dankbar für sein langes Leben und für das, was er uns gewesen ist. Aber wenn jemand mitten in der Blüte seines Lebens stirbt, oder wenn eben jemand als ganz junger Mensch stirbt, wenn er so plötzlich herausgerissen wird, dann haben wir wenig Verständnis dafür. Dann empfinden wir den Tod als etwas ganz besonders unfaires und ungerechtes.
Wenn Eltern ihre Kinder begraben müssen, haben wir das Gefühl, dass das der natürlichen Ordnung widerspricht. Wir empfinden, dass sie damit auf den Kopf gestellt wird.
Und so ist es auch bei dem Trauerzug, der an diesem Tag die Stadt Nain verlässt und dem Jesus und seine Jünger begegnen. Ein junger Mensch ist tot. Eine Mutter weint um ihren einzigen Sohn. Sie hatte bereits ihren Mann begraben und jetzt war sie ganz allein. Es bedeutete am Ende das Elend für sie. Denn sie hatte zukünftig wenig Schutz und finanzielle Unterstützung. Im damaligen Rechtssystem waren die Männer die Versorger und die, die den Frauen Schutz und Geborgenheit geben. Das Leben in Armut und Elend war für sie abzusehen. Es war vorprogrammiert.
Der Tod eines Menschen hat sehr oft Folgen für seine Mitmenschen.
Viele Menschen begleiteten die Frau jetzt bei ihrer Trauer. Die Trauer ist keine anonyme Sache. Die Frau wird begleitet und getragen. Das ist wichtig und gut. Auch Jesus nimmt diese Trauer um den jungen Mann mit. Lukas schreibt, er hat tiefes Mitgefühl. Es geht ihm zu Herzen. Jesus hat Mitleid mit dieser Witwe und ihrem Sohn. Er hat Mitleid mit diesem Todeszug.
Und es gibt Hoffnung. Dem Zug des Todes begegnet der Zug des Lebens, angeführt von Jesus selbst. Und wenn Tod und Trauer mit dem Leben kollidieren, dann können wir auf Veränderung hoffen. Ja es haben sich dann hier die Dinge radikal geändert.
Der Herr des Lebens tritt zur Bahre und spricht das Wort des Lebens: »Junger Mann, ich befehle dir: Steh auf!«
Nicht immer und überall hatte Jesus Menschen zum Leben wieder zurück gerufen. Hier hat er es getan.
Hier hat er das getan, wie er von sich selbst im Johannesevangelium zeugt: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. (Joh 11,25f)
Auch heute wird berichtet, dass in der weltweiten Christenheit Menschen durch das Gebet wieder aus dem Tod zum Leben gefunden haben. Wir können sicher diese Berichte nicht prüfen. Aber wie viele andere wurden wir nicht selber schon von Rand des Todes geführt und wieder ins Leben geholt, sei es bei schwerer Krankheit oder bei Bewahrung vor Unfällen. Doch sind denn Totenerweckungen für unser Christsein und unseren Glauben wirklich so wichtig?
Ist es nicht viel wichtiger zu fragen, wie gehen wir selber mit unserem Tod um? Mit unserem Tod, der einmal kommen wird? Auf den wir alle einmal hinsteuern?
Wie gehen wir mit unserem Tod um, in der Begegnung mit dem Leben, das durch den auferstandenen Jesus Christus gegeben ist?
Ich habe in der vergangenen Woche einmal wieder einen Text von Martin Luther gelesen „Den Sermon von der Bereitung des Sterbens“.
Er ermutigt darin uns Christen zu einem bewussten und geordneten Umgang mit dem Tod und mit unserem Sterben, sowohl in materieller und in menschlicher Hinsicht, wie auch in geistlicher Hinsicht. Man soll seinen Hausstand ordnen, den Frieden mit den Menschen suchen, beichten, die Sakramente feiern, Gottes Wort lesen und nicht so sehr sein Leben und seine Gedanken von Hölle, Sünde und Teufel bestimmen lassen.
Martin Luther begegnet uns hier ganz pragmatisch im Umgang mit dem Tod und dem Leben in Gottes Ewigkeit.
Wir leben leider heute in einer Zeit, in der der Tod verdrängt wird und am Ende dann meistens als das absolute Schockerlebnis steht, weil auch im hohen Alter niemand über ihn nachdenken will.
Doch er kommt – aber und hier begegnet uns das Leben durch Jesus Christus – er ist nicht das Ende des Lebens. Denn er wurde besiegt.
Der Apostel Paulus schreibt dazu:
55 Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«
56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus! (1. Kor. 15,55-57)
Vielleicht war der kleine Hubert in unserer Einstiegsgeschichte ein wenig faul um für Ostern etwas zu basteln. Aber er hat ja mit dem leeren Ei recht. Das Grab von Jesus war leer.
Das Leben hat über den Tod gesiegt. Und genau in dieser Hoffnung und mit diesem Glauben, dürfen wir heute und morgen und jeden weiteren Tag unseres Lebens leben.
Amen.
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SCM Hänssler