Jesus unser Arzt und Wundermann

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Jesus unser Arzt und Wundermann

Liebe Gemeinde,
das Nonplusultra in der Werbung sind die personalisierten Werbebriefe. Das heißt ich bekommen einen Brief, ja sogar einen Katalog, bei dem ich ganz persönlich angesprochen werden, wo ich vielleicht sogar das Gefühl bekomme, die meinen mich, die müssen mich ja wirklich kennen.
Das ist heute im Zeitalter der Computer, der Information und der Datenbanken kein Problem mehr. Eine Datenbank zu erstellen und dann solche Informationen zu sammeln ist heute relativ einfach. Das kann sogar jeder von uns machen.
Mancher macht es sogar, wenn er zu Hause auf seinem Computer eine Excel-Tabelle erstellt.
Dann muss man diese Tabellen nur noch abfragen.
Auch dafür gibt es in den Computerprogrammen schon fertige Befehle. Einer von denen heißt: Wenn … dann …
Am besten wird es uns deutlich bei sogenannten Serienbriefen: Wenn Fritz Müller ein Mann ist, dann schreibe in der Briefanrede „Sehr geehrter Herr“
Wenn Traude Eisenreich in einem Ortsteil wohnt dann schreibe vor den Ortsteil OT
Mit der Abfrage Wenn … dann … kann man vieles individuell bei einem Serienbrief verändern. Ja man kann sogar ganze Textteile austauschen.
Wenn … dann … - die Kausalität des Lebens
Ist das nicht immer die Erwartung, welche wir haben, dass unser Leben immer nach dem Prinzip Ursache Wirkung abläuft. Nicht nur in der Werbung oder bei den Serienbriefen.
Nein das Prinzip von Ursache – Wirkung finden wir in allen Bereichen unseres Lebens.
Manchmal lässt sich das auch schon vorausberechnen, was eine Ursache für eine Wirkung hat, und manchmal – vielleicht sogar sehr oft werden wir dann von der Wirkung überrascht.
Und an und für sich ist diese Kausalität ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Und doch gibt es auch Momente da ist sie fehl am Platz, da wird sie durchbrochen, da wird sie ausgehebelt.
Unser Predigttext aus Johannes 9,1-7 ist so ein Durchbrechen dieser Kausalität von Ursache und Wirkung:
Johannes 9,1-7
1 Unterwegs sah Jesus einen Mann, der von Geburt an blind war.
2 »Rabbi«, fragten die Jünger, »wie kommt es, dass dieser Mann blind geboren wurde? Wer hat gesündigt – er selbst oder seine Eltern?« –
3 »Es ist weder seine Schuld noch die seiner Eltern«, erwiderte Jesus. »An ihm soll sichtbar werden, was Gott zu tun vermag.
4 Wir müssen den Auftrag dessen, der mich gesandt hat, ausführen, solange es Tag ist. Die Nacht kommt, in der niemand mehr etwas tun kann.
5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.«
6 Nachdem Jesus seinen Jüngern diese Antwort gegeben hatte, spuckte er auf den Boden und machte aus ´Erde und` Speichel einen Brei, den er dem Blinden auf die Augen strich.
7 Dann befahl er ihm: »Geh zum Teich Schiloach, und wasch dir das Gesicht!« Der Mann ging dorthin und wusch sich das Gesicht. Und als er von dort wegging, konnte er sehen.
Liebe Gemeinde,
im alten Israel gab es das geflügelte Wort „Die Väter haben saure Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden.“ (Jeremia 31,29)
Und wir wissen schon, dass auch dieses Wort sehr oft nicht von der Hand zu weisen ist. Dass die Gesundheit der Kinder oft abhängig ist von der Lebensweise der Eltern. Dabei gibt es immer zwei Extreme, die totale Vernachlässigung und die andere Seite die Überbehütung. Auch die kann Kinder krank machen. Und dass seelische und moralische Schuld sogar generationsübergreifend wirksam ist, auch das ist mittlerweile nachgewiesen.
Ja wir alle sind in unseren Familien in eine komplexe
Wenn … dann … - Kausalität eingebunden. Aber da darf man nicht nur das negative, sondern auch das positive sehen.
An der Segensverheißung Gottes zu seinen Geboten wird es am deutlichsten: „So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten“.
5.Mose 7,9
Und dennoch ist die Frage nach der Wenn – dann – Kausalität meistens eine Frage nach der Schuld? Sie wird also meistens erst rückwärtsgewandt gestellt.
Wer ist Schuld?
Und da es in unserem Predigttext heute um Krankheit geht, um das Blindsein eines Menschen. Wer ist Schuld an seiner Krankheit?
Den Menschen damals war es in ihrer Wenn ... Dann ... Kausalität relativ schnell klar, wo sie die Schuldigen zu suchen und zu finden haben : Entweder er war es selbst - ehe er überhaupt geboren wurde – oder es waren seine Eltern.
Vielleicht haben wir uns das auch schon selber gefragt: Wer ist Schuld an meiner Krankheit? Wer ist Schuld, dass ich so leiden muss? Es muss doch immer einen Schuldigen geben!
Das werden die Fragen sogar so gestellt: „ Wenn jemand leidet, dann muss er gesündigt haben" Aber ehrlich, was ist dann der Bibel nach mit Hiob gewesen? Wir leben nicht in einer einfachen Welt des Lebens, in der gut Menschen immer nur Gutes erfahren, und böse Menschen nur Böses. Manchmal hat man sogar den Eindruck das Gegenteil ist der Fall.
Oder es gibt auch die Phrase: "Wer krank ist und leidet, der glaubt nicht genug.“ Dann müsste ja der Apostel Paulus ein großer Zweifler gewesen sein: „Der Herr hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.“ 2. Kor 12,9
Ich bin froh, das hier die Wenn … Dann … Kausalität nicht funktioniert.
Vielleicht schieben wir Leid und Krankheit nicht gleich den „lieben Gott“ in die Schuhe, aber ich denke schon, dass auch bei manchem Schicksalsschlag, den wir erfahren, schon Fragen und Zweifel kommen.
Und dann kommt Jesus und setzt das ganze Denken in der Wenn … Dann … Kausalität radikal außer Kraft. Er sieht nur den Menschen. Er sieht den Menschen, der zu ihm kommt in seiner Not und seine Hilfe braucht. Er sieht auch Dich und mich:
„Christus, das Licht der Welt. Welch ein Grund zur Freude! In unser Dunkel kam er als ein Bruder. Wer ihm begegnet, der sieht auch den Vater.“
So singen wir es, und das ist seine Intention, das ist sein Beweggrund. Damit durchbricht er alle menschliche Wenn … Dann … Kausalität.
Gott soll durch das Wirken Jesu verherrlicht werden und Jesus will als Licht in dieser Welt wirken. Er will Heiland und Arzt für alle sein, die ihn um seine Hilfe und um seinen Beistand bitten.
Damals ging es dann bei Jesus recht pragmatisch weiter. Der Blinde bekam ein Erde-Speichel-Gemisch auf die Augen geschmiert und musste sich dann am Teich Schiloach waschen. Dann erst konnte er handeln. Er musste also mittun. Er war selbst gefragt.
Jesus spuckt auf den Boden. So ist auch sein Handeln generell. Er spuckt auf die Erwartungen der Leute, auf Konventionen, auf Regeln, auf Ordnungen. Er spuckt auf die vordefinierten Regeln des Verstandes und der Logik. Er spukt auch auf den menschlichen Anstand.
Der junge Mann wurde an einem Sabbat geheilt, wo man das ja als Jude nicht tun darf.
Und Jesus handelt immer anders. Einmal steckt er die Finger in die Ohren, ein anderes mal macht er eine Fernheilung und noch viele andere Weisen und hier ist es eine Schlammpackung.
Doch das wichtige daran: Obwohl Jesus handelt, aber der Kranke bleibt nicht passiv, sondern er muss aktiv mittun. Erst nachdem er selber gehandelt hat, wird er sehen.
Ist das nicht eine neue Wenn … Dann … Kausalität. Aber es ist eine, die zum Leben führt.
Krankheiten gehören zum Leben dazu. Doch wir erfahren sie als Störungen. Wir erfahren sie als Zeichen dessen, was sie sind. Zeichen der Welt, die sich von Gott abgewendet hat. Doch auch wir Christ erfahren sie genauso, wie jeder andere. Krankheiten können auch Folgen von Schuld sein. Das bleibt unbestritten, aber nicht allein ursächlich. Krankheiten können auch ohne jeden psychologischen oder seelischen Grund entstehen. Wir müssen mit ihnen umgehen. Manchmal muss man das Leben radikal umstellen. Manchmal gibt es eine Chance zu einem Neuanfang. Manchmal ist es eine heilsame Unterbrechung.
Wie gehen wir mit ihnen um?
Natürlich können wir Gott deswegen anklagen? Und es wird auch Zeiten und Momente geben, wo wir das tun. Da stehen wir nicht allein. Auch die Psalmbeter oder Hiob haben es getan.
Und dann können wir nur auf Gott und sein Wirken vertrauen und uns mit aller unserer Not und Krankheit ihm anvertrauen. Uns ihm zuwenden, dass er uns führt und bewahrt und uns die Kraft gibt.
Dann können wir einmal vertrauen, dass Jesus uns als der Arzt und Wundermann hilft und zum anderen, so weit es möglich ist, unseren eigenen Beitrag zur Gesundung leisten. So wie es ja auch der junge Mann im Predigttext getan hat.
Und ihr Lieben, dazu gehört auch das Gebet um Heilung. Dass der Kranke gesegnet wird, dass man für ihn und über ihn betet, dass man ihn mit Öl salbt. Zeichen für das Heil Gottes.. Ob und wie dann Heilung geschieht, ist einmal von dieser Seite gesehen Gottes Sache, aber wir haben in Jesus den Arzt und Heiland.
Und dann gehört das andere dazu, der Arzt, das Krankenhaus, die Kur, die Medizin, mein eigenes Mittun. Beides gehört zusammen.
Jesus will uns heute wieder den Blick öffnen für die Größe und Güte Gottes, die unabhängig von aller menschlichen „Wenn … Dann … Kausalität wirkt. So finden wir Kraft und Stärke auf Gott und auf sein Wort in unserm alltäglichen Leben und besonders auch in Krankheit und Not zu vertrauen.
Amen.
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