Gebt doch ihr ihnen zu essen!
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Gebt doch ihr ihnen zu essen!
Gebt doch ihr ihnen zu essen!
Liebe Gemeinde,
in der vergangenen Woche hatten wir als Mitarbeiter im Kirchenkreis einen Familienkonvent. Den haben wir als Grillabend an der Talsperre Pöhl gehalten. Es war ein sehr schöner Abend. Wenn man sich meistens das Jahr über nur dienstlich begegnet, kam man an so einem Abend auch einmal privat ins Gespräch und konnte sich und die Familien so etwas kennenlernen. Das ist auch sehr wichtig.
Nun so ein Grillabend funktioniert aber nur, wenn auch jeder etwas zu essen oder zu trinken mitbringt: - einen Salat, Brot, etwas zu trinken und natürlich auch etwas zu grillen. Natürlich hatten wir das vorher abgesprochen, wer was mitbringt.
Aber stellen wir uns einmal vor keiner hätte sich daran gehalten. Was wäre dann passiert? Da wäre doch der Grillabend ins Wasser gefallen.
Nun vielleicht auch nicht. Er wäre anders verlaufen. Da gab es nämlich in der Nähe der Grillplatzes einen Imbiss. Der wäre vielleicht froh gewesen, mit uns Umsatz zu machen. Aber es wäre dann eben kein Grillabend mehr gewesen.
Vielleicht hätten wir trotzdem die gute Erfahrung des gemeinsamen Essen und Trinken gemacht. Wir wissen es ja, gemeinsames Essen und Trinken verbindet. Warum beginnen denn die meisten Feiern gleich mit Essen und Trinken. Damit sich die Leute über Essen und Trinken näher kommen und sich gegenseitig kennenlernen.
Heute begegnet uns eine Geschichte, die uns zeigt, dass es in unserem Leben bei Gott nicht nur um unser geistliches Wohl geht, sondern auch um unseres leibliches Wohlergehen. Dass es Gott um den ganzheitlichen Menschen geht, der in einer ganzheitlichen Gemeinschaft mit anderen Menschen leben soll.
Wir lesen aus dem Lukasevangelium Kapitel 9:
10 Die Apostel kehrten zu Jesus zurück. Sie berichteten ihm, was sie alles getan hatten. Dann nahm er sie mit sich. Er brachte sie in die Gegend bei der Stadt Betsaida, um mit ihnen allein zu sein. 11 Als die Leute davon erfuhren, folgten sie ihm. Jesus ließ sie zu sich. Er erzählte ihnen vom Reich Gottes und machte alle gesund, die Heilung brauchten. 12 Als es Abend wurde, kamen die Zwölf zu Jesus und sagten: »Schick doch die Leute weg. Dann können sie zu den umliegenden Dörfern und Höfen ziehen. Dort finden sie eine Unterkunft und etwas zu essen, denn wir sind hier in einer einsamen Gegend.« 13 Jesus antwortete: »Gebt doch ihr ihnen etwas zu essen!« Da sagten sie: »Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische. Oder sollen wir etwa losgehen und für das ganze Volk etwas zu essen kaufen?« 14 Es waren nämlich ungefähr 5000 Männer. Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Sorgt dafür, dass sich die Leute zum Essen niederlassen – in Gruppen zu etwa fünfzig.« 15 So machten es die Jünger, und alle ließen sich nieder. 16 Dann nahm Jesus die fünf Brote und die zwei Fische. Er blickte zum Himmel auf und dankte Gott dafür. Dann brach er sie in Stücke und gab sie den Jüngern. Die sollten sie an die Volksmenge austeilen. 17 Die Leute aßen, und alle wurden satt. Dann wurden die Reste eingesammelt, die sie übrig gelassen hatten – zwölf Körbe voll.
Jesus gibt einer großen Menschenmenge zu essen
10 Als die Apostel zu Jesus zurückkamen, berichteten sie ihm alles, was sie getan hatten. Danach nahm Jesus sie mit sich und zog sich ´in die Nähe` der Stadt Betsaida zurück, um mit ihnen allein zu sein.
11 Aber die Leute merkten es und folgten ihm in großen Scharen. Jesus wies sie nicht ab, sondern sprach zu ihnen über das Reich Gottes; und alle, die Heilung nötig hatten, machte er gesund.
12 Als es auf den Abend zuging, kamen die Zwölf zu ihm und sagten: »Schick die Leute fort, dann können sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen und dort übernachten und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja an einem einsamen Ort.«
13 Jesus erwiderte: »Gebt doch ihr ihnen zu essen!« – »Wir haben fünf Brote und zwei Fische, mehr nicht«, entgegneten sie. »Oder sollen wir uns etwa auf den Weg machen und für alle diese Leute Essen kaufen?«
14 (Es waren etwa fünftausend Männer dabei.) Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Sorgt dafür, dass sich die Leute in Gruppen von je etwa fünfzig lagern.«
15 Die Jünger taten, was Jesus ihnen gesagt hatte. Als alle sich gesetzt hatten,
16 nahm Jesus die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und dankte Gott dafür. Dann zerteilte er die Brote und die Fische und ließ sie durch die Jünger an die Menge verteilen.
17 Und alle aßen und wurden satt. Am Schluss wurde aufgesammelt, was sie übrig gelassen hatten – zwölf Körbe voll.
Liebe Gemeinde,
wenn ich diese Geschichte lesen, dann bleibe ich immer schon beim ersten Vers hängen. Ich bleibe bei dem hängen, was die Jünger Jesu hier für große geistlich Erfahrungen gemacht haben. Jesus sandte sie aus zur Mission. Es war sozusagen ihr erster großer Missionsauftrag. Im Namen Gottes das Evangelium verkündigen, Dämonen austreiben und Kranke heilen. Geistliche Vollmacht, große Glaubenserfahrung, so richtige Highlight.
Vielleicht habt ihr das auch so ähnlich schon erlebt, auf einen Kirchentag, bei einer Freizeit, bei einem Kirchenchortreffen, bei einem Gottesdienst, in einer Evangelisation, bei Zelttagen oder wo auch immer. Man hat so wunderbare Erfahrungen des Glaubens gemacht. Momente des Glaubens, die wir gern festhalten, weil sie uns zum Segen wurden.
Nach so einer Erfahrung braucht man dann einen Rückzugsort – ein Betsaida - einen Ort, wo man das Erlebte und Erfahrene verarbeiten muss. Das ist sehr wichtig. Nach solchen Erfahrungen sollte man nicht gleich in den Alltag übergehen. Das wusste auch Jesus, darum wollte er auch seinen Jüngern diesen Raum und diese Zeit geben.
Auch wir, wenn wir so etwas erleben, sollten uns Zeit nehmen, es zu verarbeiten und darüber nachzudenken und nicht gleich den Alltag über alles kommen zu lassen.
Aber leider ist das Leben manchmal richtig unbarmherzig. So war es auch bei Jesus und seinen Jüngern. Die Menschenmenge drängte. Sie hatten Hunger – Hunger nach Gottes Wort – Hunger nach dem Evangelium.
Frage: Wo sind die Menschen heute, die Hunger nach dem Evangelium haben? Oder sehen wir sie bloß nicht?
So wurde Jesus gedrängt und genötigt seinen Auftrag und seine Sendung zu erfüllen, auch wenn er und seine Jünger selber an den Rand ihres Vermögens kamen. Das Evangelium wurde verkündigt – Menschen wurden gesund gemacht. Beides Zeichen vom anbrechenden und kommenden Reich Gottes.
Und die Menschen hungern nach dem Wort und weichen nicht von der Stelle. Sie möchten noch mehr erfahren. Über ihren geistlichen Hunger vergessen sie ihren leiblichen Hunger. Sie vergessen auch Zeit und Stunde.
Wenn ich an einer Sache dran bin, die mir viel Spaß macht oder die mir sehr wichtig ist, geht mir das auch manchmal so, dass man die Zeit richtig weg läuft, und ich vergesse sogar meine Mahlzeiten.
Darum war es dann schon richtig von den Jüngern und auch verantwortungsvoll nach einem Abschluß zu fragen. Sie machen sich Sorgen um dir irdischen Dinge der Menschen, dass diese etwas zu Essen und eine Übernachtung bekommen.
Umso überraschender wird für sie dann die Antwort von Jesus gewesen sein: „Gebt doch ihr ihnen zu essen!
Ich kann mir jetzt ihre verdutzten Gesichter richtig vorstellen und dann die Antwort: „Wir haben fünf Brote und zwei Fische, mehr nicht, oder sollen wir uns etwa auf den Weg machen und für alle diese Leute Essen kaufen?“
„Fünf Brote und zwei Fische – das heißt doch, es reicht ja noch nicht einmal für dich und für uns 12, wie soll es dann für 5000 Menschen reichen?“
Und genau das ist das Spannungsvolle dieser ganzen Geschichte. Erst diese große Glaubenserfahrungen – Dämonen austreiben, Kranken heilen, dann diese Alltagserfahrung – dieser Nichtglaube.
Liebe Gemeinde,
ist das nicht genau auch unser Christsein. Einerseits erleben wir die besonderen Highlight des Glaubens - und es ist gut dass es sie gibt, und andererseits muss sich unser Glaube im Alttag bewähren, und versagt dabei leider allzu oft. Die Jünger sind mir hier sehr sympathisch.
Aber auch Jesus, denn er gibt nicht auf. Er macht trotz der Fragen, trotz der Zweifel, trotz des Unglaubens, genau mit den zwölf Jüngern weiter.
Und das Wunder geschieht. Unter dem Segensgebet wird geteilt, wird weitergegeben. Und es reicht und es ist reichlich und übervoll. Die zwölf Körbe sind ein Zeichen der Fülle Gottes, die Gott seinem Volk zu teil werden lassen will. Bei Gott gibt es nie knapp, sondern immer reichlich und viel.
Auch in unserem Leben gibt es Situationen, wo wir vielleicht ganz und gar mit leeren Händen da stehen, wo wir auf Hilfe angewiesen sind. Und wo uns dann einer mit wenig helfen will, und dann ist es reichlich und viel.
Andererseits gibt es Situationen, wo wir den Eindruck haben, dass wir das Wenige, was wir haben, geben sollten, auch wenn wir meinen, dass es dem anderen nicht viel bringt. Und dann ist es genau das, was dem anderen gerade hilft.
Liebe Gemeinde,
ich glaube an das Wunder der Brotvermehrung, aber manchmal ist es ein noch größeres Wunder, wenn sich Menschenherzen und infolge dessen auch die Geldbeutel öffnen. Ich glaube daran dass Jesus auf viele und unterschiedliche Weise auch heute, das Brot vermehren kann und das wir daran teilhaben können.
Dann habe ich fast den Eindruck, dass in dieser Geschichte, dass eigentliche Wunder der Brotvermehrung, gar nicht so im Mittelpunkt steht, sondern viel wichtiger ist die Frage des Glaubens und des Vertrauens im Alltag, in den Zeiten der Bewährungen und in den Zeiten der Krise.
Wie bewährt sich dieser Glaube nach den besonderen Erfahrungen im Alltag? Wie kann er mit den Krisen umgehen? Und wie findet er immer wieder zurück zu diesem Gott, der am Ende immer wieder überreichlich gibt?
Vielleicht gibt es Situationen in unserem Leben, da geht es uns wie dem Dichter dieses Liedes:
Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr; fremd wie dein Name sind mir deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen? Bist du der Gott, der Zukunft mir verheißt? Ich möchte glauben, komm du mir entgegen.
Von Zweifeln ist mein Leben übermannt, mein Unvermögen hält mich ganz gefangen. Hast du mit Namen mich in deine Hand, in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben? Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land? Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?
Sprich du das Wort, das tröstet und befreit und das mich führt in deinen großen Frieden. Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt, und laß mich unter deinen Kindern leben. Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst. Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.
Die Jünger Jesu haben es in dieser Geschichte ganz bewusst gespürt, wo die Kraftquelle für ihren Glauben und für ihr Leben ist. Sie haben gespürt, dass bei Jesus das Unmögliche möglich wird, dass er die leeren Hände füllen kann. Das er einerseits den geistlichen Hunger stillt, aber auch anderseits um das leibliche Wohlergehen kümmert.
Und sie haben gespürt, dass da wo man in seinem Namen handelt und wirkt, Großes geschehen kann und wird, dass auch da Armut in Segen verwandelt wird.
Und wir werden heute und Morgen am Montag eingeladen, uns auf Jesus einzulassen, und von dem was er uns gibt auszuteilen, von geistlichen und auch von leiblichen Brot. Es möge viel oder wenig sein. Es wird in Segen verwandelt, heute und morgen und an jeden Tag. Und das Wunder der Brotvermehrung geschieht auch heute – dessen dürfen wir gewiss sein.
Amen.