Hier gibt es Wasser genug!
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Hier gibt es Wasser genug!
Hier gibt es Wasser genug!
Predigt zu Jesaja 55,1-3b(3c-5) 2. Sonntag nach Trinitatis
Liebe Gemeinde!
Meine Mutter ist Marktfrau und das mit Leib und Seele seit über30 Jahren. Mindestens einmal in der Woche muss es auf den Markt gehen, in der Saison sogar zweimal. Alles, was der Garten bietet, wird auf dem Markt feilgehalten. Früher kauften die Leute auf dem Markt, weil es oft diese Dinge im normalen Laden nicht gab.
Heute kaufen die Leute, weil die Produkte biologisch oder zu mindestens naturnahe angebaut wer-den und frisch sind.
Und auf dem Markt ist immer Hochbetrieb.
Sicher nicht so wie auf einem orientalischen Markt, aber auch noch ganz schön. Auf dem orientalischen Markt schreien die Markthändler den Kunden hinterher, ja manchmal bedrängen sie richtig die Besucher, damit diese kaufen.
Stellen wir uns einmal so einen Markt vor. Die Händler preisen ihre Ware an. Es duftet nach orientalischen Gewürzen. Berge von Waren sind zu finden. Ein großes Stimmengewirr ist zu hören. Ei-ne Stimme lauter als die andere. Ein großes Stimmengewirr. Da wird gehandelt, gekauft und ver-kauft.
Da sehen wir nun auf diesem Markt Gott, wie er als Händler auftritt, uns seine Ware feilhält und uns einlädt. Er spricht:
1 Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!
2 Warum zählt ihr Geld dar für das, was kein Brot ist, und sauren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.
3 Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gna-den Davids zu geben.
4 Siehe, ich habe ihn den Völkern zum Zeugen be-stellt, zum Fürsten für sie und zum Gebieter.
5 Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.
(Jesaja 55,1-5)
Gott tritt hier auf, wie einer unter vielen. Erst einmal, wie ein Wasserverkäufer, derer viele auf dem Markt sind: „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!“ Den Durst des Lebens zu stillen. Nicht nur den äußeren Durst, sondern gerade den inneren Durst.
Doch ist das, was wir hier hörten, nicht eigentlich das moderne Bild von Religion, wie wir es als Menschen heute erfahren und erleben. Der christliche Glaube als ein religiöses Angebot unter vielen, als ein Angebot auf dem religiösen Jahrmarkt.
Gibt es nicht heute einen Markt der Religionen, an dem wir uns bedienen können so, wie wir es brauchen um ein Leben zu leben. Ein bisschen davon und ein bisschen hiervon. Wer dann dabei am lautesten schreit, zu dem rennt man erst einmal hin, und schaut was er anbietet. Der wird erst einmal gehört.
Da steht dann in Mitten dieses Ramschmarktes der Religionen Gott. Doch dieser Gott lädt ein. Er lädt zum Leben ein. Gott lädt uns ein – zu einem Gnadenbund mit ihm – ja er lädt uns hier ein, wie ein orientalischer Marktschreier. Seine Liebe zu uns treibt Gott dazu, wie ein Marktschreier aufzutreten und uns Menschen zu sich zu rufen. Gott tritt ganz leidenschaftlich auf und wirbt um uns. Er bietet uns das Leben an.
Das Gute dabei ist, es ist alles umsonst, es ist alles gratis. Gott verlangt nichts dafür. Er stellt keine Bedingungen. Was Gott anzubieten hat, ist nicht nur billig oder günstig, sondern ganz und gar umsonst. Es kostet nichts. Er verschenkt es. „Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst.“ Kaufen ohne Geld – das heißt: „ Es ist alles gratis! Nehmt es euch! Gott hat nur ein Ziel: Dass sein Volk damals und wir heute begreifen, dass es das wahre Leben allein bei ihm gibt.
Gott hat einen Umsonstladen. So ein Umsonstladen ist für viele unserer Mitmenschen, besonders für manche Harz 4-Empfänger lebensnotwendig, ja überlebensnotwendig. In Deutschland gab es im Jahre 2005 etwa 30 Umsonstläden. Sicher sind diese Läden mehr oder weniger sozialrevolutionär-politische Projekte, die Zeichen setzen wollen. Vielleicht sind sie auch irgendwann zum Scheitern verurteilt.
Aber sie sind eben keine Erfindung der Neuzeit, sondern Gott hat es schon getan. Er hat seinen Umsonstladen, auf dem Markt des Lebens. Er lässt dieses Umsonst hier durch seinen Propheten Jesaja verkünden.
Dabei bietet er im Gegensatz zu den Umsonstläden heute keinen Kram und kein Gerümpel an, sondern das Beste, was er hat das Leben.
Die Menschen damals lebten in einer tiefen Krise. Sie lebten in der Heimatlosigkeit, vertrieben aus Jerusalem, in der babylonischen Gefangenschaft, weit entfernt von Geborgenheit der Heimat in der Verbannung, kurz vor dem Untergang. Für sie war das Leben nur noch ein Dahinvegetieren. Doch der Text spricht von einem ganz anderen Leben, von einem erfüllten Leben, welches Gott umsonst gibt.
Das Wasser ist hier ein Bild für das Leben. Ohne Wasser kein Leben. Die Menschen des Orients wissen das nur zu genau. Aber auch wir spüren es nach einigen Tagen der Hitze und der Trockenheit, wie wichtig das Wasser zum Leben ist. Nach Möglichkeit haben wir überall eine Flasche Wasser stehen.
Das Wasser als das Lebensnotwendige – also will Gott als erstes das Lebensnotwendige, das was wir zum Leben wirklich brauchen, geben. Doch auch das Essen gibt es umsonst. Nahrung zum Leben, das Brot des Lebens. Die Verbannten leiden damals Mangel – im Leiblichen und im Geistlichen.
Im Leiblichen: Es ist ein hartes Leben. Man schuftet, um auf dem babylonischen Schwarzmarkt Brot zu kaufen, und was man für das schwer erarbeitet Geld bekommt, verdient den Namen Brot nicht, und man wird nicht satt.
Mancher ältere von euch kann sich sicher an ähnliche Notzeit erinnern.
Aber die noch größere Not ist der Hunger nach Geistlichen, der Hunger nach einem erfüllten Leben.
Oft ist das aber den Menschen gar nicht bewusst, welchen Mangel sie leiden. Das Leben ist eben mehr als Essen und Trinken.
Wir sprechen in unserer Gemeinde in den nächsten Tagen genau vom Leben und künden unseren Mitmenschen davon an, wenn wir sagen „Voll das Leben“. Wir wollen in den Zelttagen davon reden, wie Menschen, -wie sagt es die Bibel - „das Leben und volle Genüge“ finden können, so wie es Jesus im Johannesevangelium zusagt: Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen. (Johannes 10,10)
Der Predigttext heute ist eine Ermutigung für uns – von diesem vollen Leben zu sprechen, welches uns und unserem Nachbarn Gott geben will. Er bereitet uns heute mit seinen Worten aus dem Buch des Propheten Jesaja auf die Zelttage vor. Es ermutigt uns Marktschreier Gottes zu sein. Wir dürfen es den Menschen sagen:
„Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“
Wir dürfen sagen. „ Hier findet ihr – voll das Leben – das Leben bei Gott.“ Und ihr bekommt es umsonst.
Nun dieses volle Leben bei Gott begrenzt sich eben nicht auf Wasser und Brot – auf die Grundnahrung, die man zum Leben, zum Überleben braucht. Nein dieses volle Leben soll ein Leben des Überflusses und des Luxus sein. Darum werden wir eingeladen, Wein und Milch umsonst zu kaufen.
Damals waren Wein und Milch Güter des Luxus, Güter des Überflusses, Güter des Wohlstandes.
Als Israel nach von Ägypten nach Kanaan auswanderte, wurde vom Land gesprochen in dem Milch und Honig fließt. Also ein Land des Überflusses. So ist es auch hier, wenn von Wein und Milch gesprochen. Gott gibt und er gibt im Überfluss.
Nun es gibt alles umsonst. Oft verspricht uns ja die Werbung auch dass es etwas umsonst gibt. „Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst … „ Mit so etwas hat schon mancher seine schlechten Erfahrungen gemacht. Er wurde dann über den Tisch gezogen.
Und beim genaueren Hinschauen müssen wir entdecken, dass das, was uns umsonst angeboten wird, viel teurer ist als wenn wir es im normalen Landen gekauft hätten.
Denken wir nur an die Werbeverkaufsfahrten, wo wir kostenlos eine Busfahrt machen können, Kaffee und Kuchen gratis gibt und auch noch ein Geschenk. Und dann wird man irgendwo in ein verfallenes Kulturhaus gekarrt, die Türen zugeschlossen, und man kommt nicht wieder eher heraus bis man für 2000 Euro eingekauft hat.
Nun das gibt es immer noch, aber mit dem Rücktrittsrecht hat der Gesetzgeber doch eine Reglung geschaffen um wieder aus dieser Falle zu entkommen.
Hier bei Gott gibt es alles umsonst, und wir finden keinen Hakenfuß. Gott lädt uns zum Wohlstand, zu inneren und zum äußeren Wohlstand, wenn er spricht: „Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben.“ Mit dem Köstlichen, was hier steht, ist das Beste gemeint was uns Gott bietet um den Lebenshunger zu stillen.
Wenn wir diese Einladung Gottes hören, müssten wir nicht erwarten von den Menschen damals und den Menschen heute, dass sie in Strömen zu Gott bewegen müssten.
Doch machen wir uns nichts vor, es waren damals einzelne und es sind heute einzelne, die dieses An-gebot Gottes annehmen. Damals wie heute ist es so, dass die meisten Menschen an Gott vorbeihasten und diese Einladung überhören. Vielleicht lächeln sie sogar überheblich darüber und haben Spott auf den Lippen. Sie waren oder sind verblendet und finden die Kurzeitangebote attraktiver.
Und das wird auch so bei unseren Zelttagen sein. Da wird es manchen geben, der über unser Engagement lächelt oder spottet. Da wird es manchen geben, dem das Zelt zwischen Reuth und Gottesgrün ein Dorn im Auge sein wird.
Da wird es manchen geben, der das Angebot zum „vollen Leben“ verweigert.
Und doch blieb und bleibt Gott seinem Angebot treu. Er hat es damals den Menschen verheißen, er verheißt es auch noch uns heute. Für uns heute gilt, was der Pfarrer und Evangelist Theo Lehmann sagt: „Du bist Gottes Liebe auf den ersten Blick. Er hält dir die Treue. Was hält dich zurück? Du bist Gottes Wunschkind. Schön, dass es dich gibt. Herrlich, wie der Herr dich über alles liebt.“
Genau das ist der Bund, den Gott mit jedem von uns schließen will. Gott hat sich dafür das Beste kosten lassen, sein Sohn Jesus musste am Kreuz sterben.
Der Apostel Paulus beschreibt das so:
4 Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan,
5 damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen. (Galater 4,4+5)
Mit Jesus erfüllt sich das, was der Prophet Jesaja in unserem Predigttext im Namen Gottes über ihn voraussagt:
„Siehe, du wirst Heiden rufen, die du nicht kennst, und Heiden, die dich nicht kennen, werden zu dir laufen um des HERRN willen, deines Gottes, und des Heiligen Israels, der dich herrlich gemacht hat.“
Seit Jesus gilt, diese Einladung des lebendigen Gott nun nicht mehr für die das Volk Israel, sondern es gilt jetzt allen Völkern, auch uns und unseren Mitmenschen in Gottesgrün.
Wenn meine Mutter ihre Waren auf dem Markt anbietet, kosten sie etwas, denn auch das steht in der Bibel – jede Arbeit ist ihres Lohnes wert.
Bei Gott ist es anders, es gibt es umsonst, aber ihm kostet diese Einladung zum Leben, das Leben seines Sohnes. Aber er opfert es, weil er uns liebt.
Liebe Gemeinde, wir sind eingeladen zu Jesus, der Quelle des Lebens zu kommen. Wir sind eingeladen, zu Gott mit leeren Händen zu kommen und sie ihm auszustrecken, dass er sie füllt.
Auch uns gilt der Auftrag, diese Einladung an unsere Mitmenschen weiter zugeben. Das wollen wir in den nächsten Tagen im Zelt tun. Lassen sie uns Menschen dazu einladen, damit sie von der Einladung Gottes hören.
Amen.